Briefe der Freundschaft (eBook)

Johannes Brahms - Klaus Groth.

Dieter Lohmeier (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
312 Seiten
Boyens Buchverlag
978-3-8042-3005-7 (ISBN)

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Briefe der Freundschaft -
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Der Briefwechsel zwischen Johannes Brahms und Klaus Groth umfasst über 80 Briefe und Postkarten. Auf den ersten Blick ist sowohl der Umfang des Briefwechsels wie das Zustandekommen dieser Feundschaft verwunderlich - auf der einen Seite der bedeutende Komponist, auf der anderen der Schriftsteller aus der Provinz. Doch die gemeinsame familiäre Herkunft aus Dithmarschen ist Bindeglied und atmosphärische Basis zugleich für diese sich mit zunehmender Dauer intensivierende Freundschaft. Der Briefwechsel beginnt 1868, als Brahms mit dem 'Deutschen Requiem'seinen ersten großen Erfolg feiert, und reicht bis zum Tode des Komponisten. Die Briefe geben einen Eindruck von dem wachsenden Erfolg Brahms' und seiner Affinität zu Hamburg, zeigen die Verbundenheit Groths mit dem Komponisten, von dem dieser ein Dutzend Gedichte vertonte, und geben nebenbei Einblick in das bürgerliche Musikleben des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Prof. Dr. Dieter Lohmeier, geb. 1940, war bis zu seiner Pensionierung Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek und Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Kiel. Er hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Literatur- und Kulturgeschichte Schleswig-Holsteins und ihren Verbindungen mit Dänemark veröffentlicht. 2010 wurde er mit dem Nordfriesischen Kulturpreis für Literatur, Musik und Kunst ausgezeichnet.

Prof. Dr. Dieter Lohmeier, geb. 1940, war bis zu seiner Pensionierung Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek und Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Kiel. Er hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Literatur- und Kulturgeschichte Schleswig-Holsteins und ihren Verbindungen mit Dänemark veröffentlicht. 2010 wurde er mit dem Nordfriesischen Kulturpreis für Literatur, Musik und Kunst ausgezeichnet.

1. Groth an Brahms

Kiel, 27. Febr. 1868

 

Mein lieber Brahms!

 

Wir freuen uns sehr, daß Sie mit Freund Stockhausen1 am 13. März hieher kommen und ein Konzert geben wollen.2 Obgleich Kiel durch politische Verhältnisse seit 1863 gedrückt und in dieser Zeit, selbst durch Dilettantenmusik, für Ostpreußen ausgesogen ist, so werden Sie beiden doch, wenn auch vielleicht keine große Einnahme, doch eine so begeisterte Aufnahme finden wie nur irgendwo. Der Tag ist, so weit ich sehn kann, passend, alles Nötige richte ich mit Herrn Friedrichs (Schwerssche Buchhandlung)3 für Sie ein. Wenn Sie es nicht geradezu (wie Stockhausen) vorziehen, im Hotel zu wohnen, so kann ich Sie auch bei Freunden logieren, die ein gutes Instrument haben und keine Ansprüche an Sie machen. Leider sind nicht meine Frau und ich diesmal diese Freunde, wir haben den Sohn von Stockhausens Schwager Meyer4 nebst Hauslehrer so lange aufgenommen, als die umziehen. Beim Wiederkommen sind Sie bei uns – draußen im Freien und in der Stille.5 Ich freue mich aufs Wiedersehen. Bringen Sie nur noch einen überflüssigen Tag Zeit mit.

Schicken Sie mir recht bald das Programm6 und Billette.

Für die Zeitungen sorge ich.7

Meine Frau empfiehlt sich Ihnen.

Herzlich Ihr

Klaus Groth

 

* * *

 

Eine ausführliche, von A. Kirchner verfaßte Besprechung des Konzerts erschien am 19. März in der „Kieler Zeitung“.1 Darin hieß es: „Herr Brahms ist als gediegener Klavierspieler, vor allem als Interpret der Schumannschen Werke, überall bekannt. Man sah seinem Auftreten hier mit großer Spannung entgegen und legte ganz besonderes Interesse für den Künstler an den Tag. Einesteils, weil Herr Brahms hier vor vielen Jahren [1856] schon konzertierte, dann auch, weil er noch gewissermaßen als unser Landsmann anzusehen ist. Seine Vorträge bildeten unstreitig den Glanzpunkt des Abends. Abgesehen von seiner eminenten Technik, die ihn befähigt, die gesamte Klavierliteratur zu beherrschen, zeichnet sich sein Spiel durch ungekünstelte Vortragsweise, Solidität, maßvolle Haltung, Grazie und Anmut vorteilhaft vor dem unseres jetzigen Virtuosentums aus.“

