Wo die Nacht beginnt (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2013
800 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-09570-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wo die Nacht beginnt - Deborah Harkness
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Die größte Liebesgeschichte seit Romeo und Julia
Ihre Liebe ist stärker als jede Regel, stärker als die Zeit und das Leben selbst. Doch als Diana und Matthew im elisabethanischen London angekommen sind, werden sie auf eine harte Probe gestellt. In einer Welt der Spione und der Täuschung muss Diana einen Tutor finden, der sie in der fortgeschrittenen Hexenkunst unterweist, während Matthew unfreiwillig mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Und welche Rolle spielt der enge Kreis von Matthews Freunden, die einst die geheimnisvolle »Schule der Nacht« gründeten und ihre gemeinsame Zukunft bedrohen?

Nach ihrem großen Erfolg 'Die Seelen der Nacht' ist 'Wo die Nacht beginnt' Deborah Harkness' zweiter Roman.

Deborah Harkness ist Professorin für europäische Geschichte an der University of Southern California in Los Angeles. Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten erhielt sie bereits mehrfach Stipendien und Auszeichnungen. Ihre »All-Souls«-Reihe war ein großer internationaler Erfolg und wurde von den Fans auf der ganzen Welt gefeiert. Der erste Band »Die Seelen der Nacht« ist unter dem Titel »A Discovery of Witches« für Sky verfilmt worden, die deutsche Fassung wurde im Frühjahr 2019 ausgestrahlt. Der neue Roman der SPIEGEL-Bestsellerautorin trägt den Titel »The Blackbird Oracle« und erscheint nach langen Jahren des Wartens weltweit im Sommer 2024.

1

Wir landeten wenig elegant in einem Haufen aus Hexe und Vampir. Matthew kam unter mir zu liegen, die Arme und Beine unnatürlich abgewinkelt. Ein dickes Buch klemmte zwischen uns, und durch den heftigen Aufschlag wurde mir die kleine Silberfigur aus der Hand geschlagen und schlitterte über den Boden davon.

»Haben wir es geschafft?« Ich kniff die Augen zu, aus Angst, wir könnten uns immer noch in Sarahs ländlicher Hopfenscheune im Amerika des 21. Jahrhunderts befinden und nicht im Oxfordshire des 16. Jahrhunderts. Allerdings sagten mir die ungewohnten Düfte, dass wir nicht mehr in meiner Zeit und meiner Heimat waren. Nach süßem Gras roch es hier und sommerlich nach Wachs. Gleichzeitig lag ein Anflug von Holzrauch in der Luft, und ich hörte ein Feuer knistern.

»Sieh dich um, Diana, und überzeuge dich selbst.« Federleicht strichen kühle Lippen über meine Wange, dann hörte ich ein leises Lachen. Augen, grau wie das Meer im Sturm, blickten mich aus einem Gesicht an, das so bleich war, dass es nur einem Vampir gehören konnte. Matthews Hände strichen von meinem Hals abwärts über meine Schultern. »Ist bei dir alles in Ordnung?«

Nach der weiten Reise in Matthews Vergangenheit fühlte ich mich, als würde mein Körper beim leisesten Windstoß in tausend Teile zerstieben. So hatte sich das nach unseren kurzen Zeitreise-Übungen im Haus meiner Tante ganz und gar nicht angefühlt.

»Es geht schon. Was ist mit dir?« Ich hatte immer noch Angst, mich umzusehen, und blickte weiterhin ausschließlich den unter mir liegenden Matthew an, der es seinerseits offensichtlich nicht eilig hatte, seine Last loszuwerden.

»Ich bin froh, wieder daheim zu sein.« Matthew ließ den Kopf auf den Holzboden sinken und sog gierig den Duft der darauf verstreuten Binsen und Lorbeerzweige ein. Auch im Jahr 1590 fühlte er sich in der Old Lodge sichtlich zu Hause.

Allmählich gewöhnten sich meine Augen an das matte Licht. Ein stabiles Bett, ein kleiner Tisch, schmale Bänke und ein einzelner Sessel schälten sich aus dem Dunkel heraus. Hinter den mit Schnitzereien verzierten Pfosten des Himmelbetts sah ich einen Durchgang in einen weiteren Raum. Von dort aus ergoss sich in einem verzerrten goldenen Rechteck Licht über den Boden und die Bettdecke. Die Wände waren mit denselben gefalteten Holzpaneelen vertäfelt, die mir schon im 21. Jahrhundert bei meinen Besuchen in Matthews Heim in Woodstock aufgefallen waren. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah zur Decke hoch. Sie war dick verputzt, in Kassetten unterteilt, und jede Vertiefung war golden grundiert und mit einer strahlend rot-weißen Tudor-Rose verziert.

