Winterkartoffelknödel (eBook)

Der erste Fall für den Eberhofer - Ein Provinzkrimi

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(Autor)

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2012 | 1. Auflage
240 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-41031-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Winterkartoffelknödel -  Rita Falk
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Franz Eberhofers erster Fall Nachdem der Eberhofer Franz seinen Dienst bei der Münchner Polizei quittieren musste und in sein niederbayerisches Heimatdorf Niederkaltenkirchen strafversetzt wurde, schiebt er eine ruhige Kugel. Seine Streifegänge führen ihn immer zum Wolfi auf ein Bier oder an den Küchentisch seiner stocktauben Großmutter. Sehr erholsam, bei all dem Zoff mit einem hanfanbauenden Vater (Alt-68er), der ihn mit Beatles-Dauerbeschallung noch in den Wahnsinn treibt. Aber manchmal muss der Eberhofer Franz auch in ziemlich grausigen Todesfällen ermitteln. So wie bei seinem ersten Fall: Da ist diese Geschichte mit den Neuhofers, die an den komischsten Dingen sterben. Mutter Neuhofer: erhängt im Wald. Vater Neuhofer (Elektromeister): Stromschlag. Jetzt ist da nur noch der Hans. Und wer weiß, was dem bevorsteht ... 

Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen >Hannes< und >Funkenflieger< hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben - weit über die Grenzen Bayerns hinaus.  

Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen ›Hannes‹ und ›Funkenflieger‹ hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben – weit über die Grenzen Bayerns hinaus.  

Kapitel 1


Ich geh also heute zum Simmerl (Dienstag Schlachttag: Blut- und Leberwürste). Ja, und da ist dann wieder diese Pelzmütze vor der Tür gelegen. Direkt vor der Eingangstür zur Metzgerei liegt eben diese Mütze. Ich weiß gar nicht, ob ich davon schon erzählt hab. Nein, wahrscheinlich nicht. Also: das war am Mittwoch (oder Donnerstag – egal), jedenfalls bin ich wie immer mit dem Ludwig meine Runde gegangen. Wir haben da eins-fünfundzwanzig gebraucht, für eine Eins-siebzehn-Runde, was aber hier keine Rolle spielt. Freilich ist der Ludwig wie immer brav vor mir her getrottet und hat auf einmal was aufgespürt. Ist dann ein paar Schritte voraus, hat was vom Boden aufgehoben und dem Herrle brav vor die Füße gelegt. Das war wie gesagt eine Pelzmütze. Und eine ziemlich kitschige obendrein, weil mit rosa Bändern und Glitzersteinen versehen. Die lag da so vor meinen Füßen und der Ludwig hat mit dem Schwanz gewedelt und sich gefreut. Dann plötzlich schnaufte eine Frau durch den Schnee und ich hab geglaubt, das ist jetzt sicher die Besitzerin von der Mütze und die ist froh, dass wir sie gefunden haben. Das war nicht ganz so. Weil: erstens war sie nicht froh, und zweitens war es keine Mütze. Bei genauerer Betrachtung hab ich dann vermutet, dass es ein Hund war, besser Hündlein, mit einem rosa Geschirr samt Glitzersteinen. Irgendwie hat die Frau (als sie wieder schnaufen konnte) mich angebrüllt, wieso ich mein Riesenmonster nicht besser im Griff hätte. Vermutlich hat sie den Ludwig gemeint. Dann hat sie mich angebrüllt, ob ich weiß, was so ein (der Name der Hunderasse spielt hier keine Rolle) Dingsbums eben kostet und wie empfindlich die sind.

Keine Ahnung.

Die Mütze lag immer noch am Boden und machte keinen Mucks. Wenn ich den Ludwig nicht so gut kennen würde, ich wär mir nicht sicher, ob die Mütze den Transport überlebt hat. Ja, dann hat die Frau das reglose Vieh auf den Arm gehievt, hat das nasse Laub von den Pfoten gezupft und ist wütend davongestampft. Ich hab mich wirklich gefragt, wie eine so zierliche Person so dermaßen stampfen kann. Aber gut.

Wie gesagt, dieser Zwischenfall hat uns unsere Bestzeit um acht Minuten überschreiten lassen, und das ist halt ärgerlich. Hab die Frau übrigens davor noch nie gesehen. Erst hab ich gedacht, das ist so ein Tagestourist, der will halt mal raus aus der Stadt und der kleinen Töle zeigen, dass man nicht nur an Laternenmasten schiffen kann. Aber nein, es muss wohl ein längerer Aufenthalt sein, weil eben heute die Mütze vor der Metzgerei lag.

