Einmal Antarktis und zurück

Ein Reisetagebuch

(Autor)

Buch
164 Seiten
2012
Mohland (Verlag)
978-3-86675-196-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Einmal Antarktis und zurück - Brigitte Werth
14,00 inkl. MwSt
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„Ich möchte einmal das ewige Eis der Antarktis sehen und es mit allen Sinnen genießen“. Einmal möchte die Autorin an einem Ort auf unserem Planeten sein, an dem der Mensch mit seinen fast unbegrenzten Möglichkeiten und seinem unermesslichen Einfluss noch keine sichtbaren Spuren hinterlassen hat.

Für zwanzig lange Jahre bleibt dieser Wunsch ein Traum, eine Sehnsucht, die sie antreibt.
2008 ist es dann so weit: Mit der MS „Minerva“ bricht die Autorin von Feuerland aus zu einer 14-tägigen Kreuzfahrt in die Antarktis auf.
Dies sind ihre Reiseerlebnisse.

Ergänzt durch fundierte Hintergrundinformationen zu Flora, Fauna und Geschichte und einer Reihe von beeindruckenden Fotografien beschreibt die Autorin mit eindringlichen Worten, wie tief die Unnachahmlichkeit der Natur ihre Seele mit einer Intensität berührt, wie es ein von Menschenhand erschaffenes Bauwerk niemals vorher vermocht hatte.
Und trotzdem sie auch im ewigen Eis der Antarktis bereits auf Spuren menschlichen Einflusses trifft, die Narben hinterlassen haben durch die Brutalität und Rigorosität, mit der die Menschen dort zu Werke gegangen sind, überwiegt ihr Gefühl der Dankbarkeit, sich – vielleicht auch nur für den Bruchteil eines Augenblicks – im Einklang mit den tobenden Naturgewalten zu fühlen, ein Stück ihrer Dimension und Kraft zu erleben zu dürfen.

