Nur eine böse Tat (eBook)

Roman
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2013 | 1. Auflage
880 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-12028-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nur eine böse Tat -  Elizabeth George
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Barbara Havers und Inspector Lynley vor ihrer größten menschlichen Herausforderung.
Barbara Havers macht sich große Sorgen um ihren Freund Taymullah Azhar. Denn nachdem ihn seine Freundin Angelina aus heiterem Himmel verlassen und auch die gemeinsame Tochter mitgenommen hat, ist er völlig verzweifelt. Erst nach Wochen bangen Wartens steht Angelina plötzlich wieder vor Azhars Tür, allerdings ohne die kleine Hadiyyah, denn die ist in Italien, wohin sich Angelina abgesetzt hatte, spurlos verschwunden. Als der Fall des vermissten Mädchens auch in der britischen Presse Schlagzeilen auslöst, muss die Polizei reagieren - und Inspector Lynley reist in die Toskana, um die Ermittlungen in dem kleinen Ort Lucca zu begleiten. Doch alsbald gerät Azhar selbst in den Verdacht, in die Entführung des Kindes verwickelt zu sein. Barbara ist fassungslos und kämpft mit allen Mitteln darum, die Unschuld ihres Freundes zu beweisen. Bis sie einen Schritt zu weit geht...

Akribische Recherche, präziser Spannungsaufbau und höchste psychologische Raffinesse zeichnen die Bücher der Amerikanerin Elizabeth George aus. Ihre Fälle sind stets detailgenaue Porträts unserer Zeit und Gesellschaft. Elizabeth George, die lange an der Universität »Creative Writing« lehrte, lebt heute in Seattle im Bundesstaat Washington, USA. Ihre Bücher sind allesamt internationale Bestseller, die sofort nach Erscheinen nicht nur die Spitzenplätze der deutschen Verkaufscharts erklimmen. Ihre Lynley-Havers-Romane wurden von der BBC verfilmt und auch im deutschen Fernsehen mit großem Erfolg ausgestrahlt.

15. November

________________________

EARLS COURT
LONDON

Thomas Lynley hätte sich nie träumen lassen, dass er einmal mitten unter zweihundert kreischenden Menschen – alle mit einem eher unkonventionellen Kleidergeschmack – in der Brompton Hall auf einem Plastikstuhl sitzen würde. Heavy Metal wummerte aus Lautsprechertürmen von der Größe eines Hochhauses am Strand von Miami. An einem Imbissstand hatte sich eine lange Schlange für Hotdogs, Popcorn, Bier und Erfrischungsgetränke gebildet. Eine Ansagerin rief in Abständen mit schriller Stimme über den Lärm hinweg den Spielstand und die Fouls aus. Und in der Mitte, auf einer mit Klebestreifen auf dem Betonboden markierten ovalen Bahn, rasten zehn behelmte Frauen auf Rollschuhen herum.

Angeblich war es nur ein Schauwettbewerb, dazu gedacht, die breite Öffentlichkeit mit den Feinheiten des Flat Track Roller Derby als Frauensportart vertraut zu machen. Aber offenbar hatte man es versäumt, das den Spielerinnen mitzuteilen, denn die legten sich ins Zeug, als ginge es um Leben und Tod.

Sie hatten interessante Namen. Sie waren mit den dazugehörigen, angemessen furchteinflößenden Fotos in dem Programm ausgedruckt, das unter den Zuschauern verteilt worden war. Lynley hatte sich beim Lesen der Kampfnamen ein Grinsen nicht verkneifen können: Vigour Mortis, The Grim Rita, Grievous Bodily Charm.

Er war hier wegen einer der Spielerinnen, Kickarse Electra. Sie spielte allerdings nicht bei den Electric Magic aus London, sondern gehörte zum Team aus Bristol, einer Gruppe ziemlich wild aussehender Frauen, die sich den hübsch alliterierenden Namen Boadicea’s Broads gegeben hatten. Die Frau, die mit bürgerlichem Namen Daidre Trahair hieß, arbeitete als Großtierärztin im Zoo von Bristol, und sie hatte keine Ahnung, dass Lynley sich mitten unter den johlenden Zuschauern befand. Er wusste noch nicht, ob er es dabei belassen sollte. Vorerst verließ er sich ausschließlich auf sein Bauchgefühl.

Da es ihm am Mut gemangelt hatte, sich allein in diese unbekannte Welt vorzuwagen, hatte er einen Begleiter mitgenommen. Charlie Denton, der Lynleys Einladung, sich im Earls Court Exhibition Centre aufklären, fortbilden und unterhalten zu lassen, gern angenommen hatte, stand gerade im Gedränge am Imbissstand.

