Enthusiasten der Literatur - Marcel Reich-Ranicki, Golo Mann

Enthusiasten der Literatur

Ein Briefwechsel

, (Autoren)

Volker Hage (Herausgeber)

Buch | Hardcover
256 Seiten
2000
Fischer, S (Verlag)
978-3-10-062813-8 (ISBN)
19,90 inkl. MwSt
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Als glücklichen Bewunderer und noblen Enthusiasten der Literatur charakterisiert Marcel Reich-Ranicki Golo Mann, den Sohn, der seine eigenen Bücher erst schreiben konnte, als der bewunderte Vater Thomas Mann tot war. Um Literatur und um den Schatten des Vaters kreist auch das Gespräch zwischen Golo Mann und Marcel Reich-Ranicki, zu dessen Zeugen wir als Leser des Briefwechsels werden.
Aus der Bitte Reich-Ranickis um Rezension eines Buches für die Frankfurter Allgemeine Zeitung - »In dieser Zeitung ist immer Platz für Sie« - entwickelt sich eine Erörterung des komplizierten Mobiles der Familie Mann. Auf Marcel Reich-Ranickis Aufsätze und seine Studien über »Thomas Mann und die Seinen« antwortet Golo Mann detailliert. Er erzählt Anekdoten, die das kritische Moment der Homosexualität des Vaters betreffen, und schreibt über das Verhältnis der Geschwister untereinander, die alle unter dem übermächtigen Prinzipal litten. »I want to be myself and not the son«, lautet das bittere Aperçu Golo Manns, das er nicht zufällig in einer Fremdsprache notierte.
Aus den Briefen zwischen dem Bewunderer und dem großen Streitbaren erfahren wir aber nicht nur etwas über die innere Balance der Familie Mann, sondern wir sehen auch, mit welcher Offenheit Marcel Reich-Ranicki die Auseinandersetzung über eines seiner Lebensthemen suchte: Die Korrespondenz ist das ungeschützte Gespräch zweier Enthusiasten der Literatur.
Herausgegeben wird der Briefwechsel von Volker Hage, der seine Laufbahn in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bei Marcel Reich-Ranicki begann und heute das Ressort Literatur im Spiegel leitet.
»Auf dem Rückweg nach Zürich dachte ich mir, daß ich in meinem ganzen Leben noch nie einem Menschen begegnet sei, der soviel an seinem Vater gelitten und der soviel der Dichtung zu verdanken habe wie Golo Mann, der unglückliche Sohn eines Genies und der glückliche Bewunderer, der noble Enthusiast der Literatur.« Marcel Reich-Ranicki

Angelus Gottfried Mann, gen. Golo, geb. am 27.3.1909 nach Erika und Klaus Mann als drittes Kind von Thomas Mann und seiner Frau Katia geb. Pringsheim in München. Von 1927-32 studierte er Philosophie und Geschichte in München, Berlin und Heidelberg und promovierte bei Karl Jaspers über Hegel. 1933 folgte er seiner Familie in die Emigration, zunächst in die Schweiz, anschließend nach Frankreich. Golo Mann arbeitete anfangs als Lektor für deutsche Literatur und Geschichte an der Ecole Normale Superieure in St. Cloud. Anschließend wurde er Dozent an der Universität Rennes. Von 1937-40 arbeitete er als Redakteur bei der Zeitschrift 'Maß und Wert' in Zürich. 1940 gelang ihm zusammen mit seinem Onkel Heinrich Mann die Flucht über die Pyrenäen nach Spanien und weiter in die USA. Dort lehrte er von 1942-58 als Professor für Geschichte an verschiedenen Universitäten. 958 kehrte er nach Europa zurück, wo er sich in Kilchberg bei Zürich, dem letzten Aufenthaltsort seiner Eltern, niederließ. 1960 übernahm Mann den Lehrstuhl für Politische Wissenschaften an der Universität Stuttgart. Aus gesundheitlichen Gründen legte er das Amt 1964 nieder. Ab 1964 widmete sich Golo Mann seinen Publikationen, in denen er vor allem als literarischer Historiker hervortrat. In den großen Debatten der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit ergriff er immer wieder das Wort. So setzte er sich Anfang der 70er Jahre in der Debatte um die Ostpolitik für die Friedenspolitik von Bundeskanzler Willy Brandt ein und bezeichnet den Terrorismus als 'neue Art von Bürgerkrieg'. Mitte der 80er Jahre plädierte Mann im Historiker-Streit für die Sichtweise der historischen Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Verbrechen. 1965 wurde er mit dem Mannheimer Schillerpreis ausgezeichnet. Seit 1967 war er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 1968 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. 1974 bekam Mann als Nachfolger von Günter Gaus seine eigene Fernsehsendung unter dem Titel 'Golo Mann im Gespräch mit . . .'. Am 7.4.1994 starb Golo Mann unverheiratet in Leverkusen. Weitere Auszeichnungen: Literaturpreis der deutschen Freimaurer (1972), Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main (1985), Bodensee-Literaturpreis (1987).

Marcel Reich-Ranicki, geboren 1920 in Wloclawek an der Weichsel, ist in Berlin aufgewachsen. Er war 1960 - 1973 ständiger Literaturkritiker der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" und leitete 1973 - 1988 in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die Redaktion für Literatur und literarisches Leben. In den Jahren 1968/69 lehrte er an amerikanischen Universitäten, 1971 - 1975 war er ständiger Gastprofessor für Neue Deutsche Literatur an den Universitäten von Stockholm und Uppsala, seit 1974 ist er Honorarprofessor an der Universität Tübingen, in den Jahren 1991/1992 bekleidete er die Heinrich-Heine-Gastprofessur an der Universität Düsseldorf. Seit 1988 leitete er das "Literarische Quartett" im Zweiten Deutschen Fernsehen. Reich-Ranicki erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem: die Ehrendoktorwürde der Universitäten Uppsala, Augsburg, Bamberg und Düsseldorf, den Ricarda-Huch-Preis (1981), den Thomas-Mann-Preis (1987), den Bayerischen Fernsehpreis (1991), den Ludwig-Börne-Preis (1995), die Ehrendoktorwürde der Berliner Humboldt-Universität (2007), den Henri Nannen Preis für sein journalistisches Lebenswerk (2008), die Ehrenmedaille für Literatur der Ludwig-Börne-Stiftung (2010), den Internationalen Mendelssohn-Preis (2011) sowie den Kulturpreis der B.Z. für sein Lebenswerk (2012).

Volker Hage, am 9. September 1949 in Hamburg geboren, ist Buchautor und Herausgeber sowie Redakteur im Kulturressort des "Spiegel". Zuvor arbeitete er - von 1975 bis 1986 - im Literaturblatt der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sowie im "FAZ-Magazin" und war anschließend sechs Jahre leitender Literaturredakteur der "Zeit".

Sprache deutsch
Gewicht 442 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Schlagworte Briefe/Briefwechsel • Hardcover, Softcover / Belletristik/Briefe, Tagebücher • HC/Belletristik/Briefe, Tagebücher • Historiker / Historikerin (Einzelne Personen) • Historiker/-innen (Einz.) • Historiker/-innen (Einzelne Personen) • Literatur • Literaturkritik • Literaturkritiker • Mann, Golo • Reich-Ranicki, Marcel
ISBN-10 3-10-062813-6 / 3100628136
ISBN-13 978-3-10-062813-8 / 9783100628138
Zustand Neuware
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