Das Marsprojekt (4). Die steinernen Schatten (eBook)
348 Seiten
Arena Verlag
978-3-401-80152-0 (ISBN)
Andreas Eschbach, geboren in Ulm, studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und wurde durch den Thriller 'Das Jesus-Video' bekannt. Die Fortsetzung 'Der Jesus-Deal' eroberte 2014 erneut die Bestsellerlisten. Mit 'Eine Billion Dollar', 'Der Nobelpreis', 'Ausgebrannt', 'Ein König für Deutschland', 'Herr aller Dinge', 'Todesengel', 'Teufelsgold', 'NSA', 'Der schlauste Mann der Welt' u.a. gehört Eschbach zu den deutschen Top-Autoren. Seine Romane für junge Leser*innen wie 'Aquamarin', 'Submarin', die 'Black*Out'-Trilogie oder 'Das Marsprojekt' erscheinen im Arena Verlag. Andreas Eschbach lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in der Bretagne.
Andreas Eschbach, geboren in Ulm, studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und wurde durch den Thriller "Das Jesus-Video" bekannt. Die Fortsetzung "Der Jesus-Deal" eroberte 2014 erneut die Bestsellerlisten. Mit "Eine Billion Dollar", "Der Nobelpreis", "Ausgebrannt", "Ein König für Deutschland", "Herr aller Dinge", "Todesengel", "Teufelsgold", "NSA", "Der schlauste Mann der Welt" u.a. gehört Eschbach zu den deutschen Top-Autoren. Seine Romane für junge Leser*innen wie "Aquamarin", "Submarin", die "Black*Out"-Trilogie oder "Das Marsprojekt" erscheinen im Arena Verlag. Andreas Eschbach lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in der Bretagne.
2. Schlüssel zu einer fremden Welt
Elinn sah in den Augen der anderen nur Skepsis, Ablehnung, Furcht. Begriffen sie denn nicht? Es lag doch auf der Hand!
Sogar Ariana schüttelte den Kopf. Ariana, die immer ihre Freundin gewesen war. »Nein«, sagte sie und klang unnachgiebig. »Nein, Elinn. Das ist Unsinn.«
Was hatte sie denn so Ungeheuerliches gesagt? Doch bloß das, was sonnenklar war. Was sie tun mussten. Nämlich die Artefakte, auf denen ihre Namen standen, nehmen, wieder zum Löwenkopf fliegen und ausprobieren, ob sie mit deren Hilfe durch den Westturm hinübergehen konnten auf den anderen Planeten.
Was sonst konnte man tun?
»Ausgeschlossen«, sagte Carl. »Viel zu riskant.«
Elinn sah ihren großen Bruder an, hörte die Angst in seiner Stimme. Er hatte Angst, ja.
Angst, den Wesen wieder zu begegnen, die er in den gläsernen Höhlen gesehen hatte.
Urs räusperte sich. »Wir würden gar nicht an den Turm herankommen. Sie haben alles abgesperrt.«
War das so? Elinn spürte einen heißen Schrecken. Urs’ Vater war immerhin der Statthalter, deswegen wusste Urs meistens besser über Marsangelegenheiten Bescheid als andere.
Aber das durften sie nicht! Sie mussten den Weg freigeben. Die Marsianer riefen nach ihr, verstand das denn niemand?
Elinn streckte die Hände aus, berührte die Artefakte, die auf dem Tisch lagen: Flache, bunt schimmernde Steine, die wie Schmuckstücke aussahen. Manche so klein wie ein Daumennagel und von farbigen Schlieren überzogen, andere so groß wie ein Handteller und mit Mustern, die an fremdartige Schriftzeichen denken ließen.
Und dazwischen die vier Gebilde, auf denen deutlich lesbar Namen standen. Mit dem Stein, auf dem CARL stand, war Carl aus den gläsernen Höhlen entkommen.
Diese Artefakte waren Schlüssel, das stand praktisch fest.
»Wir müssen damit zu Professor Caphurna gehen«, sagte Carl und knetete nervös seine Hände. »So schnell wie möglich. Ich sage ihm einfach, dass mir das mit dem Artefakt erst jetzt eingefallen ist.«
»Wir können ja alle zusammen gehen«, schlug Ariana vor. »Damit er dir den Kopf nicht runterreißt.«
Ronny verzog keine Miene. Dabei wäre das jetzt so ein Moment gewesen, in dem er sonst gewiehert hätte vor Lachen. Elinn musterte ihn. Er sah finster drein, sah aus, als wäre er lieber woanders.
