Perry Rhodan 2785: Der Ritter und die Richterin (eBook)

Perry Rhodan-Zyklus 'Das Atopische Tribunal'

(Autor)

Perry Rhodan Redaktion (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
64 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-2784-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Perry Rhodan 2785: Der Ritter und die Richterin -  Leo Lukas
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Psychoduell in der WIEGE DER LIEBE - eine Atopin erzählt aus der Zukunft   Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Längst sind die Terraner in ferne Sterneninseln vorgestoßen, wo sie auf raumfahrende Zivilisationen und auf die Spur kosmischer Mächte getroffen sind, die das Geschehen im Universum beeinflussen. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1517 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Die Milchstraße steht weitgehend unter dem Einfluss des Atopischen Tribunals. Dessen Richter behaupten, nur sie könnten den Weltenbrand aufhalten, der sonst unweigerlich die Galaxis zerstören würde. Auf diese Weise zementiert das Tribunal in der Milchstraße seinen Machtanspruch, während der Widerstand dagegen massiv aufrüstet. Perry Rhodan und die Besatzung des Fernraumschiffes RAS TSCHUBAI haben in der fernen Galaxis Larhatoon in Erfahrung gebracht, dass das eigentliche Reich der Richter die Jenzeitigen Lande seien. Um dorthin zu gelangen, braucht es aber Atlan als Piloten und ein Richterschiff als Transportmittel. Ein solches zu besorgen, ist die aktuelle Mission des Terraners. Es geht um die CHEMMA DHURGA der Atopin Saeqaer. Und so begegnen einander DER RITTER UND DIE RICHTERIN ...

1.


Das Chronofossil

 

Der erste Tag meines Lebens, an den ich mich bewusst erinnere, war ein Gerichtstag.

In meiner Heimat lief das so ab: Wer teilnehmen wollte, kam frühmorgens zu einem beliebigen Justizkiosk und meldete sich an. Die meisten deponierten dabei auch strittige Fälle, die ihrer Meinung nach der Klärung bedurften. Bedingung war das jedoch nicht.

Dann wurden zentral für jede Verhandlung unter den Angemeldeten die Rollen ausgelost: Richter und Beisitzer, Anwälte für alle Parteien, Schöffen, Schriftführer, Ordnungsdienst. Direkt persönlich Betroffene durften selbstverständlich keine dieser Funktionen ausüben.

Ebenfalls durch das Los bestimmt wurde, in welchem Justiztheater welcher Fall verhandelt werden sollte. Die imposanten Bauwerke waren zu Hunderttausenden über den Planeten verteilt. Sogar an den Polen gab es welche, allerdings geringer dimensioniert, nur für knapp fünfzigtausend Zuseher.

Das Publikum hatte den ganzen Vormittag Zeit, das Theater und damit die Rechtssache der Wahl aus- und aufzusuchen. Dank der reichlich vorhandenen Verkehrsmittel musste niemand hetzen. Gleiches galt für die Darsteller.

Teleportationsmatten, die sich und bis zu drei Personen an jeden beliebigen Ort des Sonnensystems versetzen konnten, besaß sowieso fast jeder Haushalt. Eher aus ästhetischen oder sportlichen Gründen benutzten manche Reisende jedoch lieber Sonnensegeljachten oder gar Retro-Technologien wie Rohrbahnen, Schwebegleiter und Suborbitalraketen.

Alle Prozesse begannen zur Mittagsstunde und dauerten gewöhnlich bis zum Abend. Theoretisch waren die gesprochenen Urteile bindend; in der Praxis hatten sie selten schwerwiegende Auswirkungen.

Das Hauptaugenmerk lag ja weniger auf Rechtsprechung als auf den dramatischen Elementen. Manche Justiztheater versuchten mit Spezialeffekten zu punkten. Andere lockten durch künstlerisches Rahmenprogramm wie Improvisationsballett oder orchestrale Untermalungsmusik. Deswegen kamen Zuschauermassen auch zu Fällen, die sonst auf kein großes Interesse gestoßen wären.

Schwerverbrechen wurden so gut wie nie verhandelt – ganz einfach deshalb, weil so gut wie nie welche vorkamen.

In unserer Gesellschaft hätte niemand etwas davon gehabt, dass er einem anderen Schaden zufügte. Warum sollte er es also tun?

