Perry Rhodan 2794: Jäger der Jaj (eBook)
64 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-2793-8 (ISBN)
2.
Jagdpläne
Terrania, 15. August 1517 NGZ
Es war bereits dunkel, als Perry Rhodan in Maske und mit Sondereintrittsgenehmigung am Solaren Haus ankam. Sich in einer Verkleidung bewegen zu müssen, und das in der eigenen Heimat, war ein unangenehmes Gefühl, an das Rhodan sich nie recht gewöhnen würde, selbst wenn er es aus der Vergangenheit kannte. Natürlich wusste Rhodan, dass Schutzvorkehrungen notwendig waren.
Die Onryonen jagten ihn nach wie vor, selbst wenn es sicher nicht Allgemeingut war, von Rhodans Flucht und seinem Aufenthalt in Larhatoon zu wissen.
Aber das war gar nicht notwendig: Schließlich gab es die Jaj, die Jäger des Tribunals, die als Gestaltwandler unentdeckt im Solsystem agieren konnten. Hinzu kamen möglicherweise Verbündete unter den Terranern, die die Jaj sich zunutze machten. Rhodan war nicht so naiv zu glauben, dass jeder Terraner sich über seine Rückkehr aus der Gefangenschaft freuen würde: Die Furcht, er könne tatsächlich den Untergang der ganzen Milchstraße herbeiführen, solange er nicht im atopischen Gewahrsam war, durfte er nicht unterschätzen. Die Propaganda der Atopen war extrem wirkungsvoll, wie er auch in Larhatoon beobachtet hatte. Aber wie viel davon, was die Richter über künftiges Geschehen behaupteten, entsprach tatsächlich den künftigen Ereignissen? Er wusste es nicht, verließ sich auf sein Gefühl. Zudem gab es immer Individuen oder ganze Gruppen, die mit dem Status quo leben konnten und in einer unsterblichen Legende wie Perry Rhodan eher eine Gefährdung der Sicherheit als eine Hilfe sahen.
Aber dieser Planet war die Erde. Seine Erde. Rhodan würde alles tun, um sie wieder in die Hände der Terraner zu bringen, damit er keine Maske mehr brauchte.
Projekt CHUVANC war der Weg, mit dem er zum Erfolg kommen konnte. Sobald Rhodan und seine Verbündeten mehr kohärentes Wissen über die Atopen hatten, würden sie eine Möglichkeit finden, dem Tribunal die Stirn zu bieten – der Gesamtorganisation, und nicht bloß den vorgeschobenen Onryonen oder den Tefrodern. Sie mussten das Übel an der Wurzel packen.
Und was, wenn die Atopen recht hatten?
Perry Rhodan vereiste innerlich bei dem Gedanken. Das durfte nicht sein. Das Letzte, was er wünschte, war der Untergang seiner Heimat. Daher konnten die Atopen unmöglich recht haben mit ihrer Anklage. Er zwang sich, an seine nächsten Schritte zu denken.
Entgegen der Umstände war es schön, das Solare Haus wiederzusehen. Der Kubus von hundertsechzig Metern Kantenlänge war ringsum mit von innen her durchsichtigen Holoelementen verkleidet. Im Inneren des gläsernen Würfels drehte sich ein hundert Meter großes, detailgetreues holografisches Abbild der Milchstraße.
Obwohl Cai Cheung eigentlich mittlerweile die Solare Residenz nutzte, traf er sie im Solaren Haus: So kurz nach dem Anschlag auf LAOTSE wollte niemand die Garantie dafür übernehmen, dass bei der Aktion nicht auch noch mehr angerichtet worden war. Die Sicherheitsteams überprüften derzeit alles, sogar den Residenzsee und die Erdschichten darunter.
Das Solare Haus war auf seine Art ein ebensolcher Blickfang wie die Residenz. Rhodan schätzte die spektakuläre Aufmachung. Zu Recht hatten die Architekten, die das Gebäude entworfen hatten, im Jahr der Eröffnung mehrere Preise abgeräumt.
