Dornteufel (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2013 | 1. Aufl. 2013
460 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-8387-4570-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dornteufel - Eva Almstädt
Systemvoraussetzungen
11,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Sie versprechen dir Schönheit und Jugend - doch der preis dafür ist tödlich ...

In Manhattan stürzt eine junge Frau von einer Feuertreppe. Das Gesicht der Toten ist das einer Greisin. Der Polizist Ryan Ferland ermittelt, doch die Schwester der Toten blockt alle Fragen ab. - Ein blinder Passagier wird von der Besatzung eines Containerschiffs entdeckt. Doch statt ihm zu helfen, übergibt man ihn an eine dubiose Hilfsorganisation. - Eine Ingenieurin macht in den indischen Labors eines internationalen Kosmetikkonzerns eine ungeheuerliche Entdeckung. Doch niemand glaubt ihr - bis etwas Unglaubliches passiert ...

Mit Dornteufel hat Bestsellerautorin Eva Almstädt einen packenden Thriller geschrieben, der den Leser bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt.

1. Kapitel


BIHAR, INDIEN

Das Metalltor schob sich langsam seitwärts, bis von der indischen Nacht nichts mehr zu sehen war. Es rastete mit einem endgültig klingenden Klacken ein. Julia Bruck stand in einer Schleuse, umgeben von fünf Meter hohen Wänden aus Beton und Stahl. Die Minuten schlichen dahin, und nichts passierte. Nach einer Weile hielt sie das Herumstehen nicht mehr aus und ging langsam auf und ab. Das Geräusch ihrer Schritte hallte von den harten Wandflächen wider. Entspannt bleiben, ermahnte sie sich. Das hier war nichts als eine kleine Machtdemonstration ihres neuen Auftraggebers.

Über die Forschungsmethoden des Kosmetikkonzerns Serail Almond und vor allem über den Umgang mit Mitarbeitern und Probanden kursierten ein paar hässliche Gerüchte. An die hatte sich Julia prompt erinnert, als auf der Herfahrt der gläserne Baukörper des Forschungszentrums in der Dunkelheit vor ihr aufgetaucht war. Wie das Facetten-Auge einer überdimensionalen Fliege hatte er ausgesehen, bläulich schimmernd – ein Fremdkörper zwischen den Feldern und Dörfern des indischen Bundesstaates Bihar. Beim Näherkommen waren ihr dann die hohen Mauern und die Masten mit den Scheinwerfern und Kameras aufgefallen, die das Forschungszentrum umgaben: eine moderne Festung mitten in Indien, rund achttausend Kilometer von Deutschland entfernt. Und nun die Prozedur mit der Schleuse … Na ja, wenn es ihr hier nicht gefiel, konnte sie ja jederzeit wieder gehen. Nur eben gerade jetzt nicht, da sie von Beton-und Stahlwänden eingeschlossen war.

Wahrscheinlich hatte dieser Tony Gallagher sie mit seiner Nervosität angesteckt. Die Reise von Frankfurt nach Neu-Delhi und der Anschlussflug nach Patna hatten insgesamt fünfzehn Stunden gedauert. Am Lok Nayak Jayaprakash Airport war Julia von Tony Gallagher mit einer konzerneigenen Limousine abgeholt worden. Als Ingenieurin für Versorgungstechnik war sie von ihrem Arbeitgeber, der ICL Thermocontrol GmbH, nach Indien geschickt worden, um die Klima- und Lüftungsanlage ihres Kunden, des Forschungszentrums von Serail Almond, zu sanieren und zu erweitern. Reinraum-Klimatechnik für Laborse war Julias Spezialgebiet.

Tony Gallagher, der Facility-Manager von Serail Almond India, war für dieses Projekt mitverantwortlich. Heute war er nicht gerade zu Smalltalk aufgelegt gewesen. Während der Fahrt in dem gepanzerten BMW hatte er die meiste Zeit aus dem Fenster gestarrt und dabei seine sommersprossigen Hände so stark geknetet, dass die Gelenke knackten. Der indische Bundesstaat Bihar, durch den sie fuhren, galt als einer der rückständigsten und ärmsten Indiens, hatte er ihr erklärt. Sowohl er als auch der indische Fahrer hatten eine Waffe getragen. In der Umgebung hier wimmele es von Räubern und Schlimmerem, war Gallaghers Kommentar zu Julias interessiertem Blick auf sein Schulterholster gewesen. Die nicht asphaltierte, vom Monsunregen ausgewaschene Straße war Julia bedrohlicher erschienen als die Aussicht, hier Ganoven in die Hände zu fallen. Auf sie wirkte der Verkehr in der Dunkelheit geradezu infernalisch: Von Rädern über unbeleuchtete Ochsenkarren bis hin zu motorisierten Fahrzeugen aller Art – einschließlich Doppelstock-Reisebussen – war hier eigentlich alles unterwegs, was fahren und etwas transportieren konnte. Nach eineinhalb Stunden war der Fahrer auf eine neu asphaltierte Straße abgebogen. Eine der Wohltaten von Serail Almond, vermutete Julia. Bis auf ein paar LKWs, die sie überholten, waren sie danach allein durch die Nacht gefahren.