»Das geht auf mich, M’lord«, hatte er gesagt und dann hastig »Sir« hinzugefügt, eine Korrektur, die eigentlich längst nicht mehr nötig sein sollte. Denn Charlie Denton stand seit sieben Jahren in Lynleys Diensten, und wenn er nicht gerade seiner Leidenschaft für das Theater frönte und an Bühnen im Großraum London Vorsprechproben absolvierte, fungierte er als Butler, Koch, Flügeladjutant und Faktotum in Lynleys Leben. Er hatte an einem Theater im Norden von London den Fortinbras gegeben, aber das nördliche London war eben nicht das West End. Und so führte er tapfer sein Doppelleben fort, überzeugt, dass sein Durchbruch kurz bevorstand.

Jetzt amüsierte er sich gerade über irgendetwas, das sah Lynley ihm an, als er sich seinen Weg zurück zu der Stuhlreihe bahnte, in der sie saßen. Vor sich her trug er ein volles Papptablett.

»Nachos«, verkündete Denton, als Lynley stirnrunzelnd etwas betrachtete, das aussah wie orangefarbene Lava auf einem Berg Tortilla-Chips. »Für Sie ein Hotdog mit Senf, Zwiebeln und Relish. Kein Ketchup, das sah mir ein bisschen verdächtig aus, aber das Lager-Bier ist gut. Lassen Sie’s sich schmecken!«

All das sagte Denton mit einem Funkeln in den Augen, aber es konnte auch das Licht sein, das sich in seinen runden Brillengläsern spiegelte, dachte Lynley. Denton wartete darauf, dass Lynley den angebotenen Imbiss ablehnte und sein wahres Gesicht zeigte. Und es amüsierte ihn, dass sein Arbeitgeber wie ein alter Kumpel neben einem Typen saß, dem der Bauch über die weite Jeans quoll und die Dreadlocks bis auf den Rücken reichten. Lynley und Denton waren auf den Mann angewiesen, der sich Steve-o nannte, denn der wusste alles über Flat Track Roller Derby – zumindest alles, was sich zu wissen lohnte.

Er sei mit Flaming Aggro liiert, hatte er ihnen strahlend erklärt. Und seine Schwester Soob gehöre zu den Cheerleadern, die sich in Lynleys Nähe in Stellung gebracht hatten und wesentlich zu der allgemeinen Kakophonie beitrugen. Die Damen waren ganz und gar in Schwarz gekleidet, aufgepeppt mit grell pinkfarbenen Tutus, Haarspangen, Kniestrümpfen, Schuhen oder Westen. Sie schrien ohne Unterlass »Break’em baby!« und wedelten mit ihren pink- und silberfarbenen Pompons.

»Toller Sport, was?«, sagte Steve-o immer wieder, während Electric Magic Punkte einheimste. »Die meisten Punkte macht Deadly Deedee-light. Solange sie keine Strafpunkte sammelt, haben wir den Sieg in der Tasche.« Dann sprang er auf und brüllte: »Gib Gas, Aggro!«, als seine Freundin inmitten des Pulks vorbeiraste.

Lynley zog es vor, sich Steve-o gegenüber nicht als Fan der Boadicea’s Broads zu erkennen zu geben. Es war purer Zufall gewesen, dass er und Denton unter den Fans von Electric Magic gelandet waren. Die Anhänger der Boadicea’s Broads saßen auf der gegenüberliegenden Seite des mit Klebeband markierten Rings. Auch sie wurden von Cheerleadern angefeuert, die ebenso wie ihre Kontrahentinnen ganz in Schwarz gekleidet waren, allerdings mit knallroten Accessoires. Sie schienen mehr Erfahrung im Geschäft zu haben, denn zur Untermalung ihrer Schlachtrufe warfen sie eindrucksvoll ihre Beine in die Luft und vollführten akrobatische Tanzfiguren.

Eigentlich mied Lynley derartige Veranstaltungen wie die Pest. Hätte sein Vater ihn begleitet – natürlich piekfein gekleidet, mit ein bisschen Hermelin oder Samt am Kragen, um keinen Zweifel an seiner gesellschaftlichen Position zu lassen –, er hätte nicht länger als fünf Minuten durchgehalten. Beim Anblick der Frauen auf Rollschuhen hätte er einen Herzinfarkt erlitten, und wenn er gehört hätte, wie Steve-o die englische Sprache malträtierte, wäre ihm das Blut in den Adern gefroren. Aber Lynleys Vater lag schon lange im Grab, und Lynley amüsierte sich derart köstlich, dass ihm vom vielen Grinsen schon die Wangen wehtaten.

