Scherben der Hoffnung (eBook)

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2015 | 1. Auflage
672 Seiten
Lyx (Verlag)
978-3-8025-9827-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Scherben der Hoffnung -  Nalini Singh
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Mit pochendem Schädel und seiner mentalen Kräfte beraubt, erwacht der Pfeilgardist Aden in einer finsteren Zelle. Allein der Versuch, mit dem Medialnet Kontakt aufzunehmen, verursacht unerträgliche Schmerzen. Seine Entführer haben auch Zaira in ihre Gewalt gebracht, eine seiner erfahrensten Kommandantinnen und die Frau, der sich Aden seit seiner Kindheit am meisten verbunden fühlt. Gemeinsam gelingt den beiden die Flucht, doch sie finden sich verletzt und orientierungslos in einer unwirtlichen Landschaft fernab der Zivilisation wieder. Auch wenn Zairas Kräfte schwinden, kommt Aufgeben für Aden nicht in Frage. Denn seine Feinde haben es nicht nur auf ihn, sondern auf die Vernichtung der gesamten Pfeilgarde abgesehen, und als deren Anführer ist er fest entschlossen, diejenigen zu retten, die unter seinem Schutz stehen ...



<p>Nalini Singh wurde auf den Fidschi-Inseln geboren und ist in Neuseeland aufgewachsen. Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als Rechtsanwältin und Englischlehrerin, begann sie 2003 eine Karriere als Autorin von Liebesromanen.</p>

Nalini Singh wurde auf den Fidschi-Inseln geboren und ist in Neuseeland aufgewachsen. Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als Rechtsanwältin und Englischlehrerin, begann sie 2003 eine Karriere als Autorin von Liebesromanen.

1


Aden erwachte auf einem kalten, harten Fußboden. Sein Schädel pochte. Ein anderer Mann hätte vermutlich geächzt oder gestöhnt, doch sein Training war ihm so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass seine einzige Reaktion darin bestand, die Lider einen winzigen Spaltbreit zu heben und die Augen erst ganz zu öffnen, als ihm klar wurde, dass er von Dunkelheit umgeben war. Doch er war nicht allein. Er vernahm leise, unregelmäßige Atemzüge. Als versuchte jemand, sich ganz still zu verhalten, und schaffte es nicht ganz, aus Gründen, die er nicht kannte.

Ohne sich vom Fleck zu rühren, scannte er seine Umgebung telepathisch, dann unterdrückte er einen Aufschrei, bevor dieser seine Stimmbänder erreichte. Der Schmerz war derart brutal, dass ihm alles vor den Augen verschwamm. Mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen konzentrierte er seine ganze Willenskraft darauf, seine Atmung und seinen Körper unter Kontrolle zu halten, bevor er einen zweiten Versuch unternahm, Kontakt zum Medialnet herzustellen, jenem weitverzweigten Netzwerk, das sämtliche Medialen weltweit, mit Ausnahme der Abtrünnigen, miteinander verband. Wenn es ihm gelang, darauf zuzugreifen, konnte er die Pfeilgarde von seiner Gefangennahme unterrichten.

Die Pein war unerträglich, er hätte fast das Bewusstsein verloren.

Sobald er sich wieder gefangen hatte und nur noch weiße Flecken vor seinen Augen tanzten, fasste er sich an den Hinterkopf, wo der Schmerz zu entspringen schien. Er erwartete, blutig verkrustetes Haar zu ertasten, das auf einen Schädelbruch hinwies. Stattdessen entdeckte er über der Stelle, wo sich das Kleinhirn und der darunterliegende Hirnstamm befanden, eine Beule. Nein, keine Beule, sondern eine Narbe, die er zuvor nicht gehabt hatte. Sie war sehr berührungsempfindlich.

Doch das war nicht die einzige Auffälligkeit. Seine trockene Kehle und die steifen Gliedmaßen verrieten ihm, dass er stundenlang ohne Besinnung gewesen sein musste. Zeit genug für die Pfeilgarde, sein Fehlen zu bemerken und ihn zu lokalisieren. Vasic hätte dazu imstande sein müssen. Offenbar war es nicht einmal dem besten Teleporter im Medialnet gelungen, sein Gesicht als Portschlüssel zu benutzen, um ihn aufzuspüren.

