Der Schicksalsbaum (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
382 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-8387-5950-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Schicksalsbaum -  Stephen R. Lawhead
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Es begann in einer regnerischen Nacht in einer Gasse in London: Hier entdeckte Kit Livingstone durch Zufall eine der sagenumwobenen Ley-Linien. Einen der unsichtbaren Pfade, auf denen man durch die Zeit in alternative Welten reisen kann. Seitdem ist er auf der Suche nach den Teilen der einen Meisterkarte, die all diese Welten verzeichnet. Ein Abenteuer, das ihn und seine Freunde an die sagenhaftesten Orte führt - und mit mächtigen Feinden konfrontiert. Im großen Finale dieser Schatzsuche werden nun alle Rätsel gelöst ...

ERSTES KAPITEL


Gordon Seiferts schaute aus dem Fenster des Operationsmoduls von Skybase Alpha. Er blinzelte und schaute ein weiteres Mal, weil er etwas sah, das nicht dort sein sollte: der Mond.

Wie jeden Tag überprüfte Captain Seiferts den Messwert der Hintergrundstrahlung und das Wärmebild der Erde, doch in seinem Sichtfeld war der blaue Planet nirgendwo zu erblicken. Er schwenkte die Kamera um zweihundertdreißig Grad und erreichte so, dass die Erde in Sicht kam; doch die metrischen Werte waren alle verzerrt. Da er fürchtete, dass die Raumstation auf irgendeine Weise aus ihrer Umlaufbahn abgetrieben war, eilte er hinunter zum Kommandomodul, wo sich die mysteriöse Situation sogar noch verschlimmerte.

Anstelle seiner Kollegen und Wissenschaftskameraden – Menschen, die hier in den letzten drei Monaten zusammen gearbeitet und sich den Lebensraum geteilt hatten – traf er eine Mannschaft aus sehr verwunderten russischen Kosmonauten an. Seiferts sprach kein Russisch, und die Kosmonauten beherrschten nicht die englische Sprache, sodass es eine Weile dauerte, bis er begriff, dass er nicht an Bord von Skybase Alpha war, sondern auf der Mir 2, die auf einer Forschungsexpedition war, um den Mond zu kartografieren. Infolge dieser Enthüllung wurde Seiferts so erregt und verwirrt, dass er sediert und auf einer Hängematte festgebunden werden musste, und das für die Dauer der gesamten Mission.

***


In der Nähe von Tacoma im Bundesstaat Washington stürzten vierzehn Fahrzeuge in den Puget Sound, als unter ihnen die Autobahnbrücke verschwand. Insgesamt wurden zweiunddreißig Personen getötet. Ortsansässige Fischer, die auf ihrem Weg hinaus aufs Meer den Sund passierten, waren allerdings in der Lage, drei äußerst verwirrte Überlebende aus dem Wasser zu ziehen: Keiner von ihnen vermochte eine glaubwürdige Darstellung über das abzugeben, was sich ereignet hatte.

Marine-Gefreiter Mike Taylor von der Orca IV brachte sein vollkommenes Unverständnis über das Geschehen in der Tacoma Times zum Ausdruck, die ihn mit folgenden Worten zitierte: »Es war das Allerschrecklichste, was ich je gesehen habe. Ich meine, diese Wagen kamen praktisch aus dem Nirgendwo – es war so, als ob sie einfach aus dem Himmel fielen. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, was passiert ist. Diese armen Leute …« Der Unfall geschah in dem Gebiet, wo die Tacoma Narrows Bridge – die Pläne hierfür wurden erst vor Kurzem angefertigt – entstehen soll. Eine Tatsache, die der Hafenbehörde des Puget Sounds nicht entging, deren Pressestelle dazu bemerkte: »Offensichtlich ist eine Katastrophe wie diese tragisch für all jene, die darin verwickelt sind. Doch welche Erklärung sich auch immer als richtig herausstellen wird, sie wird ernsthafte Fragen darüber aufwerfen, ob dies überhaupt der beste Ort für eine Brücke ist.«

Der Vorfall wurde einer Unwetter-Inversion zugeschrieben, die einen außergewöhnlichen Tornado zur Folge hatte. Solche extremen Wetterbedingungen seien nicht unbekannt, obwohl sie sich selten ereigneten. Im Mittleren Westen sei von Tornados bekannt, dass sie Gegenstände vom Boden hochrissen und sie über viele Meilen beförderten, bevor sie sie an den unwahrscheinlichsten Orten zurückließen.

