Das Wichtigste in Kürze.

Der Autor: Hans Norbert Janowski, geb. 1938 in Stettin. Studium der Theologie, Philosophie und Soziologie in Bonn, Göttingen, Tübingen und Heidelberg. Pfarrer und Journalist. Von 1967 – 1993 Redakteur/Chefredakteur der Evangelischen Kommentare. Monatsschrift zum Zeitgeschehen in Kirche und Gesellschaft in Stuttgart. 1993 bis 2002 Direktor des Gemeinschaftswerks der Ev. Publizistik in Frankfurt/M. und von 1993 – 97 Rundfunkbeauftragter des Rates der EKD. Viele journalistische und wissenschaftliche Publikationen zu theologischen, kirchlichen, medien- und gesellschaftspolitischen, bes. entwicklungspolitischen Fragen, zB: H.N.Janowski/Th. Leuenberger(Hg.): Globale Akteure der Entwicklung. Die neuen Szenarien. VS Verlag für Soz.wiss. Wiesbaden 2008.; Beiträge für Radio und TV. Lyrik.; Aphorismen: Das Wichtigste in Kürze. Radius, Stuttgart 1988, 2. Aufl. Brockmeyer Verlag, Bochum 2014. Fast Food. Brockmeyer Verlag, Bochum 2013.

Früher wurden die Tagesnachrichten im Radio gewöhnlich mit der Schlagzeile angekündigt: Das Wichtigste in Kürze. Hier werden Nachrichten aus dem Jenseits des Alltags gesammelt, deren Aktualität auch nach 25 Jahren – die erste Auflage erschien 1988 – kaum verblasst ist; es sind eben Nachrichten aus der Innenwelt, gelegentlich der Hinterwelt der Realitäten. Diese Beobachtungen stellen das erkennende Wahrnehmen auf die Probe, sie blicken, zuweilen methodisch gesteigert, auf den Gegenstand, aber auch zurück auf den Betrachter. Sie verkehren die subjektive Perspektive um ins Objektive und fragen nach dem Realitätsgehalt des Wahrgenommenen. Insofern liefert der Aphorismus auch einen kritisch amüsierten literarischen Kommentar zur aktuellen Debatte über den „Neuen Realismus“. Kurz sollen diese Nachrichten sein und pointiert, nicht tief, nicht flach, aber genau und ohne Scheu vor Widersprüchen. Im Übrigen: „Eine neue Erkenntnis muss so gesagt sein, dass man glaubt, die Spatzen auf dem Dach hätten nur durch Zufall versäumt, sie zu pfeifen.“ Karl Kraus hat diese Regel den Aphoristikern und den Journalisten ins Stammbuch geschrieben. Je schwerer die Welt, das Leben und die Verhältnisse zu verstehen sind, umso verständlicher sollte ihre Wahrnehmung formuliert werden. Das lässt sich kaum anders bewerkstelligen als durch die Kunst des Bemerkens im Widersinn, Gedanken und Beobachtungen gegen den Strich bürstet, durch den Sinn für das Abstruse im Normalen und das Unendliche im Augenblick. Die schräge, nicht selten boshafte Unschuld dieses Blicks öffnet der Phantasie die Augen, so dass die Lesenden über das Selbstverständliche staunen und das Hintersinnige für das Selbstverständliche halten können. Diese Neuauflage erscheint unverändert, aber einvernehmlich transferiert im Brockmeyer-Verlag, der sich mit besonderer Aufmerksamkeit dem Aphorismus zuwendet und der auch meinen zweiten Aphorismenband „Fast Food“ 2013 herausgebracht hat.