Jannis Plastargias, geboren am 6. Juli 1975 in Kehl am Rhein, ist Sohn griechischer Gastarbeiter. Nach dem Lehramt-Studium für Grund- und Hauptschule mit den Fächern Deutsch, katholische Religion und Biologie folgte ein Ergänzungsstudiengang Diplom-Pädagogik mit Schwerpunkt Interkultureller Erziehung. Während des Studiums war er Schulsozialarbeiter an einer Brennpunktschule in Karlsruhe. Von 2005 bis 2008 arbeitete er als pädagogischer Mitarbeiter an der Erich-Kästner-Schule in Darmstadt-Kranichstein; seine Aufgaben: Betreuung der Ganztagsschüler, Einzelfallhilfe, Förder- sowie Freizeitkurse. Er absolvierte 2008 bis 2009 den Aufbaustudiengang Buch- und Medien-praxis an der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit den Schwer-punkten Kulturredaktion in Rundfunk, Zeitung und Fernsehen sowie Literaturkritik, Lektorat, PR und Öffentlichkeitsarbeit im Verlagswesen. Von 2009 bis 2011 war er Koordinator eines bundesweiten Projekts zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Migrations-hintergrund. Jannis Plastargias ist Mitglied der Textwerkstatt Darmstadt (Leitung Kurt Drawert 2010 und 2011), und veröffentlichte in diesem Rahmen zwei Texte. 2011 fanden seine ersten Lesungen in der Lesebühne Darmstadt und in Karlsruhe im Club Carambolage statt, Letzteres organisiert von artempire , einem Kultur-magazin aus Karlsruhe, in dem er in den ersten beiden Ausgaben 2011 Geschichten veröffentlichte. Seit 2008 ist er Juror beim Jugendbuchpreis Goldene Leslie , dem Leseförderungspreis des Landes Rheinland-Pfalz.
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Am liebsten treffen wir uns in der Frankfurter Bahnhofsgegend, so merkwürdig es sich anhört. Wir mögen das Flair in diesen Kneipen, die immer etwas zwielichtig wirken, in denen man jedoch viele verschie-dene Menschen jeder Nationalität, Schichtzugehörigkeit und Altersgruppe kennen lernt. Dieses Mal haben wir uns die Terminus-Klause ausgesucht: Wir sitzen an der Bar, trinken unser Bier, rauchen unsere Zigaretten – ja, das ist hier gestattet. Es sieht ›urdeutsch‹ aus mit den an die Wände gemalten Bauernszenen, den Holzvertäfelungen, der altmodischen Theke und dem einfachen Holzmobiliar. Schaut man die beiden Herren an, die das Lokal führen, erkennt man schnell ihre nicht-deutsche Herkunft, doch wenn man sie beim Reden nicht anguckt, könnte man annehmen, dass sie gebürtige Frankfurter sind – und nicht in der Türkei geboren wurden. Max führte uns das erste Mal hierher, weil er ganz angetan von der Klientel in der Terminus-Klause war, nicht diese Snobs und Pseudo-Hipster, meinte er, auf die man so häufig in der Mainmetropole trifft, eher Menschen, die etwas anders ticken, die nach rechts und links blicken, und für die nicht das Geld und die Karriere das Wichtigste im Leben sind, die noch Ideale haben und dafür eintreten, sagte er. Und manche davon seien verdammt hübsch, fügte er schmunzelnd hinzu. 'Was ist denn für dich queer?', fragt er mich, als ich ihm von meinem neuen Projekt erzähle, einer Anthologie ›queerer‹ Liebesgeschichten. 'Queer ist für mich ein Wort, das Dinge, Handlungen oder Personen, die von der Norm abweichen, bezeichnet – ganz einfach', erwidere ich achselzuckend und nippe an meinem Pils. 'Der Begriff stammt ja aus den Vereinigten Staaten. Zuerst hieß alles ›gay‹, dann ›gay and lesbian‹, später ›LesBiGay‹. Und dann fragten man-che: Was ist eigentlich mit den Transgender-Leuten? Was ist mit den Intersexuellen? Immer mehr Gruppen wollten mit einbezogen werden. Asexuelle, BDSM, Heterosexuelle, die der Polyamorie frönen, also mit mehreren Menschen gleichzeitig (sexuelle) Beziehungen führen', erklärt mir Max nun, der sich offensichtlich noch gründlicher als ich mit der Thematik befasst hat. Er schaut mich nun interessiert an. 'Deckst du mit deiner Anthologie die ganze Bandbreite ab?' Er zwinkert ironisch. 'Sicher nicht. