Talisker Blues (eBook)

Ein Schottland Krimi von der Isle of Skye, nicht nur für Whisky Fans

(Autor)

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2012 | 1. Auflage
358 Seiten
Dryas Verlag
978-3-940258-18-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Talisker Blues -  Mara Laue
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Kieran MacKinnon saß zwanzig Jahre im Gefängnis wegen Mordes an seiner Freundin. Völlig betrunken soll er sie eines Nachts am Strand erstochen haben, die Beweise sprechen dafür, er kann sich an nichts erinnern. Jetzt kehrt er zurück in seine Heimat auf die Insel Skye und versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Doch bald darauf wird wieder eine Frauenleiche gefunden. Und wie damals liegt eine Whiskyflasche mit Kierans Fingerabdrücken neben ihr ...

Mara Laue lebt als freie Schriftstellerin und Künstlerin am Niederrhein. Ihre Hauptgenres sind Krimis, Science-Fiction-, Fantasy- und Gruselromane sowie Lyrik. Einer ihrer Lieblingswhiskys, der 18-jährige Talisker, gab ihr die Inspiration für diesen Krimi. Weitere Infos unter www.mara-laue.de

Mara Laue lebt als freie Schriftstellerin und Künstlerin am Niederrhein. Ihre Hauptgenres sind Krimis, Science-Fiction-, Fantasy- und Gruselromane sowie Lyrik. Einer ihrer Lieblingswhiskys, der 18-jährige Talisker, gab ihr die Inspiration für diesen Krimi. Weitere Infos unter www.mara-laue.de

2

Freitag, 26. August 2011

Die Seeluft schmeckte würzig auf seiner Zunge und kitzelte im Rachen. Kieran hielt das Gesicht dem Wind entgegen und hoffte, dass niemand ihn beobachtete, wie er mit offenem Mund die Luft in die Lungen sog, weil er dabei wahrscheinlich nicht sehr intelligent aussah. Er hatte den Duft und den Geschmack seiner Insel so lange vermisst, dass er beides jetzt bis zur Neige auskosten wollte. Ebenso das Spiel des ständig wechselnden Lichts, das durch die Wolken erzeugt wurde, die der Wind über die Insel trieb und deren Schatten die bizarrsten Muster auf Wasser und Land malten.

Obwohl er Wind und Sonne auf seiner Haut tatsächlich ebenso genoss wie die ihm endlos erscheinende Weite um ihn herum, die nicht von Mauern beschnitten und von einem Zellengenossen in mehr als einer Hinsicht verpestet wurde, nutzte er das Bad in der frischen Seeluft in erster Linie als Verzögerungstaktik. Er war von Harrapool den bei Ebbe steinigen Strand entlang nach Broadford gewandert, um eine Reise in die Vergangenheit anzutreten, die ihm hoffentlich ein paar Antworten liefern würde. Wenn er den Ort aufsuchte, an dem Allison damals gestorben war – an dem er sie getötet hatte –, kehrte die Erinnerung vielleicht wieder zurück.

Wie sein Anwalt Bryce Logan damals befürchtet hatte, war kein Detail mehr aufgetaucht, das ihn entlastet hätte. Die Jury war nicht nur anhand der Beweislage von Kierans Schuld überzeugt gewesen, sondern sein Ruf als Raufbold hatte ein Übriges getan. Der Staatsanwalt hatte jeden einzelnen dokumentierten Fall vorgetragen, bei dem Kieran jemanden verletzt hatte, sogar solche Fälle, die noch aus seiner Grundschulzeit stammten. Die Liste war erschreckend lang gewesen und malte selbst für Kieran das Bild eines brutalen Menschen, der er doch gar nicht war. Zumindest damals noch nicht. Später im Knast …

Jedenfalls hatte das belastendste Detail, das Logan zu einem Entlastungsindiz umzubauen versucht hatte, ihm am Ende das Genick gebrochen. Die Stiche, mit denen Allison getötet worden war, waren äußerst präzise gewesen, weshalb der Staatsanwalt in Zweifel gezogen hatte, dass jemand sie ihr zugefügt haben könnte, der so betrunken gewesen war, dass das zu einem vollständigen Blackout geführt hatte. Logans gewagte These, dass das ein Indiz dafür wäre, dass jemand anderes den Mord begangen haben könnte, als Kieran schon besinnungslos betrunken war, hatte nicht nur beim Staatsanwalt für sarkastische Heiterkeit gesorgt, denn es gab dafür nicht den geringsten Beweis und nicht einmal den Hauch eines Indizes.

