Tödliche Flammen (eBook)

Roman

(Autor)

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2013 | 1. Auflage
608 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-11159-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tödliche Flammen -  Nora Roberts
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Die verzehrende Macht des Feuers und die rettende Kraft der Liebe
Reena Hale liebt ihren ungewöhnlichen Beruf. Sie ist Brandermittlerin und mit der Faszination des Feuers ebenso vertraut wie mit seiner zerstörerischen Macht. Als sie eines Tages den attraktiven Bo Goodnight trifft, scheint ihr Glück perfekt. Doch dann beginnt mit einem mysteriösen Anruf ein Albtraum, der Reena in das schlimmste Inferno führt, das sie je gesehen hat.

»Besser kann man Romantik und Drama nicht verbinden.« - Publishers Weekly

Übersetzt von Karin Dufner und Ulrike Laszlo

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

Kapitel 1


Baltimore, 1985


Catarina Hales Kindheit endete an einem schwülen Augustabend, einige Stunden nachdem die Orioles die Rangers im Memorial Stadium mit neun zu eins vernichtend geschlagen hatten, also ihnen – wie ihr Vater sich ausdrückte – einen kräftigen Tritt in ihre texanischen Hintern verpasst hatten. Ihre Eltern hatten sich, was nur selten vorkam, einen Abend freigenommen, um mit der ganzen Familie zum Spiel zu fahren. Das versüßte den Gewinn noch mehr. Meistens waren sie, allein oder zu zweit, bis spätabends in der Pizzeria Sirico, die sie vom Vater ihrer Mutter übernommen hatten. Dort hatten sie sich vor achtzehn Jahren kennengelernt. Ihre Mutter war damals, so erzählte man sich, eine temperamentvolle Achtzehnjährige gewesen, als der zwanzigjährige Gibson Hale hereinstolziert war, um sich einen Happen zu kaufen.

»Wollte nur ’ne Pizza und bekam eine italienische Göttin«, sagte er häufig.

Ihr Vater drückte sich oft so merkwürdig aus, aber Reena gefiel das.

Zehn Jahre später, als Oma und Opa beschlossen, sich auf die Reise zu machen, bekam er auch noch eine Pizzeria. Bianca, die jüngste von fünf Geschwistern und die einzige Tochter, übernahm sie zusammen mit ihrem Gib, da keiner ihrer Brüder daran interessiert war.

Das Sirico stand seit über dreiundvierzig Jahren am selben Fleck im italienischen Viertel von Baltimore. Reena fand das erstaunlich, denn das waren mehr Jahre, als ihr Vater alt war. Jetzt führte ihr Vater, der keinen einzigen Tropfen italienisches Blut in seinen Adern hatte, den Laden gemeinsam mit ihrer Mutter, die durch und durch Italienerin war.

Das Sirico war fast immer gut besucht. Es gab jede Menge Arbeit, aber Reena machte es nichts aus, wenn sie helfen musste. Ihre ältere Schwester Isabella beklagte sich, weil sie manchmal an den Samstagabenden dort arbeiten musste, anstatt sich mit einem Jungen oder ihren Freundinnen treffen zu können. Aber Bella beklagte sich ohnehin ständig.

Vor allem regte sie sich darüber auf, dass ihre älteste Schwester Francesca im zweiten Stock ihr eigenes Zimmer hatte, während sie sich ihres mit Reena teilen musste. Sogar Xander, der jüngste von allen, hatte ein eigenes Zimmer, weil er ein Junge war.

Das Zimmer mit Bella zu teilen war in Ordnung gewesen. Es hatte sogar Spaß gemacht, bis Bella ein Teenager wurde und beschloss, dass sie zu alt war, um etwas anderes zu tun, als über Jungs zu reden, Modezeitschriften zu lesen oder mit ihrem Haar herumzuspielen.

Reena war elf Jahre und fünf Sechstel. Die fünf Sechstel waren ausgesprochen wichtig, weil sie bedeuteten, dass Reena nur noch vierzehn Monate warten musste, bis auch sie ein Teenager war. Im Augenblick war das ihr innigster Wunsch – viel erstrebenswerter als ihre früheren Ziele wie, Nonne zu werden oder Matt Dillon zu heiraten.

