Kris Longknife: Das Kommando (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
508 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-8387-5967-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kris Longknife: Das Kommando -  Mike Shepherd
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Für Kris Longknife wird ein Traum wahr: Sie erhält ihr erstes Kommando über eine Raumstation. Dazu wird sie allerdings in das entlegene Sternensystem Chance versetzt, eine Beförderung, die zugleich einem Exil gleicht. Doch Kris ist nicht untätig, und bald kommt sie einer Organisation auf die Spur. Die verbirgt auf einem einsamen Planeten höchst fortschrittliche Alien-Technologie, die in ihren Händen eine extreme Gefahr darstellt ...

1


Die Schritte Lieutenant Kris Longknifes warfen Echos an den Wänden der Raumstation. Kris hatte erwartet, dass auf High Chance rege Tätigkeit herrschte, doch die Raumstation wirkte wie eine ausgespülte Blechdose: bereit für die nächste Recycling-Tonne.

Von einem Empfangskomitee ihres neuen Kommandopostens – Flottenbezirk 41 – war nichts zu sehen. Keine Spur von irgendetwas … Lebendigem.

»Es hieß, es wäre ein eigenständiges Kommando«, flüsterte Kris vor sich hin.

»Hieß es auch, dass es hier einsam sein würde?«, fragte jemand hinter ihr.

Kris drehte sich um. Lieutenant Penny Pasley-Lien hatte während der Fahrt hinaus nach Chance kaum je etwas gesagt. Es lag nicht lange zurück, da war sie eine Braut gewesen, und es lag kaum weniger zurück, dass sie zur Witwe gemacht worden war. Kris versuchte, daraus schlau zu werden, ob Pennys Worte scherzhaft oder ernst gemeint gewesen waren, und fand, dass die Bemerkung auf Messers Schneide balancierte.

»Zumindest sind keine Spuren eines Angriffs zu sehen«, stellte First Lieutenant Jack Montoya fest, der volle Gefechtspanzerung trug – und in vollem Paranoia-Modus lief. Jack, inzwischen ein Angehöriger der Royal United Sentient Marines, hatte zuvor im Secret Service des Planeten Wardhaven gedient. Über die genauen Umstände seines Laufbahnwechsels wollte Kris im Augenblick lieber nicht nachdenken.

Seine uniformierte Präsenz an ihrer Seite erinnerte nur allzu gut daran, dass Uropa Trouble zwar ein gutes Stück über hundert Jahre alt war, Schwierigkeiten aber immer noch wie magisch anzog. Jacks M-6-Sturmgewehr folgte seiner Blickrichtung, während er die leere Raumstation sondierte. »Nichts zu sehen«, stellte der frischgebackene Marine schließlich fest.

Kris hatte von diesem Blinde-Kuh-Spiel – besser gesagt Blinder-Ochse-Spiel – die Nase voll. »Nelly, nimm bitte Zugriff auf das Sicherheitssystem der Station.«

Nelly war Kris’ Leibcomputer – ein halbes Kilogramm selbstorganisierender Schaltkreise, das sie um die Schultern gewickelt trug. Seit dem letzten Upgrade war Nelly elegant und unmittelbar mit Kris’ Gehirn verbunden. Dafür würde eine Neuanschaffung jetzt auch etwa so viel kosten wie die halbe Raumstation. Vielleicht mehr, denn dass sich an diesem Ort hier niemand aufhielt, ließ die Station nur um so heruntergekommener erscheinen.

»Kris, das kann ich nicht«, erfolgte Nellys beinahe wehleidig klingende Antwort.

»Und warum nicht?«, wollte Kris wissen.

»Weil jemand die Station mit dem Hauptschalter deaktiviert hat«, warf Chief Beni ein, während Nelly eine etwas genauere Erklärung gab, die auf dasselbe hinauslief. Nelly klang doch tatsächlich verärgert, sobald sie ihre Feststellungen ein gutes Stück nach Beni abgeschlossen hatte.

Womit Kris’ zunehmender Argwohn bestätigt war, dass ihr Elektronikgenie Beni und ihr Elektronikwunder Nelly eine geschwisterliche Rivalität entwickelten.

