Unter Toten 3 (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
592 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-14386-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unter Toten 3 -  D.J. Molles
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Der Kampf ums Überleben ist noch nicht zu Ende
Bereits drei Monate ist es jetzt her, dass Captain Lee Harden, der letzte Überlebende einer Elite-Einheit der U.S. Army, sich quer durch das von Zombies zerstörte Amerika gekämpft hat. Inzwischen hat er Camp Ryder erreicht, den letzten Ort, an dem die Menschen noch vor den Monstern sicher sind. Doch bald muss Harden feststellen, dass auch die Zustände im Camp alles andere als paradiesisch sind: Angst, Misstrauen und Gewalt sind an der Tagesordnung - und vor den Toren des Camps lauern die Toten ...

D. J. Molles hat mit seiner Romanserie 'Unter Toten' einen internationalen Überraschungserfolg gelandet und schreibt bereits an weiteren Romanen. Er ist verheiratet und lebt im Südosten der USA.

2

Das Netzwerk

Lee ging, so schnell er es ohne Hinken vermochte, zum Humvee und ignorierte dabei die jungen Studenten aus Fuquay-Varina, die sich natürlich auf die Seite ihres alten Professors schlugen und laut nörgelten, als er an ihnen vorbeischritt. Einige Überlebende mittleren Alters aus Fuquay-Varina verkündeten leise ihre Anerkennung, und er nickte ihnen höflich, aber beiläufig zu. Nicht jeder aus Fuquay-Varina hatte etwas gegen ihn, aber als Gruppe folgten sie alle ihrem Professor White. Jeriah Wilson bildete die einzige Ausnahme.

Als Lee an dem großen grünen Militärfahrzeug ankam, riss er die Beifahrertür auf, schnappte sich den Hörer vom SINCGARS und warf das Radio an, ehe er die Muschel ans Ohr führte. »Captain Harden an Camp Ryder.«

Ein Klicken ertönte. Dann kam eine Antwort, aber er erkannte die Stimme nicht: »Camp Ryder hier. Schießen Sie los, Captain.«

»Da soll jemand sein, der nach mir gefragt hat.«

»Äh …« Es folgte Schlurfen, ehe das Radio kurz ausgeschaltet wurde. Dann: »Okay, ich hole schnell Bus.«

Lee wartete ruhig, lehnte den Ellbogen auf die Karosse des Humvee und kaute auf seiner Unterlippe.

»Bus hier.«

Lee starrte auf den Hörer, als ob er glaubte, dass er Bus sehen konnte. »Da soll jemand sein, der namentlich nach mir gefragt hat.«

»Genau. Zwei unserer Leute vom Benson-Stützpunkt bringen ihn hierher.« Bus hörte sich irritiert an. »Wenn ich die beiden richtig verstanden habe, liegt der Mann in den letzten Zügen, ist dehydriert und steht kurz vorm Verhungern. Aber er trägt eine Kampfmittelweste, so eine richtige vom Militär. Er sagt, er heißt Jacob.«

Lee überlegte eine Weile. »Ich kenne niemanden namens Jacob.«

»Tja, aber er kennt dich.«

»War er bewaffnet?« Lee drückte sich mit zwei Fingern den Nasenrücken und schloss die Augen.

»Als sie ihn gefunden haben, hatte er eine Waffe dabei«, antwortete Bus. »Aber sie meinten, dass er nicht feindlich gesinnt war, sondern sich gleich ergeben und ihnen die Waffe überreicht hat. Das war eine M4. Aber sie behaupten auch, dass er überhaupt nicht den Eindruck eines professionellen Soldaten macht.«

Lee kannte eine ganze Menge Leute in der Army, von denen man es dem Äußeren nach nie angenommen hätte. Nicht jeder war eine knallharte Kampfmaschine. Es gab auch viele Schreibtischtäter, die in ihrem ganzen Leben keinen einzigen Tag einem Gefecht ausgesetzt worden waren.