März 2008 Die wichtigste Entscheidung, mit welchem Schiff ich meine Reise unternehmen wollte, hatte ich getroffen. Es war die MS „Minerva“. Hier stimmte einfach alles. Ihr Baujahr (1991), ihre Tonnage (12 500 BRZ), ihre Größe (133 Meter lang, 20 Meter breit) und vor allem ihre Geschichte. Erst nach einem Eignerwechsel und dem Umbau 1996 in Italien fand sie ihre wahre Bestimmung. Sie wurde ein Kreuzfahrtschiff, besser noch, ein Expeditionsschiff mit „Eisklasse“. Ausschlaggebend für diese Einstufung ist ihre Kompaktheit und der doppelwandige, stabile Rumpf. Nun durfte sie bis in die Regionen des ewigen Eises vordringen. Ohne Zwischenfälle befuhr sie seitdem für Deutschland, England und die USA alle Weltmeere und machte von sich reden. Und dass sie während dieser Jahre mehrfach ihr farbliches Äußeres und ihren Namen ändern musste, tat der stattlichen Erscheinung keinen Abbruch. So weit zu den Äußerlichkeiten. Nun zu ihrer Reiseroute. Hierfür reichte ein flüchtiger Blick auf den Fahrplan. Uneingeschränkt passte er zu meiner Wunschliste. Alles schien perfekt. Fast alles! Mir war durchaus bewusst, dass nur die Monate November bis Februar für eine Reise in die „Antarktis“ wirklich optimal waren und dass der März, für den ich mich entscheiden musste, einige Risiken in sich barg. Aber ich hatte keine Wahl, es gab nur diesen einen Reisetermin. Notgedrungen akzeptierte ich, dass in besagtem Monat bereits kalendarisch der antarktische Winter beginnt und er erbarmungslos nach nur vier eisfreien Sommermonaten seine frostigen Temperaturen und peitschenden Stürme über das noch offene Meer jagen und es zufrieren lassen konnte. Das Befahren der beeindruckenden Passagen wie Lemaire- oder Neumayer Channel wäre dann nur noch eingeschränkt möglich, wenn überhaupt. Und wenn ich diesen Gedanken konsequent zu Ende dachte, dann ...? Ja, dann würde ich wahrscheinlich auch keine Pinguine mehr sehen? Denn diese optimal angepassten Tiere haben Instinkt. Unbeirrbar schwimmen sie dem näher kommenden Eis davon und sichern sich im offenen Wasser ihre natürliche Nahrungsquelle. Was aber wäre eine Reise in die Antarktis ohne Pinguine? Vergleichsweise nichtig war dagegen der nächste enttäuschende Gedanke, der sich mir aufdrängte: Nie würde ich eine Karte vom südlichsten Postamt der Welt, Port Lockroy, in meinem Briefkasten finden! Gut, die Postkarte und die Briefmarken wären zwar etwas Besonderes gewesen, viel erstrebenswerter erschien mir aber der Besuch des außergewöhnlichen Naturhafens auf Wiencke Island. Er gehört zu den meistbesuchten Orten in der Antarktis und würde wahrscheinlich dem Eis ebenfalls zum Opfer fallen. Schluss mit diesem Horrorszenario, rief ich mich zur Ordnung! Sollten einige dieser Eventualitäten wirklich eintreten, dann wollte ich sie in Kauf nehmen. Die Antarktis hatte garantiert noch einiges mehr zu bieten. Etwa eine Woche vor dem Abflugtermin begann die Phase der unmittelbaren Organisation. Genauso aufregend wie die Planung, nur wesentlich gegenständlicher. Schwerpunkt war die richtige Bekleidung. Also suchte ich nach der effektivsten „Zwiebelhautbekleidung“. Wie viele und welche wärmenden Schichten musste bzw. durfte ich übereinanderziehen, um nicht zu frieren und trotzdem gut beweglich zu bleiben? Genau das war der Punkt. Mir musste in voller Montur das Besteigen eines Zodiacs (Schlauchbootes) bei unruhiger See und schwankender Gangway gelingen. Grund genug, um mit meinem Trockentraining zu beginnen. Ich hatte alles vor mir ausgebreitet: Einen warmen Anorak (den „antarktistauglichen“ bekamen wir auf dem Schiff), unterschiedlich dicke Pullover, Hosen, diverse Unterziehmöglichkeiten (z.B. Ski- Unterwäsche), Seglerhose, wasserdicht (sollte zum Schutz vor Spritzwasser auf dem Schlauchboot über die normale Hose gezogen werden), Gummistiefel (eine Nummer größer für mindestens zwei Paar dicke Socken), Rucksack, ca. 800 Gramm schwer, um das Gewicht der Schwimmweste zu simulieren, die bei jeder Ausfahrt getragen werden musste. Mütze, Schal und Handschuhe lagen natürlich auch dabei. Damit ist das Ensemble komplett, überlegte ich. Mitnichten! Die wichtige Fotoausrüstung fehlte noch. Also noch ein Rucksack, schließlich musste die Technik vor Nässe und Kälte geschützt werden und die Hände sollten zum Aus- und Einsteigen frei bleiben. Da stand ich nun vor dem häuslichen Spiegel und meine Zweifel blieben, ob das Ergebnis dieser schweißtreibenden Modenschau der rauen Realität standhalten würde. Trotzdem fühlte ich mich gut gerüstet. Und als ich endlich alle Utensilien auf zwei Gepäckstücke verteilt hatte, die zusammen 20 Kilogramm nicht überschritten, fieberte ich dem Abflugtag entgegen.

Prolog Ein Traum, schleicht er sich heimlich in unseren Kopf? Irgendwann? Ohne Anlass? Wahrscheinlich nicht! Nur hatte ich seinen Einzug nicht bemerkt. Jedenfalls nicht damals vor mehr als zwanzig Jahren, als er sich unaufgefordert dort einnistete. Wer immer mich in den darauffolgenden Jahren nach meinem größten Wunsch befragte, bekam ohne Zögern die Antwort: „Ich möchte einmal das ewige Eis in der Antarktis sehen und es mit all meinen Sinnen genießen.“ Den Ursprung dieses außergewöhnlichen Wunsches fand ich nie. Den tieferen Sinn, der sich hinter dieser Aussage verbarg, aber schon. Doch dazu komme ich später. Im Laufe der Jahre wurde aus meinem Traum Sehnsucht. Eine Sehnsucht, die mich antrieb. Nicht beherrschend, aber beständig. Ich las Reiseberichte, besorgte mir Fachliteratur, blätterte in bunten Prospekten, sah Fernsehsendungen und vertröstete mich - einmal würde ich diese Sehnsucht leben.

Sprache deutsch
Maße 135 x 205 mm
Gewicht 228 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
ISBN-10 3-86675-196-6 / 3866751966
ISBN-13 978-3-86675-196-5 / 9783866751965
Zustand Neuware
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