Ein Leben wie Dickmilch

Autobiographischer Erinnerungsroman einer Wolgadeutschen. Aus dem Russischen übersetzt von Viktor Heinz
Buch | Softcover
642 Seiten
2014
viademica.verlag berlin
978-3-939290-45-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Leben wie Dickmilch - Antonina Schneider-Stremjakowa
19,80 inkl. MwSt
Zu diesem Artikel existiert eine Nachauflage
Der zweibändige autobiographische Erinnerungsroman „Ein Leben wie Dickmilch” ist ein bezeichnendes Bild über das Leben der Deutschen im Russland des 20. Jahrhunderts. Zwillingsschwestern, kaum vier Jahre alt, werden zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges im Dorf Mariental am Fluss des Großen Karaman zusammen mit ihren Eltern und einigen Verwandten in einen Viehwaggon verfrachtet und in eine fremde unbekannte Gegend gebracht. Sie wissen noch nicht, was sie erwartet. Die freudlose Atmosphäre, diese düsteren, unzufriedenen und sogar bösen Gesichter, diese so bangen Stimmen und Blicke sowie auch der vollgepfropfte Güterzug, der unendlich lange an den Stationen hält, lässt sie aufmerken. Und die Unruhe der Erwachsenen überträgt sich auch auf die Kinder. Sie ahnen, dass gerade etwas ganz Schlimmes passiert. Erst im Laufe der Zeit gehen ihnen die Augen auf und sie erfahren alle Gräueltaten, die sie und ihre Eltern zu erleiden hatten. Vorausgegangen waren Revolution, Bürgerkrieg, Hungersnot an der Wolga; darauf folgten Krieg und Deportation, Zwangsarbeitslager (genannt: Trudarmee), die Flucht aus diesem Lager, unendliche Konflikte mit der Kommandantur, der Tod des Diktators. Der Lauf der Dinge wurde infolge durch die Neulanderschließung, den Widerhall aus Afghanistan und endlich durch die PERESTROIKA bestimmt – dies ist nur eine kurze Aufzählung aus der Fülle der Themen, die der Roman behandelt. Trotz der Beschreibung der sich im Lande entfaltenden gesellschaftspolitischen Ereignisse lässt die Autorin das Schicksal der Hauptheldin innerhalb dieser sozialen Verhältnisse nicht aus den Augen. Ein spannender Tatsachenbericht, der dem Leser in vielen Situationen das Herz zu brechen droht und der zugleich das Gefühl vermittelt, dass die Protagonisten aus allen Widrigkeiten immer wieder auch neuen Lebensmut schöpften.

Der Erinnerungsroman „Ein Leben wie Dickmilch”, der aus einzelnen wahren Geschichten besteht, beginnt mit der Erzählung über die eigenen Wurzeln und den damit verbundenen Szenen aus der Zeit des Bürgerkrieges und der Hungersnot im Wolgagebiet. Danach gleitet die Einleitung reibungslos zu Bildern aus den Kindheits- und Jugendjahren der Autorin hinüber, deren Leben ständig mit Entbehrungen und schwerer Arbeit verknüpft war. Die persönlichen Erlebnisse der Autorin sind unzertrennlich mit den Ereignissen im Lande verbunden. Repressalien, Bespitzelungen, Denunziationen, Krieg, Tag des Sieges, Tod des Diktators, Neulanderschließung und sogar Atombombentest – das sind alles Ereignisse aus dem realen Leben. Und die Verhaftung des völlig unschuldigen Großvaters und der Tod des Vaters in der Arbeitsarmee kommen auch nicht aus irgendwelcher virtuellen Wirklichkeit. Das Schicksal der Russlanddeutschen ist untrennbar verflochten mit dem der Russen, Ukrainer, verbannten Armenier, die gleichfalls in den Schraubstock des Systems gespannt waren. Jeder hat seinen Charakter. Manche Einheimische schlagen bei jeder Gelegenheit Alarm – „Deutsche!”. Aber diese erniedrigende Abstempelung lässt die Hauptheldin nicht erbittern: Sie hat gute Freunde sowohl unter den Ihrigen als auch unter den Hiesigen. Aber das Wichtigste ist, dass sie ihre eigene Meinung besitzt (in jenen Verhältnissen fast unvorstellbar!). Und sie ist eine Persönlichkeit, für die das menschliche Prinzip an erster Stelle steht. Die Ereignisse und handelnden Personen sind plastisch dargestellt und mit treffenden Beobachtungen geschmückt. Aufmerken lässt zum Beispiel schon der Satz: „Da ist, Opa, ein Papier jekommen, stopp dir die Ohren zu und lies es!” Solche Redewendungen wie etwa: „Sie stürzte sich in die dunkle Nacht”, „Filmstreifen der Erinnerung”, „elektrisiertes Klima”, „tränende Bächlein”, „der lachende Saal” verleihen der Erzählung Anschaulichkeit und zeugen davon, dass die Autorin die Kultur und den Reichtum der russischen Sprache kennt und tief empfindet.

Erscheint lt. Verlag 8.3.2014
Übersetzer Viktor Heinz
Zusatzinfo Landkarte der Autonomen Sozialistischen Republik der Wolgadeutschen (1929)
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 2000 g
Einbandart geklebt
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Autonome Republik der Wolgadeutschen • Neulanderschließung • Perestroika • Revolution und Bürgerkrieg • Russland und Sowjetunion • Schicksal und Lebensmut • Spätaussiedler • Stalins Tod • Vertreibung und Deportation
ISBN-10 3-939290-45-9 / 3939290459
ISBN-13 978-3-939290-45-2 / 9783939290452
Zustand Neuware
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