Stattdessen hatte das Gutachten die Jury davon überzeugt, dass Kieran keinen Totschlag in betrunkenem Zustand begangen hatte, sondern einen kaltblütigen Mord und sich erst nach der Tat betrunken hätte, um auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren zu können und eine mildere Strafe zu bekommen. Das hatte ihn auch noch die letzten, ohnehin nicht nennenswerten Sympathiepunkte bei der Jury gekostet und ihn in ihren Augen zu einem Monster abgestempelt. Sogar seine Eltern hielten ihn für schuldig, und auch Onkel Angus hatte das schließlich geglaubt, obwohl er sich noch am längsten daran geklammert hatte, dass Kieran unschuldig sein könnte.

Logan hatte zwar noch einen Gegengutachter aufgefahren, der eloquent dargelegt hatte, dass Kieran durch die verzögerte Wirkung des Alkohols zwar noch zu einer gewissen Präzision in der Lage gewesen war, spätestens zum Zeitpunkt der Tat aber trotzdem nicht mehr gewusst hatte, was er tat, und der Blackout echt war. Damit hatte er aber auch zugegeben, dass Kieran die Tat begangen hatte, an die er sich immer noch nicht erinnern konnte.

Kieran hatte sich im Gefängnis lange Zeit einzureden versucht, dass er trotzdem unschuldig war, denn zwischen ihm und Allison war doch alles in Ordnung gewesen, und er hatte kein Motiv gehabt, sie umzubringen. Das hatte Dr. Fraser, der Anstaltspsychologe, bei dem Kieran eine Therapie hatte machen müssen – unter anderem, um sein Gewaltpotenzial in den Griff zu bekommen –, jedoch nachhaltig widerlegt.

„Wer, wenn nicht Sie, soll es denn sonst gewesen sein, Mr MacKinnon? Nach der mir vorliegenden Fallakte gab es weit und breit keine Spuren, dass noch jemand anderes am Tatort gewesen sein könnte. Und es gab niemanden, der ein Motiv gehabt hätte, Ihre Freundin zu töten. Bleiben nur noch Sie als Täter übrig. Ihr Motiv: irgendetwas, das zwischen Ihnen und Ihrer Freundin in dem Moment vorgefallen ist und Sie hat ausrasten lassen. Sie haben sie getötet, niemand sonst. Und tief in Ihrem Innern wissen Sie das auch. Sie verdrängen es nur. In unseren Sitzungen werden wir daran arbeiten, diese Erinnerung wieder hervorzuholen. Und danach werden wir an der Bewältigung Ihrer Schuld arbeiten. Je eher Sie aufhören zu leugnen, dass Sie die Tat begangen haben – auch vor sich selbst –, desto eher könnten Sie begnadigt und auf Bewährung entlassen werden.“

Kieran hatte noch eine Zeit lang jedes nur mögliche Argument in die Waagschale geworfen, das auf seine Unschuld hindeutete, auch die absurdesten Theorien. Fraser hatte jedes schlüssig und zweifelsfrei widerlegt. So blieb Kieran am Ende nichts anderes übrig, als seine Schuld zu akzeptieren und dazu zu stehen, dass er Allison getötet hatte. Trotzdem war die Erinnerung an jenen verhängnisvollen Abend bis heute nicht zurückgekehrt.

Deshalb war er jetzt hier und hoffte, dass eine Konfrontation mit dem Tatort den Schleier des Vergessens endlich lüften würde, denn die Ungewissheit nagte auch nach zwanzig Jahren noch an ihm. Gleichzeitig fürchtete er sich vor dem, was er erfahren könnte.

Die Stelle war keine hundert Yards entfernt. Der Pier, der das Ende der Sraid na h-Atha bildete und an dem die Fischerboote vertäut waren, hatte sich nicht sehr verändert. Wie immer bei Ebbe lagen die wenigen Boote links und rechts auf Grund, und Gras wuchs zwischen den Steinen des Piers. Die alte Ruine hinter dem letzten Haus, das gute fünfzig Yards vom grasbewachsenen Ufer entfernt stand, existierte immer noch.

