Nimue Alban: Die Streitmacht (eBook)

Bd. 13. Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
590 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-8387-5971-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nimue Alban: Die Streitmacht -  David Weber
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Die Menschheit musste vor einer außerirdischen Spezies auf eine fremde Welt fliehen. Hier unterlag sie lange Zeit einer Kirchendiktatur, die jede moderne Technik verbot. Doch das Inselreich Charis hat seine Unabhängigkeit erklärt und den Vorstoß in das Zeitalter der Dampftechnik geschafft. Die Kirche musste in der Schlacht schwere Verluste hinnehmen. Doch sie sammelt bereits wieder ihre Kräfte. Der Kampf um die Zukunft der Menschheit ist noch nicht vorbei...

Prolog


»Das wär’s dann wohl«, murmelte Nahrmahn Baytz, lehnte sich in seinem Lieblingssessel zurück und starrte blicklos auf die säuberlich gedruckten Seiten, die er in Händen hielt.

Mittlerweile war er nicht mehr auf eine Schnittstelle zum gedruckten Wort angewiesen, musste nicht erst lesen – was jede Informationsaufnahme entschleunigte: Als virtuelle Persönlichkeit im eigenen Miniuniversum konnte er unmittelbar mit der künstlichen Intelligenz namens Owl interagieren. Allerdings hatte der ehemalige Fürst von Emerald festgestellt, dass es für ihn etwas Tröstliches hatte, Informationen nach wie vor so zu verarbeiten, wie er es zu Lebzeiten gewohnt gewesen war.

»Ja«, bestätigte die schlanke Gestalt, die ihm an dem kleinen Steintisch gegenübersaß. Die Person, ein Er, aber vielleicht auch eine Sie, hatte schwarze Haare und saphirblaue Augen. Sie war der einzige regelmäßige Besucher auf Nahrmahns Terrasse, auf der er so gern saß, um den prächtigen Blick auf die funkelnden Wellen der Eraystor-Bucht zu genießen. »Vermutlich könnte ich zwar auf die gesperrten Dateien zugreifen, aber gemäß meiner Analyse besteht eine Wahrscheinlichkeit von dreiundachtzig Prozent, dass dadurch interne Sicherheitsroutinen aktiviert würden. In diesem Falle sänke die Chance auf sechzig Prozent, zumindest einige verwertbare Informationen zu extrahieren, bevor es zur vollständigen Löschung des Datenkerns käme. Obendrein ist unmöglich einzuschätzen, welche Datenmenge gesichert werden könnte. Allerdings übersteigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Dateien selbst unwiderruflich gelöscht werden, siebenundneunzig Prozent. Im selben Prozentsatz ist zu erwarten, dass die Sicherheitsprotokolle die molekularen Schaltkreise des Schlüssels rekonfigurieren, was dann weitere Untersuchungen verhindert. Falls zum Erstellen der gesperrten Dateien und der zugehörigen Sicherheitsmaßnahmen eine zivile KI vom Typ eins genutzt wurde, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ich selbst überschrieben und damit effektiv zerstört würde, bei neunundfünfzig Prozent plus/minus fünf Prozent. Zu zweiundsiebzig Prozent und gleicher Fehlertoleranz würde mein Zentralkortex das zwar überleben, dabei aber so weit geschädigt, dass eigenständiges Bewusstsein fortan ausgeschlossen wäre. In diesem Falle läge die Chance auf eine erfolgreiche Reintegration der Persönlichkeit unter siebenunddreißig Prozent – angesichts der Vielzahl bislang unbekannter Faktoren sind genauere Aussagen nicht möglich. Wurden die gesperrten Dateien allerdings von einer Typ-eins-KI in Militärausführung erstellt, übersteigt die Wahrscheinlichkeit meiner Zerstörung neunundneunzig Prozent.«

