Die Pilgerin von Passau (eBook)

Historischer Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: PDF
2013 | 3. Auflage
704 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-4233-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Pilgerin von Passau -  Maren Bohm
Systemvoraussetzungen
11,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Passau im Jahre 1096. Alice, eine 15-jährige Kaufmannstochter, schließt sich mit ihrem Vater Karl dem Ersten Kreuzzug an. Mutig zieht sie nach dem Tod des Vaters trotz ungeahnter Gefahren weiter nach Jerusalem. Alice wird die Geliebte eines draufgängerischen Ritters. Auch als Frau kann sie Überfällen und Schlachten nicht entgehen. Sogar der ferne Mord an ihrer Mutter verfolgt sie bis in den Orient. Welche Rolle spielt der unnahbare Abt, der im Hintergrund die Fäden spinnt?

Maren Bohm interessierte sich schon früh für Literatur und Geschichten aus fernen Zeiten. Es fasziniert sie die brisante Mischung aus gesellschaftlichem Einfluss und Individualität. Sie studierte Germanistik, Theologie und Geschichte u. a. in Heidelberg. Nach der Promotion war sie jahrelang als Lehrerin am Gymnasium tätig und veröffentlichte mehrere Romane. Passau, die Nibelungenstadt an den drei Flüssen Donau, Inn und Ilz, ist eine bedeutsame Stadt in ihrer Lebensgeschichte. Sie lebt als freie Schriftstellerin und kann sich gut vorstellen, nach Passau zu ziehen.

Maren Bohm interessierte sich schon früh für Literatur und Geschichten aus fernen Zeiten. Es fasziniert sie die brisante Mischung aus gesellschaftlichem Einfluss und Individualität. Sie studierte Germanistik, Theologie und Geschichte u. a. in Heidelberg. Nach der Promotion war sie jahrelang als Lehrerin am Gymnasium tätig und veröffentlichte mehrere Romane. Passau, die Nibelungenstadt an den drei Flüssen Donau, Inn und Ilz, ist eine bedeutsame Stadt in ihrer Lebensgeschichte. Sie lebt als freie Schriftstellerin und kann sich gut vorstellen, nach Passau zu ziehen.

Aufbruch ins Heilige Land


Passau, im September 1096

Das Erscheinen des Abtes versetzte Alice in Schrecken.

Seine Anwesenheit, seine dunkle Herrschergestalt, sein durchdringender Blick steigerten die ohnehin schon bestehende Anspannung, die das ganze Haus erfasst hatte, seit am Morgen die Kreuzfahrer den Passauer Kaufmannshof von Alice’ Vater gestürmt hatten.

Es war noch dunkel gewesen, als Alice vom Bellen der Hunde und von den Zurufen der Männer geweckt worden war. Verwirrt und aufgeregt hatte sie nach dem blauen Wolltuch gegriffen und war barfuß auf die Galerie gerannt, von wo sie auf den von Fackeln beleuchteten Hof hinuntersehen konnte. Sie blickte auf ein ungewohnt prächtiges Bild: Adelige und Männer in Kettenhemden mit einem roten Kreuz auf weißem Tuch über der Brust, ausgestattet mit Maultieren und geschmückten Reitpferden, Jagdhunden und sogar einem Falken, füllten den gesamten Hof. Schwerter, Lanzen und Helme funkelten im Schein der Fackeln, die bunt bemalten Schilder und die Reitzügel waren mit Gold und Edelsteinen besetzt.

Dies waren also die Kreuzfahrer. Besonders heilig wirkten sie nicht, fand Alice. Allerdings sehr stark. Aber fromm waren sie sicher, überlegte sie weiter, sonst würden sie sich nicht auf die weite Pilgerreise von Passau nach Jerusalem begeben.

Alice beugte sich weit über die Balustrade, fuhr jedoch sofort zurück. Im weißen Nachthemd dürfen sie mich nicht sehen, schoss es ihr durch den Kopf, obwohl keiner der Männer zu ihr heraufschaute. Sie verbarg sich hinter einem Pfeiler und beobachtete das geschäftige Treiben, die selbstherrliche Art, mit der die Adeligen die Knechte und Mägde herumscheuchten, und die Beflissenheit, mit der diese den Befehlen gehorchten. Es schmerzte Alice, dass selbst ihr Vater, der aus dem Kontor herbeigeeilt kam, seine Gäste untertänig begrüßte. Tief verbeugte er sich vor ihnen. Alice fröstelte.

Warum blieb sie hier stehen? Sie wollte dabei sein. Hastig lief sie in ihr Zimmer, zog das grüne, mit gestickten gelben Blumen besetzte Samtkleid an, das der Vater ihr gerade aus Köln mitgebracht hatte, und ging aufrecht die Außentreppe in den Hof hinunter.