In dieser schwülheißen Nacht im August, als Reena elf Jahre und fünf Sechstel alt war, wachte sie im Dunkeln mit heftigen, krampfartigen Bauchschmerzen auf. Sie zog die Beine an, rollte sich zusammen und biss sich auf die Lippen, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Auf der anderen Seite des Zimmers schnarchte Bella leise – so weit von ihr entfernt wie nur möglich, seit sie vierzehn Jahre alt war und sich mehr für ihre Frisur als für ihre Rolle als große Schwester interessierte.

Reena rieb sich den schmerzenden Bauch und dachte an die Hot Dogs, das Popcorn und die Süßigkeiten, die sie während des Spiels verschlungen hatte. Ihre Mutter hatte sie gewarnt, dass sie das bereuen würde.

Konnte ihre Mutter nicht ein einziges Mal im Unrecht sein?

Sie versuchte, die Bauchschmerzen als Opfer darzubringen, damit ein armer Sünder daraus Nutzen ziehen konnte  – so wie die Nonnen es ihr immer sagten. Aber es tat einfach nur weh!

Vielleicht kam es auch gar nicht von den Hot Dogs, sondern von dem Schlag in die Magengrube, den Joey Pastorelli ihr verpasst hatte. Er hatte großen Ärger bekommen, weil er sie auf den Boden geworfen, ihr T-Shirt zerrissen und sie mit einem Ausdruck beschimpft hatte, den sie nicht kannte. Mr Pastorelli und ihr Vater hatten einen Streit angefangen, als ihr Dad die Sache mit ihm »besprechen« wollte.

Sie hatte gehört, wie sie sich anbrüllten. Ihr Vater schrie nie – na ja, fast nie. Es war eher ihre Mutter, die laut wurde, weil sie eine hundertprozentige Italienerin war und Temperament besaß.

Meine Güte, hatte er Mr Pastorelli angeschrien. Und als sie wieder zu Hause waren, hatte er sie ganz fest in den Arm genommen.

Und dann waren sie zu dem Baseballspiel gefahren.

Vielleicht wurde sie dafür bestraft, weil sie sich darüber gefreut hatte, dass Joey Pastorelli Ärger bekommen hatte. Und weil sie auch ein wenig froh darüber gewesen war, dass er sie geschubst und ihr T-Shirt zerrissen hatte. Schließlich waren sie anschließend zu dem Spiel gefahren, und sie hatte zusehen können, wie die Orioles die Rangers plattgemacht hatten. Oder sie hatte möglicherweise innere Verletzungen.

Sie wusste, dass es so etwas gab und dass man davon sterben konnte, weil sie es im Fernsehen gesehen hatte, eine ihrer und Xanders Lieblingsserien. Der Gedanke daran rief einen weiteren scheußlichen Krampf hervor, der ihr Tränen in die Augen trieb.

Langsam kroch sie aus dem Bett, um zu ihrer Mutter zu gehen. Dann spürte sie etwas Nasses zwischen ihren Schenkeln.

Schniefend und peinlich berührt, weil sie sich womöglich wie ein Baby in die Hose gemacht hatte, schlich sie sich aus dem Schlafzimmer den Gang hinunter zum Bad. In dem Raum mit der pinkfarbenen Badewanne und den gleichfarbigen Fliesen zog sie ihr Ghostbusters-T-Shirt hoch.

Heiße Wogen der Angst überrollten sie, während sie auf das Blut an ihren Schenkeln starrte. Sie würde sterben. In ihren Ohren begann es zu rauschen. Als sich ihr Unterleib wieder zusammenkrampfte, öffnete sie den Mund, um zu schreien.

Und dann begriff sie.

Nicht der Tod, dachte sie. Und auch keine inneren Verletzungen. Sie hatte ihre Periode bekommen. Zum ersten Mal. Ihre Mutter hatte ihr alles darüber erzählt. Über die Eier, die Zyklen und darüber, wie man zur Frau wurde. Ihre Schwestern hatten beide ihre Periode jeden Monat, ebenso wie ihre Mutter.

In dem Schränkchen unter dem Waschbecken fand sie Binden. Mama hatte ihr gezeigt, wie man sie benützte, und sie hatte sich eines Tages im Bad eingeschlossen, um sie auszuprobieren. Sie wischte sich sauber und befahl sich, sich nicht wie eine Heulsuse zu verhalten. Es war nicht das Blut, das sie so ängstigte, vielmehr ekelte sie sich vor der Stelle, wo es herkam.

