Briefe aus Malaya (eBook)

Erfahrungen - Eine junge Ehefrau im Fernen Osten

(Autor)

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2013 | 1. Auflage
760 Seiten
Metropolitan (Verlag)
978-3-942852-10-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Briefe aus Malaya -  Beate Voltz
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Im Juli 1957 wird die damals 26 jährige Beate zu einer Party eingeladen und lernt dort einen jungen Architekten kennen. Keine 24 Stunden später fragt er sie, ob sie mit ihm nach Malaya gehen würde. Und sie sagt, verliebt und verrückt, was sowieso das gleiche ist, 'warum nicht?'. Um dann aber sofort in einem Atlas nachzusehen, wo denn dieses Malaya überhaupt liegt. Und damit beginnt ein Abenteuer, das sie in den Fernen Osten, in das heutige Malaysia bringt. Auf die junge Frau kommt eine exotische, schöne und aufregende Welt zu, von der sie ihren Eltern zu Hause in Briefform berichtet. Die abenteuerliche Reise, die Eingewöhnung in ein fremdes Land, das Leben als Ehefrau, die Geburt der Kinder sowie das Kennen Lernen der fremden Kultur und das Zusammentreffen mit Leuten aus anderer Herren Länder bilden die Klammer dieser einzigartigen Briefdokumentation. In einer Zeit, in der Reisen noch beschwerlich war und die Kommunikation sich auf Briefe beschränkte. Ein Zeitdokument, das fesselt - in dieser heutigen schnelllebigen und kommunikativen Welt.

Beate Voltz wurde 1931 in Köln geboren. Sie wuchs in Berlin auf. Nach dem 2. Weltkrieg lebte sie mit ihren Eltern einige Jahre in Frankreich und ging dort zur Schule. Zurück in Deutschland machte sie eine Ausbildung zur Modegrafikerin. Im Sommer 1957 lernte sie ihren Mann kennen, der als Architekt und Industriedesigner zusammen mit Max Bill einer der ersten Verfechter des Mottos 'Form follows function' war und als Dozent der Architekturabteilung an das Technical College von Kuala Lumpur gesandt wurde. Hier beginnt die Geschichte Beate Voltz lebt heute an der Hessischen Bergstrasse, hat vier Söhne und sieben Enkelkinder.

Beate Voltz wurde 1931 in Köln geboren. Sie wuchs in Berlin auf. Nach dem 2. Weltkrieg lebte sie mit ihren Eltern einige Jahre in Frankreich und ging dort zur Schule. Zurück in Deutschland machte sie eine Ausbildung zur Modegrafikerin. Im Sommer 1957 lernte sie ihren Mann kennen, der als Architekt und Industriedesigner zusammen mit Max Bill einer der ersten Verfechter des Mottos „Form follows function“ war und als Dozent der Architekturabteilung an das Technical College von Kuala Lumpur gesandt wurde. Hier beginnt die Geschichte Beate Voltz lebt heute an der Hessischen Bergstrasse, hat vier Söhne und sieben Enkelkinder.

22-11-57

 

 

Meine lieben Eltern,

 

ich nehme an, dass die Post doch etwas länger dauert, als wir es uns vorgestellt haben, denn ich habe bis jetzt noch nichts von Euch bekommen. Aber vielleicht ist heute etwas dabei.

Gestern Abend hat der Botschafter uns zu Ehren ein „Willkommens-Abendessen“ gegeben. Dazu waren alle diejenigen eingeladen, die an unserem Kommen beteiligt waren: das Ehepaar Posener, der deutsche Wirtschaftsmann aus Singapore, der Principal des Colleges, die „rechte Hand“ des Botschafters - unser Landsmann, das ist so eine richtige Flasche, aber natürlich, wie alle hier, sehr freundlich. Und dann noch der englische Verbindungsoffizier mit seiner Frau, einer Engländerin die wirklich sehr schön ist und eine vollendete Lady. Sie wird zwar kaum älter als ich sein. Übrigens war sie die Einzigste die Strümpfe anhatte!

Der Botschafter ist ein älterer Herr und sehr vornehm. Seine Frau ist Holländerin, spricht aber sehr gut deutsch.

Die ganze Sache ging hochoffiziell vor sich. Am Dienstag rief mich unser Landsmann Herr Pallasch an, und machte mir die inoffizielle Mitteilung, dass wir für Donnerstag Abend beim Botschafter zum Essen eingeladen würden. Zwei Stunden später machte C.W. seinen ersten Besuch bei ihm und wurde nun ebenfalls mündlich eingeladen. Am folgenden Tag kam mit der Post eine vorgedruckte Einladung, dass „der deutsche Botschafter bei dem Malaiischen Bund und Frau Marietje Granow Herrn und Frau C.W. Voltz zum Abendessen am 21. November 1957 um 20.15 Uhr in ihrem Hause, dann folgt die Adresse, bitten. Anzug: Strassenanzug“, und dann noch U.A.w.g. Nachdem wir also glücklich 3 mal eingeladen worden waren, konnte es ja starten. Ich hatte schon ein bißchen Angst, der Botschafter hatte nämlich gesagt, dass meinetwegen einige Damen eingeladen würden, damit ich mich über Haushaltsfragen informieren könne. Nun wisst Ihr ja, dass ich so was sowieso scheußlich finde, und 2. besitze ich im Moment gar keinen Haushalt.

