Bann des Blutes (eBook)

Mercy Thompson 2 - Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2012
416 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-08650-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bann des Blutes - Patricia Briggs
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Mercy Thompson ist stolze Besitzerin einer kleinen Autowerkstatt. Und sie ist eine Walkerin - das heißt, sie kann sich in einen Kojoten verwandeln. Manchmal wäre Mercy gerne eine ganz normale junge Frau, mit normalen Freunden. Doch ihre Welt ist dunkel und gefährlich - wie sehr, erfährt Mercy, als ihr attraktiver Nachbar, ein Vampir, ihre Hilfe benötigt und sie in tödliche Gefahr bringt ...

Patricia Briggs, Jahrgang 1965, wuchs in Montana auf und interessiert sich seit ihrer Kindheit für Fantastisches. So studierte sie neben Geschichte auch Deutsch, denn ihre große Liebe gilt Burgen und Märchen. Mit ihrer Mystery-Saga um die Gestaltwandlerin Mercy Thompson stürmt sie regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten. Nach mehreren Umzügen lebt die Autorin heute in Washington State.

2


Ich erwachte auf meiner Couch, weil jemand mein Gesicht ableckte, und dazu ertönte Medeas deutlich erkennbares Schnurren. Stefans Stimme zu hören, war eine Erleichterung, denn es bedeutete, dass er ebenfalls noch lebte, genau wie ich. Aber als Samuel antwortete, war sein grollender Unterton dem meiner Katze zwar äußerlich sehr ähnlich, in dem drohenden Unterton lag jedoch kein Trost.

Adrenalin flutete durch meinen Körper, als ich das hörte. Ich schob die Erinnerung an die Schrecken der Nacht beiseite. Wichtig war im Moment, dass heute Nacht Vollmond war, und ein zorniger Werwolf sich keine zwei Fuß von mir entfernt befand.

Ich versuchte, die Augen zu öffnen und aufzustehen, aber dabei stieß ich auf mehrere Probleme. Erstens schienen meine Augen zugeklebt zu sein. Zweitens schlafe ich selten in Kojotengestalt, und ich versuchte, mich wie ein Mensch aufzusetzen. Das Problem wurde noch größer, weil mein steifer, wunder Körper auf Bewegung nicht sonderlich gut reagierte. Und schließlich wurde ich, sobald ich den Kopf bewegte, mit pochenden Schmerzen und Übelkeit belohnt. Medea fauchte erbost und sprang von der Couch.

»Ruhig, Mercy.« Alles Bedrohliche verschwand aus Samuels Stimme, als er mich ansprach und sich neben die Couch kniete. Er fuhr mit wissenden, sanften Händen über meinen geschundenen Körper.

Ich öffnete mein rechtes Auge und sah ihn misstrauisch an, denn ich wollte nicht so recht glauben, dass sein Tonfall ein Zeichen für seine Stimmung war. Seine Augen lagen im Schatten, aber der breite Mund unter der aristokratischen Nase wirkte nicht verkniffen. Ich bemerkte zerstreut, dass er einen Haarschnitt brauchte, und dass ihm das aschblonde Haar tief in die Stirn hing. Ja, seine breiten Schultern waren angespannt, und jetzt, da ich vollkommen aufgewacht war, konnte ich die Aggression riechen, die sich im Zimmer aufgebaut hatte. Er bewegte den Kopf, um mit dem Blick seinen Händen zu folgen, die vorsichtig über meine Hinterbeine strichen, und ich konnte seine Augen sehen.

Hellblau – nicht weiß, wie sie es gewesen wären, wenn der Wolf zu dicht an der Oberfläche gelauert hätte.

Ich entspannte mich genug, um ehrlich dankbar zu sein, dass ich, obwohl zerschlagen und elend, auf meiner eigenen Couch lag und nicht tot war, oder schlimmer, mich immer noch in Gesellschaft von Cory Littleton, Vampir und Zauberer, befand.

Samuels Hände berührten meinen Kopf, und ich wimmerte.

Mein Mitbewohner ist nicht nur ein Werwolf, sondern auch ein Arzt, und zwar ein sehr guter. Das sollte er wahrscheinlich auch sein. Er arbeitete schon sehr lange in diesem Bereich und hatte in zwei Jahrhunderten mindestens drei Doktorgrade erworben. Werwölfe können sehr lange leben.

