Todesinsel (eBook)

Historischer Kriminalroman
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2014 | 1. Auflage
246 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43186-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Todesinsel -  Carola Makris
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Diebstahl, Intrigen und Mord - Privatdetektiv Nick Hamlet zwischen der modernen Großstadt-Welt und der archaischen Welt der Walfänger! Fayal / New York 1932. Auf einer kleinen Insel mitten im Atlantik findet ein alter Walfänger einen Toten. Die Angst vor den Geistern der Vergangenheit kehrt auf die Insel zurück. In New York zieht der Privatdetektiv Nick Hamlet einen großen Auftrag an Land: Für die Transatlantische Telegrafengesellschaft fliegt er auf die Azoren-Insel Fayal, wo die Pläne und der Prototyp einer bahnbrechenden Erfindung auf mysteriöse Weise verschwunden sind. Bei seinen Nachforschungen findet er schnell heraus, dass es nicht nur um Diebstahl und Intrigen geht, sondern auch um Mord. Nicks Gratwanderung zwischen der modernen Großstadt-Welt und der archaischen Welt der Walfänger-Insel wird immer riskanter. Eine junge Frau, die ihm mehr bedeutet als er sich anfangs eingestehen will, gerät nur allzu bald in den gefährlichen Strudel der Ereignisse ...

Carola Makris, geboren 1959 in der Wetterau, lebt und arbeitet bei Heidelberg, wo sie nach ihrem Sprachstudium ihr Herz verloren und eine Heimat gefunden hat. Den kreativen Kontrapunkt zu ihrer Tätigkeit in der Stadtverwaltung setzt sie im Schreiben und in der Fotografie. Eine ihrer vielen Reisen führte sie auf die 'Todes-Insel' Fayal, von der sie glücklicherweise wohlbehalten und mit der Idee zu diesem Krimi zurückgekehrt ist. Neben zahlreichen Kurzgeschichten ist dies ihr erster aber sicher nicht letzter Kriminalroman.

Carola Makris, geboren 1959 in der Wetterau, lebt und arbeitet bei Heidelberg, wo sie nach ihrem Sprachstudium ihr Herz verloren und eine Heimat gefunden hat. Den kreativen Kontrapunkt zu ihrer Tätigkeit in der Stadtverwaltung setzt sie im Schreiben und in der Fotografie. Eine ihrer vielen Reisen führte sie auf die "Todes-Insel" Fayal, von der sie glücklicherweise wohlbehalten und mit der Idee zu diesem Krimi zurückgekehrt ist. Neben zahlreichen Kurzgeschichten ist dies ihr erster aber sicher nicht letzter Kriminalroman.

Kapitel 1


New York im März 1932

Als ich an der langen Schlange vor »Reverend Daugherty’s Suppenküche« vorbeiging, blies mir ein kalter Wind entgegen. Kaum zu fassen, dass es schon März war. Der Schnee war in Regen übergegangen. Meine leichten Schuhe waren ungeeignet für dieses Schmuddelwetter. Durch die glatten Sohlen kam ich auf den Resten von Schneematsch und Eis hin und wieder ganz schön ins Rutschen. Und kalte Füße bekam ich auch. Aber ich hatte allen Grund, gut gelaunt zu sein, denn ich war auf dem Weg zu einem neuen Job. Um ehrlich zu sein, war es die erste richtige Anfrage überhaupt, seit ich auf eigene Rechnung arbeitete. Ein professionelles Auftreten war mir da wichtiger als ein bequemer Fußweg. Nach meinem spektakulären Abgang bei Pinkerton war das Geschäft so schlecht gelaufen, dass ich schon befürchtet hatte, mich demnächst der grauen Reihe der Hungrigen anschließen zu müssen. Kleinaufträge waren spärlich gesät, denn die Leute hatten andere Sorgen als untreue Ehepartner oder durchgebrannte Töchter. Wer rannte in diesen Zeiten schon freiwillig von zu Hause weg. Oder gestohlene Autos. Die meisten hatten ohnehin kein Geld für Benzin. Und wirklich große Aufträge, die zog man sowieso nicht alle Tage an Land. Eine lukrative Abwechslung war genau das, was ich im Moment dringend brauchte. Ich musste endlich mal wieder aus meinen vier Wänden rauskommen. Das würde Heizkosten sparen, und vom frisch Verdienten könnte ich die eine oder andere Rechnung zahlen. Heute kam’s drauf an.

Als ich endlich das Gebäude der Transatlantischen Telegrafengesellschaft erreichte, nahm ich schnell die Stufen zu dem breiten gläsernen Eingang hinauf, immer zwei auf einmal. Hier war die Welt plötzlich wieder in Ordnung. Wenn ich in Ordnung sage, dann meine ich, wie vor sieben oder acht Jahren. Damals hatte ich mir meinen Kühlschrank gekauft und sogar mal mit einem Auto geliebäugelt. Bei der Trans-Tele schien die Zeit genau da stehen geblieben zu sein.