Kris hatte Benis Technikmagie jedoch in den zurückliegenden drei Monaten im Ausbildungskommando benötigt. Und im Flottenbezirk 41 brauchte sie ihn nur noch mehr. So, wie die Dinge aussahen – beziehungsweise nicht vorhanden waren –, konnte sie sich nicht erlauben, jemanden zu verlieren.

Und ein Leben ohne Nelly war undenkbar.

Doch Kris hatte in jüngster Zeit immer besser gelernt, das heiklere Problem zu umgehen, und wandte sich lieber dem unmittelbaren zu. »Also, wo finde ich diesen Schalter?«

»Hier entlang«, sagten der Chief und Nelly gleichzeitig. Der Fingerzeig des Chiefs erwies sich als ein wenig langsamer, da Jack den Mann in volle Weltraumpanzerung gesteckt hatte. Nelly ließ eine Lampe aufleuchten und markierte so den schmalen Korridor neben dem Dragon-Queen-Chinaimbiss inmitten all der Läden auf der mittleren Stationsebene.

Wie alles andere hier war der Imbiss mit Planken zugenagelt.

Kris führte ihre Crew über Stationsdeck 1 mit dem üblichen grauen Teppichboden und einer unüblichen Dekoration hinaus. Jeder Quadratzoll Wand war hier ein Gemälde. Die Station sah aus wie ein Kunstmuseum. Oder vielleicht ein Kunststudio. Dabei deckten die Malereien das ganze Spektrum der Kunstgeschichte von primitiv bis impressionistisch ab. Kris’ Mutter hätte vielleicht das eine oder andere Werk erworben.

Sogar der matt beleuchtete schmale Gang, durch den Kris ihre drei Mitarbeiter führte, sah aus wie das Tagewerk eines Künstlers im Zoo.

Es fiel ihr schwer, Jack als Untergebenen zu betrachten, und die Gründe dafür wurden jedes Mal deutlicher, wenn der First Lieutenant der Marines ihr einen Befehl erteilte. Und sie hatte schon auf der OKS, der Offizierskadettenschule, gelernt, einen Chief nie geringer zu achten als Gott. Beni hatte seinen Anspruch auf Göttlichkeit zwar belastet, als er die Bombe auf Tristan gar nicht und die auf Kaylia nur soeben noch rechtzeitig entdeckte. Trotzdem war Kris beiden Mordanschlägen entkommen, wenn sie auch innerhalb des Ausbildungskommandos dadurch ganz klar zur unerwünschten Person geworden war.

Hoffentlich lief es in Flottenbezirk 41 besser für sie.

Den Fahrstuhl fanden sie in einer faden grauen Umgebung vor, die nach Müll stank. Jack erweckte den Eindruck, er wolle am liebsten eine Testfahrt absolvieren, aber Kris erreichte die Schalter als Erste, öffnete die Kabine und trat ein. Sie bezog an der Rückwand Position und stellte Jacks Entschlossenheit auf die Probe. Ob er sie wieder herauszerren wollte?

Jack musterte sie eine Sekunde lang, als wollte er sie sich am liebsten über die Schulter werfen und sie zurück zur Stolz von St. Petersburg schleppen. Er überlegte es sich jedoch offensichtlich anders, als Beni auf die Taste für Drei drückte. Nelly hatte sie informiert, dass man auf Drei das Kommandodeck finden würde. Sie fuhren los. Penny stand still in ihrer eigenen Ecke und wirkte so viel kleiner als die strahlende Frau, die noch vor so kurzer Zeit zu Tommy gesagt hatte: »Ich will.«

Die Fahrt verlief ruckartig, begleitet von Blicken eines Royal Marine, in denen Hab-ich’s-nicht-gesagt zu lesen stand. Kris starrte an die Decke, eine Übung, in der sie allmählich richtig gut wurde, und sie fuhr damit fort, bis der Fahrstuhl holprig anhielt.

Die Tür stockte, als sie gerade mal halb offen stand.

Kris beugte sich vor und blickte an zwei Männerköpfen vorbei, die einen großen Raum musterten, matt erhellt von einer flackernden Lampe. Korridore führten in verschiedene Richtungen, manche davon noch armseliger beleuchtet. Andere lagen gänzlich dunkel da. Und alles war im üblichen Navygrau gehalten.