Natürliche Aggressionen abbauen oder einen gewissen Zerstörungstrieb ausleben konnte man auf vielerlei, für die Zeitgenossen oder das Gemeinwesen harmlose Arten. Allein am ebenfalls wöchentlichen Demoliertag gab es dafür eine systemweite, bunte Palette von Angeboten.

Die Schauprozesse gerieten daher häufig zu rechtsphilosophischen Streitgesprächen. Spitzfindigkeiten und gewiefte Winkelzüge in den Plädoyers erfreuten sich großer Beliebtheit beim Publikum.

Freilich griffen viele Darsteller auf oftmals erprobtes Material zurück. Wirklich originelle Neuauslegungen der seit Jahrmillionen kanonisierten Gesetze waren rar. Entsprechend gefeiert wurden sie, wenn sie doch einmal gelangen.

Jeder Gerichtstag klang mit der abendlichen Veröffentlichung der Justiztheaterkritiken aus. Einige der besten, wortgewaltigsten Schreiber hatten sich auf dieses Genre spezialisiert. Die Berichte strotzten nur so vor pointierten Schmähungen oder aber, deutlich seltener, vor ähnlich überschwänglichem, blumig ausformuliertem Lob.

Manchmal ergaben sich daraus gleich wieder brisante Fälle für die nächste Verhandlungsrunde ...

 

*

 

Von all dem bekam ich damals naturgemäß nur Bruchstücke mit, die ich höchstens ansatzweise verstand.

Ich sah und hörte sehr schlecht. Jene Informationen, die zu mir durchdrangen, vermochte mein Gehirn wiederum nur mangelhaft zu verarbeiten.

Auch meine Gliedmaßen gehorchten mir kaum. Ich konnte mich aus eigener Kraft nicht einmal aus der Rückenlage auf den Bauch drehen, geschweige denn stehen oder gehen.

Zur Nahrungsaufnahme und Körperpflege war ich auf Hilfe angewiesen. Diese ließen Roboter mir zuteil werden. Meiner Erinnerung zufolge waren es unzählige, die mich betreuten; allerdings konnte ich in dieser Phase nicht weiter zählen als bis drei.

Sehr wohl glaube ich, nicht falsch zu liegen, wenn ich sage, dass sie mich äußerst sorgsam und zärtlich behandelten – gewiss liebevoller, als das die allermeisten hoch entwickelten Tiere handhaben. Mir wurde tatsächlich jeder Wunsch von den Augen abgelesen.

Etwas später, als ich bereits imstande war, einige voneinander unterscheidbare Laute von mir zu geben, interpretierten meine robotischen Pfleger diese primitiven Äußerungen ebenso flott und ebenso fehlerfrei. Wenn ich Hunger oder Durst verspürte, musste ich nur kurz aufschluchzen, und schon wurde das Bedürfnis gestillt. Plagten mich Verdauungsbeschwerden, gab es flugs die entsprechende Medizin, und so weiter.

Fühlte ich mich also wohl, wähnte ich mich im Paradies? Mitnichten.

 

*

 

Bei aller Fürsorge, die man mir permanent angedeihen ließ, ertrug ich es doch nur schwer, für die simpelsten Verrichtungen fremden Beistand zu benötigen.

Ich wollte mein Leben eigenständig und aktiv gestalten! Vor Ungeduld agierte ich nicht selten bockig, durchaus ungnädig und manchmal geradezu rabiat meinen dienstbaren Geistern gegenüber.

Aus purer Widerspenstigkeit gab ich mich noch tollpatschiger, als ich war. Ich ließ Dinge fallen und am Boden zerschellen, die ich eigentlich bereits sehr gut in der Hand halten konnte.

Obwohl ich längst meine Ausscheidungen kontrollierte, besudelte ich mich in unregelmäßigen Abständen. Ich schreckte nicht einmal davor zurück, mich absichtlich selbst in Verletzungsgefahr zu bringen – und ärgerte mich dann fast, wenn die Roboter doch wieder rechtzeitig zur Stelle waren und verhinderten, dass ich mir Schaden zufügte.

Die Maschinenwesen erduldeten all das mit der stoischen Ruhe, die ihnen einprogrammiert war. Nie wurde ich zurechtgewiesen, getadelt oder gar für meine Renitenz bestraft.

Unter den ersten Wörtern und Sätzen, die ich zu formulieren lernte, waren recht viele Beschimpfungen. Führten diese zu negativen Reaktionen? Natürlich nicht.