In den Tagen unmittelbar vor oder nach dem Konzert muß die Begegnung zwischen Brahms und Carl Loewe stattgefunden haben, von der Groth in seinen „Erinnerungen an Johannes Brahms“ erzählt (S. 184). Brahms und Stockhausen gingen dann nach Kopenhagen, wo sie am 17., 21. und 24. März mit großem Erfolg Konzerte gaben. Da Brahms am 31. März in Bremen ein Konzert hatte, reiste er am 25. März aus Kopenhagen ab, nachdem er sich bei einer Soiree im Hause des Komponisten Niels W. Gade durch eine unbedachte Äußerung, die dann in die Öffentlichkeit drang, alle Sympathien verscherzt hatte (vgl. S. 183). Während Stockhausen noch bis zum 5. April in Kopenhagen blieb, kehrte Brahms zu einem erneuten kurzen Besuch bei Groth ein, von dem dieser ebenfalls in seinen Erinnerungen an den Komponisten berichtet (S. 181).

 

* * *

 

2. Groth an Brahms

 

Kiel, 20. April 1868

 

Lieber Freund!

 

Vielen Dank für Brief und Bild!1 Über Ihr Werk2 schrieb mein Schwiegervater ganz begeistert und schickte uns die (ungeschickten) Besprechungen aus Bremer Blättern.3 Wie gern wären wir dabei gewesen oder am Dienstag 8 Tage dabei!4 Allein das geht nicht, und so müssen wir warten, bis wir Gelegenheit haben, Ihr Werk zu hören.5 Aber sehen müssen wir Sie, und deshalb schreibe ich sogleich, um für Sie Plan zu machen, der darin besteht, daß Sie nächsten Donnerstagabend hier eintreffen und bis Sonntag bleiben. Ich will Ihnen auch gestatten, wenn Sie nicht anders können, vorn und hinten einen Tag (zuzusetzen) abzuschneiden. Freitag ist mein Geburtstag.6 Es ist nichts los. Meine Freunde, die darum wissen, sind nicht einmal hier. Sie finden nichts als uns, uns aber ganz für Sie.

Ich fürchte, daß sonst nichts aus dem Sehen wird, und wir müssen doch noch manches Wissenschaftlich-Künstlerische durchsprechen, meine ich.

Grüßen Sie Ihren Papa,7 wie meine Frau Sie grüßt. Ich vergaß auf meine „Heidnischen Merkwürdigkeiten“8 zu schreiben, daß ich sie am Tage schrieb, als Ihr Requiem aufgeführt wurde.

Nun kommen Sie.

Ihr

Klaus Groth

 

[Adresse:] Herrn Johannes Brahms dem Komponisten, / Anschariplatz / Hamburg

3. Groth an Brahms

 

Kiel, 19. Okt. 1868

 

Lieber Brahms!

Wenn Stockhausen einige Tage später kann, so geht es1 (ich setze voraus, daß Sie freier Mann sind). (Es geht auch vielleicht am 9.) Darüber berichten Sie mir sobald wie möglich. Am 7. geben Werner, Kleinmichel und Schradieck ein Konzert.2

Schon hatte ich in meiner Freude, daß Ihr kommen wolltet, ein paar Posaunenstöße für die Wochen- und Tagsblätter Kiels niedergeschrieben, als der unglückliche Thomas Thomsen (mein Lohndiener) kommt und sagt: Ach, Herr Professor, bitte stören Sie diese Leute nicht, ich habe schon 130 auf dem Bogen2a und die fehlenden 70 bekomme ich noch. In der Wut zerriß ich meine schönen Artikel. Denn ich darf die Leute nicht stören. Ich hatte Werner gesagt: Wenn Stockhausen und Brahms kommen, so operiere ich gegen sie. Dann schrieb mir Stockhausen auf meine Vorfrage:3 diesen Winter nicht. Das meldete ich Werner mit dem Versprechen, ihn zu unterstützen. Sonst würde ich sie schon umbringen.