Carl nahm das Artefakt auf, das seinen Namen trug. Es war das kleinste der vier, kaum größer als ein Knopf, perlmuttfarben, mit dünnen schwarzen Buchstaben darauf. »Ich würde es gern am Westturm ausprobieren. Um sicher zu sein, dass es funktioniert, ehe ich zum Professor gehe. Bisher wissen wir nur, dass man damit durch den kleinen Turm gehen kann.« Er sah in die Runde. »Wir sind ihm mit den Artefakten so auf die Nerven gegangen, seit er da ist, dass ich ihm nicht bloß mit einer Theorie kommen möchte. Sonst hört er uns womöglich nie wieder zu.«
»Schwierig«, meinte Urs. »Man wird uns nicht zum Löwenkopf fliegen lassen. Die haben uns nicht umsonst gestern Abend alle Hals über Kopf zurück in die Siedlung gebracht. Man befürchtet, dass von den Türmen Gefahr droht.«
Carl rieb sich die Stirn. »Mist.«
»Carl«, sagte Elinn.
Ihr Bruder sah auf.
»Es ist eine Einladung«, fuhr sie fort. »Verstehst du nicht? Die Marsianer haben uns diese Artefakte zukommen lassen. Uns – nicht Professor Caphurna. Und jetzt haben sie das Tor geöffnet. Das heißt, dass wir kommen sollen.«
Ihr Bruder sah sie an. Das Deckenlicht flackerte. Meistens bemerkte man es nicht, aber manchmal schon.
»Angenommen, das stimmt«, erwiderte Carl so langsam, als sei seine Zunge schwer geworden, »dann können wir uns trotzdem nicht sicher sein, dass diese Wesen wirklich wissen, was sie tun. Wer immer sie sind. Marsianer oder sonst jemand.« Er beugte sich über den Tisch, ordnete die Artefakte nebeneinander an. »Wenn das Einladungen sind – wieso haben dann Ariana und Ronny keine erhalten?«
»Genau«, hörte sie Ronny sagen.
»Und wieso haben sie uns stattdessen das hier geschickt?« Carl hob das vierte Artefakt hoch, auf dem der Name CURLY stand. »Wer, bitte schön, ist Curly?«
Ronny fuhr sich durch die blonden Locken. »Ich bin das jedenfalls nicht, damit das klar ist. Ich lass mir nicht von diesen Marsianern einen so blöden Spitznamen geben.«
»Vielleicht ist etwas schiefgegangen, von dem wir nichts wissen«, gab Ariana zu bedenken. »Ich meine, ein Artefakt für mich war immerhin in Arbeit. Aber warum ist es zerfallen, bevor es fertig war?«
»Eben«, sagte Carl. »Und wenn das schon nicht funktioniert hat, wer weiß, was dann noch alles schiefgehen würde. Diese Wesen kennen uns offensichtlich nicht allzu gut.«
Die anderen nickten. Elinn spürte Verzweiflung aufsteigen, musste dagegen ankämpfen wie gegen einen Druck, der sich auf ihre Brust legte. Die alte Belüftungsanlage machte Geräusche, die klangen wie das Röcheln eines sterbenden Drachen.
»Ich glaube nicht, dass die Passage für immer offen stehen wird«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte oder kam ihr das nur so vor? »Wahrscheinlich nicht einmal besonders lange. Das ist eine Chance, die vielleicht nie wieder kommt.«
Sie war allein. Man ließ sie im Stich.
»Das ist nichts, was wir ohne Hilfe machen können«, erklärte Carl in einem Ton, der klarstellte, dass für ihn die Diskussion beendet war. Er sah auf die Uhr. »Heute ist es schon zu spät. Ich werde Professor Caphurna morgen früh anrufen, und dann sehen wir weiter.«
Damit war die Entscheidung gefallen. Elinn spürte, dass sie verloren hatte.
»Gut«, sagte Ariana.
Urs nickte. »Einverstanden.«
Ronny sagte nichts. Aber sogar die geriffelten Metallwände ihres geheimen Verstecks sahen aus, als stimmten sie Carl zu. Was wohl die allerersten Marsforscher dazu gesagt hätten? Das hier war einmal ihre Unterkunft gewesen für lange, bange Jahre.
Elinn beugte sich vor, langte über den Tisch und nahm das Artefakt, das ihren eigenen Namen trug, an sich.
»Das«, erklärte sie, »kriegt der Professor nicht.«
Pigrato sah mit einem unguten Gefühl auf das Teeglas hinab, das Yin Chi ihm vorgesetzt hatte. In der dampfend heißen Flüssigkeit trieben winzige Blätter und ein scharfer Geruch stieg auf. Erst jetzt fiel ihm ein, dass allgemein vor Yin Chis grünem Tee gewarnt wurde.
Der ehemalige Leiter der asiatischen Marsstation schlürfte die zunehmend dunkler werdende Brühe allerdings mit sichtlichem Behagen. Vielleicht waren die Gerüchte ja übertrieben? Pigrato hob das Glas behutsam an und überwand sich, daran zu nippen.
