Tödliches Ritual (eBook)

Thriller

(Autor)

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2014 | 1., Auflage
304 Seiten
Piper ebooks in Piper Verlag
978-3-492-98060-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tödliches Ritual - Marina Heib
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Die erste Frauenleiche liegt in den Anlagen des Botanischen Gartens, hingerichtet mit 30 Messerstichen. Die Tochter der Bürgermeisterin ist ein weiteres Opfer, erdrosselt und mit einem ausgelöffelten Auge. Der Göttinger Polizeichef Markus Lorenz ist der Grausamkeit dieses Falles nicht gewachsen. Und selbst der hinzugezogene Sonderermittler Christian Beyer tappt im Dunkeln. Erst die Intuition der Psychologin Anna Maybach führt zu einer Spur. Denn Anna erkennt ein System hinter den einzelnen Morden: Der Täter schlägt nur an keltischen Festtagen zu. Und der Höhepunkt steht noch aus: die Walpurgisnacht ... Abgründig, packend, originell - auch der neue Roman von Marina Heib verspricht absolute Hochspannung.

Marina Heib, geboren in St. Ingbert/ Saarland, lebt als Schriftstellerin und Drehbuchautorin in Hamburg. Ihre Kriminalromane um Kommissar Beyer, seine bundesweit ermittelnde Soko und die Psychologin Anna Maybach garantieren absolute Hochspannung.

 

Jedes Jahr, wenn der Sommer sich zurückzieht, bricht eine Nacht herein, in der sich die Grenze öffnet zwischen den Welten. Ein erster, noch harmlos scheinender Riss in der Membran zwischen dem Diesseits und dem Jenseits tut sich bei Sonnenuntergang auf mit einem leisen Geräusch, es entsteht ein Sog, ein unheilvoller Sturm naht und wird laut und gewalttätig, es bildet sich ein Korridor des Grauens, der sich in wildem Wirbeln verbreitert, bis um Mitternacht die Welten verschmelzen. Tote kehren zurück und wandeln unter den Lebenden, Geister und Schauergestalten treiben ihr Unwesen. Diese Nacht ist eine Nacht der Angst und der Gefahr. Aus Furcht vor den Wesen des Totenreichs zünden die Lebenden große Feuer an und verkleiden sich mit Gewändern und Masken, um die Dämonen abzuschrecken.

Die Hundertschaften von jungen Menschen, die in dieser Halloweennacht das Zentrale Hörsaalgebäude der Göttinger Universität Georgia Augusta in Grund und Boden feierten, hatten ihre Verkleidungen jedoch aus schlicht finanziellen Gründen angelegt. Mit Kostüm Eintritt frei, so einfach war das.

Es herrschte ein vergnügliches, fast schon hysterisches Durcheinander von Henkersknechten, Vampiren, Werwölfen, Hexen und Skeletten, die allesamt ihre schwitzenden Leiber aneinander vorbei und auch ineinander drängten, man glaubte zu schieben und wurde geschoben.

Der wilde Reigen durchmischte Ikonen des Grauens aus Literatur und Kino. Frankenstein und sein Monster waren mehrfach vertreten, auch Jack the Ripper hielt Hof zwischen jeder Menge Leatherfaces, Freddy Kruegers und Hannibal Lecters. In der Mehrzahl schienen die männlichen Partygäste lieber in die Haut eines bestimmten Serienkillers zu schlüpfen als die Rolle irgendeines nicht identifizierbaren Henkersknechtes oder Werwolfs zu übernehmen.

Auch bei den Frauen ließ sich eine deutliche Kostümtendenz ausmachen. Sie gaben sich stark, kämpferisch oder gar gefährlich – in jedem Fall sexy. Die Hexen zeigten sich als eine Mischung aus Rockerbraut in Lederkluft samt Arschgeweih oder Domina in Lederkluft samt Arschgeweih, das war nicht so genau zu unterscheiden. Ebenfalls häufig waren Gruftis und Gothicanhängerinnen. So unterschiedlich die Stile im Detail sein mochten, schwarz war die vorherrschende Unfarbe, bei Männern wie bei Frauen. Einig schienen sich all die vermummten Unterweltgestalten auch über ein anderes Diktum zu sein: Sex und Alkohol sind die Quintessenz einer jeden Party. Bier, Schlammbowle und Wodka-Bull flossen in Strömen, man trank, baggerte, trank, tanzte, trank, sortierte ein und aus, trank …