Ein Lautsprecher knisterte. In der linken Wand der Schleuse befand sich ein Fenster. Dahinter leuchtete jetzt ein mattes Licht. Ein uniformierter Inder tauchte jenseits der Glasabtrennung auf und räusperte sich.

»Miss Bruck? Willkommen bei Serail Almond. Ihren Reisepass bitte.«

Julia zog ihren Ausweis aus der Tasche und legte ihn in eine ausfahrende Schublade.

Der Mann sah sich das Dokument aufmerksam an. »Und Ihr Mobiltelefon. Alle, wenn Sie mehrere haben.«

»Wie bitte?«

»Ist Vorschrift.« Er konnte sie anstarren, ohne zu zwinkern.

»Bekomme ich es zurück?«

»Privathandys sind hier nicht erlaubt.«

Sie war im Begriff, sich zu weigern, aber sie wollte raus aus der Schleuse. Also legte sie ihr Telefon ebenfalls in die Lade. Die Schublade glitt wieder rein, und es war verschwunden.

»Haben Sie ein Notebook, Palmtop, Blackberry oder Ähnliches bei sich?«, schnarrte es aus dem Lautsprecher.

»Was wollen Sie denn damit?« Bei den Firmen, für die sie sonst arbeitete, reichte es normalerweise aus, einen Einfuhrschein auszufüllen.

»Ist Vorschrift.«

»Ich brauche mein Notebook. Da sind alle meine privaten Daten drauf; das gebe ich nicht aus der Hand.«

»Ist Vorschrift.«

»Darüber wird man doch reden können. Lassen Sie mich jetzt rein! Oder soll ich wieder gehen?«

Seine Miene blieb ausdruckslos.

»Ist Ihr Vorgesetzter zu sprechen?«, fragte Julia gereizt. Sie hatte sich schon gedacht, dass es eine Umstellung sein würde, für einen Kunden wie Serail Almond zu arbeiten. Bisher war sie von ICL Thermocontrol als Klimatechnik-Ingenieurin eher in mittelständischen Unternehmen eingesetzt worden. Der Kosmetikkonzern Serail Almond hingegen war ein internationales Großunternehmen, das in Bihar eines der größten Hautforschungszentren der Welt unterhielt. Heute schon wissen, was die Haut morgen braucht, lautete Serail Almonds Unternehmensphilosophie. Mit sechzig Tochterunternehmen und so bekannten Marken wie Skin-o-via oder Canella Polar deckten sie sowohl den internationalen Massenmarkt als auch das Premiumsegment der Hautpflege ab. Julia hatte recherchiert – sie wusste das alles. Was sie jedoch nicht erfahren hatte, war die Vorgehensweise bei ihrer Ankunft: Was sie hier erlebte, erinnerte sie an eine Inhaftierung.

Der Pförtner griff zum Telefon und sprach mit jemandem, ohne dass Julia ein Wort davon verstehen konnte. Dann tat er so, als habe er etwas im Hintergrund seines Kabuffs zu tun.

»Was ist jetzt?«, fragte sie.

Keine Reaktion.

Sie klopfte gegen die Scheibe. »Hallo? Antworten Sie mir! Und wo ist eigentlich Mr. Gallagher abgeblieben?«

Er ignorierte sie und verließ den kleinen Raum durch eine Hintertür. Sie war wieder allein. Langsam kam es Julia so vor, als würden sich die Wände der Schleuse auf sie zubewegen. So in etwa musste sich ein Verurteilter fühlen, wenn er sein zukünftiges Gefängnis betrat. Hilflosigkeit, kombiniert mit … böser Vorahnung?

Sie wollte nur ein halbes Jahr als Expat in Indien verbringen. Nachdem sie vier Jahre lang als Ingenieurin bei ICL in Deutschland gearbeitet hatte, waren ihr wohl doch die Gene ihrer Eltern in die Quere gekommen: Fabian und Beatrice Bruck hatten als Varietékünstler die Welt bereist und nie einen festen Aufenthaltsort besessen. Ihr Vater entstammte einer waschechten Artistenfamilie; ihre Mutter hatte sich als junges Mädchen in den Mann und wohl auch in das Künstlerleben verliebt. Tragischerweise waren beide vor drei Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen, der nicht einmal etwas mit ihrem Beruf zu tun gehabt hatte. Julia vermisste sie sehr, doch das Artistenleben, den unsteten, abenteuerlustigen Lebensstil, hatte sie immer verabscheut. Zumindest glaubte sie das. Ihr oberstes Ziel war es gewesen, ein bürgerliches Leben zu führen und sich darauf verlassen zu können, dass ihr jeden Monat ein gutes Gehalt überwiesen wurde. Das war auch ein paar Jahre lang gut gegangen. Aber als sich die Chance ergeben hatte, die Abteilung zu wechseln und nach Indien zu gehen, war es passiert: Ihr Job in Deutschland war ihr mit einem Mal öde vorgekommen. Die Aussicht auf eine neue Aufgabe und vor allem auf das Leben in einem fremden Land hatten sie gereizt.

