Parasiten (eBook)

Thriller

(Autor)

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2014 | 1., Auflage
336 Seiten
Piper ebooks in Piper Verlag
978-3-492-98089-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Parasiten - Marina Heib
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Der erste Tote stammt aus den besten Kreisen. Der zweite kommt aus der Szene und ist den Sonderermittlern um Kommissar Christian Beyer nur allzu bekannt. Beide bieten einen abscheulichen Anblick: denn die Leichen sind von Parasiten - Würmern, Maden und sogar Spinnen - geradezu übersät. Wurden sie vom Mörder ausgesetzt? Welche Botschaft steckt dann dahinter? Und was verbindet die beiden Opfer? Ritualmorde oder organisiertes Verbrechen? Was Beyer und Co schließlich zu Tage fördern, raubt selbst den hartgesottenen Ermittlern den Atem ...

Marina Heib, geboren in St. Ingbert/ Saarland, lebt als Schriftstellerin und Drehbuchautorin in Hamburg. Ihre Kriminalromane um Kommissar Beyer, seine bundesweit ermittelnde Soko und die Psychologin Anna Maybach garantieren absolute Hochspannung.

 

2. April 2010
Hamburg.

Der Winter ließ immer noch nicht richtig locker, doch die überraschend warme Sonne gab sich alle Mühe, die immensen Schneemassen wegzutauen. Christian Beyer, Chef der Soko Bund, einer vor wenigen Jahren eingerichteten Sondereinheit mit bundesweiten Kompetenzen und spezialisiert auf die Jagd nach Serienkillern, befand sich auf dem Weg von der Staatsanwaltschaft zurück in die Zentrale seiner kleinen, aber schlagkräftigen Truppe. Wie immer, wenn es nur irgend möglich war, ging er zu Fuß. Er genoss das annähernd frühlingshafte Wetter weitaus intensiver als das Lob, das er und seine Leute gerade vom Leitenden Oberstaatsanwalt bekommen hatten. Ein komplizierter Fall war schnell und gründlich abgeschlossen worden, der Mörder dreier junger Mädchen seit heute Morgen rechtskräftig verurteilt. Wieder einmal hatte der Oberstaatsanwalt Christian angeboten, mit seinen Leuten zurück ins moderne und komfortable Gebäude des Polizeipräsidiums zu ziehen. Und wieder einmal hatte Christian abgelehnt. Als die Soko als einzige ihrer Art in Deutschland auf Betreiben des BKAs gegründet und Christian die Leitung übertragen worden war, hatten einige Neider aus den obersten Hamburger Polizeirängen die Soko in schäbige Büroräume im Schanzenviertel ausgelagert, die früher als Beobachtungsposten von den Drogenfahndern genutzt worden waren. Christian und seine handverlesene Truppe fühlten sich dort sehr wohl, und auch wenn die Neider sich längst zurückhielten und inzwischen kollegialer Respekt vorherrschte, wollten Christian und seine Leute nicht zurück ins Präsidium.

Als Christian in aller Gemütsruhe den Park »Planten un Blomen« durchquert hatte und in der Zentrale ankam, herrschte dort ausgelassene Stimmung. Der abgeschlossene Fall wurde zur Mittagspause mit einer Runde Döner für alle gefeiert. Wie immer hatte Yvonne, Teilzeit-Sekretärin nach eigenem Gutdünken und Psychologiestudentin, das Futter nebst Getränken besorgt. Sie saß mit den anderen im Konferenzraum, dessen Möbel eher an Sperrmüll denken ließen denn an eine bundesweit agierende Kriminalabteilung.

Christian nahm sich eine Cola und setzte sich dazu. Sofort schob ihm Eberhard Koch, der Spuren- und Tatortspezialist der Truppe und wegen seines Nachnamens und seiner dazu passenden Leidenschaft nur Herd genannt, seinen Döner zu. Er aß dieses Zeugs nur aus Gruppenzwang, sein Gaumen wehrte sich jedes Mal. Christian griff zu, wusste er doch, dass er damit nicht nur sich, sondern auch Herds empfindsamen Geschmackspapillen einen Gefallen tat. Neben Herd saß Daniel Meyer-Grüne, der Rechercheur der Soko. Daniel war kein ausgebildeter Polizist und verweigerte jegliche Berührung mit dem real existierenden Verbrechen. Er näherte sich der Welt rein virtuell. Als ehemals berüchtigter Hacker arbeitete er im Dienst der Soko, seit Christian ihn aus einer misslichen juristischen Lage beim BKA befreit und ihm einige Jahre Knast wegen illegaler Aktivitäten im World Wide Web erspart hatte.

