Don Karlos, Infant von Spanien. Ein dramatisches Gedicht. Textausgabe mit editorischer Notiz (eBook)

Schiller, Friedrich - Klassiker des Theaters; Deutsch-Unterricht - 38
eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
221 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-960038-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Don Karlos, Infant von Spanien. Ein dramatisches Gedicht. Textausgabe mit editorischer Notiz -  Friedrich Schiller
Systemvoraussetzungen
4,49 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Friedrich Schillers 'dramatisches Gedicht' 'Don Karlos, Infant von Spanien' hat eine ungewöhnliche lange Entstehungszeit und eine komplizierte Entstehungsgeschichte. Die ersten Entwürfe stammen aus dem Jahr 1783, die letzten Änderungen reichen bis ins Jahr 1805. Erstmals publiziert und uraufgeführt wurde das Drama in Blankversen im Jahr 1787 - in Schillers Werk markiert es den Übergang vom Sturm-und-Drang-Drama zur Klassik. Vertrauen und Verrat sind die Leitmotive dieses höfischen Intrigenstücks, das Schiller zu einem politischen Kriminalfall gestaltet hat. Die Freundschaft zwischen dem Kronprinzen Don Karlos und dem Malteserritter Marquis Posa und ihre Sehnsucht nach politischer und persönlicher Freiheit im Weltreich Spanien Mitte des 16. Jahrhunderts scheitern an den Machtgelüsten ihrer Gegner, die selbst nur Marionetten einer allmächtigen Inquisition sind. Text aus Reclams Universal-Bibliothek mit Verszählung der gedruckten Ausgabe.

Friedrich Schiller (seit 1802: von; 10. 11. 1759 Marbach a. N. - 9. 5. 1805 Weimar) bildet mit Goethe den Kern der Weimarer Klassik, der bedeutendsten deutschen Literaturepoche. Schiller begann als Aufsehen erregender Sturm-und-Drang-Dichter und prägte seit 1795 als Publizist, Theoretiker, Dramatiker und Lyriker das berühmte klassische Weimarer Jahrzehnt. Schillers Dramen gehören noch heute zu den meistgespielten der deutschen Literatur, seine Gedichte, z. B. die Balladen, zählten im 19. Jahrhundert und darüber hinaus zum festen kulturellen Kanon der deutschen Literatur.

Friedrich Schiller (seit 1802: von; 10. 11. 1759 Marbach a. N. – 9. 5. 1805 Weimar) bildet mit Goethe den Kern der Weimarer Klassik, der bedeutendsten deutschen Literaturepoche. Schiller begann als Aufsehen erregender Sturm-und-Drang-Dichter und prägte seit 1795 als Publizist, Theoretiker, Dramatiker und Lyriker das berühmte klassische Weimarer Jahrzehnt. Schillers Dramen gehören noch heute zu den meistgespielten der deutschen Literatur, seine Gedichte, z. B. die Balladen, zählten im 19. Jahrhundert und darüber hinaus zum festen kulturellen Kanon der deutschen Literatur.

Erster Akt


Der königliche Garten in Aranjuez.

Erster Auftritt


KARLOS. DOMINGO.

DOMINGO. Die schönen Tage in Aranjuez

Sind nun zu Ende. Eure königliche Hoheit

Verlassen es nicht heiterer. Wir sind

Vergebens hier gewesen. Brechen Sie

5

Dies rätselhafte Schweigen. Öffnen Sie

Ihr Herz dem Vaterherzen, Prinz. Zu teuer

Kann der Monarch die Ruhe seines Sohns –

Des einz’gen Sohns – zu teuer nie erkaufen.

(Karlos sieht zur Erde und schweigt.)

Wär noch ein Wunsch zurücke, den der Himmel

10

Dem liebsten seiner Söhne weigerte?

Ich stand dabei, als in Toledos Mauern

Der stolze Karl die Huldigung empfing,

Als Fürsten sich zu seinem Handkuss drängten.

Und jetzt in Einem – Einem Niederfall

15

Sechs Königreiche ihm zu Füßen lagen –

Ich stand und sah das junge stolze Blut

In seine Wangen steigen, seinen Busen

Von fürstlichen Entschlüssen wallen, sah

Sein trunknes Aug durch die Versammlung fliegen,

20

In Wonne brechen – Prinz, und dieses Auge

Gestand: Ich bin gesättigt.

(Karlos wendet sich weg.)   Dieser stille

Und feierliche Kummer, Prinz, den wir

Acht Monde schon in Ihren Blicken lesen,

Das Rätsel dieses ganzen Hofs, die Angst

25

Des Königreichs, hat Seiner Majestät

Schon manche sorgenvolle Nacht gekostet,

Schon manche Träne Ihrer Mutter.

KARLOS (dreht sich rasch um).             Mutter!

– O Himmel, gieb, dass ich es dem vergesse,

Der sie zu meiner Mutter machte!

DOMINGO.                                                 Prinz!

KARLOS (besinnt sich und fährt mit der Hand über die Stirne).

30

Hochwürd’ger Herr – ich habe sehr viel Unglück

Mit meinen Müttern. Meine erste Handlung,

Als ich das Licht der Welt erblickte, war

Ein Muttermord.