»Die Rosen waren eine Auflage, damit ich das Haus bauen durfte«, kommentierte Matthew spröde. »Ich finde sie schrecklich. Wir werden sie weiß überstreichen, sobald es sich machen lässt.«

Die Flammen über der Kerze auf dem Tisch flackerten in einem Luftzug, beleuchteten dabei die untere Ecke eines sattbunten Wandteppichs und brachten die dunklen, glänzenden Fäden zum Leuchten, mit denen das Blätter- und Früchtemuster der hellen Tagesdecke auf dem Bett eingefasst war. So schimmerten keine modernen Stoffe.

Plötzlich war ich sehr aufgeregt und musste unwillkürlich lächeln. »Ich habe es wirklich geschafft. Ich habe nicht gepatzt oder uns sonstwohin geschickt, nach Monticello zum Beispiel oder …«

»Nein.« Er lächelte ebenfalls. »Du hast das ganz wunderbar gemacht. Willkommen im England Elisabeths I.«

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich überglücklich, eine Hexe zu sein. Als Historikerin hatte ich die Vergangenheit studiert. Als Hexe konnte ich sie tatsächlich besuchen. Wir waren ins Jahr 1590 gereist, weil ich in der vergessenen Kunst der Magie unterrichtet werden sollte, doch es gab hier für mich noch so viel mehr zu lernen. Ich wollte mich gerade vorbeugen, um das mit einem Kuss zu feiern, als eine Tür quietschte und mich innehalten ließ.

Matthew legte einen Finger auf meine Lippen. Er drehte den Kopf zur Seite, und seine Nasenflügel begannen zu beben. Im nächsten Moment entspannte er sich wieder, weil er erkannt hatte, wer sich nebenan aufhielt, wo inzwischen ein leises Rascheln zu hören war. In einer geschmeidigen Bewegung griff Matthew nach dem Buch, stand auf und zog mich hoch. Dann nahm er mich an der Hand und führte mich zur Tür.

Im Zimmer nebenan stand ein Mann mit zerzaustem braunem Haar an einem mit Briefen übersäten Tisch. Der Fremde, der uns den Rücken zukehrte, war durchschnittlich groß und schlank und trug teure, maßgeschneiderte Kleider. Er summte eine mir unbekannte Melodie und durchsetzte sie mit einzelnen Worten, die er allerdings zu leise sang, als dass ich sie hätte verstehen können. »Wo versteckt Ihr Euch nur, mein holder Matt?« Der Mann hielt ein Blatt Papier gegen das Licht.

»Sucht Ihr etwas, Kit?« Auf Matthews Frage hin ließ der junge Mann das Blatt fallen und wandte sich zu uns um. Sein Gesicht erstrahlte. Ich hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen, auf meiner Taschenbuchausgabe von Christopher Marlowes Der Jude von Malta.

»Matt! Pierre sagte, Ihr wärt in Chester und würdet vielleicht nicht rechtzeitig heimkehren. Aber ich wusste, dass Ihr unsere jährliche Zusammenkunft nicht missen wolltet.« Die Worte klangen vertraut, wurden aber in einem so fremdartigen Tonfall vorgetragen, dass ich konzentriert zuhören musste, um alles zu verstehen. Das elisabethanische Englisch unterschied sich längst nicht so sehr von dem der Moderne wie allgemein angenommen, aber es war auch nicht so leicht zu verstehen, wie ich aufgrund meiner intensiven Beschäftigung mit den Stücken Shakespeares gehofft hatte.

»Wo ist Euer Bart abgeblieben? Wart Ihr krank?« Marlowes Blick fiel auf mich, und ich spürte jenen sanften Druck auf meiner Haut, der den Dämon verriet.

Ich musste mich beherrschen, um nicht auf einen der größten Dramatiker Englands zuzustürmen, seine Hand zu schütteln und ihn mit Fragen zu bombardieren. Selbst das Wenige, das ich über ihn wusste, war wie weggeblasen, als ich ihn so vor mir stehen sah. Waren seine Stücke im Jahr 1590 schon aufgeführt worden? Wie alt war er? Sicherlich jünger als Matthew und ich. Marlowe konnte noch keine dreißig sein. Ich lächelte ihn freundlich an.

»Wo in aller Welt habt Ihr das da aufgetrieben?« Marlowe streckte den Zeigefinger in unsere Richtung, und seine Stimme triefte vor Verachtung. Ich rechnete fest damit, hinter mir ein misslungenes Kunstwerk vorzufinden, und drehte mich um. Aber da war nur Leere.