Doch keiner beachtete sie. Die dampfenden Pferde wurden abgerieben, die Knechte kümmerten sich um die Fesseln, die Mägde schleppten in Kübeln Wasser zu den Trögen und versorgten die Pferde mit Heu. Ihr Vater ging wortlos an Alice vorbei und führte die hohen Herren ehrfürchtig ins Haus. Alice blickte ihm enttäuscht nach.

Und so sollte es für Alice den ganzen Tag weitergehen. Während Stroh für die Schlafplätze der Bediensteten aufgeschüttet wurde, Zimmer für die Adeligen, mit Kerzen aus Honig, gerichtet und Tonkrüge mit Wasser und Wein gefüllt wurden, während geschlachtet, gebraten und in hohen Töpfen, deren Grund man nicht sehen konnte, gekocht wurde, stand Alice unschlüssig im Haus herum, ging hier und dort zur Hand, wurde aber den ganzen Tag das schmerzliche Gefühl nicht los, dass keiner sie wirklich beachtete. Dabei war sie die Tochter eines reichen und freien Kaufmanns. Mit ihren 15 Jahren hätte sie längst verheiratet sein können. Und schließlich war sie, wie ihr bereits mehrfach versichert worden war, sehr hübsch mit ihrem schmalen Gesicht und ihrem blonden Haar, das sie leider nicht zu bändigen vermochte. Aber die adeligen Gäste ihres Vaters behandelten Alice nicht einmal wie Luft, sie schienen sie einfach nicht zu sehen.

Nun, das war eigentlich ziemlich unwichtig, denn schon ganz früh am kommenden Morgen wollte der Graf mit seinem Sohn und dem Gefolge zum Heer des Herzogs Gottfried von Bouillon aufbrechen, sich mit der Seilfähre über den Inn setzen lassen, um mit dem Kreuzfahrerheer von Passau nach Jerusalem zu ziehen. Alice würde also den Rittern niemals wieder begegnen. Und ihr Vater sah sich bereits nach einem passenden Bräutigam für seine Tochter um. Spätestens in einem Jahr würde sie verheiratet sein.

Nein, weitaus beunruhigender, beängstigender war das Auftauchen des Abtes.

Alice konnte sich keinen Grund denken, der ihn hätte bewegen können, seinen Fuß über die Schwelle seines Elternhauses zu setzen. Noch niemals hatte er, seit er vor langer Zeit ins Kloster eingetreten war, seine Familie besucht, hatte sie nicht zu seiner feierlichen Priesterweihe eingeladen. Nicht einen Gruß hatte er jemals an seinen Bruder Karl oder an seine Nichte Alice gesandt, die er zum letzten Mal anlässlich des feierlichen Kirchgangs nach Alice’ Geburt gesehen hatte. Ja, nicht einmal zur Beerdigung seines Vaters war er erschienen. Vielmehr hatte er seinem weitaus älteren Bruder schriftlich mitgeteilt, genauer, durch einen Boten die Nachricht überbringen lassen, er werde für die Seele seines Vaters beten und Messen lesen, um ihm die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen. Zu verkürzen! Das hieß doch, der Abt ging davon aus, dass sein Vater die Qualen des Fegefeuers erlitt, er jedoch keineswegs beabsichtigte, den Versuch zu unternehmen, ihn von dieser Pein zu erlösen. Alice fand das unbarmherzig und sie ahnte, dass auch sein unerwarteter Besuch nicht aus brüderlicher Liebe erfolgt war.

Nur wusste sie nicht, warum. Alice bemühte sich, dies herauszufinden, als sie an der großen Tafel saß, die zu Ehren des Grafen und des Abtes mit unzähligen Kerzen geschmückt und mit ausgefallenen Speisen übersät war, und den Gesprächen zuhörte, was sich bei dem allgemeinen Lärm als schwierig erwies. Alice beugte sich vor, zerbröckelte vor Aufregung das selten gereichte Weizenbrot und spitzte die Ohren.

Eben wandte sich der Abt zu dem Grafen Otto von Baerheim, der, massig und Furcht einflößend, die Stirnseite des Tisches einnahm und sein Messer fest in der Faust hielt.

»Das ist eben so«, sagte der Abt in beschwichtigendem Ton. »Ihr seid nicht die einzigen Herren. Kaum ein Adeliger kann seine Teilnahme am Kreuzzug aus eigenen Mitteln finanzieren, sondern muss seinen Besitz verpfänden. Selbst der Heerführer Herzog Gottfried hat seinen Anspruch auf Verdun an Bischof Richer verkauft und sein Lehen Bouillon gegen 1300 Silbermark und drei Goldmark an den Bischof von Lüttich verpfändet.«

»Und wenn der Ritter auf der Pilgerfahrt stirbt oder als armer Mann zurückkehrt, dann behält die Kirche alles für sich und wird reicher und reicher«, bemerkte des Grafen Sohn Bernhard ziemlich scharf, während er mit seinen Fingern die Haut von seiner Taube abzog und verspeiste.

