Rendezvous mit Rama (eBook)

Der Rama-Zyklus Band 1 - Roman
eBook Download: EPUB
2014
384 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-10057-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rendezvous mit Rama - Arthur C. Clarke
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Aus den Tiefen des Alls taucht ein rätselhaftes Objekt auf, das die Wissenschaftler zunächst für einen Asteroiden halten. Allein seine Größe - es wird gesichtet, als es noch außerhalb der Jupiterbahn ist - ist beeindruckend, und so wird Captain Norton mit dem Raumschiff Endeavour losgeschickt, um es zu untersuchen. Schnell entpuppt sich der Asteroid als perfekter Zylinder - eindeutig nicht natürlichen Ursprungs. Norton und seiner Crew gelingt es, ins Innere des Raumschiffes vorzudringen. Was sie dort entdecken, übersteigt jede Vorstellungskraft ...

Arthur C. Clarkes Meisterwerk »Rendezvous mit Rama« gewann den Hugo und den Nebula Award und wird von Starregisseur Denis Villeneuve (»Dune - Der Wüstenplanet«, »Blade Runner 2049«) verfilmt.

Arthur C. Clarke zählt neben Isaac Asimov und Robert A. Heinlein zu den größten SF-Autoren des 20. Jahrhunderts. Geboren 1917 in Minehead, Somerset, entdeckte er die Science-Fiction durch die Bücher von H. G. Wells und Olaf Stapledon. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er als technischer Offizier der Royal Air Force diente, studierte er Physik und Mathematik am King's College in London. Gleichzeitig betätigte er sich als Autor: 1946 erschien seine erste Story im SF-Magazin Astounding, sein erster Roman zwei Jahre später. In den folgenden Jahrzehnten veröffentlichte er nicht nur weitere preisgekrönte Erzählungen und Romane, sondern auch etliche populärwissenschaftliche Artikel und Bücher, in denen er viele technische Entwicklungen vorwegnahm. Clarke starb im März 2008 in seiner Wahlheimat Sri Lanka.

2 Der Eindringling


 

Um das Jahr 2130 entdeckten die Radarstationen auf dem Mars pro Tag etwa ein Dutzend neue Asteroiden. Die Computer von SPACEGUARD berechneten automatisch ihre Umlaufbahnen und speicherten die Informationen in ihren riesigen Datenbanken, sodass ein interessierter Astronom alle paar Monate die neuesten Statistiken abrufen konnte. Das Datenmaterial war mittlerweile recht beeindruckend.

Es hatte seit der Entdeckung der Ceres, der größten unter diesen winzigen Welten, am allerersten Tag des neunzehnten Jahrhunderts, mehr als hundertzwanzig Jahre gedauert, bis die ersten tausend Asteroiden verbucht waren. Hunderte entdeckte man, verlor sie und fand sie erneut; sie traten in solchen Schwärmen auf, dass ein verärgerter Astronom sie einmal »Himmelsungeziefer« genannt hatte. Er wäre sehr erschrocken gewesen, hätte man ihm gesagt, dass SPACEGUARD nunmehr eine halbe Million im Auge behielt.

Nur die fünf Giganten – Ceres, Pallas, Juno, Eunomia und Vesta – hatten Durchmesser von mehr als zweihundert Kilometern; die meisten aber waren bloß etwas zu groß geratene Felsbrocken, die in einem kleinen Park Platz gehabt hätten. Nahezu alle wanderten auf Umlaufbahnen jenseits des Mars; nur die paar, die weit genug sonnenwärts kamen, dass sie möglicherweise für die Erde gefährlich werden konnten, erregten das besorgte Interesse von SPACEGUARD. Und nicht eins unter Tausenden solcher Objekte würde während der ganzen zukünftigen Geschichte des Sonnensystems näher als eine Million Kilometer an die Erde herankommen.

Das Objekt, das zunächst nach Jahr und Rang seiner Entdeckung als 31/439 katalogisiert wurde, entdeckte man, als es sich noch außerhalb der Umlaufbahn des Jupiters bewegte. Diese Ortung war keineswegs ungewöhnlich, denn viele Asteroiden wanderten bis über den Saturn hinaus und kehrten dann wieder in Richtung auf ihre ferne Herrin, die Sonne, zurück. Und Thule II, der am weitesten von allen hinausstreunte, wanderte so dicht bei Uranus, dass er sehr leicht ein verloren gegangener Mond dieses Planeten sein konnte.

Ein Novum war allerdings ein erster Radarkontakt über eine derartige Entfernung; es war klar, 31/439 musste ungewöhnlich groß sein. Aus der Echostärke folgerten die Computer einen Durchmesser von mindestens vierzig Kilometern, einen solchen Giganten hatte man seit hundert Jahren nicht entdeckt. Dass man ihn so lange übersehen hatte, schien unglaublich.