Fasziniert ließ Rhodan den Eindruck auf sich wirken, der entstand, als er das Haus betrat und sich nicht inmitten einer Miniaturgalaxis, sondern in einem modernen Gebäude wiederfand.
Er nahm den Antigravlift zur obersten Besprechungsebene unter dem Dachgarten.
Im Konferenzraum saßen zwei Terraner und ein Ilt. Die Terraner waren Cai Cheung, die Solare Premier, und Andrasch Mikael, der stellvertretende Direktor des TLD. Bei dem Ilt handelte es sich selbstverständlich um Gucky. Offensichtlich war der Mausbiber in den Konferenzraum oder in dessen Nähe teleportiert, denn er trug weder eine Maske noch einen SERUN mit Mimikryfunktion. Seit ihrer Rückkehr aus Larhatoon achteten sie beide darauf, unentdeckt zu bleiben.
Gucky zeigte seinen einzelnen Nagezahn. Die flauschigen Tellerohren zuckten. »Perry, schön, dass du es einrichten konntest. Wo warst du die letzten Stunden?«
»Privatangelegenheit.« Rhodan hätte sagen können: »Einkaufen mit meiner Enkelin.« Aber dabei wäre er sich merkwürdig vorgekommen. Auch wenn er über dreitausend Jahre alt war, würde er sich wohl nie als Großvater betrachten. Er beobachtete Gucky.
Offensichtlich war etwas Wichtiges geschehen, jedoch nichts, das so brandheiß war, dass Gucky einen Überrangkode benutzt hätte, um ihn zu erreichen. Da Gucky dazu weiter nichts sagte, würde Rhodan sich bis zum Ende der Sitzung gedulden. Vielleicht ging es um etwas, das nicht für alle im Raum bestimmt war.
Die Solare Premier stand auf und begrüßte ihn. Die Zweiundfünfzigjährige wirkte jünger, als sie war. Rhodan vermutete seit Längerem, dass sie sich genkosmetisch behandeln ließ. Er kannte Cai Cheung schon seit Jahren und hatte sie zu einer Karriere in der Politik ermuntert, nachdem er sie bei einer öffentlichen Debatte in den Medien entdeckt hatte.
Den Mann neben Cheung kannte Rhodan dagegen erst seit wenigen Tagen. Andrasch Mikael vertrat Attilar Leccore als Leiter des TLD. Von ihrer letzten Diskussion war Rhodan ein ungutes Gefühl geblieben, und er betrachtete Mikael, als sähe er ihn zum ersten Mal. Er wollte dem Mann mit der extrovertierten Datenbrille eine zweite Chance geben. Bislang zeigte sich Mikael als Hardliner, der über die Grenzen der bürgerlichen Privatsphäre hinausgehen wollte. Doch in Verbindung mit Cai Cheung, die ihn bremste, war Andrasch Mikael vielleicht das Beste, was Terra derzeit passieren konnte. Kompetent und hartnäckig war er jedenfalls.
Rhodan setzte sich neben Gucky, griff nach einer Karaffe mit Wasser und einem Glas.
Er hatte sich gerade eingegossen, als der letzte Teilnehmer der inoffiziellen Runde eintrat: Atlan da Gonozal. Wie Rhodan hatte Atlan sein Äußeres mit einer Biomolplastmaske leicht verändert. Rhodan hätte ihn dennoch unter Tausenden erkannt. Obwohl der Arkonide nichts anders machte als andere, weder betont ging oder starrte noch sich auf besondere Weise bewegte, war an ihm alles anders als an einem Mann wie Andrasch Mikael oder einer Frau wie Cai Cheung.
Rhodan wusste, dass er selbst auf diese Weise wirkte, wenn auch abgeschwächter, da er sein Wissen und seine Erfahrung besser verbarg. Hinzu kam, dass Atlan ein Arkonide von höchstem Adel war. Die Wurzel des ehemaligen Kristallprinzen als fester Bestandteil von Atlans Sein und Auftreten reichte tief.
Wenn Cai Cheung von Atlans Ankunft beeindruckt war, ließ sie es sich nicht anmerken. »Fangen wir an!«, sagte sie nach einer knappen Begrüßung.
