Die Zeugin (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2012
512 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-10332-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Zeugin - Sandra Brown
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Wenn du zu viel gesehen hast, bleibt dir nur noch die Flucht: mitreißender Romantic Thrill aus der Feder von Erfolgsautorin Sandra Brown.
Wie durch ein Wunder überleben die junge Anwältin Kendall Deaton und ihr Baby einen schweren Autounfall. Mit letzter Kraft gelingt es Kendall sogar, den bewusstlosen Fahrer aus dem Autowrack zu retten - einen Mann, der sich an nichts erinnern kann. Im Krankenhaus gibt Kendall an, dass es sich bei dem Verletzten um ihren Ehemann handelt. Aber warum versucht sie dann so verzweifelt, ihn loszuwerden? Und warum will er dies unbedingt verhindern?

Bestsellerqueen Sandra Brown garantiert perfekte Unterhaltung - lesen Sie auch »Blinder Stolz«, »Vertrau ihm nicht« und »Dein Tod ist nah«!

Sandra Brown arbeitete als Schauspielerin und TV-Journalistin, bevor sie mit ihrem Roman »Trügerischer Spiegel« auf Anhieb einen großen Erfolg landete. Inzwischen ist sie eine der erfolgreichsten internationalen Autorinnen, die mit jedem ihrer Bücher die Spitzenplätze der »New York Times«-Bestsellerliste erreicht! Ihr endgültiger Durchbruch als Thrillerautorin gelang Sandra Brown mit dem Roman »Die Zeugin«, der auch in Deutschland zum Bestseller wurde. Seither konnte sie mit vielen weiteren Romanen ihre Leser und Leserinnen weltweit begeistern. Sandra Brown lebt mit ihrer Familie abwechselnd in Texas und South Carolina.

Prolog


Der Säugling nuckelte an der Brust seiner Mutter.

»Er strahlt wirklich Lebensfreude aus«, meinte die Schwester. »Irgendwie sieht man es einem Baby einfach an, ob es zufrieden ist oder nicht. Ich meine, das hier ist es.«

Kendall konnte sich nur ein schwaches Lächeln abringen. Sie brachte kaum einen zusammenhängenden Gedanken zustande, von einer richtigen Unterhaltung ganz zu schweigen. Immer noch versuchte sie, die Erkenntnis zu verdauen, daß sie und ihr Kind den Unfall überlebt hatten.

Ein dünner gelber Vorhang schirmte im Untersuchungszimmer der Krankenhaus-Notaufnahme die Patienten notdürftig vom Gang ab. Neben den weißen Metallkästen mit den Verbänden, Spritzen und Schienen befand sich ein Edelstahlwaschbecken. Kendall saß auf dem gepolsterten Untersuchungstisch in der Mitte der Kabine und wiegte ihren Sohn in den Armen.

»Wie alt ist er?« fragte die Krankenschwester.

»Drei Monate.«

»Erst drei Monate? Das ist aber ein kräftiges Kerlchen!«

»Er macht sich prächtig.«

»Wie heißt er noch mal?«

»Kevin.«

Die Krankenschwester lächelte die beiden an und schüttelte dann staunend und voller Ehrfurcht den Kopf. »Ein Wunder, daß Ihnen nichts passiert ist. Eine schreckliche Situation, meine Liebe. Sind Sie nicht durchgedreht vor Angst?«

Der Unfall war zu schnell passiert, als daß Kendall dem Geschehen hätte folgen können. Es hatte so gegossen, daß der Wagen praktisch schon aufgeprallt war, ehe man den umgestürzten Baum gesehen hatte. Viel zu spät hatte die Beifahrerin auf dem Vordersitz aufgeschrien, der Fahrer das Steuer herumgerissen und die Bremse durchgetreten.

Sowie die Reifen den Halt auf dem nassen Pflaster verloren, begann sich der Wagen um 180 Grad zu drehen, wurde erst von der Straße und dann über das weiche, schmale Bankett geschleudert, um schließlich die viel zu schwache Leitplanke niederzureißen. Alles nahm seinen unabänderlichen Lauf.

Kendall hörte wieder den Lärm, mit dem der Wagen die überwucherte Böschung hinunterstürzte. Äste kratzten die Lackierung auf, schälten die Gummileisten ab und schlugen die Radkappen weg. Die Fenster barsten. Felsen und Baumstümpfe verbeulten die Karosserie. Merkwürdigerweise gab im Wagen niemand einen Laut von sich. Wahrscheinlich hatte das Entsetzen ihnen die Sprache verschlagen.

Obwohl sie den unvermeidlichen letzten Aufprall lange kommen sah, überraschte es sie, mit welcher Wucht der Wagen bei seinem Absturz auf die massive Fichte prallte.