Hörte ich deshalb damit auf? Natürlich nicht.

Ich fürchte, ich war ein ziemlich unleidliches, unsympathisches Miststück.

Brachten mich die Roboter aus dem Anwesen, das ich allein mit ihnen bewohnte, in öffentliche Bereiche und in Kontakt mit anderen biologischen Intelligenzwesen, so beschwerte ich mich bei diesen, hysterisch gellend, über meine Betreuer. Aber auch da erntete ich stets nur vorgetäuschtes Verständnis und maximal Erheiterung über mein kindisches Gezeter und Gekeife.

 

*

 

Anfangs transportierte man mich auf einer mittels Antigrav-Technologie schwebenden Liege, dann in einem ebensolchen Sessel.

Wieder etwas später stützte und beschützte mich eine halbautomatische Gehhilfe. Damit kam ich mir noch um einiges lächerlicher und erbärmlicher vor. Während ich so tapsig durch die Welt stakste, wäre ich bei jedem mitleidigen Blick, der mich traf, am liebsten vor Scham im Erdboden versunken.

Die Ausflüge zu verweigern, war trotzdem keine Option. Wie ich quälend langsam, Schritt für Schritt, meinen störrischen Körper zu beherrschen lernte, wollte ich gleichermaßen meinen geistigen Horizont erweitern.

Mit Trainingsmöglichkeiten für Physis und Psyche war auch das durchaus luxuriöse Anwesen, das ich mein Heim nannte, reich bestückt. Der Zentralrechner, der die mobilen Roboter koordinierte, lieferte mir stündlich neue Anreize in Form vielfältiger Unterhaltungsgeräte.

Ich machte häufig, wenngleich widerwillig und lamentierend, davon Gebrauch. Langeweile hielt ich noch viel schlechter aus als das Gefühl, sanft und schleichend manipuliert zu werden.

Aber die Außenwelt war etwas anderes, wenn man sie unmittelbar erlebte und nicht durch Simulationen oder dreidimensionale Projektionen, mochten diese noch so perfekt und wirklichkeitsgetreu gestaltet sein. Ich begann, Gerüche zu lieben: solche, bei denen mir das Wasser im Mund zusammenlief, und noch mehr solche, die Übelkeit erregten oder mir einen unergründlichen Schrecken einjagten.

Haptische Sinneseindrücke genoss ich ebenfalls. Wind auf meiner Schuppenhaut. Wassertropfen oder Schneeflocken, die mir trotz des Prallschirmdachs ins Gesicht geweht wurden. Stiche von Dornen eines Schlinggewächses, in dem sich, nicht ganz zufällig, mein Fuß verfangen hatte.

Sprach ich von Genuss? In jener Phase hätte ich diesen Begriff mit Vehemenz zurückgewiesen. Nach wie vor war ich fast immer missmutig und ungenießbar.

Die Eroberung der Welt ging mir einfach nicht schnell genug vonstatten.

 

*

 

Als ich die Gehhilfen ablegte, weil ich sie endlich nicht mehr benötigte, empfand ich ein intensives Gefühl der Befreiung.

Es war an einem Bergetag. Diesen jeweils sechsten von neun Wochentagen widmete die planetare Bevölkerung der Suche nach Hinweisen auf Strandgut der Zeit.

»Chronofossilien« nannte man sie, analog zu den Versteinerungen und anderen Zeugnissen toter Lebewesen, die herkömmliche Geologen ausgruben, klassifizierten und konservierten. Alle Bewohner unseres – und übrigens auch vieler weiterer – Planeten, die dazu Lust hatten, verwandelten sich am Bergetag in Chronostratigraphen.

Mit Instrumenten, die sie bei einem der zahlreichen Metachronologischen Stützpunkte entliehen hatten, forschten sie nach Spuren Verschollener, chronal Verirrter oder aus der Zeit Gefallener. Das konnten absichtliche Hinterlassenschaften sein, etwa das Relikt eines Hyperfunkspruchs, aber auch zufällige...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2015
Reihe/Serie Perry Rhodan-Erstauflage
Verlagsort Rastatt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Das Atopische Tribunal • Erstauflage • Perry Rhodan • Science Fiction
ISBN-10 3-8453-2784-7 / 3845327847
ISBN-13 978-3-8453-2784-6 / 9783845327846
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