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es sind einige überraschende Geschichten mit interessanten Wendungen dabei. Die Figuren sind so vielfältig wie die Menschen im Bahnhofsviertel, führen teilweise ungewöhnliche Beziehungen, erleben spannende Dinge.' Während ich erzähle, erinnere ich mich an die Geschichten und freue mich sehr, dass ich aus ihnen ein Buch gestalten darf. 'Kannst du mir Beispiele geben?', fragt er schelmisch. 'Gerne', rufe ich begeistert, 'doch ich darf noch nicht! Die Verträge mit den Autoren laufen gerade …', füge ich hinzu. Er nimmt einen großen Schluck Bier, schaut mich dann listig an, und sagt: 'Ach, komm! Wir sind doch unter uns … sei etwas ›queer‹, das heißt ja auch ›stören‹, ›etwas kommt in die Quere‹. Nur was ist das bei deinen Geschichten?' 'Gerade kommst nur du mir in die Quere', erwidere ich lachend. Ich berichte ihm von dem alten Morgán, der mir besonders ans Herz gewachsen ist, von dessen vermutlich letzter Liebe, von der ersten Liebe Olgas, die sie gar nicht fassen kann, von einem jungen sensiblen Mann namens Lennart, der sich nicht traut, seine Angebetete anzusprechen und sich Hilfe von weisen Männern ersucht, von zwei Typen, die sich vor dem nahenden Weltuntergang nochmals lieben, von einer Fee, die zwei Frauen zusammen führt, und – jetzt schaue ich ihn mit einem tiefen Blick an – 'Deine Geschichte werde ich ebenfalls erzählen!' Er muss schlucken, eine Träne sehe ich in seinen Augen, er zuckt die Schultern, sagt, dass er diese gerne vor der Veröffentlichung lesen möchte. Ich nicke. Wir bleiben eine Weile ruhig, verweilen in unseren eigenen Gedanken. Dann möchte er noch etwas wissen: 'Was macht denn diese Anthologie so besonders, ich meine, außer dass meine Geschichte darin erzählt wird?' Da muss ich nicht lange überlegen. Nicht nur die Geschichten sind besonders, sondern auch die Autorinnen und Autoren, die sich beteiligt haben. 'Weißt du, Max, in dieser Anthologie treffen Schreiberlinge aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es treffen absolute Newcomer auf alte Hasen. Manche haben schon Texte im Größenwahn Verlag veröffentlicht oder werden es demnächst, andere haben mehrere Verlage, für manche ist es die allererste Veröffentlichung. Sie kommen alle aus unterschiedlichen Welten, wohnen in ganz Deutschland verteilt, aber auch in Österreich und in Griechenland. Es sind Autorinnen und Autoren verschiedener Religion, mit Migrationshintergrund oder ohne und mit unterschiedlicher sexueller Orientierung. Sie gehören einer großen Bandbreite von Berufssparten an, schreiben in anderen Genres: Gedichte, Aphorismen, Fantasy, Science-Fiction, magischer Realismus, Krimi. Sie sind so vielfältig wie die Personen in ihren Geschichten.' Ihm gefällt, was ich sage und er verspricht mir, mich bei meinem Vorhaben zu unterstützen, Werbung zu machen, es seinen Freundinnen und Freunden zu schenken, und was man eben so als Kumpel eines Schriftstellers und Herausgebers von Anthologien verspricht. Um sicher zu gehen, dass er es wirklich macht, gebe ich ihm lieber noch ein Bier aus, und dann lasse ich ihn von seinen Projekten erzählen, die für mich mindestens genauso spannend sind. Jannis Plastargias Frankfurt am Main, im Januar 2013
Am liebsten treffen wir uns in der Frankfurter Bahnhofsgegend, so merkwürdig es sich anhört. Wir mögen das Flair in diesen Kneipen, die immer etwas zwielichtig wirken, in denen man jedoch viele verschie-dene Menschen jeder Nationalität, Schichtzugehörigkeit und Altersgruppe kennen lernt. Dieses Mal haben wir uns die Terminus-Klause ausgesucht: Wir sitzen an der Bar, trinken unser Bier, rauchen unsere Zigaretten - ja, das ist hier gestattet. Es sieht 'urdeutsch' aus mit den an die Wände gemalten Bauernszenen, den Holzvertäfelungen, der altmodischen Theke und dem einfachen Holzmobiliar. Schaut man die beiden Herren an, die das Lokal führen, erkennt man schnell ihre nicht-deutsche Herkunft, doch wenn man sie