Dem Gesetz der Schwerkraft folgend, hoben sich die Hinterräder steil an. Als das Fahrzeug endgültig zu Boden krachte, schlug es dumpf und massig wie ein tödlich verwundeter Büffel auf und gab dann einen pfeifenden Todesseufzer von sich.

Kendall hatte mit angelegtem Dreipunktgurt hinten gesessen und überlebt. Obwohl der Wagen obendrein gefährlich schief an dem abschüssigen Hang klemmte, schaffte sie es, mit Kevin in den Armen aus dem Wrack zu klettern.

»Das Gelände da draußen ist ziemlich unwegsam«, bemerkte die Krankenschwester. »Wie, um alles in der Welt, sind Sie aus dieser Schlucht rausgekommen?«

Das war nicht leicht gewesen.

Sie hatte gewußt, daß es schwierig werden würde, sich zur Straße hochzuhangeln, aber hatte unterschätzt, wieviel Kraft sie der Aufstieg kosten würde. Kevin in ihren Armen zu halten, hatte das Ganze doppelt erschwert.

Das Gelände schenkte ihr nichts, das böswillige Wetter genausowenig. Der Boden war nur noch schlammiger Morast. Darüber breitete sich ein verfilzter Pflanzenteppich, durch den sich immer wieder scharfkantige Felsen bohrten. Der Regen peitschte fast waagerecht durch die Luft und hatte sie in wenigen Minuten bis auf die Haut durchnäßt.

Noch bevor sie ein Drittel des Weges geschafft hatte, begannen die Muskeln in Armen, Beinen und im Rücken zu ermatten und vor Überanstrengung zu brennen. Die ungeschützte Haut wurde durchbohrt, zerkratzt, aufgerissen, blaugeschlagen, wundgepeitscht. Mehr als einmal meinte sie, es nie zu schaffen, und hätte am liebsten aufgegeben, um sich hinzulegen und zu schlafen, bis die Natur ihr Leben und das ihres Kindes forderte.

Aber der Überlebensinstinkt war stärker als diese verlockende Unterwerfung, deshalb kämpfte sie weiter. Schlingpflanzen und Felsen als Halt und Fußstützen nutzend, zog sie sich hoch, bis sie endlich die Straße erreichte, wo sie in der Hoffnung auf Hilfe dahinwankte.

Sie war am Rande des Deliriums, als sich zwei Scheinwerfer durch den Regenschleier bohrten. Erleichterung und Erschöpfung überwältigten sie. Statt dem Auto entgegenzulaufen, sank sie auf dem Mittelstreifen der schmalen Landstraße zusammen und wartete darauf, daß das Auto vor ihr hielt.

Ihre Retterin war eine schwatzhafte Frau unterwegs zu einer Mittwochabendpredigt. Sie setzte Kendall beim nächstbesten Haus ab und meldete den Unfall. Zu ihrem Erstaunen erfuhr Kendall später, daß sie nur eine Meile von der Unfallstelle entfernt gewesen war, als die Frau sie aufgelesen hatte. Ihr war es eher wie zehn vorgekommen.

Ein Krankenwagen brachte sie und Kevin ins nächste Ortskrankenhaus, wo man sie gründlich untersuchte. Kevin war unverletzt. Sie hatte ihn gerade gestillt, als der Wagen über den Abhang geschossen war. Instinktiv hatte Kendall ihn an ihre Brust gepreßt und sich vorgebeugt, ehe der Schultergurt einrastete und sie zurückhielt. Ihr Körper hatte ihn geschützt.

Zahllose Schnitte und Kratzer schmerzten sie zwar, waren aber harmlos. Die Glassplitter wurden ihr einzeln aus den Armen gezogen, ein unangenehmer und zeitaufwendiger Vorgang, der aber nicht der Rede wert war, wenn man bedachte, was ihr alles hätte zustoßen können. Ihre Wunden wurden desinfiziert; das angebotene Schmerzmittel lehnte sie ab, weil sie ihr Kind noch stillte.

Außerdem mußte sie sich jetzt, nachdem sie gerettet und ihre Wunden versorgt waren, einen Fluchtplan zurechtlegen. Beruhigungsmittel würden sie am Nachdenken hindern. Sie brauchte einen klaren Kopf, um ihr erneutes Verschwinden zu planen.

»Ist es okay, wenn der Hilfssheriff jetzt reinkommt?«

»Sheriff?« wiederholte Kendall. Die Frage der Krankenschwester riß sie aus ihren Gedanken.

»Er möchte schon mit Ihnen reden, seit man Sie hergebracht hat, um den offiziellen Kram mit Ihnen zu klären.«

»Ach so. Natürlich, soll ruhig reinkommen!«

Kevin hatte sich sattgetrunken und schlief friedlich. Kendall zog das Krankenhaushemd zu, das man ihr gegeben hatte, nachdem man ihr die nassen, schmutzigen, blutigen Sachen ausgezogen und sie eine heiße Dusche genommen hatte.