***


Howard Smith aus Carol Stream in Illinois ging in sein Bett, um zu schlafen, und erwachte auf einer schwimmenden, landwirtschaftlich genutzten Insel am Rande des Texcoco-Sees in Mexiko.

Nachdem er Julie, seiner fünfunddreißigjährigen Ehefrau, einen Gutenachtkuss gegeben hatte, schloss er im Schlafzimmer seines Hauses in der Chicagoer Vorstadt die Augen und schlief anschließend tief und fest. Als er am nächsten Morgen erwachte, fand er sich umgeben von argwöhnischen aztekischen Bauern, die sich über die rätselhafte Anwesenheit eines hellhäutigen Fremden unterhielten, der in ihrer Mitte aufgetaucht war. Sie gelangten zu dem Schluss, dass er ein Himmelsgott war; und trotz seiner starken Proteste, die er in einer Sprache äußerte, die sie nicht verstanden, brachten ihn die Bauern zum Priester, der ihm eine goldene Halskette gab und ihn im Tempel von Tenochtitlan festsetzte.

***


Im Laxmi Nagar District von Mumbai in Indien bereitete Sireena Shah das Frühstück für ihre drei Kinder zu, die sich für die Schule fertig machten. Sie versorgte die drei und schickte sie mit ihren Lunchboxen zur Tür hinaus – kehrte dann in die Küche zurück und fand die drei dort immer noch über ihr Frühstück gebeugt sitzen und herumtrödeln. Sireena nahm an, dass die Kinder ihr einen Streich spielten, und schimpfte sie tüchtig aus, als ihr Ehemann auftauchte und sein Frühstück verlangte. Sie hätte ihm nur zu gerne etwas zu essen gegeben – abgesehen von der Tatsache, dass er bereits das Frühstück zu sich genommen hatte und vierzig Minuten zuvor zum Büro aufgebrochen war; sein schmutziges Geschirr stand immer noch in der Spüle.

***


Das gesamte Forschungs- und Entwicklungsteam von Arcosoft Games aus der kalifornischen Stadt Cupertino verschwand bei einer Telefonkonferenz mit leitenden Angestellten von Gyrotek, einem Marketingunternehmen aus San Francisco. Als die wiederholten Versuche, den Kontakt erneut herzustellen, fehlschlugen, wurde eine Sekretärin zum Sitzungssaal geschickt. Sie berichtete, das Team hätte offensichtlich die Arbeit niedergelegt – als irgendeine Form von Protest – und das Gebäude verlassen.

Jedoch aus Sicht der Mitglieder dieses Teams verschwand der Sitzungssaal einfach – und wurde augenblicklich ersetzt durch ein Schlachtfeld, das von zwei sich gegenüberstehenden Armeekräften besetzt war: Sie waren in eine militärische Auseinandersetzung hineingeraten, die später die Schlacht von Balaklawa genannt würde und die im zweiten Monat des Krimkrieges stattfand. Alle acht Männer und fünf Frauen des Arcosoft-Teams wurden während eines Kavallerieangriffs abgeschlachtet, da die britischen Truppen nicht in der Lage waren, sie als Zivilisten zu identifizieren.

***


In Damaskus stand Rosemary Peelstick vor einem Früchtehändler mit einem Sack Orangen in ihrer Hand. Was mache ich hier überhaupt?, fragte sie sich. Sie blickte hinab auf die Netztasche, erinnerte sich aber nicht daran, die Orangen gekauft zu haben. Der Lebensmittelhändler lächelte und zeigte seinen vertrauten Gruß; sie winkte ihm verlegen zu und ging anschließend nach Hause. Es handelte sich, wie sie befand, um eine Alterserscheinung – um das, was als altersbedingte Gedächtnislücke bezeichnet wurde. Eine weitere dieser Lücken hatte sie später an jenem Tag, als sie auf dem Weg zur Genisa war, um sich der Diskussionsrunde dort anzuschließen: Sie bog in den Flur und fand sich plötzlich im Empfangszimmer wieder, und erneut fragte sie sich, warum sie an diesem Ort war.