Ein livrierter Pförtner wies mir den Weg zum Fahrstuhl. Durch meine dünnen Schuhsohlen drang bei jedem Schritt die Kälte des Marmors. Fühlte sich auch nicht besser an als das eisige Straßenpflaster. Während ich auf den Aufzug wartete, der sich im achtzehnten Stock befand, nutzte ich die Zeit, um vor den komplett verspiegelten Fahrstuhltüren mein Äußeres kritisch zu überprüfen. Ich klopfte meinen Hut mehrmals auf die Hand, dass die Wassertröpfchen nur so spritzten, und kämmte mit den Fingern durch meine Haare. Ein feines Klingeln, der Fahrstuhl hielt im fünfzehnten Stock an. Ich setzte den Hut wieder auf. Die Schulterpolster meines schweren grauen Mantels ließen mich bullig erscheinen. Ich sah aus wie Jack Dempsey, bevor er seine Karriere nach dem letzten Kampf gegen Gene Tunney beenden musste. Da ich jedoch meine Karriere hier beginnen wollte, zog ich den Mantel lieber aus. Auch ohne Schulterpolster konnte ich mich durchaus sehen lassen. Ein erneutes Klingeln und ein Blick auf die Stockwerksanzeige. Der verschnörkelte Messingpfeil rutschte langsam über die Acht, der Sieben entgegen. Mein sommerlicher Anzug passte, genau wie meine Schuhe, eigentlich nicht zu Matschwetter und Schneeregen, aber er war mein bestes Stück. Ich rückte die Krawatte zurecht und trat einen Schritt zurück. Der Messingpfeil über der Fahrstuhltür näherte sich der Drei. Nicht übel, was mir da entgegenblickte. Die Fahrstuhltür öffnete sich, und mein Spiegelbild verschwand. Stattdessen erschien ein Knabe in Livree, der zwei Fahrgäste entließ, bevor er mich hereinbat. Im letzten Stockwerk öffneten sich die Türen, der Liftboy ging einen Schritt zur Seite, und ich betrat die Etage der Mächtigen.

Die kühle Schönheit hinter dem Empfangstisch musterte mich mit betont auffälligem Desinteresse, bevor sie mich zu einer etwas entfernt stehenden ledernen Sitzgarnitur bat und mich dann anmeldete. Ich sank tief in das genarbte Leder ein, schloss die Augen und lauschte den hohen Absätzen, die sich klackend entfernten. Ein anmaßendes, reiches Geräusch, das schon bald von dicken Teppichen verschluckt wurde. Das Klopfen an die hohe schwere Holztür drang von weitem zu mir herüber, bevor die Frau dahinter verschwand, um kurze Zeit später wieder im Empfangsbereich aufzutauchen.

»Die Herren lassen bitten.« Mit einer vornehmen Geste und einem nicht ganz so vornehmen Augenaufschlag deutete sie auf die geöffnete Tür.

»Danke … Lady«, raunte ich ihr im Vorbeigehen zu, gerade so laut, dass es außer ihr niemand hören konnte. Ihre dunkelrot geschminkten Lippen öffneten sich, aber ihr fehlte die Art Schlagfertigkeit, die man für eine schnelle Reaktion braucht. Und die ich bei Frauen so liebte.

Ich erwartete, hinter dem riesigen Mahagonischreibtisch einen Zigarre rauchenden wohlbeleibten Herrn mit goldener Uhrkette über der Weste vorzufinden, doch ich wurde enttäuscht. Ein kleiner dünner Mann, der eine Zigarette in den überfüllten Aschenbecher drückte, erhob sich und kam um den Tisch herum auf mich zu.

»Mr. Hamlet, guten Tag, ich bin Wilbur Smithon, Direktor der Transatlantischen Telegrafengesellschaft …« Sein Händedruck war entgegen meiner Erwartung recht kräftig. »… und das ist Mr. Loy, unser Sicherheitschef.« Er stellte den eleganten Herrn vor, der sich aus einem der beiden Ledersessel erhob, die vor dem Schreibtisch standen.

»Wir kennen uns bereits.« Während ich Loy noch die Hand schüttelte, sprach Smithon weiter.

»Richtig, wir haben ja vor einiger Zeit schon einmal Ihre Dienste über die Pinkerton-Agentur in Anspruch genommen. Deshalb wenden wir uns auch in dieser Sache an Sie.«

Ich war überrascht. Warum wandte sich ein so renommiertes Unternehmen wie die Trans-Tele nicht auf dem üblichen Weg an eine Agentur wie Pinkerton? So spektakulär war der Fall, den ich damals übernommen hatte, nun auch nicht gewesen, dass nur ich für einen neuen Auftrag in Frage kam. Bevor ich mich weiteren Spekulationen hingeben konnte, fuhr Smithon mit seinen Ausführungen fort.