Also wenn Sie am 11. oder 12. Nov. können, so gehts jedenfalls, am liebsten freilich nur Einen Abend. Wenn nicht, so wollen wir’s am 9. wagen. Ich trommele alles zusammen! Ich war schon gleich bei Litzmanns, die mir helfen werden. An Eifer fehlts hier nicht, nur am Gelde, der Ort ist zu klein und nicht reich genug. Wie schade, daß Stockhausen sich erst jetzt entschlossen hat! Ich schlug ihm 3 oder 4 Konzerte für den Winter vor, zu jeder beliebigen Zeit; ich hätte Ihnen für jedes ein volles Auditorium gesichert. – Jetzt machen wir, was wir können. Wenn wir wider Erwarten sehen sollten, daß wir Ihnen keine Ehre machen können, so bestellen wir es dann rechtzeitig ab.

Gestern war’s eine Täuschung!4 Meine Frau hatte schönes Essen bereit, ich Wein und Zigarren. Wir waren noch um 3 wieder an der Eisenbahn (Herr Thomsen5 und ich). Dann verzehrten wir Hasen und Fisch für uns allein. Nach Koesters Worten: ob es uns paßte, wenn Sie Sonntag kämen, telegraphierte ich Ihnen, gleich zu kommen. Das Mißverständnis war ja zugleich komisch. Meine Frau trägt mir auf, Ihnen zu schreiben, sie hoffe mit Sicherheit nach dieser schweren Täuschung auf Entschädigung. Daß ich mit einstimme, daß Sie uns jederzeit willkommen und ein lieber Gast sind, brauche ich wohl kaum ausdrücklich zu schreiben. Wie wär’s künftigen Sonntag? und Montag?

Sobald in Bezug auf Ihr Konzert hier etwas Mitteilenswertes geschieht, werde ich Ihnen schreiben. Melden Sie mir nur bald, ob Stockhausen einige Tage nach dem 9. noch kann. Wie gesagt: der Konzertonkel6 wird schon das Seinige tun.

Viele herzliche Grüße von meiner Frau und

Ihrem Verehrer

Klaus Groth

 

Grüßen Sie Ihren Papa, den ich bald hoffe einmal kennenzulernen.

4. Brahms an Groth

 

[Hamburg, 20. oder 21. Oktober 18681]

 

Verehrter Freund,

 

In Eile u. so gut es geht, während der Stimmer mein Ohr maltraitiert. –

Es ist recht schade, daß unsre Hamburger Kollegen uns im Wege stehen u. daß wir dies nicht in telegrafischer Eile erfuhren.

Wir haben am 11. hier Konzert u. nur die Tage vorher – jetzt also den 9. – Zeit.2 Vielleicht ließe sich für den 7. oder 8. in Schleswig etwas arrangieren?

Daß ich auch einen Konzert-Arrangeur vorstellen will!

Ich trage Scheu, Stockhausen jetzt durch Berichte konfus zu machen. Er hat den Kopf immer übervoll Pläne, u. es würde Absagen u. Ansetzen von Konzerten regnen. Vielleicht verlegen die Kollegen ihren Tag!

Unser Mißverständnis war lustig genug! Hr. Köster wird Ihnen es ausführlich beschrieben haben. Gern käme ich, könnte es auch für 1 oder 11/2 Tag, das lohnt aber kaum die 6stündige Fahrt. Sonst habe ich so viel eilige Revisionen u. Korrekturen zu besorgen,3 daß ich nicht länger ausbleiben kann.

Mir scheint aber, ich kann mir Zeit lassen, Sie in Kiel zu besuchen, da es mir hier immer heimlicher u. wohnlicher wird.

Für heute herzlichen Gruß. Apropos: die Bücklinge sind angekommen!4 Besten Dank.

Halten Sie nun den 9. fest u. schreiben Sie nicht anfragend an Frau oder Freund Stockhausen.

Vielleicht Schleswig?

Mein Vater empfiehlt sich, u. ich grüße Sie mit Frau u. Kind u. Kegel.

Ihr herzlich ergebener

JBrahms.

5. Brahms an Groth

 

[Hamburg, um den 25. Oktober 18681]

 

Verehrter Freund,

 

Hr. Werner will ganz gern sein Konzert 8 Tage später geben, wenn er den Tag – u. den Saal...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2013
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Schlagworte Briefe • Briefwechsel • Johannes Brahms • Klaus Groth • Postkarten
ISBN-10 3-8042-3005-9 / 3804230059
ISBN-13 978-3-8042-3005-7 / 9783804230057
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