Nahrmahn betrachtete sein Gegenüber: Die Miene war gelassen, der Tonfall ruhig. Nahrmahn schüttelte den Kopf. Nach den Maßstäben des restlichen Universums hatte Owl erst vor wenigen Monaten Bewusstsein entwickelt und vollständig integriert. Für Owl hingegen – und auch für Nahrmahn selbst – war deutlich mehr Zeit verstrichen. Mittlerweile war die KI dem untersetzten, kleinen Fürsten zum Freund und Kollegen geworden. Doch hin und wieder gab es Augenblicke – wie etwa diesen hier –, in denen Nahrmahn unsanft ins Gedächtnis gerufen wurde, dass Owl in Wahrheit eben doch kein Wesen aus Fleisch und Blut war. Nahrmahn war sich sicher, dass die KI – was KI zu sein in diesem Stadium auch bedeuten mochte – tatsächlich genauso ruhig und gelassen war, wie sie wirkte … und das, obwohl sie hier über ihre eigene Zerstörung sprach. Dass Owl zerstört würde, war praktisch unvermeidbar, falls beschlossen würde, die Untersuchung von Schuelers Schlüssel fortzusetzen.

Nahrmahn betrachtete, was aussah wie ein Briefbeschwerer aus hochglanzpoliertem Stahl mitten auf dem Tisch; Sonnenlicht spiegelte sich darin. In Wirklichkeit befand sich dieser harmlos aussehende Briefbeschwerer ebenso wenig hier wie der Tisch; doch wenn Nahrmahn nun danach griffe und sich die auf Hochglanz polierte Stahlkugel gegen den Kopf schlüge, würde sich das sehr real anfühlen. Zumindest ein Teil von Nahrmahn Baytz hätte den real existierenden Schlüssel nur zu gern an der tiefsten Stelle der real existierenden Eraystor-Bucht versenkt und ihn den Fischen dort als Dauerleihgabe überlassen.

Leider wäre das ebenso nutzlos wie unmöglich, dachte er.

»Auch wenn ein Löschen des Schlüssels und der Verlust sämtlicher darauf gespeicherten Daten bedauerlich wäre«, sagte er dann, »würden wir das vermutlich überleben. Ich bin mir recht sicher, der Rest des Inneren Kreises wird mir beipflichten: Dich zu verlieren wäre deutlich, ähm … lästiger, Owl. Beruflich ebenso wie persönlich.«

»Ich gestehe, dass mir besagte Wahrscheinlichkeiten nicht erfreulich erscheinen«, gab Owl zurück.

»Das beruhigt mich«, versetzte Nahrmahn trocken. Er legte den Bericht wieder auf den Tisch und setzte den Schlüssel darauf, damit die Blätter nicht von der nächsten Böe über die gesamte Bucht verteilt würden. »Andererseits wüsste ich wirklich gern, welche Informationen diese Dateien bergen.«

»Abgesehen davon, dass es sich dabei überwiegend um ausführbare Dateien handelt und eine der Dateien recht groß ist, vermag ich ohne Zugriff keine weiteren Aussagen zu treffen.«

Tja, eine Zwölf-Petabyte-Datei darf man vermutlich mit Fug und Recht als groß bezeichnen, kommentierte Nahrmahn in Gedanken nüchtern. Er dachte darüber nach, was für eine gewaltige Zahl das war – um ein Vielfaches größer als alles, was er sich zu seinen Lebzeiten je hätte vorstellen können. Allein schon dieser Größe wegen würde ich gern einen Blick in diese Datei werfen! Aber Neugier rechtfertigt nicht das Risiko, Owl zu verlieren. Nichts rechtfertigt dieses Risiko!

»Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass diese ausführbaren Dateien etwas mit dem zu tun haben, das sich unter dem Tempel befindet«, sinnierte er laut, lehnte sich wieder in seinen Sessel zurück und lauschte dem Rauschen der Brandung. »Wenigstens wissen wir jetzt, dass es durch einen Menschen aktiviert werden muss – was auch immer ›es‹ eigentlich ist.«

»Vorausgesetzt, die Aktivierung ist eine direkte Reaktion auf den Schlüssel«, gab Owl zu bedenken. »Bislang haben wir allerdings noch keinen Hinweis darauf gefunden, dass nicht doch auf ein automatisches Aktivierungsprotokoll zugegriffen wird, sobald die Sensoren des Bombardierungssystems verbotene Technologie orten. Und bislang konnten wir auch noch nicht ermitteln, ob es weitere Schlüssel oder sogar weitere Kommandostationen gibt – oder möglicherweise gänzlich unterschiedliche Aktivierungsprotokolle.«

»Stimmt«, nickte Nahrmahn. »Und nirgends in Schuelers Aufzeichnungen finden sich Hinweise darauf, dass menschliches Handeln erforderlich wäre, wenn es um den Jahrtausendbesuch der sogenannten Erzengel geht. Eigentlich schade.«