Auf ein Zeichen der Krankenschwester hin trat der örtliche Gesetzeshüter mit einem Begrüßungsnicken durch den Vorhang. »Wie geht’s Ihnen, Madam? Alles okay?« Er nahm höflich die Mütze ab und sah sie ernst an.

»Es ist alles in Ordnung, glaube ich.« Sie räusperte sich und versuchte überzeugender zu klingen. »Wir sind wohlauf.«

»Ich schätze, Sie haben ganz schön Glück gehabt, am Leben und heil und ganz zu sein, Madam.«

»Da gebe ich Ihnen recht.«

»Der Unfallhergang ist völlig klar, mit dem umgestürzten Baum mitten auf der Straße und so weiter. Der Blitz hat ihn erwischt und genau über der Wurzel gefällt. Hier gießt’s schon seit Tagen, der Regen hört wohl nie mehr auf. Alles ist überflutet. Wundert mich nicht, daß der Bingham Creek Ihren Wagen gleich fortgerissen hat.«

Von dem verbeulten Auto waren es nicht mal mehr als zehn Meter bis zum Fluß gewesen. Nachdem sie aus dem Wrack gekrochen war, hatte sie sich in den Schlamm gehockt und den Fluß ängstlich und fasziniert zugleich angestarrt. Das schlammige Wasser reichte hoch über die Uferlinie und riß Treibgut aller Art mit sich. Es zerrte an den Bäumen, die das normalerweise liebliche Ufer säumten.

Sie schauderte bei dem Gedanken, was geschehen wäre, wenn ihr Wagen sofort nach dem Aufprall auf den Baum noch ein paar Meter weiter geschlittert wäre. Entsetzt mußte sie mitansehen, wie er nach einer Weile abwärts rutschte und von dem tosenden Fluß verschlungen wurde.

Er schwamm kurz auf den Wellen und trieb schaukelnd in die Mitte der reißenden Fluten, ehe er plötzlich nach vorn abtauchte. Sekunden später war nur noch eine weißschäumende Oberfläche zu erblicken. Abgesehen von den Kerben auf dem Stamm der umgestürzten Fichte und den tiefen, parallelen Furchen, die die Reifen gepflügt hatten, hatte der Unfall keine Spuren in der Landschaft hinterlassen.

»Ein Wunder, daß Sie’s alle noch rausgeschafft haben und keiner ertrunken ist«, sagte der Deputy soeben.

»Nicht alle«, korrigierte ihn Kendall mit rauher Stimme. »Auf dem Beifahrersitz saß noch jemand. Sie ist mit dem Wagen untergegangen.«

Die Erwähnung eines Unfallopfers nahm der unumgänglichen Befragung des Deputys plötzlich jede Routine. Er zog die Stirn in Falten. »Wie? Eine Beifahrerin?«

Kendalls Selbstbeherrschung fiel in sich zusammen, und sie begann in einer verzögerten Reaktion auf das entsetzliche Erlebnis zu weinen. »Es tut mir leid.«

Die Schwester reichte ihr eine Schachtel Kleenex und drückte ihr die Schulter. »Schon in Ordnung, Schätzchen. Wer so tapfer war, darf weinen, soviel er will.«

»Wir wußten nicht, daß außer Ihnen, Ihrem Baby und dem Fahrer noch jemand im Auto war«, erklärte der Deputy aus Rücksicht auf ihre emotionale Verfassung leise.

Kendall schneuzte sich. »Sie saß auf dem Beifahrersitz und...

Erscheint lt. Verlag 3.12.2012
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte auf der Flucht • Autounfall • Bestseller Thriller • Buchgeschenke für Frauen • Charlotte Link • Dein Tod ist nah • eBooks • Ehemann • Familie • Flucht • Geheimnis • Joy Fielding • Karen Rose • Karin Slaughter • Kleinstadt USA • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Ladythriller • Liebesromane • Lüge • Neuauflage Sandra Brown • New-York-Times-Bestseller • New-York-Times-Bestsellerautorin • Nora Roberts • oklahoma bombing • Psychologie • Psychospiel • Rassismus USA • Roman • Romantic Suspense • Romantic Thrill • sandra brown deutsch • sandra brown klassiker • Schein • Sein eisiges Herz • Spannung • SPIEGEL-Bestseller • Spiegel-Bestsellerautorin • Thriller • Thriller Neuerscheinungen 2023 • Unfall • Verhängnisvolle Nähe
ISBN-10 3-641-10332-0 / 3641103320
ISBN-13 978-3-641-10332-3 / 9783641103323
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