Momente deutscher Unschuld / Momente deutscher Unschuld - Band 1

Gluttropfen - zwischen Hoffnung und kollektiver Wandlung

Rainer Lehmann (Herausgeber)

Buch | Hardcover
692 Seiten
2014 | 1. Hardcover, gebunden
Mecklenburger Buchverlag
978-3-944265-12-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Momente deutscher Unschuld / Momente deutscher Unschuld - Band 1 -
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Die vorliegende Sammlung von Leserbriefen aus den Nordbezirken der DDR erschienenen Zeitungen kann zu Recht als emotionaler Zeitzeuge bezeichnet werden. Die einseitige Aufarbeitung, das inszenierte Berichtswesen, Verklärung und Verdammnis - vieles hat sich seit über zwanzig Jahren danach an Versuchen und Deutungen zur Wendezeit als überzeichnet und wenig brauchbar erwiesen. In diesem Band führen sie uns die Ereignisse von August 1989 bis Januar 1990 vor Augen, das Pro und Contra zu Botschaftsbesetzungen, Reformversuchen, Wendehälsen, Demonstrationen, Mauerfall und Enthüllungen. Diese Briefe verströmen ihren eigenen Charme fernab von Zeigefinger und Draufsicht. In Ihrer Summe sind sie einzigartig, schlicht und immer authentisch.

Vorwort
0. Geleitwort
1. Illusionen sättigen nicht (August/September 1989)
2. Bis das Tuch zerreißt (Oktober 1989)
3. Wenn die Mauer Trauer trägt (November 1989)
4. Lebenszyklus einer Alternative (Dezember 1989)
5. Der Donnerhall einer neuen Losung (Januar 1990)

"Vorwort Zum Entstehen des Buches Warum beschäftigte ich mich mit diesen Zuschriften, die jedem zugänglich sind und unter deren Veranlassung sich das geschichtliche Ereignis vollzog, das zur Genüge durch Politik und Medien in den letzten zwanzig Jahren explosiv gefeiert wird? Ganz so einfach wird diese Frage nicht zu beantworten sein. Die Autoren dieser Briefe werden am allerwenigsten die spätere brisante Einordnung erahnt haben. Auch wenn ich jetzt vorweg greife mitunter ist ihnen dieser Fokus nicht angenehm. Allein, hier nach Gründen zu suchen, kann von den Meinungen und Auffassungen her nicht unterschiedlicher sein. Aber das ist ein weites Feld. Also warum beschäftige ich mich mit diesen Zuschriften? Wie oft habe ich mir in den letzten sieben Jahren diese oder so ähnliche Fragen zu beantworten versucht. Was wollte ich, was war der Grund? War es nur das Mehr an Zeit nach einer gesundheitlichen Zäsur also nach einer erneuten, diesmal sehr persönlichen Wende? Das sicherlich auch. Maßgebend jedoch wird meine persönliche Lebenssituation gewesen sein, die mich damals, im Jahre 1989 mehr als 4000 Kilometer von der Heimat entfernt an der Erdgastrasse wusste. Mir wird es da ähnlich ergangen sein wie vielen Altbundesbürgern, die nicht nahe genug an der innerdeutschen Grenze lebten, um in jener für diese Zeit so typischen Berichterstattung ein geschichtliches Schwergewicht zu erkennen. Üblich waren Ratschläge für eine immer wieder beschriebene Krisensituation in der DDR. Das geschah so häufig von Seiten des Westens aus, daß die Anteilnahme an den Vorgängen und der dramatischen Entwicklung nur gering war. Kurzum auch ich hatte diese Wende verschlafen . Damals benutzte kaum jemand für das Geschehen in der DDR das Wort Revolution. Die Menschen spürten zwar den Umbruch, aber es war nur eine Wende. Und doch war es bei mir, gegenüber den Altdeutschen wieder anders. Mir standen keine unmittelbare Berichterstattung, keine sich befreiende Presse oder andere Informationen zur Verfügung. Zwar waren die Episteln meiner Frau randvoll mit Hinweisen, aber ich vermochte ihnen keinen Ordnungssinn zu geben. Eigentlich war nur an den Urlaubern zu erkennen, dass etwas Ungeheures dort vorgehen musste. Es waren nicht die Informationen, die einige von ihnen mitbrachten oder besser die Gerüchte, die sich stets durch Überalterung auszeichneten. Es war die schlichte Tatsache, dass immer weniger aus dem Urlaub zurückkamen. Sie blieben einfach weg. Unerhört. So etwas hatte es die ganze Zeit vorher nicht gegeben. Die mir unbekannten Ereignisse 4000 Kilometer entfernt, fanden auch in meinen Arbeitskollegen Sympathisanten. Sie sahen wohl darin eine Art Hoffnung, ihren Lebenssinn neu auszurichten. Nicht selten waren sie, statt hierher, in die andere Richtung ausgereist. Beinahe 20 Jahre später stand ich wieder vor einem Wendepunkt. Ausgestattet mit ungewollter Freizeit, begünstigt durch eine mediale Großoffensive, wollte ich mir die Zeit nehmen und mir ein eigenes Urteil über dieses Jahr bilden. Und noch ein Umstand beförderte dieses Vorhaben: Während meines Auslandseinsatzes hatte meine Frau säuberlich und akkurat die Tageszeitungen aus jener Zeit aufgehoben. Sie hatte es so ordnungsliebend getan, dass diese Blätter ohne Schwierigkeiten selbst komplizierte Umzüge überstanden. So lagerten sie fast zwanzig Jahre trocken und unberührt. Ohne meine Frau wäre dieses Vorhaben nie entstanden. Es hätte nicht durchgeführt werden können. Sie sorgt bis heute für meinen Lebensunterhalt. Und es gibt noch einen Grund: 12 Jahre als Unternehmer haben gesundheitliche Probleme verursacht. Ihnen habe ich Tribut zahlen müssen. Die ohnehin schwer gefallene Akzeptanz, dass es so ist, setzte andererseits Kräfte frei, die mich nach den Ursachen fragen ließen. Wie war ich in diese Selbstständigkeit geraten? Warum hatte ich diesen Schritt getan? Warum dominierte in mir die Auffassung des Versagens, des Scheiterns? Wieweit sind

Erscheint lt. Verlag 30.4.2014
Reihe/Serie Momente deutscher Unschuld ; 1 | 1
Zusatzinfo historische Bilder vor und während der Wende
Verlagsort Neubrandenburg
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 1110 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Geschichte Allgemeine Geschichte Zeitgeschichte
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte 1989 • 1990 • 25 Jahre Mauerfall • Bericht • BRD • Briefe/Briefwechsel • DDR • Deutsche Einheit 1990 • Deutschland • Dokumentation • Einheit • Grenzöffnung • Honecker • Honecker, Erich • Kohl • Kohl, Helmut • Kompendium • Lehmann, Rainer • Leserbriefe • Mauer • Mauerfall • Ostdeutschland • Ost und West • Personenregister • Teilung • Umsturz • Unrechtsstaat • Vereinigung • Wende • Wende in der DDR 1989/90 • Wendezeit • Westdeutschland • Wiedervereinigung • Zeitzeuge
ISBN-10 3-944265-12-2 / 3944265122
ISBN-13 978-3-944265-12-4 / 9783944265124
Zustand Neuware
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