In der Botschaft selbst ist anscheinend nie viel zu tun. Alle lesen Zeitung. Der Botschafter hat in seinem Zimmer eine Klimaanlage, so dass er immer im Rock sitzen kann. Wenn ich Euch jetzt sage, dass sich in ganz Malaya 8 Deutsche befinden (ausgenommen die deutschen Frauen, die mit Engländern verheiratet sind) werdet Ihr verstehen, dass es hier etwas zwangloser zugeht als es sonst in einer Botschaft üblich ist. Ich bin überzeugt, dass es für die Botschaftsangehörigen eine angenehme Abwechslung war, mal wieder ein paar Deutsche zu begrüßen.

Es gab zuerst einen malaiischen Drink mit allem möglichen drin, bis zu grünen Zitronenscheiben und pfefferminzartigen Blättern, Ananas, aber es war ganz gut. Der Botschafter hat sich eingehend mit mir unterhalten und mich gefragt, ob ich auch aus Darmstadt sei. Ich erzählte ihm, wo wir überall gewesen sind, habe ein bißchen mit meinem Vater angegeben, was ganz sichtlich Eindruck gemacht hat und dann haben wir noch französisch gesprochen.

Um auf die anderen Gäste zu kommen, Poseners kannte ich ja bereits. Übrigens war der gute Julius wieder einmal so formlos wie nur irgendmöglich. Immerhin erschien er nicht, wie wir erwartet hatten, in Shorts - so geht er nämlich immer ins College und dann umgeschlagene Kniestrümpfe dazu - sondern er hatte eine Krawatte um, dafür aber keinen Rock.

Ein sehr amüsantes Intermezzo: als wir vorfuhren, Herren natürlich im Jackett, sahen wir den Botschafter in Hemdsärmeln auf der Terrasse sitzen. Und als er dann zu uns kam, um uns zu begrüßen, hatte er ein Jackett an. Es war ihm aber scheinbar so heiß, dass er die Herren nach einigen Minuten bereits aufforderte, ihren Rock auszuziehen.

Der Principal des Colleges ist ein Inder. Er ist vollkommen schwarz, hat sehr feine Gesichtszüge, und das schönste an ihm sind seine Zähne. Ich habe noch nie ein so herrliches Gebiss gesehen. Man muss bei einer Unterhaltung unbedingt immer auf seine Zähne sehen. Außerdem ist er ein ganz reizender Kerl.

Beim Essen nahm das Ehepaar Voltz den Ehrenplatz ein. Das heißt, C.W. am Ende des Tisches neben Madame und ich am anderen neben dem Botschafter. Das Essen war toll. Das Beste vom Ganzen war natürlich wieder einmal eine Bemerkung von C.W.: es wurden sehr schöne Backhendl aufgetragen und nachdem sich mein lieber Mann bedient und davon gekostet hatte, meinte er zur Hausfrau, dies sei doch ein herrliches Wiener Schnitzel! Frau Posener an seiner anderen Seite, der ich von seiner Abneigung zu Geflügel erzählt hatte, stieß ihn in die Seite und Madame Granow sagte, es seien keine Schnitzel, sondern Hühner. Worauf C.W. verbindlich meinte: „Ja, was Sie haben ist sicher Huhn, ich habe ein Schnitzel“! Er war dann doch noch davon zu überzeugen, dass dies ein Huhn sei. Das Komische ist, dass es ihm langsam wirklich schmeckt!

Es gab eine Suppe, dann ein raffiniertes Vorgericht mit Scampi und Champignons, dazu einen Wermouth. Dann die Hendln (Mutti, Deine sind natürlich feiner) mit Kartoffeln und Erbsen. Dazu einen Rheinwein. Dr. Granow bekommt seinen Wein extra aus Deutschland geschickt. Und hinterher ein Sahneeis mit Himbeeren und Erdbeeren.

Nach dem Essen wurden die Damen, auf englische Art, von Frau Granow in ihr Schlafzimmer gebeten, um sich im Bad und vor dem Spiegel wieder allright zu machen. Die Herren blieben allein sitzen. Nachdem sich die Damen die Nasen gepudert und sich frisiert hatten, gingen wir wieder hinunter auf die Terrasse, wo ein Mokka serviert wurde. Wir mussten uns weiter ohne männliche Gesellschaft unterhalten. Da ich die einzige Deutsche war, wurde natürlich englisch gesprochen. Es ging aber sehr gut. Ich bin selbst erstaunt darüber. Die Lehrer brauchen gar nicht soviel nach neuen Lehrmethoden zu suchen, ich kann nur immer wieder betonen, wenn ich in der Schule nicht soviel Vokabeln hätte pauken müssen und unregelmäßige Verben stur auswendig lernen, würde es mir nicht so leicht fallen, mich jetzt nach wenigen Tagen bereits an einer Unterhaltung zu beteiligen. Ich bin selbst erstaunt darüber, wie mir die Wörter von selbst wieder einfallen.