Er meinte mich. Mein Lächeln erstarb.

»Sachte, Kit«, warnte Matthew ihn finster.

Marlowe tat die Ermahnung mit einem Achselzucken ab. »Spielt ja auch keine Rolle. Wenn Ihr müsst, dann tut Euch an ihr gütlich, bis die anderen kommen. George ist natürlich schon länger hier, verschlingt Euer Essen und Eure Bücher. Er ist immer noch auf der Suche nach einem Förderer und nach wie vor ohne einen roten Heller.«

»Selbstverständlich darf sich George an allem, was mir gehört, gütlich tun.« Mit ernster Miene und ohne den jungen Mann aus den Augen zu lassen, hob Matthew unsere verschränkten Finger an seine Lippen. »Diana, dies ist mein teurer Freund Christopher Marlowe.«

Matthews Bemerkung gab Marlowe Gelegenheit, mich offen zu taxieren. Sein Blick kroch von meinen Zehenspitzen aufwärts bis zum Scheitel. Die Verachtung war ihm deutlich anzusehen, seine Eifersucht dagegen verstand er zu verbergen. Marlowe war tatsächlich in meinen Gemahl verliebt. Der Verdacht war mir schon in Madison gekommen, als ich mit den Fingern über die Widmung in Matthews Ausgabe des Doktor Faustus gefahren war.

»Ich wusste gar nicht, dass es in Woodstock ein Bordell gibt, das sich auf Riesinnen spezialisiert hat. Sonst sind Eure Huren deutlich feingliedriger und attraktiver, Matthew. Die hier ist eindeutig eine Amazone.« Kit drehte sich schniefend zu den Papieren um, die sich auf dem Tisch häuften. »Der alte Fuchs hat berichtet, Euch hätte Geschäftliches und nicht die Lust gen Norden geführt. Wie habt Ihr die Zeit gefunden, Euch ihre Dienste zu sichern?«

»Es ist schon bemerkenswert, Kit, wie schnell Ihr jede Zuneigung zu ersticken versteht«, antwortete Matthew gedehnt, aber mit warnendem Unterton. Marlowe gab vor, sich ganz auf die Schriftstücke zu konzentrieren, schmunzelte in sich hinein und tat so, als wäre nichts gewesen. Matthews Finger schlossen sich fester um meine.

»Heißt sie wirklich Diana, oder hat sie diesen Namen angenommen, damit ihre Kunden sie reizvoller finden? Vielleicht sollte sie ihre rechte Brust entblößen oder sich mit Pfeil und Bogen ausstaffieren«, schlug Marlowe vor, während er nach einem Blatt griff. »Wisst Ihr noch, wie Bess aus Blackfriars von uns verlangte, sie Aphrodite zu nennen, bevor sie sich uns …«

»Diana ist meine Gemahlin.« Matthew hatte mich stehen lassen, und seine Hand umklammerte nicht mehr meine Finger, sondern Marlowes Kragen.

»Nein.« Kit war anzusehen, wie entsetzt er war.

»Doch. Das heißt, dass sie die Herrin dieses Hauses ist, meinen Namen trägt und unter meinem persönlichen Schutz steht. In Anbetracht all dessen – und unserer langjährigen Freundschaft natürlich – wird fortan kein unziemliches Wort und kein Zweifel an ihrer Tugend mehr über Eure Lippen kommen.«

Ich bewegte die schmerzenden Finger. Matthew hatte so wütend zugedrückt, dass sich der Ring an meiner linken Hand ins Fleisch gepresst und einen hellroten Abdruck hinterlassen hatte. Obwohl der Diamant in der Fassung facettenlos geschliffen war, fing er die Wärme des...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2013
Reihe/Serie All Souls
All Souls
Diana & Matthew Reihe
Übersetzer Christoph Göhler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Shadow of Night
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 16. Jahrhundert • A Discovery of Witches • All-Souls-Trilogie • Buchempfehlung für Frauen • eBooks • Elisabethanisches Zeitalter • England • Fantasy • Fortsetzung • Frankreich • Frauenromane • Hexen • Hexen, Vampire, Zeitreise, new york times bestseller, fortsetzung, teil 2, liebe, liebesgeschichte, magisch, romantisch • Historische Liebesromane • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • London • magisch • Manuskript • New-York-Bestsellerautorin • New York Times Bestseller • Romantasy • romantisch • Romantische Fantasy • Schule der Nacht • spannende Fantasy Bücher • Teil 2 • Vampirbücher für Erwachsene • Vampire • Vampire Diaries • Zeitreise
ISBN-10 3-641-09570-0 / 3641095700
ISBN-13 978-3-641-09570-3 / 9783641095703
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