Abgesehen von einem Klecks an der Wand gegenüber.

»Sieht nach Blut aus!«, schnauzte der Marine-Lieutenant. »Beni, warum haben Sie Ihre Waffe noch nicht gezogen?«

»Sofort, Sir«, sagte der Chief und zog seine Dienstautomatik.

»Ihr Leute von der Navy haltet euch hinter mir«, sagte Jack zu den ranghöheren Offizieren vor Ort, die ihre Hälse reckten, um einen Blick über seine Schulter zu ergattern. »Beni, geben Sie mir Deckung!« Und der Marine glitt im vollen Angriffsmodus zur Tür hinaus.

Da man die OKS-Ausbildung für ihn abgekürzt hatte – sodass ihm nur noch ein Gunnery Sergeant gezeigt hatte, wie er die Uniform trug, ohne das ganze Corps zu blamieren –, musste der Secret Service bei Jacks früherer Ausbildung auch die Arbeit in Spezialeinsatzkräften berücksichtigt haben, denn er wirkte tödlich und entschlossen.

Kris überlegte sich, dass jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt war, um seinen Sorgen Rechnung zu tragen. Sie zog eine Automatik aus dem Holster am unteren Rücken. Das Ding sah nach der üblichen Navy-Hardware aus, aber sie war eine dieser verdammten Longknifes, und somit enthielt das Magazin das Dreifache der normalen Ladung aus 4-mm-Darts.

Penny zog ihre eigene Automatik, die mit Kris’ Waffe identisch war. Es handelte sich dabei um ein Hochzeitsgeschenk, eines von mehreren, die Kris in der Hoffnung gemacht hatte, es möge Pennys und Toms Leben in ihrem Umkreis sicherer machen, wenn auch nicht normaler. Dumme Kris – sie hatte nicht ein einziges Geschenk für das Hochjagen eines Schlachtschiffs verpackt!

Kris schluckte das Schuldgefühl der am Leben Gebliebenen zum hundertsten Mal herunter.

Penny hatte den Blick nicht von dem Klecks abgewandt, während sie prüfte, ob ihre Automatik auch entsichert war. »Bist du sicher, dass es kein Rost ist?«

»Navy, ich hatte euch angewiesen, die Köpfe einzuziehen«, feuerte Jack zurück, während er alle Richtungen gleichzeitig prüfend im Blick zu behalten versuchte. Die Mündung seiner M-6 ruckte dabei von einem Korridor zum nächsten.

Chief Beni schlängelte sich mit seinem wachsenden Leibesumfang durch die feststeckende Tür; das Futter im Ausbildungskommando hatte ihm sehr gute Dienste geleistet. Er hielt seine Automatik jedoch ruhig im Anschlag … mehr oder weniger. Er musterte finster die Wand gegenüber und ihr Fleckenmuster. Ohne den Marine zu beachten, bummelte er hinüber, steckte den kleinen Finger in die anstößige Substanz, schnupperte daran, kostete und blickte auf.

»Jepp. Nur Wasser und etwas Rost.«

»Es hat auch ziemlich danach ausgesehen«, sagte Penny mit leicht zerstreut klingender Stimme. »Tommy hätte das auf den ersten Blick erkannt. Mit so was kannte er sich aus.«

Kris legte ihr sachte die Hand auf die Schulter. »Ja, das tat er.«

»Nun, dank sei allen Weltraumgöttern, dass wir es hier nur mit...

Erscheint lt. Verlag 12.2.2015
Reihe/Serie Kris Longknife
Übersetzer Thomas Schichtel
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Resolute
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Apokalypse • Avatar • Big Bang Theory • Dystopie • High Tech • Post Apokalypse • R2D2 • Science Fantasy • Science Fiction Romane • Science Fiction Romane; Zukunft • Sci Fi • SciFi • Star Wars • Technology • Timothy Zahn • Utopie • Weltall • Zukunft
ISBN-10 3-8387-5967-2 / 3838759672
ISBN-13 978-3-8387-5967-8 / 9783838759678
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Thriller

von Marc Elsberg

eBook Download (2023)
Blanvalet (Verlag)
19,99
Das Licht von Coelum

von Runa Rugis

eBook Download (2023)
epubli (Verlag)
6,99