Ihre Herangehensweise zeigte Rhodan einmal mehr, wie erwachsen die Menschheit und die Liga Freier Terraner geworden war. Eine Frau wie Cai Cheung betrachtete sich mit einem Unsterblichen wie Atlan da Gonozal auf Augenhöhe, ganz ohne Vorurteile oder falsche Scheu.
Andrasch Mikael rückte seine Datenbrille zurecht. Rhodan vermutete, dass sich Mikael vor allem deshalb für ein dickrandiges Gestell entschieden hatte, weil es einen Ausgleich zur breiten Nase bot. Gemeinsam mit dem Henriquatre, dem eisgrauen Bart rund um die Lippen, und den blonden, größtenteils gebändigten Haaren, verlieh die Brille Mikael ein prägnantes Äußeres. »Die Tefroderin, die wir hinter dem Anschlag vermuten, ist nach wie vor auf freiem Fuß. Es gibt eine Spur, der Orion Desch nachgeht, doch bisher ohne Erfolg. Desch braucht mehr Freiheiten.«
Cai Cheung rieb sich die Stirn. »Dieser Anschlag der Tefroder auf das Herz Terras kann nicht ernst genug genommen werden. Trotzdem muss ich weitere Freiheiten für staatliche Stellen zulasten der Freiheiten unserer Bürger ablehnen.«
Rhodan konnte Cheung nur zustimmen.
Die Tefroder hatten vor zwei Tagen versucht, LAOTSE für die Menschheit unbrauchbar und im schlimmsten Fall sogar zum Gegner zu machen. Wäre der Anschlag gelungen, hätte er die Liga Freier Terraner empfindlich getroffen, ihr womöglich das Rückgrat gebrochen. Vetris-Molaud und seine Pläne erwiesen sich als weit gefährlicher und skrupelloser, als Rhodan angenommen hatte.
Durch den Anschlag war Rhodan die Zange, in die das Atopische Tribunal sie in Form der Onryonen und der Tefroder genommen hatte, überdeutlich bewusst geworden. Umso wichtiger wurde es, dass sie die Zange aufbrachen, indem sie den angriffen, der sie benutzte.
Mikael presste die Lippen zusammen. »Wie sollen meine Agenten ihr Bestes geben, wenn sie ausgebremst werden? Wir müssen diese Frau und weitere subversive Tefroder-Elemente aufspüren! Ich habe Desch befördert. Er untersteht mir direkt und ist nur mir Rechenschaft schuldig. Auch sein Zugang zu AGENT GREY wurde erweitert. Aber das genügt nicht. Desch braucht einen ähnlich privilegierten Status bei OTHERWISE und bei LAOTSE.«
Cheung schüttelte den Kopf. »Mit AGENT GREY hat dein Mitarbeiter Zugang zu Daten, die sensibel genug sind. Die Zentralpositronik des TLD muss ihm genügen. Es ist einmalig, dass er darauf freien Zugriff erhält, und das sollte seine Arbeit ein gutes Stück erleichtern.«
»Das macht es aber nicht«, widersprach Mikael. »Nur mithilfe der Positronik des Solaren Hauses und der Solaren Residenz haben wir Aussichten, schnell zuzugreifen.«
»So leid es mir tut, ich muss das verweigern. Und ich brauche dafür keine Gründe zu nennen. Sie liegen auf der Hand. AGENT GREY muss Desch genügen.«
Rhodan teilte Cheungs Auffassung. Es würde Desch zu viel Macht geben, wenn er derartige Freiheiten besaß – Macht, die an sich korrumpieren...
Erscheint lt. Verlag | 5.3.2015 |
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Reihe/Serie | Perry Rhodan-Erstauflage |
Verlagsort | Rastatt |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Das Atopische Tribunal • Erstauflage • Perry Rhodan • Science Fiction |
ISBN-10 | 3-8453-2793-6 / 3845327936 |
ISBN-13 | 978-3-8453-2793-8 / 9783845327938 |
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