beim Reden nicht anguckt, könnte man annehmen, dass sie gebürtige Frankfurter sind - und nicht in der Türkei geboren wurden.Max führte uns das erste Mal hierher, weil er ganz angetan von der Klientel in der Terminus-Klause war, nicht diese Snobs und Pseudo-Hipster, meinte er, auf die man so häufig in der Mainmetropole trifft, eher Menschen, die etwas anders ticken, die nach rechts und links blicken, und für die nicht das Geld und die Karriere das Wichtigste im Leben sind, die noch Ideale haben und dafür eintreten, sagte er. Und manche davon seien verdammt hübsch, fügte er schmunzelnd hinzu.'Was ist denn für dich queer?', fragt er mich, als ich ihm von meinem neuen Projekt erzähle, einer Anthologie 'queerer' Liebesgeschichten.'Queer ist für mich ein Wort, das Dinge, Handlungen oder Personen, die von der Norm abweichen, bezeichnet - ganz einfach', erwidere ich achselzuckend und nippe an meinem Pils.'Der Begriff stammt ja aus den Vereinigten Staaten. Zuerst hieß alles 'gay', dann 'gay and lesbian', später 'LesBiGay'. Und dann fragten man-che: Was ist eigentlich mit den Transgender-Leuten? Was ist mit den Intersexuellen? Immer mehr Gruppen wollten mit einbezogen werden. Asexuelle, BDSM, Heterosexuelle, die der Polyamorie frönen, also mit mehreren Menschen gleichzeitig (sexuelle) Beziehungen führen', erklärt mir Max nun, der sich offensichtlich noch gründlicher als ich mit der Thematik befasst hat.Er schaut mich nun interessiert an.'Deckst du mit deiner Anthologie die ganze Bandbreite ab?' Er zwinkert ironisch.'Sicher nicht. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es sind einige überraschende Geschichten mit interessanten Wendungen dabei. Die Figuren sind so vielfältig wie die Menschen im Bahnhofsviertel, führen teilweise ungewöhnliche Beziehungen, erleben spannende Dinge.' Während ich erzähle, erinnere ich mich an die Geschichten und freue mich sehr, dass ich aus ihnen ein Buch gestalten darf.'Kannst du mir Beispiele geben?', fragt er schelmisch.'Gerne', rufe ich begeistert, 'doch ich darf noch nicht! Die Verträge mit den Autoren laufen gerade ...', füge ich hinzu.Er nimmt einen großen Schluck Bier, schaut mich dann listig an, und sagt:'Ach, komm! Wir sind doch unter uns ... sei etwas 'queer', das heißt ja auch 'stören', 'etwas kommt in die Quere'. Nur was ist das bei deinen Geschichten?''Gerade kommst nur du mir in die Quere', erwidere ich lachend.Ich berichte ihm von dem alten Morgán, der mir besonders ans Herz gewachsen ist, von dessen vermutlich letzter Liebe, von der ersten Liebe Olgas, die sie gar nicht fassen kann, von einem jungen sensiblen Mann namens Lennart, der sich nicht traut, seine Angebetete anzusprechen und sich Hilfe von weisen Männern ersucht, von zwei Typen, die sich vor dem nahenden Weltuntergang nochmals lieben, von einer Fee, die zwei Frauen zusammen führt, und - jetzt schaue ich ihn mit einem tiefen Blick an - 'Deine Geschichte werde ich ebenfalls erzählen!'Er muss schlucken, eine Träne sehe ich in seinen Augen, er zuckt die Schultern, sagt, dass er diese gerne vor der Veröffentlichung lesen möchte. Ich nicke. Wir bleiben eine Weile ruhig, verweilen in unseren eigenen Gedanken. Dann möchte er noch etwas wissen:'Was macht denn diese Anthologie so besonders, ich meine, außer dass meine Gesc
Erscheint lt. Verlag | 17.6.2013 |
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Verlagsort | Frankfurt am Mai |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 230 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Literatur ► Anthologien |
Schlagworte | Anthologie • Asexuelle, BDSM, Heterosexuelle, Schwul, Lesbisch, Heterosexuell, Intersexuell, Trancgender, Liebe, Liebesgeschichten, Herz, Schmerz, Beziehung, Queer • Beziehungen • Transgender |
ISBN-10 | 3-942223-23-6 / 3942223236 |
ISBN-13 | 978-3-942223-23-2 / 9783942223232 |
Zustand | Neuware |
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