Kurz vor Mitternacht gingen im Saal plötzlich alle Lichter aus, protestierendes Stimmengewirr erhob sich. Doch schon nach wenigen Sekunden legte sich eine unheimliche Stille über den Raum. Aus den Lautsprechern erklang der schmerzhaft laute Ton einer Kirchenglocke, die zwölf Mal schlug. Dann ertönte eine fast sakral klingende Männerstimme: »Dies ist das Blut, welches das Böse für euch vergossen hat.«

Kurz darauf gellte ein Frauenschrei, der allerdings nicht aus den Lautsprechern kam, sondern überaus echt aus der Mitte des Raumes. Weitere Frauen stimmten hysterisch ein. Plötzlich ging das Licht wieder an, in der Mitte der Tanzfläche duckten, drängten und schubsten sich die Menschen in chaotischem Durcheinander. Ursache der Panik waren als Henkersknechte verkleidete »studentische Hilfskräfte«, die mit batteriebetriebenen Plastik-Pumpguns von den Treppen zu den oben liegenden Galerien literweise Kunstblut in die Menge jagten. Dabei erklang die markante Musik aus Carpenters »Halloween – Die Nacht des Grauens«. Die Schreie lösten sich in Gelächter auf, jeder wollte sich möglichst intensiv von den Kunstblutschwallen duschen lassen ohne Rücksicht auf gegelte Frisuren und aufwendige Kostümierungen. Die Musik Carpenters wurde in James Browns Partyklassiker »Sexmachine« überblendet, die Menge begann auf der Tanzfläche zu toben, das frische Blut sprühte und spritzte bei besonders wilden Drehungen und Verrenkungen meterweit.

Etwas erhöht auf einer der Treppen standen ein Michael Myers und ein Hannibal Lecter und ließen ihre Blicke schweifen. Beide saugten der Masken wegen die neonfarbenen Alcopops in ihren Händen mit Strohhalmen aus, was die Furcht einflößende Wirkung ihrer Verkleidungen erstaunlicherweise noch unterstrich.

Ohne den suchenden Blick von der Tanzfläche abzuwenden, sagte Michael zu Hannibal: »Na, was meinst du? Wollen wir noch etwas mit den Kindern spielen, oder sollen wir der Nacht langsam mal den Stempel aufdrücken?«

Hannibal nickte gleichmütig. »Stempel aufdrücken. Bin breit. Wenn ich breit bin, werde ich spitz.«

»Hast du schon was gesehen?«

Hannibal wies mit dem gebogenen Strohhalm in seinem Plastikbecher auf eine unrhythmisch tanzende Frau, die als eine der wenigen nicht verkleidet war.

»Was will die denn darstellen? Die Ausgeburt der Hölle, die man Sozialpädagogin nennt?«, fragte Michael verächtlich.

»Gute Titten hat sie. Aber du hast recht, sie studiert Soziologie. Hab sie mal auf einer Theologenparty getroffen.« Hannibal kicherte hinter seiner Maske.

»Alle Soziologinnen fallen durchs Raster, die rasieren sich nicht.«

»Alle?«

»Und wenn es nur zehn Prozent sind, stell dir vor, wir stoßen ausgerechnet auf eine von ihnen!«

»Auf was willst du denn … stoßen? Wie wär’s mit der scharfen Lederbraut da vorne bei dem Henker?«

Michael betrachtete die Frau aufmerksam und schüttelte den Kopf. »Weißt du, mir gehen die ganzen Tussen auf den Wecker, die hier einen auf verludert machen. Meistens sind das verklemmte Juristinnen, die sich einmal im Jahr aufpimpen, um sich zu beweisen, dass auch in ihnen eine befreite Schlampe wohnt.«

Hannibal lachte gedämpft hinter seiner Maske: »Komm, wir gehen in den Hades. Mein Glas ist leer.«

In dem verwinkelten Gebäude gab es mehrere Aufgänge zu der oberen Etage, die von einer großzügigen Galerie bestimmt war. Dort waren in den verschiedenen Ecken die Freiflächen zu Bars umdekoriert worden und hatten der Nacht entsprechend düstere Namen erhalten. Neben dem »Hades« gab es »Xibalba«, die Unterwelt der Maya, man konnte aber auch in »Psycho« oder »Elm Street« einkehren.