»Es ist eine delikate Angelegenheit … und natürlich streng geheim.« Smithons Feuerzeug flammte auf, und er zog hastig an seiner Zigarette. Seine etwas geröteten Augen verschwanden ganz kurz hinter einem Rauchschleier. Als ich ihn wieder besser sah, fiel mir seine ungesunde Gesichtsfarbe auf, und die Ringe unter seinen Augen deuteten auf schlaflose Nächte hin. Entweder verbrachte er diese mit einer anstrengenden Frau, oder der Fall, mit dem er mich betrauen wollte, ging mit ihm ins Bett.

»Mr. Loy war aus diesem Grund auch dafür, Sie direkt zu kontaktieren, damit diese Angelegenheit nicht unnötig … publik wird.« Er nickte seinem Sicherheitschef zu. »Loy, ich darf Sie bitten!«

»Selbstverständlich, Herr Direktor.« Loy wandte sich mir zu. Er war das ganze Gegenteil von Smithon: ruhig, nüchtern und geschäftsmäßig distanziert. Er bot keinerlei Angriffsfläche. Mit wenigen klaren Worten setzte er mich ins Bild. »Es geht um unsere Tochtergesellschaft, die American Telephone and Telegraph Company. Sie hat ihren Sitz auf der Azoren-Insel Fayal mit dem Schwerpunkt Forschung. Die ATTC steht kurz vor einem revolutionären Durchbruch: ein Fernschreibsystem für private Teilnehmer. Gestern erreichte uns ein Kabel aus Fayal – der entscheidende Teil unseres Prototyps ist verschwunden.«

Ich stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist allerdings brisant. Haben Sie einen Verdacht?«

»Nun, auf der Insel gibt es noch einige andere internationale Telegrafen- und Telefongesellschaften. Italiener, Deutsche, Engländer … Deren Interesse an unserer Forschung liegt klar auf der Hand.«

Also kein konkreter Verdacht, aber jede Menge Möglichkeiten. Hinter dem Schreibtisch räusperte sich Smithon, während er seine halb gerauchte Zigarette ausdrückte.

»Danke, Loy«, nickte er seinem Sicherheitschef zu und sprach mich erneut an. »Wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass sich der Prototyp noch auf der Insel befindet und auch dort den Besitzer wechseln wird. Deshalb möchten wir, dass Sie nach Fayal fliegen. Bringen Sie uns den Prototyp zurück, bevor die Konkurrenz das System entschlüsselt hat.« Er zündete sich die nächste Murat an. »Sie sprechen nicht zufällig Portugiesisch?« Die Frage klang resigniert und keinesfalls so, als würde er darauf eine positive Antwort erwarten.

»Doch … ja, ich spreche Portugiesisch.« Zum Glück konnte ich lügen, ohne dabei rot zu werden. Nun, ganz gelogen war es nicht. In jugendlichem Alter hatte ich die Muttersprache des Menschen lernen wollen, der zwar für meine Existenz verantwortlich war, sich jedoch nach meiner Geburt einen Teufel darum geschert hatte. Portugal, seine Eroberer und Kolonien waren mir damals eine innere Insel geworden, auf die ich mich zurückziehen konnte, wenn mir das Leben in den schmuddeligen Straßen von Brooklyn zu anstrengend wurde. Dass von meinen damaligen Sprachstudien nur noch kümmerliche Fragmente übrig geblieben waren, würde ich Smithon nicht auf die Nase binden.

»Gut. Sehr gut.« Smithon klang, als wäre mit meinen Sprachkenntnissen der Fall schon halb gelöst. Ich war sein Strohhalm und er meiner. »Können Sie gleich morgen Abend aufbrechen?« Erwartungsvoll blickte er mich an.

»Nun, bevor ich ans Kofferpacken denke, wäre noch die Frage meines Honorars zu klären …« Ich wusste zwar von früher, dass die Transatlantische Telegrafengesellschaft großzügig war, aber Gelddinge klärte man besser vorab.

»Selbstverständlich. Wir sind bereit, zusätzlich zu Ihrem üblichen Satz noch fünfzig Prozent Erfolgsprämie zu zahlen.«

Ich nickte langsam, bemüht, mir meine freudige Überraschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. »Hundert pro Tag plus...

Erscheint lt. Verlag 14.1.2014
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Fayal • Geister der Vergangenheit • insel-krimi • Mord • New York • POD • PTO • Urlaubslektüre • Urlaubsromane • Walfang
ISBN-10 3-426-43186-6 / 3426431866
ISBN-13 978-3-426-43186-3 / 9783426431863
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