In der Nische, wo der Pier auf das Ufer traf, hatten er und Allison sich auf dem steinigen Strand niedergelassen. Die Erinnerung an den folgenschweren Abend stieg langsam und dunkel in ihm auf. Die Steine rochen damals wie heute nach Tang und waren teilweise von Schlick überzogen. Kein besonders romantischer Ort, aber Allison war das egal gewesen. Im Gegenteil, sie hatte oft solche ungewöhnlichen Orte ausgesucht, von denen einige eher als Notbehelf für die Arbeit einer Straßenhure taugten. Kieran hatte nie verstanden warum.

Er wandte sich vom Meer ab und ging auf den Pier zu. Wie auf dem letzten Stück des Weges zu seinen Eltern schienen seine Beine mit jedem Schritt schwerer zu werden, und das Herz schlug ihm bis zum Hals.

Auf dem Stellplatz neben dem Pier standen zwei Autos. Ein Mann koppelte einen Bootsanhänger ab. Da Kieran Aufmerksamkeit erregen würde, wenn er mitten auf dem Strand stehen blieb und die Nische anstarrte, blickte er nur aus den Augenwinkeln hinüber, während er langsam weiterging.

Vielleicht hätte er sich intensiv mit diesem Ort auseinandersetzen sollen. Vielleicht hätte er stehen bleiben und auf die Ufernische starren müssen, bis die Blockade um sein Gedächtnis sich endlich auflöste. Denn er empfand nur Unbehagen beim Anblick des Schauplatzes und eine zunehmende Enge in der Brust. Und seine Beine weigerten sich, daran vorbeizugehen.

Er blieb stehen, wandte sich wieder dem Meer zu, schloss die Augen und atmete tief die klare Luft ein. Das beruhigte ihn. In ein paar Minuten würde er genug Mut gesammelt haben, um über den Pier auf die Straße zu gehen, ohne einen großen Bogen um die Nische zu machen.

„Wird heute noch Regen geben.“

Kieran zuckte beim Klang der Stimme zusammen. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, dass jemand sich ihm näherte. Im Gefängnis wäre so eine Unaufmerksamkeit unter Umständen tödlich gewesen. Hier war sie nur unangenehm, denn Mr Drew war der Letzte, den er sehen oder mit dem er sprechen wollte. Hätte er ihn kommen sehen, wäre er weitergegangen, bevor der Alte nahe genug gewesen wäre, um ihm ein Gespräch aufzuzwingen, denn Mr Drew schwatzte gern und viel.

„Schmeckt man in der Luft. Den Regen.“ Der Alte hängte seinen erst spärlich gefüllten Muschelkorb über den Arm, ehe er sich neben Kieran stellte und ebenfalls die Seeluft durch den Mund einatmete. „Diesen leicht metallischen Geschmack. Schmecken Sie ihn?“

Kieran nickte und überlegte, wie er das Weite suchen konnte, ohne unhöflich zu sein.

„Sicher tun Sie das. Sie sind ja ein Skyeman.“ Mr Drew legte den Kopf schief und blickte Kieran aus verengten Augen an. „MacAskill sagten Sie?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich bin sicher, dass wir uns kennen.“

Kieran antwortete nicht.

„Ah, das fällt mir schon noch ein.“ Er sah Kieran durchdringend an. „Sie wissen sicher, was hier passiert ist, junger Mann. Vor zwanzig Jahren. Da drüben.“ Mr Drew deutete auf die Nische.

Kieran erschrak. Hatte er ihn doch erkannt? Da er nicht wusste, wie er reagieren sollte, tat er gar nichts und starrte auf den Boden. Ausdruckslos, wie er hoffte.

„War eine ziemlich üble Geschichte. Ein Junge aus dem Ort hat sein Mädchen ermordet. Genau da drüben hat er sie erstochen. Nur der Teufel weiß, warum er’s getan hat. In der Zeitung haben sie ihn den Broadford-Killer genannt.“

Dieser unrühmliche Titel hatte Kieran unerwarteten Respekt verschafft. Zumindest im Jugendknast, in dem er die ersten zweieinhalb Jahre seiner Strafe verbüßt hatte, bis er...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2012
Reihe/Serie BritCrime
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Britisch • Großbritannien • Krimi • Krimi; Schottland; Skye; Whisky; Talisker; Großbritannien • Krimi; Schottland; Skye; Whisky; Talisker; Großbritannien; Whiskey • Schottisch • Schottland • Skye • Spannung • Talisker • Whiskey • Whisky
ISBN-10 3-940258-18-0 / 3940258180
ISBN-13 978-3-940258-18-2 / 9783940258182
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