 

Und heute ist Dienstag. Jedenfalls geh ich rein zum Simmerl, der sagt: »Servus Franz!«, und reibt sich die blutigen Hände an der Schürze ab. Dann seh ich die Frau wieder, die Besitzerin von der Mütze eben, und die tut so, als ob sie mich nicht bemerkt.

»Ist denn das Fleisch auch alles frisch?«, fragt sie den Simmerl. Der langt ihr eine Schweinshaxe über den Tresen und sagt: »Schauns’, Frau, wenns’ herlangen, dann könnens’ den Puls noch fühlen.« Die Frau schüttelt den Kopf und nimmt ein Paar Wiener. Dann zahlt sie und geht raus. Wie sie wieder reinkommt, sagt sie, ich soll mein Riesenmonster von ihrem Pelz nehmen. Ich schau so durchs Fenster und da liegt der Ludwig am Boden und in seiner Bauchmulde liegt die Mütze. Ich sag: »Ludwig, steh auf!«, und der Ludwig steht auf.

Die Frau nimmt das Vieh auf den Arm und geht weg. Ich frag dann den Simmerl, ob er weiß, wer das ist, und er sagt: »Ja, freilich! Das weiß doch ein jeder. Ich frag mich wirklich manchmal, Franz, wie du eigentlich der Dorfgendarm sein kannst, wennst’ immer der Letzte bist, der wo was erfährt. Blut- und Leberwürstl wie immer?«

»Sind denn die Würstl auch alle frisch?«, frag ich und muss grinsen.

»Frischer geht’s nicht. Die Sau ist erst heut früh an der Blutvergiftung krepiert, kam von der Leberzirrhose.«

»Heut früh sagst? Ja, frischer geht’s wirklich nimmer. Dann drei Stück von jeder, wie immer. Und jetzt erzähl, was du von der Frau weißt.«

Der Simmerl schneidet die Würste ab und packt sie in die Tüte.

»Ja, die. Die hat doch das alte Sonnleitnergut geerbt, hab ich gehört. Von der Tante oder der Großtante, was weiß ich. Die war ja auch schon ein paar Jahre im Pflegeheim davor. Ich kann mich an die Alte nimmer erinnern, du vielleicht?«

Ich schüttele den Kopf. Nein, ich kann mich nicht erinnern, dass überhaupt jemals irgendwer auf dem Sonnleitnergut gewohnt hat. Das ist ja auch kein Ort zum Wohnen. Wir haben uns da ja schon als Kinder in die Hosen geschissen, wenn wir bloß über die Mauer geschaut haben. Dieses alte Gemäuer mitten im Wald. Weit und breit kein Nachbar. Unheimlich. Und jetzt wohnt da so eine zierliche Frau mit einem winzigen Hund (vermute noch immer, dass es ein Hund ist, gesagt hat sie es nicht) in diesem düsteren Kasten. Ich weiß nicht. Könnt mir auch was Schöneres vorstellen. Ja, der Ludwig kriegt dann noch eine Weiße vom Simmerl und dann gehen wir heim.

 

Die Oma macht uns die Blut- und Leberwürste mit Kraut und Kartoffelstampf und der Papa frisst wie ein Schleuderaffe. Hinterher braucht er ein Schnapserl für den Magen und zieht sich wieder die Beatles rein. Ziemlich laut. Und ich bin froh, dass die Oma schon taub ist und sich nicht jeden Abend den gleichen Scheißdreck anhören muss. Ich geh dann mit dem Ludwig die Runde (eins-zwanzig, ich glaub, die Würstl waren zu schwer im Magen) und danach schau ich noch auf ein Bier oder zwei zum Wolfi rein. Das ist schön.

 

Wie ich daheim zur Tür reinkomm, fall ich zuerst einmal über einen Zementsack. Das ist scheiße, weil jetzt mein Knie aufgeschlagen ist. Wenn ich nicht bald mal Gas geb, wird der Saustall immer ein Saustall bleiben und ich muss wieder rüberziehen ins Haus. Das will ich aber auf gar keinen Fall! Schon allein wegen den Beatles. Also muss ich mich jetzt mal zusammenreißen und mit dem blöden Umbau weitermachen. Weil, wenn der nämlich einmal abgeschlossen ist, dann ist das ein Wohnkomfort vom Allerfeinsten: 50-cm-Außenwände, Rundbogenfenster, Deckengewölbe, Offenes Wohnen mit über hundert Jahre alten Stützbalken und ebenso alten Kalksteinkacheln. Jeder Architekt würde in Zuckungen geraten. Vor den Wohnluxus jedoch hat der liebe Gott die Arbeit gestellt. Und die Materialkosten. Und den Obi.