DOMINGO.                  Ist’s möglich, gnäd’ger Prinz?

Kann dieser Vorwurf Ihr Gewissen drücken?

35

KARLOS. Und meine neue Mutter – hat sie mir

Nicht meines Vaters Liebe schon gekostet?

Mein Vater hat mich kaum geliebt. Mein ganzes

Verdienst war noch, sein Einziger zu sein.

Sie gab ihm eine Tochter – O wer weiß

40

Was in der Zeiten Hintergrunde schlummert?

DOMINGO. Sie spotten meiner, Prinz. Ganz Spanien

Vergöttert seine Königin. Sie sollten

Nur mit des Hasses Augen sie betrachten?

Bei ihrem Anblick nur die Klugheit hören?

45

Wie, Prinz? Die schönste Frau auf dieser Welt,

Und Königin – und ehmals Ihre Braut?

Unmöglich Prinz! Unglaublich! Nimmermehr!

Wo alles liebt, kann Karl allein nicht hassen;

So seltsam widerspricht sich Karlos nicht.

50

Verwahren Sie sich, Prinz, dass sie es nie,

Wie sehr sie ihrem Sohn missfällt, erfahre;

Die Nachricht würde schmerzen.

KARLOS.                                                  Glauben Sie?

DOMINGO. Wenn Eure Hoheit sich des letzteren

Turniers zu Saragossa noch entsinnen,

55

Wo unsern Herrn ein Lanzensplitter streifte –

Die Königin mit ihren Damen saß

Auf des Pallastes mittlerer Tribune,

Und sah dem Kampfe zu. Auf einmal rief’s:

»Der König blutet!« – Man rennt durch einander,

60

Ein dumpfes Murmeln dringt bis zu dem Ohr

Der Königin. »Der Prinz?« ruft sie und will,

Und will sich von dem obersten Geländer

Herunter werfen. – »Nein! Der König selbst!«

Giebt man zur Antwort – »So lasst Ärzte holen!«

65

Erwiedert sie, indem sie Atem schöpfte.

(Nach einigem Stillschweigen.)

Sie stehen in Gedanken?

KARLOS.                                   Ich bewundre

Des Königs lust’gen Beichtiger, der so

Bewandert ist in witzigen Geschichten.

(Ernsthaft und finster.)

Doch hab ich immer sagen hören, dass

70

Geberdenspäher und Geschichtenträger

Des Übels mehr auf dieser Welt getan,

Als Gift und Dolch in Mörders Hand nicht konnten.

Die Mühe, Herr, war zu ersparen. Wenn

Sie Dank erwarten, gehen Sie zum König.

DOMINGO.

75

Sie tun sehr wohl, mein Prinz, sich vorzusehn

Mit Menschen – nur mit Unterscheidung. Stoßen

Sie mit dem Heuchler nicht den Freund zurück,

Ich mein es gut mit Ihnen.

KARLOS.                                       Lassen Sie

Das meinen Vater ja nicht merken. Sonst

Sind Sie um Ihren Purpur.

DOMINGO (stutzt).                     Wie?

80

KARLOS.                                                Nun ja.

Versprach er Ihnen nicht den ersten Purpur,

Den Spanien vergeben würde?

DOMINGO.                                          Prinz,

Sie spotten meiner.

KARLOS.                          Das verhüte Gott,

Dass ich des fürchterlichen Mannes spotte,

85

Der meinen Vater selig sprechen und

Verdammen kann!

DOMINGO.                      Ich will mich nicht

Vermessen, Prinz, in das ehrwürdige

Geheimnis Ihres Kummers einzudringen.

Nur bitt ich Eure Hoheit, eingedenk

90

Zu sein, dass dem beängstigten Gewissen

Die Kirche eine Zuflucht aufgetan,

Wozu Monarchen keinen Schlüssel haben,

Wo selber Missetaten unterm Siegel

Des Sakramentes aufgehoben liegen –

95

Sie wissen was ich meine, Prinz, ich habe

Genug gesagt.

KARLOS....

Erscheint lt. Verlag 6.9.2012
Reihe/Serie Reclams Universal-Bibliothek
Reclams Universal-Bibliothek
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte alternative Schreibweise Don Carlos • Deutsch • deutsch-lektüre • Deutsch-Unterricht • Drama • gelb • gelbe bücher • Klassenlektüre • Klassik • Klassik / Romantik • klassisches Drama • Lektüre • Literatur Klassiker • Reclam Hefte • Reclams Universal Bibliothek • Reclams Universal-Bibliothek • Schullektüre • Schullektüre; Reclams Universal-Bibliothek; Klassik / Romantik; Drama; Tragödie • Schullektüre; Reclams Universal-Bibliothek; Klassik / Romantik; Drama; Tragödie; alternative Schreibweise Don Carlos • Theater • Theaterstück • Tragödie • Weltliteratur
ISBN-10 3-15-960038-6 / 3159600386
ISBN-13 978-3-15-960038-3 / 9783159600383
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 580 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
The Experimental Theater in France

von Leonard C. Pronko

eBook Download (2023)
University of California Press (Verlag)
40,99