Ich will nur schwimmen

Aus einem Tagebucheintrag:
»Heute hatte ich ein langes Gespräch mit Marco, allerdings im
Wasser. Für seine Ehrlichkeit bin
ich sehr dankbar. Allerdings hat es
mich sehr aufgewühlt und es stellt
sich mir die Frage: ›Was will ich
wirklich?‹ Marco erklärte mir, dass
das Schwimmen für mich Gift
wäre wie für einen Lungenkrebspatienten das Rauchen. Aber
ich will nur schwimmen!!!
Ich glaube für mich entschließen
zu wollen, lieber kurz und intensiv zu leben als ewig im Glaskasten zu hocken und Angst haben
zu müssen vor jeder Infektion, die
einen überfallen könnte […]
Also falls ich mal nicht mehr sein
sollte und jemand das Buch findet und liest: Seid nicht traurig,
ich habe so für mich entschieden!
Vielleicht war der Entschluss auch
falsch und ich bereue es später;
aber nur so geht es mir richtig gut
im Moment. Es gibt auch nichts,
was ich anstatt des Schwimmens
setzen könnte. Ich finde nichts,
was mir ähnlich viel wie das
Schwimmen bedeuten könnte.«
Leipzig, 8.12.1999
Kay Espenhayn