Dann berechnete man die Umlaufbahn und fand des Rätsels Lösung – nur um auf ein noch größeres Problem zu stoßen. 31/439 bewegte sich nicht auf einer normalen Asteroidenbahn, auf einer Ellipse, die mit der Präzision eines Uhrwerks alle paar Jahre umlaufen wird. Er war ein einsamer Wanderer zwischen den Sternen, der dem Sonnensystem seinen ersten und zugleich letzten Besuch abstattete, denn er bewegte sich so schnell, dass das Gravitationsfeld der Sonne ihn nie würde einfangen können. 31/439 würde blitzschnell an den Umlaufbahnen von Jupiter, Mars, Erde, Venus und Merkur vorbei mit wachsender Geschwindigkeit auf die Sonne zustoßen, sie umkreisen und wieder in unbekannte Fernen hinausschießen.

In diesem Stadium der Überlegungen blinkten die Computer ihr »He, hallo! Wir haben was Interessantes entdeckt«, und damit erregte 31/439 erstmalig das Interesse der Forscher. Im SPACEGUARD-Hauptquartier schlugen kurzfristig die Wellen der Erregung hoch, und man würdigte den Wanderer zwischen den Sternen rasch eines Namens statt der bloßen Nummer. Schon seit langem hatten die Astronomen das Namenreservoir der griechischen und römischen Mythologie ausgeschöpft; jetzt arbeiteten sie sich durch den hinduistischen Götterhimmel hindurch. Und so wurde 31/439 »Rama« getauft{1}.

Ein paar Tage lang machten die Nachrichtenmedien einen großen Wirbel um den Besucher, wurden allerdings durch die spärlichen Informationen darin stark behindert. Über Rama waren nur zwei Tatsachen bekannt: seine merkwürdige Umlaufbahn und in etwa seine Größe. Aber auch dies war eine bloße wissenschaftliche Hypothese, die auf der Stärke der Radarechos basierte. Durch das Teleskop wirkte Rama noch immer wie ein blasser Stern der fünfzehnten Größenordnung – also viel zu klein, um als Scheibe sichtbar zu sein. Doch während er auf das Herz des Sonnensystems zustürzte, würde er Monat für Monat heller und größer erscheinen, und ehe er für immer verschwinden würde, hatten die Observatorien im Orbit wohl Gelegenheit, präzisere Daten über seine Form und Größe zu sammeln. Man hatte Zeit genug, und es war ja durchaus möglich, dass irgendein Raumschiff bei Durchführung seiner normalen Aufgabe nahe genug an ihn herangeführt werden könnte, um gute Fotos zu machen. Ein Rendezvous zum gegenwärtigen Zeitpunkt war höchst unwahrscheinlich: Der Energieaufwand für den physischen Kontakt mit einem Objekt, das mit mehr als hunderttausend Stundenkilometern quer durch die Umlaufbahnen der Planeten raste, war viel zu groß.

So vergaß die Welt Rama bald wieder. Nicht so die Astronomen. Ihre Erregung wuchs im Lauf der Monate, als der neue Asteroid ihnen immer neue Rätsel aufgab.

Da war zunächst einmal das Problem mit Ramas Lichtkurve. Er hatte keine.

Ausnahmslos alle Asteroiden wiesen eine langsame Veränderlichkeit in ihrer Helligkeit auf, sie wurden in einer Periodizität von wenigen Stunden heller und dunkler. Seit mehr als zwei Jahrhunderten galt, dass dies eine unvermeidliche Folge ihrer Umdrehung und ihrer unregelmäßigen Gestalt sei. Während sie kopfüber ihre Bahnen entlangtorkelten, veränderten sich die reflektierenden Flächen, die sie der Sonne zuwandten, andauernd und dementsprechend auch ihre Helligkeit.

Rama wies keinerlei derartige Veränderungen auf. Entweder drehte er sich überhaupt nicht um seine Achse, oder er musste vollkommen symmetrisch sein. Beide Erklärungen schienen gleich unwahrscheinlich.

Mehrere Monate lang lag das Problem auf Eis, weil alle großen Teleskope im Orbit für die reguläre Späharbeit in die fernen Tiefen des Universums benötigt wurden. Weltraumastronomie ist ein kostspieliges Unternehmen, und die Zeit an einem der großen Instrumente konnte leicht einige tausend Dollar pro Minute kosten. Dr. William Stenton hätte niemals den Farside-Zweihundertmeterreflektor in die Finger bekommen, und das eine ganze Viertelstunde lang, wäre nicht ein wichtigeres Programm durch das Versagen eines Kondensators, der fünfzig Cent kostete, fehlgelaufen. Das Pech eines Kollegen war sein Glück.