 

Der Ludwig haut sich dann auf den Zementsack und schon schnarcht er. Ich stell mir den Heizstrahler an, leg mich aufs Kanapee und schlaf ein. Aufwachen tu ich dann schweißgebadet, wie immer. Weil es auf dem Kanapee ungefähr fünfzig Grad hat und im restlichen Saustall ist es knapp über dem Gefrierpunkt, wie immer. Die Drähte vom Heizstrahler sind blau und nicht mehr gelb oder orange, und wie ich den Stecker rauszieh, sprüht’s überall Funken. Nein, ich muss mit dem Umbau jetzt weitermachen, so hat das alles keinen Zweck mehr. Wenn’s in der Arbeit ruhig zugeht, was aller Voraussicht und Erfahrung nach so ist, dann pack ich’s jetzt an.

 

Am nächsten Nachmittag fahr ich die Oma zum Aldi, weil der den Zucker im Angebot hat. Die Oma kauft zwanzig Kilogramm und eine Bluejeans, weil die auch im Angebot ist.

»Der Papa braucht ganz dringend eine neue, weil ich es satt hab, den löchrigen Fetzen, den er am Leib trägt, jede Woche zu flicken«, sagt sie. Sie hört halt nicht, was sie sagt, drum ist es ziemlich laut und die anderen Einkäufer schauen alle her. Wir gehen dann an die Kasse und die Oma fragt die Frau dort: »Ist das schon eine gescheite Qualität, die Bluejeans?« Die Kassiererin sagt, einwandfrei, sie hat selber zwei, und die Oma kann sie nicht hören. Ich halte dann den Daumen so nach oben und die Oma kapiert’s.

 

Auf dem Heimweg halt ich noch beim Obi an wegen Schrauben und Dübeln und ein paar Dämmplatten. Die Oma will nicht mit rein, weil ihr die Hühneraugen wehtun, sagt sie, und so bleibt sie halt im Auto sitzen.

Leider find ich keinen von diesen singenden, wahnsinnig geschickten, schlauen und flinken Verkäufern. Wobei das nicht ganz stimmt. Flink sind sie eigentlich schon, weil: immer, wenn ich einen entdecke – schwups – ist er auch schon wieder weg. Vermutlich zur Singstunde. Na, jedenfalls hab ich dann irgendwann mein Zeug zusammen und geh so zum Auto. Freilich hab ich, weil ja die Oma sitzen geblieben ist, den Autoschlüssel stecken lassen. Und das ist scheiße, wie sich jetzt rausstellt. Die Oma ist nämlich eingeschlafen und die Türen sind zu wegen Zentralverriegelung. Wahrscheinlich hat sie abgesperrt, damit sie nicht geklaut wird. Ja, und wenn man die Oma kennt, weiß man, da hilft kein Klopfen oder Rufen. Da hilft nur Warten. So renn ich mit dem Einkaufswagen immer um das Auto rum, wegen der Kälte. Zu weit weg will ich mich nicht entfernen (hätte ja derweil einen Kaffee trinken können in dem Bistro vom Obi – aber nein), weil: es hätte ja sein können, dass die Oma kurz aufwacht und dann bin ich beim Kaffeetrinken. Also lauf ich zweieinhalb Stunden um das Auto rum. Einmal kommt der Hausdetektiv und fragt, ob er mir helfen kann. Ich zeig ihm meinen Dienstausweis und sag, ich arbeite undercover. Er meint, dass ich nicht sehr unauffällig agiere. Und ich empfehle ihm, er soll sich jetzt lieber schleichen, weil er nämlich der Einzige wär, der grad auffällt.

Ja, und dann wacht die Oma irgendwann auf und öffnet die Tür. Es ist jetzt draußen schon stockmauernfinster und sie brüllt mich an: »Was in Dreiherrgottsnamen hast du jetzt da so lang drin gemacht?«

Jesus Christus!

Der Papa sagt hernach, die Jeans ist scheiße und sie soll sie zurückbringen und lieber noch mal zwanzig Kilogramm Zucker...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2012
Reihe/Serie Franz Eberhofer
Franz Eberhofer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1. Fall • bayerische Küche • Bayern • Bayernkrimi • Bestseller • Deutschsprachige Krimis • Dorfpolizist • eBook • Ed Herzog • Eisi Gulp • Erster Fall • Franz Eberhofer • Heimatkrimi • Humor • Krimi • Krimiparodie • Kultkrimi • Kultkrimis • Niederbayern • Niederkaltenkirchen • Oma Eberhofer • Provinzkrimi • Regiokrimi • regiokrimi bayern • Regionalkrimi • Rezepte Bayern • Rudi Birkenberger • Sebastian Bezzel • Simon Schwarz • Unterhaltung • Verfilmte Bücher
ISBN-10 3-423-41031-0 / 3423410310
ISBN-13 978-3-423-41031-1 / 9783423410311
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