Volker Jung, der baumlange, glatzköpfige Verhörspezialist der Soko, privat Buddhist und Teilzeit-Vegetarier, fehlte am Tisch. Er hielt im Präsidium einen Vortrag über verschärfte Verhörtechniken und ethische Verantwortung und würde mit seinen theoretischen Überbauten vermutlich den Großteil seiner praxisorientierten Zuhörer schon in der ersten halben Stunde einschläfern.

»Und?«, fragte Herd, nachdem er sich den Mund mit Mineralwasser ausgespült hatte. »Wollte uns der Herr Oberstaatsanwalt wieder heim ins Reich holen?«

»Mit allem Brimborium«, antwortete Christian.

»Du hast ihm hoffentlich gesagt, dass ich ein Erdgeschossbüro mit Kleingarten will, wo ich ein Kräuterbeet anlegen kann!« Herd lächelte.

»Ich will ein riesiges Chefsekretärinnenzimmer mit einem nackten Nubier als Praktikanten!«, fügte Yvonne hinzu.

»Und ich will einen Tisch mit fünf Computern, um die immer eine Miniatur-Eisenbahn mit frisch zubereitetem Sushi auf den Containern läuft!«, ergänzte Daniel.

Christian hob abwehrend die Hände. »Ich habe ihm klargemacht, dass für solche Arschlöcher wie euch kein Platz im Präsidium ist. Wir bleiben in der Diaspora. Ein für allemal.«

»Oh, Mann, sag bloß, du hast schon wieder abgelehnt, dass wir schicke, klimatisierte Räume mit Cola-Automaten auf dem Flur und willigen Kolleginnen mit durchtrainierten Körpern im Nebenzimmer beziehen?« Pete Altmann war unbemerkt von draußen dazugekommen. Durch seinen teuren Designer-Anzug hatte er wie immer mehr Ähnlichkeit mit einem italienischen Dressman als mit einem Beamten der deutschen Kripo.

»Für einen sexistischen Macho wie dich ist erst recht kein Platz dort!«, entgegnete Christian ohne hochzublicken.

Pete grinste. Der Halb-Amerikaner, der vor wenigen Jahren als Profiler vom BKA zu der Truppe befohlen worden war, hatte am Anfang erhebliche Schwierigkeiten mit Christian gehabt. Die waren allerdings längst ausgeräumt. Der rüde Tonfall in der Truppe gehörte zum Alltag und stellte nichts als eine seltsame Form der Wertschätzung dar.

Pete setzte sich dazu und nahm sich ebenfalls eine Cola. »Habt ihr das Urteil gegen Andres Puri mitbekommen?«

»Den Baltenboss?«, fragte Herd. »Ich dachte, das ergeht erst nächsten Monat.«

Pete verneinte. »Sie haben ihn eben verknackt. Wegen Zuhälterei und sonst ein paar Kinkerlitzchen. Das Verfahren wegen des Auftragsmordes an dem Zuhälter ist schon auf Ermittlungsebene eingestellt worden. Sie konnten es ihm nicht nachweisen.«

»Weil er sich den Mega-Staranwalt Reile geleistet hat. Seltsam, dass der sich bei Puri reinhängt. Ist gar nicht sein Gebiet. Der vertritt sonst nur Medienfuzzis, die von ihrer Assistentin wegen Vergewaltigung belangt werden.« Christians Miene verfinsterte sich. Jeder Bulle wusste, dass Puri reichlich Dreck am Stecken hatte.

»Und wenn Reile sie ins Kreuzverhör nimmt, steht die Assistentin hinterher als Publicity-geiles Drecksstück da, das den armen unschuldigen Promi erpressen und abzocken wollte!« Yvonne las begeistert die Yellowpress.

»Wer ist dieser Puri?«, fragte Daniel. Seine Unwissenheit war einmal mehr Beweis dafür, wie wenig Polizist er war.