Um Himmels willen. Ein Schluck hatte genügt, um ihm das Gefühl zu geben, gerade seine Zunge mumifiziert zu haben.
»Köstlich, nicht wahr?«, meinte Yin Chi mit verklärtem Lächeln. »Ein wahres Lebenselixier.«
Pigrato stellte die Tasse behutsam zurück auf den Tisch. »Denken Sie?«
»Die alten chinesischen Kaiser schrieben diesem Tee Wunderkräfte zu. Und sie reservierten ihn für sich; Normalsterblichen war der Genuss bei Todesstrafe verboten.«
»Tatsächlich?« Pigrato konnte nicht anders, er musste noch einmal probieren. Der zweite Schluck war jedoch eher noch schlimmer als der erste. Was für Geschmackssinne auch immer die alten chinesischen Kaiser besessen haben mochten, für einen Normalsterblichen war der Geschmack des Tees eigentlich schon Strafe genug.
Allerdings, wenn es so war, wie man immer sagte – dass alles, was gesund sei, schlecht schmecke –, dann mussten diesem Tee in der Tat Wunderkräfte innewohnen.
Yin Chi hob die Schultern. »Nun, das habe ich jedenfalls gelesen. Ob es stimmt? Keine Ahnung. Zum Glück sind diese Zeiten ja vorbei.« Er nahm einen großen Schluck, der, so überlegte Pigrato, seine Lebenserwartung um bestimmt zehn Jahre verlängern würde. »Ich habe Sie eingeladen, weil ich das Gefühl hatte, Sie könnten eine kurze Auszeit brauchen. Einen Moment der Ruhe und Besinnung, wie man ihn nur mit einer guten Tasse chinesischen Tees haben kann.«
Pigrato sah auf das Treiben der winzigen Blätter in seiner Tasse hinab. »Sie haben mich also nicht hergebeten, um noch einmal über das Marsflugzeug zu sprechen?«
Der alte Chinese lächelte spitzbübisch. »Das natürlich auch.«
»Einen Moment lang dachte ich schon, meine Menschenkenntnis hätte mich verlassen.«
Yin Chi fuhr mit der Hand über sein Teeglas, als streichle er es. »Sie werden zugeben müssen, dass die jüngsten Ereignisse meine Argumente stützen. Die Expedition von Doktor Spencer hat ein zweites Bauwerk nicht menschlichen Ursprungs gefunden. Und ich meine: Wo zwei sind, können auch noch mehr sein. Vom Weltraum aus nicht auszumachen, wie wir wissen. Also ist das Flugzeug unsere einzige Chance, weitere Bauwerke zu finden. Das einzige Fluggerät, das wir haben, das den Mars im Tiefflug umrunden kann.«
»Im Augenblick kann es nicht einmal fliegen.«
»Wir müssen es nur zum Katapult schaffen und die automatische Steuerung einsetzen. Eine Sache von einem Tag.«
»Und eine Sache von unannehmbarem Risiko.« Pigrato schüttelte den Kopf. »Die jüngsten Ereignisse stützen ganz im Gegenteil meine Gegenargumente. Die erwähnte Expedition ist bekanntlich in höchste Gefahr geraten. Ich frage mich immer noch, wie ich je so leichtsinnig gewesen sein konnte, so geradezu wahnsinnig, zu erlauben, dass der Junge auf diese Reise mitgeht . . .«
Yin...
Erscheint lt. Verlag | 1.7.2012 |
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Reihe/Serie | Das Marsprojekt | Das Marsprojekt |
Verlagsort | Würzburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Aliens • Andreas Eschbach Black Out • Andreas Eschbach Eine unberührte Welt • andreas eschbach quest • Andreas Eschbach Solarstation • Außerirdische • außerirdische Artefakte • Bestseller Autor • Bücher wie Aurora erwacht • Bücher wie Infinitum • Bücher wie Skyward • Fremde Galaxien erforschen • Fremde Planeten entdecken • Freundschaft • Galaxie • Geplante Verfilmung • Geschichte auf dem Mars • Geschichte im Weltall • Geschichte in der Zukunft • Geschichte über Leben auf dem Mars • Gliss • https://c.wgr.de/f/shopbilder/500_700/978-3-401-80152-0.jpg • Jugendbuch Andreas Eschbach • Kolonisierung des Mars • Mars • Marsianer • Mars Kolonie • Mars;Science Fiction;Weltraumfahrt • Mars Siedlung • Perry Rhodan • Portal in andere Welt • Raumschiffe • Roter Planet • Science Fiction • Sci-Fi Geschichte • Space Opera • Verlassen der Erde • Weltraum Abenteuer • Weltraumfahrt • Weltraum Roman |
ISBN-10 | 3-401-80152-X / 340180152X |
ISBN-13 | 978-3-401-80152-0 / 9783401801520 |
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