»Korrekt«, stimmte ihm der Avatar der KI zu, und Nahrmahns Mundwinkel zuckte. Owl hatte, zumindest seinen Maßstäben nach, recht lange gebraucht, sich diese typisch menschliche Gewohnheit anzueignen: das Offensichtliche zu bestätigen, um dem Gegenüber das Signal zu geben, man folge dessen Gedankengang. Owl hatte schwer mit der Vorstellung zu kämpfen gehabt, dass Menschen allen Ernstes auf die Idee kommen könnten, er würde ihrem Gedankengang nicht folgen … obwohl seine alte Persona, die noch nicht über ein eigenes Bewusstsein verfügt hatte, genau das sogar recht häufig getan hatte. Diese alte Persona aber hatte die Gedankengänge ihres Gegenübers nicht wirklich verstanden.

Nahrmahns Belustigung währte nicht lange: Seine Gedanken kehrten zu den Aufzeichnungen zurück, mit denen er sich wieder und wieder befasst hatte. Er verstand voll und ganz, warum Paityr Wylsynn und dessen Vorfahren geglaubt hatten, von Gott selbst berührt worden zu sein. Nahrmahn hätte exakt dasselbe geglaubt, wenn ihm ein Abbild eines der Erzengel erschienen wäre und ihm erklärt hätte, seine Familie und er seien für eine heilige Mission auserwählt. Und Nahrmahn verstand auch, warum sich die gesamte Familie Wylsynn all die Jahre voller Eifer der Aufgabe gewidmet hatte, die Seele der Kirche des Verheißenen vor Schaden zu bewahren.

So viele Generationen – so viele Leben! –, alle darauf bedacht, die Reinheit und Heiligkeit einer Lüge zu bewahren! Wieder kochte in ihm der mittlerweile vertraute Zorn hoch. All diese Wylsynns, tief im Herzen der Kirche, die ebenso wenig wie alle anderen gewusst oder auch nur geahnt haben, dass die Kirche mit all ihren Lehren nichts anderes war als ein gewaltiges Lügengebäude – mit dem einzigen Zweck, die Menschheit für alle Zeiten zu versklaven und hier auf Safehold gefangen zu halten.

Manchmal fiel es Nahrmahn noch schwerer als sonst, im Hinterkopf zu behalten, dass Langhorne, Bédard und der Rest des Kommandostabs auf Safehold wahrscheinlich wirklich geglaubt hatten, das Richtige zu tun. Nach seinem eigenen körperlichen Ableben hatte Nahrmahn Zeit gehabt, die Befehle zu lesen, die Eric Langhorne ursprünglich erhalten hatte: Pei Kau-yung und Pei Shan-wei hatten sie hier an diesem Ort versteckt, der Eingeweihten mittlerweile als ›Nimues Höhle‹ bekannt war. Nun wusste Nahrmahn, in welchem Maße Langhorne von seinen ursprünglichen Befehlen abgewichen war, als er die Erinnerungen der Kolonisten manipuliert und die Kirche des Verheißenen erschaffen hatte, die jedwede Form fortschrittlicher Technik für alle Zeiten ächtete. Nahrmahn hatte sich redlich bemüht, Langhornes Entscheidungen zu begreifen: Sie konnten nur aus purer Angst, aus schierem Entsetzen heraus...

Erscheint lt. Verlag 12.3.2015
Reihe/Serie Nimue-Reihe
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Like A Mighty Army, Part 1
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Apokalypse • Avatar • Big Bang Theory • Dystopie • Fantasy • futuristisch • Heinlein • Heliosphäre • heliosphere • High Tech • Inquisitor • Marsianer • Meilen • Post Apokalypse • R2D2 • Raumkampf • Raumschiff • Schweiz • Science Fantasy • Sciencefiction • Science Fiction • science fiction bücher • Science Fiction Romane • Science Fiction Romane; Zukunft • Sci Fi • SciFi • SF • Star Wars • Technology • Timothy Zahn • Utopie • Weltall • Weltraum • Weltuntergang • Zukunft • Zürich
ISBN-10 3-8387-5971-0 / 3838759710
ISBN-13 978-3-8387-5971-5 / 9783838759715
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