»Gebürtiger Este. Hat sich dort mit Drogenhandel und Rotlicht-Geschäften einen Namen gemacht. Dann die Schwester des führenden litauischen Milieu-Königs geheiratet und damit die beiden kriminellen Klein-Imperien zu einem größeren vereinigt.«

Daniel begann zu lachen: »Das nenne ich wertkonservativ. Die europäischen Königshäuser verwässern sich immer mehr mit Schlammblut. Da ist es doch echt schick, wenn wenigstens die Unterwelt am Erhalt des dynastischen Gedankens arbeitet!«

»Sehr witzig«, kommentierte Yvonne.

»Und was macht dieser Puri in Deutschland?«, fragte Daniel weiter.

Christian erklärte es ihm: »Seine Urgroßmutter war Deutsche. Nachdem er neben Litauen auch noch Lettland in seinen Einflussbereich eingegliedert hatte – deswegen der Name ›Baltenboss‹ –, besann er sich seiner Wurzeln, beantragte die deutsche Staatsbürgerschaft und kam her. Hier ist weitaus mehr zu holen als im Baltikum.«

»Die Kollegen von der Organisierten sind seit Jahren hinter ihm her. Sehr lustig, dass er sich jetzt beinahe selbst ins Bein geschossen hat!« Pete lachte verächtlich. »Liegt im Krankenhaus und baggert eine Schwester an, indem er mit seinen Machenschaften vor ihr angibt wie ein verliebter Trottel auf dem Schulhof … Was für ein Elend, dass sie ihn nicht drangekriegt haben!«

Christian konnte der allgemeinen Belustigung über die Dummheiten eines alternden Syndikatsbosses nicht länger zuhören, sein Handy klingelte. Er ging ran, bedeutete den anderen per Handzeichen, die Klappe zu halten. Sofort kehrte angespannte Stille ein. Christian sagte nicht viel. Fragte nur: »Wieso wir?« und dann: »Verstehe.« Seine konzentrierte Miene sprach Bände. Die Mittagspause war vorbei.

Eine Stunde später betraten Christian, Pete und Herd ein heruntergekommenes Gebäude in der Friedensallee im Stadtteil Ottensen. Im Treppenaufgang zur zweiten Etage musste Christian wegen seiner knapp ein Meter neunzig Körperlänge den Kopf einziehen. Vor der Wohnung wartete ein uniformierter Polizeibeamter, den Christian kannte. Mit käsiger Miene winkte er die drei durch. Ein zweiter Beamter, dem ebenfalls übel zu sein schien, wies auf ein Zimmer, das direkt rechts vom Flur abging. In der Küche, die sich nur einen Meter weiter geradeaus befand, saß ein völlig aufgelöster junger Mann, laut Aussage des Beamten der WG-Mitbewohner des Opfers, der die Leiche gefunden hatte. Christian schickte die beiden Schutzpolizisten auf Befragungstour zu den Nachbarn und Anwohnern in der Straße. Die Spurensicherung würde bald eintreffen. Bis dahin wollte er mit Herd allein am Fundort der Leiche sein, um möglichst wenig von der Spurenlage zu verändern. Pete fasste den jungen Mann aus der Küche unterm Arm und führte ihn behutsam nach draußen, um ihn dort zu befragen. Die Tür der Wohnung zog er mit einem Taschentuch vorsichtig hinter sich zu, denn aus dem Zimmer, in dem die Leiche lag, waberte ein intensiver Kotgeruch, der durch die Wohnung bis in den Hausflur drang.

Erst als Christian und Herd allein waren, betraten sie das Zimmer. Es war klein und unordentlich. Ein junger Mann, etwa Mitte zwanzig, lag auf dem Dielenboden neben einem verstreuten Haufen schmutziger Wäsche. Das Opfer war ziemlich groß, sein hellblondes Haar stoppelkurz, die Figur sportlich. Er trug Wollsocken, ausgewaschene Jeans und ein buntes Shirt. Vor ein paar Tagen noch würden die Frauen auf der Straße hinter ihm hergesehen haben. Ein Einschuss mitten in die Stirn jedoch hatte allem ein Ende bereitet. Herd und...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2014
Reihe/Serie Christian-Beyer-Reihe
Christian-Beyer-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Christian Beyer • Fahrenheit Books • Marina Heib • Parasiten • Psychothriller • Ritualmord • Serienkiller • Serienmörder • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-492-98089-9 / 3492980899
ISBN-13 978-3-492-98089-0 / 9783492980890
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