Aber sie war jetzt erwachsen. Erwachsen genug, um damit fertig zu werden, was ihre Mama als natürliche Sache bezeichnet hatte, als Frauensache.

Weil sie nicht mehr müde war und außerdem jetzt eine Frau, beschloss sie, in die Küche hinunterzugehen und sich ein Gingerale zu holen. Im Haus herrschte brütende Hitze. »Hundstage« nannte ihr Dad das. Jetzt, da sie etwas geworden war, musste sie über vieles nachdenken; also nahm sie ihr Glas mit nach draußen, setzte sich auf die weißen Marmorstufen und grübelte, während sie an ihrem Getränk nippte.

Es war so ruhig, dass sie Pastorellis Hund auf seine für ihn typische harte, keuchende Weise bellen hörte. Die Straßenlaternen leuchteten, und sie hatte das Gefühl, als Einzige auf der ganzen Welt wach zu sein. Zumindest war sie im Moment die Einzige auf der Welt, die wusste, was in ihrem Körper geschehen war.

Sie trank einen Schluck und überlegte, wie es wohl sein würde, im nächsten Monat wieder zur Schule zu gehen. Wie viele der Mädchen hatten wohl im Sommer ihre Periode bekommen?

Jetzt würden ihr Brüste wachsen. Sie sah nach unten auf ihren Brustkorb und fragte sich, wie das wohl sein würde. Wie es sich anfühlen würde. Man spürte sein Haar und seine Fingernägel nicht wachsen, aber vielleicht war das bei Brüsten anders.

Unheimlich, aber interessant.

Begännen sie jetzt zu wachsen, hätte sie welche, wenn sie endlich ein Teenager war.

Sie saß auf den Marmorstufen, ein noch flachbrüstiges Mädchen mit schmerzendem Bauch. Ihr kurz geschnittenes honigblondes Haar kräuselte sich in der feuchten Luft, ihre Lider über den goldbraunen Augen wurden schwer. Auf der rechten Seite über ihrer Oberlippe hatte sie ein kleines Muttermal, und sie trug eine Zahnspange.

In dieser schwülen Nacht schien die Gegenwart absolut sicher, die Zukunft aber nur ein verschwommener Traum zu sein.

Sie gähnte und blinzelte schläfrig. Als sie aufstand, um wieder ins Haus zu gehen, schweifte ihr Blick die Straße hinunter zum Sirico, dorthin, wo es schon vor der Geburt ihres Vaters gestanden hatte. Zuerst hielt sie das flackernde Licht in dem großen vorderen Fenster für eine Spiegelung. Hübsch, dachte sie.

Bei näherem Hinsehen schürzte sie die Lippen und neigte verwundert den Kopf zur Seite. Es sah nicht wirklich aus wie eine Reflexion oder so, als hätte jemand vergessen, beim Abschließen alle Lichter zu löschen.

Sie hielt immer noch das Glas in der Hand und ging interessiert hinunter auf den Gehsteig.

Reena war so neugierig, dass sie beim Weitergehen nicht einmal daran dachte, was sie von ihrer Mutter zu hören kriegen würde, wenn sie mitten in der Nacht allein auf die Straße ging.

Ihr Herz begann heftig zu klopfen, als das Gesehene sich langsam den Weg durch ihre träumerische Schläfrigkeit bahnte. Rauch drang aus der offen stehenden Vordertür, und die Lichter, die sie sah, waren Flammen.

»Feuer.« Zuerst war es nur ein Flüstern, dann schrie sie das Wort heraus, während sie zurück zum Haus und zur Tür hineinrannte.

 

Ihr ganzes Leben lang würde sie nicht...

Erscheint lt. Verlag 10.5.2013
Übersetzer Karin Dufner, Ulrike Laszlo
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Blue Smoke
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Faszination und Macht des Feuers • Feuer • Frauenromane • Inferno • Liebesgeschichte • Liebesromane • New York Times Bestseller • Quill Book Award • Romane für Frauen • Romantic Suspense • Schatten der Vergangenheit • Thriller
ISBN-10 3-641-11159-5 / 3641111595
ISBN-13 978-3-641-11159-5 / 9783641111595
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