Lee öffnete die Augen. »Hat er gesagt, warum er mit mir in Kontakt treten will?«

»Äh … Verdammt, Lee«, schnaubte Bus ins Mikrofon. »Ich habe doch noch gar nicht mit ihm gesprochen. Alles, was ich weiß, stammt von unseren beiden Männern. Ich glaube, sie haben noch gesagt, dass er Informationen für dich hat. Irgendetwas mit Virginia.«

»Virginia?«, wiederholte Lee ungläubig. »Was zum Teufel sollte ich mit Virginia am Hut haben?«

»Pass auf, ich habe doch auch keine Ahnung, was es mit diesem Typen auf sich hat. Wir werden uns um ihn kümmern und ihn wieder aufpäppeln. Komm einfach so schnell wie möglich zurück, sodass du mit ihm reden kannst und herausfindest, was das alles soll.«

Lee fuhr mit der Zunge über die Lippen und spürte, dass sie in der kalten trockenen Luft spröde wurden. »Okay, wir machen uns bald auf den Weg.«

Er legte den Hörer wieder auf, schnappte sich eine Flasche Wasser vom Boden und trank. Das kalte Wasser tat ihm in der Lücke im Zahnfleisch weh, wo eigentlich sein Eckzahn hätte sein sollen, den er durch den fliegenden Kantinenstuhl verloren hatte. Wenn die Erinnerung daran nicht noch immer schmerzte, hätte er jetzt darüber schmunzeln können.

Er drehte sich um und blickte über den Parkplatz, der von den umstehenden Gebäuden eingeschlossen und relativ zugestellt war. Der große weiße Bus, der blaue Kleinbus und die beiden Humvees ließen nicht viel Platz übrig. Dazu kamen noch die siebenunddreißig Überlebenden, die ihr Hab und Gut aus den Bussen schleppten und an die Mauern lehnten. Das war alles, was ihnen geblieben war. Jetzt lag es auf dem Parkplatz, eingehüllt in lumpige dreckige alte Decken oder in zerschlissene Taschen gestopft.

Als er sich all die Leute anschaute, bemerkte er, wie sie ihn von der Seite anschielten, und wenn er Augenkontakt mit ihnen suchte, fiel dieser von Person zu Person unterschiedlich aus. Die Überlebenden aus Dunn verehrten ihn als eine Art Kriegsheld. Er und sein Team hatten sie nach einer hart umkämpften Schlacht gerettet, und ihre Anerkennung war offensichtlich. Dann aber gab es die Leute aus Fuquay-Varina, über die Lee einfach gestolpert war, und ihre Wertschätzung für Lee war längst nicht so ausgeprägt.

Er mochte sie nicht, ganz gleich wie sehr er versuchte, diese Tatsache zu unterdrücken.

Er konnte ihre Blicke, ihr Geflüster nicht ausstehen.

Er verabscheute ihre allzu einfache Weltanschauung.

Aber am meisten hasste er es, wie sie über ihn richteten. Er mochte es nicht, wie jede seiner Taten peinlichst genau auseinandergepflückt und unter die Lupe genommen wurde, und dass irgendein dahergelaufener Tunichtgut stets eine umwerfende Einsicht in die Materie und eine geniale Lösung parat hatte, die Lee doch auch offensichtlich hätte wissen müssen. »Wurden Sie auf so etwas nicht vorbereitet?«, fragten sie ihn dann. Und Lee biss sich auf die Zunge und versuchte nicht daran zu denken, wie wohltuend es wäre, ihnen die Zähne auszuschlagen.

Dies war ein Krieg, dem er nicht ausweichen konnte – dies war sein Schicksal.

Es war ein Krieg, dessen Erfolg daran gemessen wurde, wie viele Menschen er retten konnte, ganz gleich, was sie von ihm hielten. Und wenn Geduld und Politik nicht unbedingt zu seinen Stärken zählten, so taten es Kämpfen und Gewinnen umso mehr. Und wenn man sich mit solchen Arschlöchern abgeben musste, um zu gewinnen, mit Leuten, die zu glauben wussten, wie die Welt funktionierte, dann war das nun einmal so. Es war eine bittere Pille, und ihm blieb nichts anderes übrig, als sie zu schlucken.

Er nahm die letzten Schlucke, bis die Flasche leer war, und warf sie dann auf den Beifahrersitz, um sie später wieder auffüllen zu können. Seine Gedanken kehrten zu dem Fremden aus Virginia zurück, der ihn aus einem ihm unerklärlichen Grund kannte. Von seiner Position beim Humvee aus sah er plötzlich Harper und Jim zusammen vor der Hintertür zur Apotheke stehen und beobachtete sie neugierig. Dann winkte er sie zu sich.

