Jacqueline Fontyn und das Konzert

Ich wollte alles sehr frei anfassen, Serialismus habe ich nie gemacht, oder Zwölftontechnik. Mir war das alles zu streng. (...) Also, ich schreibe, was meine heutige Wahrheit ist, was ich jetzt finde, das sein muss. (Jacqueline Fontyn)Musik: Rêverie et Turbulence (1974) - Capricorne (2003/2008) - Colinda (1991) - Es ist ein Ozean(1999) Kolja Lessing (Violine), Tom De Cock, Sven Pollkötter (Perkussion), Jan-Filip Tupa (Violoncello), Gaby Pas-Van Riet (Flöte), Martin Schmeding (Cembalo) Göttinger Symphonie Orchester,Christoph-Mathias Mueller

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Im Rahmen der spannenden Dokumentationsreihe „Künstler im Gespräch“ von Cybele Records, die 2011 mit dem Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie „Beste verlegerische Leistung“ ausgezeichnet wurde, ist nun Volume 5 mit der Grande Dame unter den belgischen Komponisten, Jacqueline Fontyn, erschienen.

Ihr Leben und Werk bildet einen spannenden Kontrast zu Vol. 4 der Reihe, die sich mit der Klaviermusik von Pierre Boulez beschäftigte.

Jacqueline Fontyn hat sich nie einer spezifischen musikalischen Bekenntnis verpflichtet oder einem Dogma unterworfen. Sie wollte ihr künstlerisches Schaffen so frei wie möglich von Lehrmeinungen und einengenden Glaubenssätzen angehen. Nach den Regeln des Serialismus hat sie nie gearbeitet. „Mir war das alles zu intellektuell“, resümiert sie.

In ihren Werken „gibt es nie einen Moment von Trockenheit und akademischer Strenge“, so der Geiger und Pianist Kolja Lessing, der als Solist und Gesprächspartner von Mirjam Wiesemann im Rahmen dieser Edition vertreten ist. Eine „enorme Klangsinnlichkeit, Farbigkeit, Frische und keine ideologischen Grabenkämpfe“, so fasst der Geiger einige wichtige Grundpfeiler zusammen, die das Werk der Komponistin auszeichnen.

Jacqueline Fontyn selbst nennt das Orchester „ihr Lieblingsinstrument“, da es genau jene vielgestaltigen Möglichkeiten bietet, die ihrem Form- und Farbenreichtum entgegenkommen: „Mit einem Orchester kann man alles erreichen. Hier gibt es keine Grenzen.“.

So bilden vier verschiedene Konzerte von Jacqueline Fontyn den musikalischen Part dieser Edition (SACD 1): Ein Violin-Konzert, ein Konzert für zwei Schlagzeuger und Orchester, ein Violoncello-Konzert und ein Doppelkonzert für Querflöte, Cembalo und Streichorchester.

Ergänzend zur Musik führte Mirjam Wiesemann ein ausführliches Gespräch mit Jacqueline Fontyn (SACD 2) in ihrem Haus in dem belgischen Dorf Limelette nahe Brüssel, in dem sie seit über 50 Jahren lebt, unter anderem über ihre Jugend als „Wunderkind“, den frühen Verlust einiger wichtiger Menschen in ihrer Kindheit, ihre positive und humorvolle Lebenseinstellung, ihre Liebe zur Natur und natürlich über ihr Schaffen und die Werte, die ihr Leben und Werk prägen.

Ein weiteres Gespräch führte Mirjam Wiesemann in Würzburg mit Kolja Lessing (SACD 3), dem langjährigen Vertrauten und Kollegen der Komponistin. Auch hier reichen die Themen weit hinaus über musiktheoretische Reflektionen und führen vielmehr über persönliche Erfahrungen und Bekenntnisse mitten ins menschliche und musikalische Leben der Künstler.