Bretonisches Gold (eBook)

Kommissar Dupins dritter Fall
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30776-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bretonisches Gold -  Jean-Luc Bannalec
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Bretonisches Salz und perfide Machenschaften: Kommissar Dupins dritter Fall - ein packender, humorvoller und atmosphärisch bezaubernder Krimi! Die spektakulären Salzgärten auf der Guérande-Halbinsel. Der Veilchenduft des Fleur de Sel in der Erntezeit, von dem die alten Salzbauern erzählen, er erzeuge bisweilen Hirngespinste. Das glaubt auch Kommissar Dupin, als er in den Salinen aus heiterem Himmel angegriffen wird. Eigentlich war Kommissar Dupin froh, dem leidigen Papierkram zu entkommen und einen Ausflug ins »Weiße Land« zwischen tosendem Atlantik und idyllischen Flüssen zu unternehmen. Doch als er sich dort für Lilou Breval, eine befreundete Journalistin, nach mysteriösen Fässern umsieht, gerät er unversehens unter Beschuss. Der Täter ist nicht auszumachen, und wenig später verschwindet Breval spurlos. Seiner Sekretärin Nolwenn und dem Ehrgeiz des Präfekten ist es zu verdanken, dass Dupin in diesem Fall ermitteln darf. Aber nicht allein, denn die zuständige Kommissarin des Départements heißt Rose - und macht ihrem Namen alle Ehre ... Was geht in den Salzgärten vor sich? Dupin und Rose suchen fieberhaft nach Anhaltspunkten und stoßen zwischen dem malerischen Golfe du Morbihan und den atemberaubenden Salinen auf falsche Alibis, gewaltige Interessenkonflikte, persönliche Fehden - und immer wieder auf urbretonische Geschichten.

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

Inhaltsverzeichnis

Der zweite Tag


»Noch einen petit café, bitte. Und ein pain au chocolat.«

Dupin hatte Hunger, natürlich, und bereits zwei Croissants gegessen, also – nach seinem Empfinden – eine gute, neutrale Grundlage für seinen empfindlichen Magen geschaffen, um auch etwas Schokolade zu vertragen. Und den dritten café (wohlweislich hatte er seinen Hausarzt, Docteur Garreg, nie gefragt, ob das haltbare Theorien waren: das mit den Croissants als Grundlage). Er legte sein Handy auf den Tisch, er hatte es wieder und wieder bei Lilou versucht. Vergeblich.

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages fielen auf Dupins Gesicht, sanft und weich, aber deutlich spürbar. Er saß – in seinem weißen, vollends ausgeleierten Krankenhaus-T-Shirt, unrasiert, dreckig, zerknautscht – auf der Holzterrasse des Le Grand Large am wunderbaren Quai von Le Croisic mit seinen unterschiedlich hohen schmucken Häusern. Nahe am Place Donatien Lepré. Genau da, wo er gestern Abend in Ruhe seine Seezunge hatte essen wollen, die zu den Spezialitäten der stolzen Fischer von Le Croisic gehörte, wie die Langustinen, rosa Crevetten, Jakobsmuscheln, der köstliche Wolfsbarsch oder der Tintenfisch.

Es war annähernd Ebbe, die Motorboote lagen träge im letzten tiefgrünen algigen Wasser der alten Hafenanlage aus mächtigem, bemoostem Stein; die Segelboote standen hoch aufragend auf ihren Schwertern wie unbeirrbare Monumente der See. Das alles direkt vor Dupins Nase, aber vier, fünf Meter tiefer, sodass er jetzt vor allem ein Gewimmel von Masten und Stahlseilen sah. Bei Flut – und auch das mochte Dupin hier sehr – schaukelten die Boote auf derselben Höhe wie die Fußgänger und Cafébesucher. Das türkisfarbene Meer der Lagune hinter der Hafenanlage mit seinen walrückenartigen weißen Sandbänken war spiegelglatt, schläfrig noch von der Nacht. Der Himmel hoch und weit, strahlend blau. Ein besonderes Kristallblau heute. Dupin hatte immer schon vorgehabt, sich ein Buch über Blautöne zu kaufen, die Bretonen unterschieden Dutzende. Es war seit gestern nicht wirklich abgekühlt, dennoch war sie da: die einzigartige atlantische Frische, die Dupin so liebte. Und hier schmeckte sie wie in Concarneau: rau, kräftig. Über die Lagunen hinweg sah man landeinwärts gestochen scharf auf die saftig grünen Schwemmwiesen und weit in die Salinen hinein. Dort irgendwo hatte man gestern Abend auf ihn geschossen. Heute Morgen, hier an diesem fabelhaften Ort, kam es ihm fast schon wie ein merkwürdiger, dunkler Traum vor.