Das alles ging ihr in der Schleuse durch den Kopf, bevor sie sich die Frage stellte, warum sie sich jetzt so schrecklich hilflos fühlte. Wie schnell hatte sich die Situation ihrer Kontrolle entzogen? Sie rief noch mal nach dem Pförtner und forderte ihn auf, sie rein- oder rauszulassen. Nichts passierte. Die Blöße, an den Toren nach einem Griff oder Schalter zu suchen und womöglich daran zu rütteln, gab Julia sich nicht. Sie fühlte, dass sie beobachtet wurde. Da, wo man Lautsprecher installierte, waren auch Kameras nicht weit. Julia lehnte sich gegen die Wand, weil ihr die Füße und der Rücken wehtaten. Der Beton fühlte sich kühl an. Draußen herrschten trotz der nächtlichen Stunde noch Temperaturen von über zwanzig Grad, und auch die Luft in der Schleuse war warm. Wie konnte die Wand dann so kalt sein?

Ein Klicken ertönte. Das vordere Tor schob sich lautlos zur Seite, sodass der Nachthimmel und dann ein paar Palmen und ein von spiegelnden Fassaden eingefasster Innenhof sichtbar wurden. Zwei Männer standen vor der Schleuse. Julia ging vor Wut schnaubend auf sie zu. Einer von ihnen war Tony Gallagher, der Facility-Manager, der sie vom Flughafen abgeholt hatte. Er starrte nach oben und tat so, als würde er ein Sternbild betrachten. Der andere Mann hatte die Hände in die Hüften gestemmt und musterte sie aufmerksam, während sie auf ihn zuging.

»Miss Bruck, willkommen bei Serail Almond India.« Er sprach sie auf Englisch an, obwohl sein Akzent ihr sagte, dass er auch aus Deutschland kam. Lächelnd streckte er ihr die Hand entgegen. »Mein Name ist Robert Parminski. Chief Information Security Officer.«

Sie ergriff seine Rechte, erwiderte die Begrüßung und musterte ihn dabei. Er war ein großer, schlanker Mann mit eckiger Brille, der richtig gut ausgesehen hätte, wenn sein Haarschnitt weniger akkurat und seine Gesichtszüge etwas entspannter gewesen wären.

Julia holte tief Luft. »Erklären Sie mir bitte, warum ich...

Erscheint lt. Verlag 18.11.2013
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Altern • Attentat • Beauty / Schönheitspflege • Blaues Gift • Blinder Passagier • blutig • Blutlinie • Cody McFadyen • Containerschiff • Dan Brown • Deutscher Krimi • Deutschland • dubios • Dunkler Abgrund • Düsterbruch • Eisige Wahrheit • Ermittler • ethan cross • Europa • eva almstädt buch • eva almstädt bücher • eva almstädt cd • eva almstädt düsterbruch • eva almstädt engelsgrube • eva almstädt grablichter • eva almstädt grablichter hörbuch • eva almstädt hörbuch • eva almstädt hörbuch cd • eva almstädt hörbuch download • eva almstädt hörbuch erster fall • eva almstädt hörbuch ostseeblut • eva almstädt kalter grund • eva almstädt ostseefeuer • eva almstädt ostseefeuer hörbuch • eva almstädt ostseefluch • eva almstädt ostseesühne • eva almstädt ostseesühne hörbuch • eva almstädt pia korittki reihenfolge • Fitzek • Forschungszentrum • Gänsehaut • Hilfsorganisation • Indien • Ingenieurin • international • Jugend • Katharina Peters Herztod • Katharina Peters Vergeltung • Klaus-Peter Wolf • Krimi Bestseller deutsch • Krimi Neuerscheinung • Labor • Manhattan • Mord • Mordsee • Naturwissenschaften • New York • Nina Ohlandt Küstenmorde • Nina Ohlandt Möwenschrei • Nordamerika • Ostfriesenschwur • Ostfriesenwut • Ostfriesland Krimi • Ostseeangst • ostseeblut • Ostsee Krimi • Ostseetod • Pia Korittki • Pia Korittki Hörbücher • Polizei • Polizei / Geheimdienste • Polizist • Psycho • Psychothriller • Regionalkrimi • Schiff • Schlitzer • Schönheit • security • Serienmörder • Sicherheitsdienst • Spannung • Sprengsatz • Sylt Krimi • Thriller • todeskünstler • Tödliche Mitgift • USA • Vatikan • Verschwörung • Verschwörungssthriller • weibliche ermittlerin krimi
ISBN-10 3-8387-4570-1 / 3838745701
ISBN-13 978-3-8387-4570-1 / 9783838745701
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Droemer eBook (Verlag)
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Droemer eBook (Verlag)
9,99