Sonst bereitete es Vasic nur dann Probleme zu jemandem zu teleportieren, wenn derjenige komplexe Schilde errichtet hatte, die speziell dazu entworfen waren, Teleporter mit der Fähigkeit, nicht nur an Orte, sondern auch zu Personen zu gelangen, abzuwehren, oder wenn das betreffende Individuum seine eigene Identität nicht kannte – wie zum Beispiel ein Medialer, dessen Verstand gebrochen war.

Adens Verstand war unversehrt, aber was immer man mittels der kaum verheilten Inzision mit seinem Hirn angestellt hatte, es war ein massiver Eingriff in seine geistige Struktur gewesen, anders konnte er sich Vasics Abwesenheit nicht erklären. Er kannte keine chirurgische Technik – oder Technologie –, die das ohne eine vollständige Gehirnwäsche bewirken konnte, andererseits hielt er sich auch nicht für allwissend.

Er führte eine mentale Bestandsaufnahme seines Körpers und der Gegenstände durch, die er bei sich getragen hatte. Seine Waffen waren verschwunden, dasselbe galt für seinen Gürtel und seine Stiefel. Wer immer hinter dieser Sache steckte, er war gründlich gewesen.

Sich an den flachen Atemzügen der anderen Person orientierend, kroch er lautlos auf sie zu. Sie hatte sich bisher nicht bewegt, und die Unregelmäßigkeit, mit der sie Luft holte, ließ keinen Zweifel daran, dass sie verletzt war. Da sich seine Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, die nur von dem schmalen Lichtstreifen durchbrochen wurde, der unter der Tür hindurchkam, entdeckte er, dass die Person in der Ecke des fensterlosen Raums lag, als wäre sie achtlos dorthingeworfen worden. Die Gestalt war zu klein und anders proportioniert als ein Mann. Es musste ein Kind oder eine Frau sein.

Dann sah er die runden Hüften, die zarte Kinnlinie. Es war eine Frau. Sie roch nach Blut. Er strich ihr die samtweichen, dunklen Locken aus dem Gesicht, als sie kraftvoll sein Handgelenk packte. »Eine Bewegung, und ich reiß dir die Kehle heraus.«

»Zaira«, sagte er in dem gleichen Flüsterton, den sie benutzt hatte. »Ich bin’s.«

»Aden.« Sie ließ ihn los. »Ich bin verletzt.«

»Wie sehr?«

»Ich wurde angeschossen.« Sie nahm seine Hand und legte sie auf die feuchte Stelle über ihrem Magen. Ihr dünnes Oberteil, das eigentlich kugelsicher hätte sein sollen, war blutdurchtränkt, und von ihrem leichten Körperpanzer fehlte jede Spur. »Die Kugel ist links durch meinen Bauch gedrungen.«

Aden hatte zwar keine Instrumente, aber als ausgebildeter Truppenarzt besaß er zumindest medizinische Kenntnisse. »Hast du irgendeine Lichtquelle bei dir?« Mit ein wenig Glück hatten ihre Kidnapper etwas übersehen.

»Nein. Keinerlei Werkzeuge oder Waffen. Sie haben mir sogar meine Stiefel abgenommen.«

Er robbte so nahe an Zaira heran, dass er unter normalen Umständen ihre Distanzzone verletzt hätte. Doch sie protestierte nicht einmal, als er ihr das eng anliegende, langärmlige schwarze Shirt nach oben schob. Ihre Haut fühlte sich klamm an, und der Verband, den er ertastete, war unfachmännisch angelegt; es sickerte noch immer Blut hindurch. »Ich muss deinen Kopf untersuchen.«

»Das kannst du dir sparen. Sie haben ihn geöffnet, um etwas in meinem Gehirn zu manipulieren. Mein Geist ist gelähmt. Jeder Versuch, auf meine mentalen Fähigkeiten zuzugreifen, löst extreme Schmerzen aus.« Sie atmete flach. »Daraus, dass noch kein Rettungsteam hier ist, schließe ich, dass es dir genauso geht.«

»Ja.« Aden untersuchte ihren Kopf auf weitere Blutungen hin, dabei entdeckte er eine grob geschlossene Schnittwunde, nahezu identisch mit seiner eigenen. Ihre mysteriösen Entführer verfügten über eine solch fortschrittliche Technologie, dass sie durch einen Eingriff ins Gehirn die geistigen Fähigkeiten ausschalten konnten, und überließen Zaira trotzdem ihren Verletzungen und Schmerzen? »Sie wollen, dass du schwach bist.«