»Ist sie in Ordnung?«, fragte Stefan. Etwas in seiner Stimme beunruhigte mich.

Samuel spannte sich ein wenig an. »Ich bin kein Tierarzt. Ich kann Ihnen sagen, dass sie keine gebrochenen Knochen hat, aber solange sie nicht mit mir sprechen kann, ist das alles, was ich weiß.«

Ich versuchte, mich zu verändern, damit ich ihm helfen konnte, aber ich spürte nur einen brennenden Schmerz um meine Brust und die Rippen herum. Erschrocken gab ich ein leises Kläffen von mir.

»Was ist los?« Samuel fuhr sanft mit dem Finger an meinem Kinn entlang.

Auch das tat weh. Ich zuckte zusammen, und er nahm die Hände weg.

»Warten Sie«, sagte Stefan vom anderen Ende der Couch.

Seine Stimme klang irgendwie seltsam. Nach dem, was der von einem Dämon besessene Vampir mit ihm gemacht hatte, musste ich mich davon überzeugen, dass es Stefan gut ging. Ich drehte mich um, winselnd vor Unbehagen, bis ich ihn ansehen konnte.

Er hatte am Fuß der Couch auf dem Boden gesessen, aber als ich ihn ansah, kniete er sich hin – genau in der Position, die er eingenommen hatte, als der Zauberer ihn im Bann hielt.

Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Samuel sich plötzlich nach vorn bewegte. Aber Stefan wich seiner Hand aus. Er bewegte sich auf seltsame Weise. Erst dachte ich, er sei verletzt, aber dann wurde mir klar, dass er sich bewegte wie Marsilia, die Herrin der hiesigen Siedhe – wie eine Marionette, oder wie ein steinalter Vampir, der vergessen hat, wie man sich als Mensch benimmt.

»Friede, Wolf«, sagte Stefan, und ich erkannte, was mit seiner Stimme nicht in Ordnung war. Sie war tot, aller Gefühle beraubt. »Versuchen Sie, ihr das Geschirr abzunehmen. Ich denke, sie wollte sich verändern, aber das kann sie nicht, solange sie es trägt.«

Mir war nicht klar gewesen, dass ich das Ledergeschirr immer noch anhatte. Samuel zischte, als er die Schnallen berührte.

»Sie sind aus Silber«, sagte Stefan, ohne sich weiter zu nähern. »Ich kann sie aufmachen, wenn Sie mich lassen.«

»Sie werden einiges erklären müssen, Vampir«, knurrte Samuel.

Samuel war der ruhigste, gleichmütigste Werwolf, den ich kannte – was nicht unbedingt viel zu sagen hat –, aber ich konnte die Drohung in seiner Stimme hören, die meinen Brustkorb zum Vibrieren brachte.

»Sie haben mir Fragen gestellt, die ich nicht beantworten kann«, antwortete Stefan ruhig, aber nun klang er wieder menschlicher. »Ich gehe davon aus, dass Mercedes Ihre Neugier befriedigen kann, ebenso wie die meine. Aber erst muss ihr jemand dieses Geschirr abnehmen, damit sie sich wieder in einen Menschen verwandeln kann.«

Samuel zögerte, dann trat er ein wenig zurück. »Also machen Sie schon.« Diesmal lag noch mehr Knurren in seiner Stimme.

Stefan bewegte sich langsam und wartete darauf, dass Samuel zur Seite trat, bevor er mich berührte. Er roch nach meinem Shampoo, und sein Haar war feucht. Er hatte sich offenbar geduscht, und irgendwo saubere Kleidung gefunden. Nichts in dem Hotelzimmer war dem Blut der Ermordeten entgangen. Meine eigenen Pfoten waren immer noch blutig.

Sofort hatte ich wieder ein lebhaftes Bild vor Augen, wie nass der Teppichboden von dunklen Körperflüssigkeiten gewesen war. Ich hätte mich übergeben, aber der plötzliche, scharfe Schmerz in meinem Kopf schnitt durch die Übelkeit  – eine willkommene Ablenkung.

Stefan brauchte nicht lange, um das Geschirr aufzuschnallen, und sobald er zurückgetreten war, veränderte ich mich. Stefan überließ Samuel wieder den Platz an meiner Seite.

Mein Mitbewohner kniff zornig die Lippen zusammen, als er meine Schulter berührte. Ich schaute hinunter und sah, wie geprellt und aufgescheuert meine Haut dort war, wo das Geschirr gesessen hatte. Überall gab es kleine rostfarbene Flecken von getrocknetem Blut. Ich sah aus, als hätte ich einen Autounfall gehabt.