Auf was er gestoßen war, erfuhr Bill Stenton erst am darauf folgenden Tag, als es ihm gelang, Computerzeit zu bekommen und seine Ergebnisse zu verwerten. Aber auch als sie vor ihm auf dem Monitor aufleuchteten, brauchte er doch noch ein paar Minuten, um ihre Tragweite zu begreifen.

Das von Rama reflektierte Sonnenlicht besaß demzufolge keineswegs eine absolut konstante Intensität. Es zeigte sich eine sehr geringfügige Variation: Sie war schwer feststellbar, doch ganz eindeutig und extrem regelmäßig. Rama drehte sich also effektiv um sich selbst wie alle anderen Asteroiden. Doch während bei den Asteroiden der normale »Tag« mehrere Stunden betrug, dauerte Ramas »Tag« nur vier Minuten.

Dr. Stenton stellte rasch ein paar Berechnungen an, und es kam ihn hart an zu glauben, was dabei herauskam. Die Umdrehungsgeschwindigkeit dieser Zwergwelt musste am Äquator über eintausend Stundenkilometer betragen; es musste also äußerst ungesund sein, an irgendeiner Stelle außer an den Polen landen zu wollen. Die Zentrifugalkraft am Äquator Ramas müsste stark genug sein, alle nicht verankerten Objekte mit einer Beschleunigung von nahezu 1 g fortzuschleudern. Rama war ein kosmischer Geröllkiesel, der niemals kosmisches Moos angesetzt haben konnte; es war erstaunlich, dass solch ein Körper es fertig gebracht hatte fortzubestehen, und nicht längst in Millionen Trümmer zerborsten war.

Ein Objekt mit einem Durchmesser von vierzig Kilometern und einer Umdrehungsdauer von nur vier Minuten? Wie passte denn dies ins astronomische Schema? Doch Dr. Stenton war ein Mensch mit einer gewissen Fantasie, der ein wenig zu voreiligen Schlussfolgerungen neigte. Diese jetzt sollte ihm ein paar recht unbequeme Augenblicke bereiten.

Das einzige Exemplar im himmlischen Zoo, auf das diese Beschreibung zutraf, war ein zusammengebrochener Stern. Vielleicht handelte es sich ja bei Rama um eine tote Sonne – eine wild herumwirbelnde Neutroniumkugel, bei der jeder Kubikzentimeter Milliarden Tonnen wog …

In diesem Moment schoss eine Erinnerung an jenen zeitlosen Klassiker von H. G. Wells »The Star« blitzartig durch Dr. Stentons schreckerfülltes Gehirn. Er hatte das Buch zum ersten Mal in sehr jungen Jahren gelesen, es hatte sein Interesse an der Astronomie entzündet. In über zweihundert Jahren hatte das Werk nichts von seinem Zauber und seiner Schrecklichkeit eingebüßt. Stenton würde nie die Bilder von Orkanen und Flutwellen vergessen, die Städte, die ins Meer stürzten, als jener andere Besucher mit Jupiter zusammenstieß und dann an der Erde vorbei auf die Sonne zuraste. Sicher, der Stern, den der alte Wells beschrieben hatte, war keine erkaltete Sonne gewesen, sondern eine flammende, und die Zerstörung, die sie anrichtete, entstand durch Hitze. Doch das spielte wohl kaum eine Rolle: Selbst wenn Rama ein erkalteter Himmelskörper sein sollte, der nur das Licht der Sonne reflektierte, er konnte ebenso leicht durch Schwerkraft wie durch Hitze tödlich werden.

Jede stellare Masse, die in das Sonnensystem eindrang, würde die Planetenbahnen völlig durcheinanderbringen. Die Erde brauchte nur ein paar Millionen Kilometer auf die Sonne...

Erscheint lt. Verlag 25.2.2014
Reihe/Serie Rama
Rama
Übersetzer Roland Fleissner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Rendezvous with Rama
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alien • Arthur C. Clarke • Aufbruch ins All • Denis Villeneuve • diezukunft.de • eBooks • Erstkontakt • Forschungsexpedition • Hugo Award • Klassiker • Klassiker der Science-Fiction • Meisterwerke der Science Fiction • Meisterwerke der Science-Fiction • Nebula Award • Rama-Zyklus • Sonnensystem
ISBN-10 3-641-10057-7 / 3641100577
ISBN-13 978-3-641-10057-5 / 9783641100575
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