Seit einigen Minuten fühlte er sich ein wenig besser. Das Koffein. Auch wenn seine Schulter immer noch schmerzte. Er hatte eben noch eine Schmerztablette genommen. Commissaire Rose hatte ihn auf seinen Wunsch hin und nach einer kurzen Auseinandersetzung hier in Le Croisic abgesetzt. Eigentlich hatte sie ihn an seinem Auto rauslassen wollen. Und nur dort. Riwal hätte Dupin, so ihre Vorstellung, dort treffen und ihn umgehend nach Concarneau zurückfahren sollen. Davon, dass Dupin auch seinen zweiten Inspektor, Kadeg, herbestellt hatte, wusste sie nichts. Dupin hatte am Ende medizinisch argumentiert: dass sein Blutzuckerspiegel und Blutdruck kritisch seien. Dass er sich dringend stärken müsse. Und dass Riwal ohnehin etwas Zeit brauchen würde. Sie hatte, er war ehrlicherweise überrascht gewesen, nachgegeben, hatte aber mithören wollen, wie Dupin seinen Inspektor anrief, um ihm die entsprechenden Instruktionen zu geben: ihn in Le Croisic abzuholen und zu seinem Wagen zu fahren.

Natürlich würde Dupin jetzt nicht einfach nach Concarneau zurückfahren und Commissaire Rose seinen Fall überlassen. Das war vollkommen ausgeschlossen. Aber schon gestern Nacht war ihm partout nicht eingefallen, wie er es bewerkstelligen könnte, in die Ermittlungen einbezogen zu werden. Und langsam wurde es ernst. Auch heute Morgen, auf der Fahrt vom Golf zurück in die Guérande – im selben Fahrstil wie gestern, allerdings ohne Blaulicht, dafür noch etwas wilder, so Dupins Gefühl –, war ihm der rettende Einfall noch nicht gekommen. Dummerweise war er in der Nacht vor dem Haus von Lilou Breval dann doch im Auto eingeschlafen, ganz gegen seinen Willen, er ärgerte sich, und es war ihm irgendwie peinlich, umso mehr, weil er tief und fest geschlafen hatte, wie selten in seinem eigenen Bett, zweieinhalb Stunden ohne Unterbrechung. Ein Spaziergang wäre genau der richtige Modus gewesen, er hätte vielleicht eine Idee gehabt. Und er hätte unbedingt Claire anrufen müssen. Heute war ihr Geburtstag. Das war nicht gut gewesen alles, gestern Nacht. Er würde es jetzt auf der Stelle tun. Ohne Koffein hatte er sich die Schilderung der doch komplizierteren Ereignisse nicht zugetraut. Auf der Fahrt – mit der Kommissarin im Auto – war es natürlich nicht gegangen.

Dupin wählte ihre Nummer und presste das Handy fest ans Ohr. Es klingelte lange, ehe sie abnahm.

»Herzlichen Glückwunsch, Claire. Ich … Es tut mir leid, Claire. Ich wollte dich gestern noch anrufen, ich …«

»Aber du wirst heute Abend kommen, oder?«

Sie hatte es liebevoll gefragt. Er war erleichtert. Aber auch etwas in Panik – es war eine komplizierte Frage. Das Beste wäre, einfach genau zu berichten, was gestern Nacht geschehen war. Der Reihe nach.

»Als du gestern anriefst, war ich in einer Saline, um etwas – zu kontrollieren. Auf der Guérande-Halbinsel. Da, wo das Fleur de Sel herkommt«, sie kannte es natürlich, »das echte, aus der Bretagne. Es war ein ganz vager Hinweis. Einer Journalistin, die ich kenne. Aus heiterem Himmel hat man dann«, das war selbst als schnörkelloser Bericht nicht einfach zu erzählen, »man hat dann auf mich geschossen, aber es ist mir nichts passiert, nur ein Streifschuss«, Dupin wartete, ob Claire etwas sagen würde, aber es war still in der Leitung. Er würde die kleine Geschichte einfach schnell zu Ende erzählen.

»Man hat mich in einer Klinik behandelt. Ein sehr guter Arzt. Hättest du auch gesagt. Dann bin ich mit einem Kommissar – mit einer Kommissarin – zum Haus der Journalistin gefahren. Wir brauchen jede Information, die wir bekommen können, wir haben keine Ahnung, was da in den Salinen vor sich gegangen ist. Die Journalistin war aber nicht da. Und ich kann sie nicht erreichen. Jetzt bin ich in Le Croisic. In einem Café.«

Es gab eine Reihe blinder Flecken in der Geschichte.

»Wirklich nur ein Streifschuss? – Hat es stark geblutet?«

Claire hatte zum Glück mitfühlend geklungen.