Der Abt erwiderte zunächst nichts darauf, sondern beobachtete, wie Bernhard seine Finger in die bereitstehende Wasserschale tauchte und sie danach mit einem weißen Tuch abtrocknete.

»Ich verstehe Eure Sorge, Ritter Bernhard«, antwortete der Abt dann und warf dabei einen erstaunten Blick auf Graf Otto.

»Ihr seid der einzige Sohn und wenn Ihr im Kampf auf der Pilgerreise den Tod findet, stirbt mit Euch die direkte Linie der Grafen von Baerheim aus. Doch ich bin überzeugt, Ihr werdet nicht zu denjenigen gehören, die sich, mittellos und heruntergekommen, nach der Eroberung Jerusalems hier wieder einfinden. Ihr werdet, mit Schätzen beladen, aus dem Heiligen Land zurückkehren und die an das Kloster verpfändeten Ländereien mitsamt den hörigen Bauern auslösen.«

Bernhard lachte bitter.

»Nur sachte, Euren Ruf als begnadeter Ritter habt Ihr schon begründet. Es gibt nichts Ruhmreicheres, als den Gegner im Zweikampf zu besiegen und zu töten.«

Offenbar ließ sich Bernhard von dieser Schmeichelei nicht besänftigen, denn er machte eine abwehrende Handbewegung und entgegnete überraschend ernst:

»Ich bin nicht unverwundbar. Ich habe nicht wie Siegfried in Drachenblut gebadet.«

Graf Otto hob seinen Kopf, ließ die Hand, in der er eine Haxe hielt, sinken und sah Bernhard durchdringend an, ein Blick, der dem Abt nicht entging. Der überbrückte das Schweigen, indem er sagte:

»Es hat mich immer wieder erstaunt, dass unser ehrwürdiger Bischof Pilgrim, Gott habe ihn selig, obwohl er mit ganzer Tatkraft das Christentum in Passau vorangetrieben hat, ausgerechnet den Sagenstoff der Nibelungen hat sammeln lassen. Nur Hinterlist, Rache und Mord.«

»Und keine Gnade!«, stieß Alice’ Vater hervor.

Er räusperte sich und forderte Alice gegen seine Gewohnheit ziemlich unfreundlich auf, sie solle nun endlich, es sei schließlich schon spät, die Tafel verlassen und ins Bett gehen. Beim Hinausgehen drehte sich Alice noch einmal um und betrachtete die festliche Gesellschaft. Der Abt unterhielt sich gerade mit Martin, der ihm Wein einschenkte. Es fiel ihr auf, es verwunderte sie geradezu: Der Abt war schön und es war, als würde sein Gesicht von einem nicht erklärbaren Glanz erstrahlen. Das war verwirrend.

Alice hörte gegen Mitternacht, wie sich die Ritter zurückzogen.

Sie hatte noch keinen Moment die Augen geschlossen. An Schlaf war überhaupt nicht zu denken. Alice hatte sich zwar auf ihr Bett gelegt, blieb aber angekleidet. Schon die Tatsache, dass sich die Kreuzritter hier eingefunden hatten, war beunruhigend, beängstigend genug. Mehr noch, der Graf und sein Sohn hatten einen Umweg nach Passau gemacht. Wozu? Um ihren Vater aufzufordern, mit ihnen nach Jerusalem zu ziehen? Und würde sie ihn dann jemals wiedersehen? So viele Menschen würden von dort nicht mehr zurückkehren. Sie hatte von Fürsten, Grafen und Rittern gehört, die vor ihrem Aufbruch ins Heilige Land ihr Testament verfassten. Und selbst der Papst sollte gesagt haben, dass die Pilger, die für Jesus Christus das Kreuz nähmen, viel für den Namen Christi leiden müssten.

Warum also sollte ihr Vater gehen, das ganze Handelsunternehmen hing an seiner Person, er arbeitete...

Erscheint lt. Verlag 5.8.2013
Reihe/Serie Historische Romane im GMEINER-Verlag
Kaufmannstochter Alice
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1. Kreuzzug • Abt • Bayern • Historischer Kriminalroman • Historischer Roman • Israel • Jerusalem • Kaufmann • Kloster • Kreuzzug • Krieg • Mittelalter • Mord • Naher Osten • Orient • Papst • Passau • Passaukrimi • Pilgerfahrt • Pilgerin • Pilgern • PRI • Ritter • Schlachten • Soldaten
ISBN-10 3-8392-4233-9 / 3839242339
ISBN-13 978-3-8392-4233-9 / 9783839242339
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 15,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99