»Das denke ich auch.« Ihre nächsten geflüsterten Worte hörte er nur, weil er sich so nahe zu ihr hinunterbeugte, dass er ihren warmen Atemhauch spürte. »Ich wusste anfangs nicht, dass sie dich auch erwischt haben, aber jetzt glaube ich, dass sie mich benutzen wollen, um dich zu brechen. Vorhin ist einer hereingekommen und sagte zu einem anderen: »Er wird reden, andernfalls foltern wir sie.«

»Pfeilgardisten sind nicht so leicht zu brechen.«

»Du bist nicht vollständig in Silentium, Aden. Das warst du nie.« Wieder rang sie nach Luft. »Jeder in der Garde weiß das – jetzt hat es jemand Externes herausgefunden.«

Aden beschloss, sie später zu korrigieren, was sein Silentium betraf. »Geh sparsam mit deiner Kraft um. Ich muss auf dich zählen können, wenn wir fliehen.« Nicht »falls«. Sie würden auf jeden Fall fliehen.

»Beschaff mir eine Waffe, dann gebe ich dir Rückendeckung. Ich bin geschwächt und würde dich nur aufhalten. Ohne mich wirst du leichter entkommen.« Zaira sagte das ganz sachlich, als ginge es nicht um ihren sicheren Tod.

Aden senkte den Kopf, bis ihre Nasenspitzen sich fast berührten und sie seine Augen so klar sehen konnte wie er die pechschwarze Dunkelheit in ihren. »Ich lasse meine Leute nicht im Stich.« Er wusste, was es bedeutete, im Stich gelassen zu werden, und obwohl es aus hehren Gründen geschehen war, hatte es ihn tief geprägt. »Wir bleiben zusammen.«

»Du verhältst dich irrational.«

Diesen Vorwurf hatte er schon unzählige Male von ihr gehört. Allerdings nicht etwa, weil ihr eigenes Silentium makellos gewesen wäre.

In Wahrheit hatte Zaira Silentium nie gebraucht. Was ihr in ihrer Kindheit angetan worden war, hatte dazu geführt, dass sie sich tief in ihre Psyche zurückgezogen und ihre Gefühle hinter einen dicken Panzer gedrängt hatte, um zu überleben. An ihrer Stelle waren ein eiserner Wille und kalter Pragmatismus erwachsen. Silentium hatte ihr immer nur als Instrument gedient, um sich einen zivilisierten Anschein zu geben.

Ohne das Programm war sie ein wildes, skrupelloses Geschöpf, das schon vor langer Zeit gelernt hatte, dem Überleben oberste Priorität einzuräumen.

Es machte sie zu einer perfekten Soldatin.

Manch einer würde sagen, dass es sie zugleich zu einer Psychopathin machte, doch das stimmte nicht. Im Gegensatz zu einer solchen war Zaira in der Lage, die ganze Bandbreite an Emotionen zu fühlen. Obwohl diese dauerhaft in Ketten gelegt waren, verliehen sie ihr nichtsdestoweniger ein Gewissen und zudem die Befähigung zu unverbrüchlicher Loyalität. Denn Zairas ausgeprägter Überlebensinstinkt reduzierte sich nicht zwangsläufig auf ihr eigenes Überleben. Bereits vor drei Jahren hatte sie sich bei einem Einsatz in einen Aden geltenden Kugelhagel geworfen und Verletzungen davongetragen, die beinahe tödlich gewesen waren. Er würde nicht zulassen, dass sie sich ein weiteres Mal für ihn opferte.

»Du hättest mich schon vor langer Zeit als Anführer stürzen sollen«, sagte er, während er den Verband anhob, um sich ein Bild von der Wunde zu machen. »Meine Unvernunft, wenn es um die Truppe geht, wird voraussichtlich ewig währen.«

»Ich habe mit dem Gedanken gespielt, aber ich bringe für Politik nicht viel Geduld auf.«

Ungeachtet ihrer kühlen Worte wusste Aden, dass Zaira jeden in die Knie zwingen würde, der ihm die Führungsposition streitig machen wollte. Um ihre Loyalität zu verlieren, hätte er sich etwas derart Schreckliches zuschulden...

Erscheint lt. Verlag 3.9.2015
Reihe/Serie Psy Changeling
Psy Changeling
Übersetzer Patricia Woitynek
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Shards of Hope
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Empathen • Fantasy • Gefühle • Gestaltwandler • Nalini Singh • Pfeilgardist • Romantic • Romantic Fantasy • Romantische Fantasy
ISBN-10 3-8025-9827-X / 380259827X
ISBN-13 978-3-8025-9827-2 / 9783802598272
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