Der Gedanke an Autos ließ mich an die Werkstatt denken. Ich schaute aus dem Fenster, aber der Himmel war noch dunkel.

»Wie spät ist es?«, fragte ich. Meine Stimme war ein heiseres Krächzen.

Es war der Vampir, der antwortete. »Viertel vor sechs.«

»Ich muss mich anziehen«, sagte ich und stand abrupt auf, was ein Fehler war. Ich fasste an meinen Kopf, fluchte und setzte mich wieder hin, um nicht umzufallen.

Samuel nahm mir die Hände von der Stirn. »Mach die Augen auf, Mercy.«

Ich tat mein Bestes, aber mein linkes Auge wollte sich nicht sonderlich gut öffnen. Sobald beide annähernd offen waren, blendete er mich mit einer kleinen Taschenlampe.

»Verdammt noch mal, Sam«, sagte ich und versuchte, mich ihm zu entziehen.

»Nur noch einmal.« Er war gnadenlos und zog diesmal mein blaues, linkes Auge auf. Dann legte er die Taschenlampe beiseite und fuhr mit den Händen über meinen Kopf. Ich zischte, als seine Finger eine wunde Stelle fanden. »Keine Gehirnerschütterung, Mercy, aber du hast eine dicke Beule hinten am Kopf, ein prächtiges Veilchen, und wenn ich mich nicht irre, wird die linke Seite deines Gesichts sich ebenfalls verfärben, noch bevor es hell wird. Warum behauptet dieser Blutsauger also, dass du die letzte Dreiviertelstunde bewusstlos gewesen bist?«

»Inzwischen eher eine Stunde«, sagte Stefan. Er saß wieder auf dem Boden, weiter entfernt von mir als zuvor, aber er beobachtete mich mit der Intensität eines Raubtiers.

»Ich weiß es nicht«, sagte ich, und das kam zittriger heraus, als mir lieb war.

Samuel setzte sich neben mich auf die Couch, griff nach der schmalen Decke, die den Schaden verbergen sollte, den Medea an der Couchlehne angerichtet hatte, und wickelte mich hinein. Er streckte die Hände nach mir aus, und ich wich zurück. Der Wunsch eines dominanten Wolfs, die Seinen zu beschützen, war ein mächtiger Instinkt – und Samuel war sehr dominant. Wenn ich ihm auch nur einen Zoll gab, würde er die ganze Welt und mein Leben übernehmen.

Dennoch, er roch nach dem Fluss, nach der Wüste und nach Fell – und diesem vertrauten Duft, der nur zu ihm gehörte. Ich hörte auf, mich ihm zu widersetzen, und ließ meinen schmerzenden Kopf an seinem Arm ruhen. Diese Wärme an meiner Schläfe half gegen die Kopfschmerzen. Vielleicht würde mein Kopf ja doch nicht abfallen, wenn ich mich einfach nicht mehr bewegte. Samuel gab ein leises, beruhigendes Geräusch von sich, und fuhr mit seinen kundigen Fingern durch mein Haar, wobei er die Beule sorgsam vermied.

Ich hatte ihm die Taschenlampe weder vergessen noch verziehen, aber dafür würde ich mich rächen, wenn es mir besser ging. Es war lange her, seit ich mich an jemanden angelehnt hatte, und obwohl ich wusste, wie dumm es war, Samuel sehen zu lassen, dass ich mich schwach fühlte, konnte ich mich nicht dazu durchringen, mich von ihm zu entfernen.

Ich hörte, wie Stefan in die Küche ging, den Kühlschrank öffnete und in den Schränken herumsuchte. Dann kam der Geruch des Vampirs näher, und er sagte: »Lassen Sie Mercy etwas trinken. Das wird...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2012
Reihe/Serie Mercy-Thompson-Reihe
Mercy-Thompson-Reihe
Übersetzer Winter Translations Inc.
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Autowerkstatt • DarkRomance • eBooks • Erotik • Fabelwesen • Fantasy • Gefahr • Liebe • MercyThompson • Reihe • Roman • Romantasy • Urban Fantasy • Vampir • Verwandlung • Walkerin • Werwölfe
ISBN-10 3-641-08650-7 / 3641086507
ISBN-13 978-3-641-08650-3 / 9783641086503
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