Als er den Handzettel mit der Einladung zu dem Spiel vor ein paar Tagen zwischen seiner Post gefunden hatte, hätte er sich nicht träumen lassen, dass er in so kurzer Zeit so viel lernen würde. Er wusste mittlerweile, dass man die Jammerinnen der beiden Teams im Auge behalten musste, erkennbar an dem Stern auf dem Helm. Die Jammerin konnte als Einzige punkten, und die meisten Punkte wurden während eines Power Jams erzielt, wenn die Jammerin des gegnerischen Teams auf der Strafbank saß. Steve-o hatte ihm Sinn und Zweck des Packs begreiflich gemacht und was es bedeutete, wenn die Lead-Jammerin sich im vollen Lauf aufrichtete und mit den Händen auf die Hüften klopfte. Was es mit der Spielposition auf sich hatte, die Pivot genannt wurde – die jeweilige Spielerin war an dem gestreiften Helm zu erkennen –, erschloss sich ihm immer noch nicht ganz, aber es bestand kein Zweifel daran, dass es beim Roller Derby sowohl auf Strategie als auch auf Geschicklichkeit ankam.

Während des Spiels London gegen Bristol hatte er hauptsächlich Kickarse Electra beobachtet. Sie war eine durchsetzungsfähige Jammerin und fuhr ausgesprochen offensiv, als wäre sie auf Rollschuhen geboren. Das hätte er der stillen nachdenklichen Tierärztin, die er sieben Monate zuvor an der Küste von Cornwall kennengelernt hatte, nie zugetraut. Dass sie beim Dartspielen unschlagbar war, wusste er. Aber das hier? Das hätte er nie vermutet.

Einmal, während eines Power Jams, war sein Vergnügen an dem wilden Sport unterbrochen worden. Sein Handy hatte in seiner Brusttasche vibriert, und er hatte nachgesehen, wer ihn anrief. Zuerst dachte er, die Met würde ihn zum Dienst zurückbeordern, denn die Anruferin war seine Partnerin Detective Sergeant Barbara Havers. Aber sie rief von zu Hause aus an, es war also vielleicht doch nichts vorgefallen, um das er sich würde kümmern müssen.

Er hatte das Gespräch angenommen, bei dem infernalischen Lärm allerdings kein Wort von dem verstanden, was Havers sagte. Also hatte er nur in den Hörer geschrien, er würde sie so bald wie möglich zurückrufen, das Handy wieder eingesteckt und die Sache vergessen.

Zwanzig Minuten später gewann Electric Magic das Spiel. Die Teams gratulierten sich gegenseitig. Dann liefen alle durcheinander in der Halle herum, Rollschuhläuferinnen, Zuschauer, Cheerleader und Schiedsrichterinnen. Niemand schien es eilig zu haben zu gehen, was Lynley gerade recht war, denn er hatte vor, sich ebenfalls ein bisschen unters Volk zu mischen.

Er wandte sich an Denton. »Von jetzt an kein ›Sir‹ mehr.«

»Wie bitte?«, fragte Denton.

»Wir sind als Kumpel hier. Alte Schulfreunde. Das kriegen Sie doch hin, oder?«

»Wer, ich? Eton?«

»Der Rolle dürften Sie doch gewachsen sein, Charlie. Und nennen Sie mich entweder Thomas oder Tommy, suchen Sie sich’s aus.«

Dentons Augen weiteten sich. »Ich soll … Ich ersticke bestimmt schon bei dem Versuch.«

»Charlie, Sie sind doch Schauspieler, oder?«, sagte Lynley. »Die Rolle ist oscarverdächtig. Ich bin nicht Ihr Arbeitgeber, Sie sind nicht mein Angestellter. Wir werden uns jetzt gleich mit jemandem unterhalten, und Sie werden in der Rolle meines alten Freundes brillieren. Das nennt man …« Lynley suchte nach dem richtigen Wort. »… Improvisation.«

Charlies Miene hellte sich auf. »Darf ich mich richtig reinhängen?«

»Wenn’s sein muss. Gehen wir.«

Gemeinsam näherten...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2013
Reihe/Serie Ein Inspector-Lynley-Roman
Übersetzer Charlotte Breuer, Norbert Möllemann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Just one evil act
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Barbara Havers • eBooks • Italien • Krimi • Kriminalromane • Krimis • New York Times Bestseller • New York Times Bestseller, Thomas Lynley, Barbara Havers, Toskana, Italien • Spiegelbestseller • SPIEGEL-Bestseller • Thomas Lynley • Toskana
ISBN-10 3-641-12028-4 / 3641120284
ISBN-13 978-3-641-12028-3 / 9783641120283
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