»Nein. Alles gar nicht schlimm. An der linken Schulter. Ich spüre es schon gar nicht mehr«, log Dupin.

»Und jetzt sitzt du in einem Café?«

»Ich brauchte Koffein, du weißt, das ist medizinisch bei mir. Und der Arzt hat gesagt, ich solle etwas essen. Und Wasser trinken«, er schaute nach dem Kellner, das Wasser würde er sofort bestellen, »ich habe seit gestern Mittag nichts gegessen, nur – gesalzene Karamellbonbons. – Ich konnte dich nicht früher zurückrufen. Ich bin hier gerade erst angekommen. Und im Wagen – ich meine, ich habe meinen Wagen gerade nicht, er ist in der Werkstatt. Das war nicht mein Wagen.«

»Und wo hast du geschlafen?«

Das steuerte jetzt in eine ungute Richtung. Auch wenn es ja wirklich nichts Heikles zu erzählen gab über die Nacht – aber manchmal klang etwas heikel allein dadurch, dass man es zusammengefasst erzählte. Noch mehr, wenn man versuchte, es bewusst nicht heikel klingen zu lassen.

»Ich hab nur ganz kurz geschlafen.«

»Wo?«

»Im Wagen. Vor dem Haus der Journalistin. Es war keine Zeit mehr, ein Hotel zu suchen.«

»Solltest du dich nicht schonen? Und nach Hause fahren? Ich meine, das ist doch nicht dein Fall. In der Guérande. Du kannst doch nach Hause, oder? Und heute Abend kommen?«

»Ich«, an diesem Punkt wusste Dupin endgültig nicht mehr weiter, »nein, das ist nicht mein Fall, und es ist vorgesehen, dass ich jetzt gleich nach Concarneau fahre.«

»Und wo hat diese Kommissarin geschlafen? Wer ist diese Kommissarin?«

Auch das war nicht gut.

»Ich. – Auch im Wagen. Auch nicht lange.«

Das war überhaupt alles Blödsinn. So ging das nicht.

»Ich will wissen, was hier passiert ist, Claire. Wer auf mich geschossen hat und warum. Ich will die Person stellen, wer immer das ist. Verstehst du das? Ich will das niemand anderem überlassen. Ich will selbst ermitteln.«

Es entstand eine lange Pause.

»Ich verstehe das, Georges. Ja«, das hatte ehrlich geklungen, aber auch verzweifelt, wie früher so oft, »ich muss jetzt in den OP. Ich ruf dich später noch mal an. Bis dann.«

»Bis dann.«

Claire hatte aufgelegt. Dupin lehnte sich zurück. Nun war er selbst verzweifelt.

Plötzlich hupte es laut. Zwei Mal. Dupin sah zwei Polizeiwagen über den langen Quai kommen. Im ersten, natürlich, Kadeg, der eine markige, überflüssige Handbewegung machte, um zu zeigen, dass er Dupin gesehen hatte, im zweiten Riwal. So befremdlich es sich anfühlte: Dupin war froh, beide zu sehen. Auch den babygesichtigen, überemsigen Inspektor Kadeg, den er nicht ausstehen konnte und der seit ihrem ersten gemeinsamen Tag kaum etwas anderes tat, als ihn zu reizen.

Kadeg parkte den offiziellen Polizeiwagen wichtigtuerisch so nah neben Dupins Stuhl wie irgend möglich, Riwal stellte seinen Wagen ein paar Meter entfernt ab. Andere Autos würden nur knapp vorbeikommen. Selbstverständlich stand Kadeg auch als Erster am Tisch. Mit griesgrämiger Miene hielt er ihm eine große »Armor Lux«-Tüte...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2014
Reihe/Serie Kommissar Dupin ermittelt
Kommissar Dupin ermittelt
Kommissar Dupin ermittelt
Zusatzinfo 2 farbige Karten
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 3. Fall • Bannalec • bannalec 3. band • Bannalec 3. Fall • Bestseller • Bretagne • Bretagne Krimi • Bretonische Brandung • Bretonischer Stolz • Bretonische Verhältnisse • Dupin • Dupin dritter Band • Ermittler • Film • Fleur de Sel • Frankreich-Bretagne • Frankreich Krimi • Guérande-Halbinsel • Jean-Luc Bannalec • Jörg Bong • Kommissar • Kommissar Dupin • Krimi • Krimi für den Urlaub in Frankreich • Krimi-Reihe • Partner-Ermittlung • Regionalkrimi • Reihe • Salien • Salz • Salzgärten Guérande • Urlaub Bretagne • Verfilmung
ISBN-10 3-462-30776-2 / 3462307762
ISBN-13 978-3-462-30776-4 / 9783462307764
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