Später, bei einer Unterhaltung mit Tess Tildy, hörte sie sich plötzlich dieselben Worte im selben Gespräch sagen, das sie beide noch nicht einmal eine Stunde zuvor miteinander geführt hatten. Als sie dies gegenüber Tess zur Sprache brachte, gestand die ältere Frau ein, ähnliche Erinnerungslücken zu haben. »Das passiert, wenn man älter wird, meine Liebe«, erklärte Tess. »Ich glaube nicht, dass man sich deswegen Sorgen machen müsste.«

Aber als Mrs Peelstick dann Gianni Becarria im Hof mit Brendan Hanno reden sah und nicht einmal drei Sekunden später, nachdem sie sich umgedreht hatte, ihn im Empfangszimmer sitzen und ein Buch lesen sah, wusste sie, dass es doch etwas gab, über das sie sich sehr große Sorgen machen sollte. Der Anblick des italienischen Priesters, der lässig die Seiten der Geschichte des Osmanischen Reiches durchblätterte, sorgte dafür, dass sie in den Hof zurückrannte, wo sie einen anderen Gianni fand, der in ein Gespräch mit Brendan vertieft war. Sie packte Cassandra Clarke, die zufällig vorbeiging, und wies sie an, in den Hof zu schauen. »Was sehen Sie da?«

»Nun, Gianni und Brendan sprechen über Physik, nach dem, was ich aufschnappen kann. Warum?«

»Genau das habe ich auch gedacht«, erwiderte Mrs Peelstick. »Jetzt gehen Sie bitte ins Empfangszimmer, schauen sich dort um und treffen sich dann mit mir in der Küche. Aber sagen Sie nichts zu irgendjemandem, bevor Sie mit mir gesprochen haben.«

Cass betrachtete sie neugierig. »Sie sind ja kreidebleich, Mrs P. Was gibt’s?«

»Bitte machen Sie einfach das, worum ich Sie gebeten habe. Seien Sie so gut, ja.«

Cass marschierte durch den Flur und steckte den Kopf durch die Tür zum vorderen Empfangszimmer. Dort sah sie Gianni sein Buch lesen. Sie musste zweimal hingucken. Dann lief sie zu Mrs Peelstick zurück, die inzwischen in der Küche auf sie wartete.

»Okay, was geht da vor sich?«, verlangte Cass zu wissen.

»Schsch, sprechen Sie nicht so laut«, mahnte Mrs Peelstick. »Sie haben sie auch gesehen?«

»Ja, ich habe zwei Giannis gesehen«, bestätigte Cass in einem harschen, jedoch sehr leisen Tonfall. »Wieso? Was geschieht da gerade?«

»Ich glaube, wir haben ein Problem«, antwortete sie.

»So ist es. Das ist zutiefst bizarr.« Cass wandte ihre weit aufgerissenen Augen dem Flur zu und starrte geradeaus, als fürchtete sie sich davor, was wohl als Nächstes durch die Tür kommen würde. »Wir müssen das irgendjemandem erzählen.«

Hastig wurde ein Gipfeltreffen in der Küche einberufen – zu dem keiner der Giannis eingeladen war –, bei dem Mrs Peelstick ausgewählte wichtige Mitglieder der Zetetischen Gesellschaft über ihre alarmierenden Beobachtungen in Kenntnis setzte. »Ich möchte ja nicht, dass ich eine Panik auslöse«, erklärte sie ihnen, »doch wir haben eine besondere Situation.« Rasch...

Erscheint lt. Verlag 15.1.2015
Reihe/Serie Die schimmernden Reiche
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Bright Empires 5 - The Fatal Tree
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte All Age Fantasy • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Epic Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Roman • Game of Thrones • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Low Fantasy • Tolkien • Troll • Zeitreisen
ISBN-10 3-8387-5950-8 / 3838759508
ISBN-13 978-3-8387-5950-0 / 9783838759500
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