Hannibal und Michael zwängten sich Richtung Theke, über der ein riesiger, zottiger Stoffhund mit gebleckten Zähnen von der Decke hing, und besorgten sich neue Getränke. Hannibal sah sich um: »Schau mal, da drüben sind Katsche und Großfuß.« Er wollte erfreut die Hand heben, um zu winken, doch Martin hielt ihn fest: »Bist du noch ganz dicht? Die erkennen uns nicht, und das soll so bleiben. Klar?«

»Logn, Mann, reg dich ab.«

In der gegenüberliegenden Ecke standen drei Frauen, die aus Reagenzgläsern eine hellrote Flüssigkeit tranken und sich dabei lautstark und lachend unterhielten. Eine von ihnen trug ein hautenges, hochgeschlitztes Kleid, um die Hüften hatte sie mehrere Nietengürtel geschlungen. Ihr Make-up war dramatisch, der Schmuck auffallend martialisch. Die Haare fielen pechschwarz bis zur Taille herab, ganz offensichtlich eine billige Perücke, denn der Glanz dieser Haare wirkte überaus künstlich.

»Die da. Die nehmen wir«, sagte Michael zu Hannibal.

Die Frau kam auf die Theke zu, in der Hand drei leere Reagenzgläser, schwankend wie bei hohem Seegang, und das lag nicht nur an ihren Zehn-Zentimeter-Stilettos. Wenig bescheiden drängte sie sich zwischen die um Getränke bettelnden Gäste, rollte die Reagenzgläser Richtung Barmann und bestellte Nachschub.

»Was trinkt ihr denn da?«, eröffnete Hannibal reichlich uninspiriert die Konversation.

»Venöses Blut. Oder ist es alteri… arterielles? Was von beiden is ’n das helle?«, gab die Frau lallend zurück.

»Ist doch egal, Hauptsache, es schmeckt«, mischte sich Michael ein. »Du bist Morticia Addams, oder?«

Sie warf Michael einen abschätzigen Blick zu: »Nee, hast du keine Augen im Kopf? Ich bin Elvira, Mistress of the Dark!«

»Verstehe. Morticias laufen zuhauf herum. Das macht dich, zumindest hier und heute Abend einzigartig, Elvira.«

Elvira zahlte die drei gefüllten Reagenzgläser, legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Kann man von euch nicht behaupten, Jungs. Michael Myers und Hannibal Lecter. Wie viele von euch gibt’s hier? Dutzende!«

Michael und Hannibal sahen sich an. Dann beugte sich Hannibal vor und flüsterte Elvira verschwörerisch ins Ohr: »Wenn du die Drinks bei deinen Freundinnen ablieferst und zu uns zurückkommst, verrate ich dir unser Geheimnis. Aber nur dir. Weil du Elvira bist, die Mistress of the Dark!«

Elvira lachte wieder, schwankte zu ihren Freundinnen, lieferte zwei Reagenzgläser ab, tuschelte kurz und kam zurück. »Also, was ist denn euer Geheimnis, Michael und Hannibal?«

Nun beugte sich Michael zu Elvira und flüsterte ihr ins Ohr: »Hier treiben sich viele von uns rum, das ist wahr. Aber wir … wir sind die echten! Du darfst jetzt ruhig Angst haben.« Nach einer oder zwei Sekunden, die Elvira zum Begreifen benötigte, brach sie in Gelächter aus. Von der anderen Seite näherte sich Hannibal, strich Elviras Plastikhaare nach hinten und beschnupperte und leckte begierig ihren Hals. »Ein wenig Walnussöl plus Balsamico, und ich glaube, du wirst mir ganz hervorragend schmecken«, sagte er.

Es dauerte knapp anderthalb Stunden, bis Hannibal und Michael Elvira so abgefüllt hatten, dass sie kaum noch auf den Beinen stehen konnte. Ihre beiden Freundinnen hatten sich schon vor geraumer Zeit aus dem »Hades« verzogen, verärgert darüber, dass Elvira zwei Typen an der Backe hatte und sie keinen. Elvira lachte und lachte, und dieses grundlose Lachen schien ihr...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2014
Reihe/Serie Christian-Beyer-Reihe
Christian-Beyer-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Andreas Winkelmann • Christian Beyer • Fahrenheit Books • Hanna Winter • Inge Löhnig • Psychothriller • Ritualmord • Serienkiller • Serienmörder • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-492-98060-0 / 3492980600
ISBN-13 978-3-492-98060-9 / 9783492980609
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