Später kamen dann die Herren wieder zu uns. Leider mussten wir schon kurz vor 11 Uhr gehen, weil meine Amah mir erklärt hatte, sie wohne sehr weit weg und bekäme sonst keinen Bus mehr. C.W. gab ihr Geld für ein Taxi, aber ich glaube nie und nimmer, dass sie eines genommen hat. Diese Amah soll ab nächster Woche jeden Tag von halb neun bis abends um 6 Uhr hierher kommen. Sie soll dafür 120 Dollars bekommen. Ich habe sie tatsächlich um 10 Dollar runtergehandelt, ganz allein! Sie erklärte mir, sie sei eine Cook-Amah und keine Baby-Amah. Ich machte ihr dann klar, dass ich aber eine solche brauche, und dass sie mir auch die Wäsche waschen müsse. Schließlich erklärte sie sich dazu bereit, vorübergehend eine Baby-Amah zu sein. Mrs. Posener hat aber inzwischen eine Neue für mich gefunden, die noch sehr jung ist und außerdem Cook- und Baby-Amah ist. Diese kosten zwar mehr, es ist uns aber lieber. Ich warte eigentlich die ganze Zeit auf einen Anruf von Frau Posener, dass ich zu ihr kommen soll, um die neue Amah zu sehen. Wahrscheinlich wird diese nur malaiisch sprechen, aber ich glaube, das lernt man schnell. „Susu“ heißt Milch, „vole“ heißt geh! Bitte und Dankeschön ist dasselbe Wort, dies erklärt auch, warum diese chinesischen Heinis im Speisesaal immer „Thank you“ sagen, wenn sie etwas servieren!

Im Augenblick regnet es, ein sehr warmer Regen, aber ihr werdet es nicht glauben, Euer Coco hat seine weiße Jacke an.

Unseren Wagen haben wir leider immer noch nicht. Ich hoffe aber, dass es heute endlich klappt.

Übrigens ist Julius Posener einer von denen, die nie Auto fahren lernen werden. Er fährt prinzipiell immer die ersten hundert Meter mit angezogener Bremse, der Scheibenwischer läuft auch bei Sonnenschein, bremsen tut er mal mit dem linken, mal mit dem rechten Fuß. Wenn er mit dem linken Fuß bremst, gibt er natürlich Gas. Wenn er einem etwas zeigen will, bremst er ohne weiteres mitten auf einer verkehrsreichen Strasse, so dass der Wagen hinter ihm nur mit den größten Schwierigkeiten vermeiden kann, in ihn reinzufahren. Ich habe immer ein bißchen Angst mit ihm. Sonst ist er sehr nett. Er hat mir gestern Abend erzählt, dass er vor seiner Emigration in Berlin-Lichterfelde und später in Dahlem gewohnt hat und nach einer Weile Unterhaltung, haben wir uns gegenseitig Komplimente gemacht. C.W. sagt, dass er im College keine große Leuchte sei, er ist mehr Bauhistoriker. Er stimmt zwar mit C.W.‘s modernem Geschmack völlig überein, soll aber von Baukonstruktion keine Ahnung haben, so dass C.W. allen Semestern darüber Vorlesungen halten muss.

Unserem Sohn geht es wieder gut. Er war durch eine Magenverstimmung so verwöhnt worden, dass er überhaupt nicht mehr gefolgt hat. Nachdem wir beide einen riesigen Zusammenstoss hatten, in dessen Verlauf ich ihn sehr ordentlich vermöbelt habe, geht es wieder ganz toll. Die modernen Psychologen haben doch unrecht. Eine Tracht Prügel im richtigen Moment kann Wunder wirken. Mich hat das allerdings so mitgenommen, dass ich eine Stunde lang geheult habe.- Jedenfalls habe ich jetzt das bravste Kind

Heute ist Freitag, da hört das College um 12 Uhr auf. Ich freue mich schon auf das Wochenende. Wir werden endlich einmal baden gehen, es ist mir jedenfalls versprochen worden. Und nächste Woche, wenn ich dann die Amah den ganzen Tag hier habe, kann ich immer mal schnell in die Stadt fahren und bin nicht mehr so ans Hotel gebunden.

Hoffentlich bekommen wir bald unseren Bungalow, so gut es mir hier gefällt, es würde mir noch einmal so gut gefallen, wenn ich aus diesem doofen Hotel...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2013
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Schlagworte Briefe • Ehefrau • Erfahrung • Ferner Osten • Malaya • Malaysia • Reise
ISBN-10 3-942852-10-1 / 3942852101
ISBN-13 978-3-942852-10-4 / 9783942852104
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