»Was geht hier vor?«, wollte Harper von ihm wissen, als sie sich näherten.

Lee spielte mit dem Gurt seiner Waffe herum, bis sie angenehmer über der Schulter hing. »Ich habe auch keine Ahnung. Irgendjemand aus Virginia hat angeblich namentlich nach mir gefragt, aber ich kenne den Typen nicht.« Er reckte den Hals, um sich umzublicken. »Wo steckt LaRouche?«

Jim deutete mit dem Daumen über die Schulter in Richtung der Front Street. »Er und Jake helfen dabei, die Türen und Fenster auf den Straßenseiten zu sichern.«

»Okay.« Lee rieb sich das bärtige Gesicht, um etwas Wärme zu erzeugen. »Jim, bitte sag LaRouche Bescheid, dass wir in fünf Minuten aufbrechen. Jake kann hierbleiben. Harper, lass Wilson und seine Leute wissen, dass wir abhauen. Ich will, dass sie auch bleiben und vorerst den Leuten helfen. Ich werde mich melden, falls wir sie zurück in Camp Ryder brauchen. Ich werde …« Lee überlegte eine Weile. »Bin gleich wieder da.«

Harper und Jim nickten.

Lee wandte sich von ihnen ab und ging auf die Überlebenden zu.

Julia hatte sich unter sie gemischt und untersuchte jeden Einzelnen von ihnen auf eventuelle Krankheiten, ehe sie auf beengtem Raum zusammenleben mussten und womöglich den gesamten Stützpunkt ansteckten. Erkältung, Grippe und die unweigerlich folgende Lungenentzündung würden angesichts des drohenden kalten Winters garantiert noch zu einem Problem werden. Die Leute konnten einfach nicht die gleichen Hygienestandards aufrechterhalten wie vor der Seuche. Sie hatten es mit einer ganzen Generation von Menschen zu tun, die mit antibakteriellen Cremes und Feuchttüchern aufgewachsen waren, und um deren Immunsystem es nicht ganz so robust bestellt war, wie es unter diesen Umständen wünschenswert gewesen wäre.

Es war Lee ein Leichtes, Julia an ihren dunkelblonden Haaren in der Menge auszumachen, die sie aus praktischen Gründen hinten auf dem Kopf zusammengebunden hatte. Lee hatte keine Ahnung, wie man diesen Frisurstil nannte. Die Farbe war jetzt dunkler, aufgrund des Schweißes und des Rauchs der letzten drei Tage, und das Haar klebte an ihrem Schädel, denn Julia strich es immer wieder mit ihren dreckigen Händen glatt.

Er ging ihr hinterher, als sie sich durch die rund dreißig Überlebenden kämpfte.

»Wie geht es Ihnen?«, fragte sie eine ältere Frau.

»Gut, vielen Dank. Nur müde bin ich.«

»Haben Sie hartnäckigen Husten, eine laufende Nase oder Halsschmerzen?«

»Nein.«

»Irgendwelche sonstige Beschwerden?«

»Nein.«

»Können Sie ohne Probleme durch die Nase atmen?«

Die ältere Frau führte Julia vor, dass sie in der Tat keine Probleme hatte.

Julia holte ihre Stiftlampe hervor. »Bitte öffnen Sie den Mund und sagen Sie ›Ahh‹.«

»Ahh.«

Julia ließ den Strahl der Stiftlampe durch ihren Mund und Rachen wandern und befand alles außer ihrem schlechten Atem – das allerdings war heutzutage nicht ungewöhnlich – für gut. Sie lächelte und bedankte sich.

Lee nickte der älteren Frau zu, als Julia bereits zur nächsten Person...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2015
Reihe/Serie Unter Toten
Übersetzer Wally Anker
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Refugees - The Remaining Book 3
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Apokalypse • D. J. Molles • eBooks • Untote • Zombie • Zombies • Zombies, Untote, Apokalypse, D. J. Molles, Zombie
ISBN-10 3-641-14386-1 / 3641143861
ISBN-13 978-3-641-14386-2 / 9783641143862
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