Der Präsident (eBook)

Roman

(Autor)

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2012 | 1. Aufl. 2012
576 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-8387-1709-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Präsident - David Baldacci
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Luther Whitney, ein Einbrecher, plant seinen letzten Coup. Eine leerstehende Villa schient dafür wie geschaffen. Doch als er gerade das Schlafzimmer ausräumen will, fährt ein Wagen vor. Ein distinguierter älterer Herr und eine junge Frau steigen aus und betreten das Haus, offensichtlich bereit für eine heiße Liebesnacht. Aber es kommt zum Streit und zu heftigen Auseinandersetzungen. Von seinem Versteck aus beobachtet Luther, wie zwei Leibwächter die Tür aufstoßen und die Frau erschießen. Alle Spuren werden eilig beseitigt. Luther will die Mörder jedoch nicht so einfach davonkommen lassen. Er ahnt nicht, worauf er sich einläßt ...

 


KAPITEL 2 Drei Blocks vom strahlend weißen Gebäudekomplex des Kapitals der Vereinigten Staaten entfernt, öffnete Jack Graham die Tür zu seiner Wohnung, warf den Mantel auf den Boden und ging schnurstracks zum Kühlschrank. Mit einem Bier in der Hand ließ er sich auf die abgewetzte Couch im Wohnzimmer fallen. Prüfend wanderte sein Blick durch das kleine Zimmer, während er die Flasche ansetzte.

Es bestand ein ziemlicher Unterschied zu dem Ort, an dem er gerade gewesen war. Er behielt das Bier einen Augenblick im Mund und schluckte es dann hinunter. Die Kiefermuskulatur spannte und lockerte sich. Langsam verflogen die nagenden Zweifel, aber sie würden wiederkommen; das taten sie immer.

Jack Graham kam von einer weiteren bedeutenden Dinnerparty bei seiner zukünftigen Frau, deren Familie und dem Kreis ihrer gesellschaftlichen und geschäftlichen Bekannten. Menschen auf diesem Niveau hatten anscheinend keine einfachen Freunde, mit denen sie nur herumhingen. Jeder erfüllte eine bestimmte Funktion, wobei das Ganze mehr ergab als die Summe der einzelnen Teile. Zumindest war es so gedacht, wenngleich Jack seine eigene Meinung zu dem Thema hatte.

Die Industrie- und Finanzwelt war ausgiebig vertreten und warf mit Namen um sich, die Jack im Wall Street Journal las, bevor er auf die Sportseiten umblätterte, um zu sehen, wie es bei den Skins oder Bullets lief. Politiker waren eifrig unterwegs, um Stimmen für die Zukunft und Dollars für die Gegenwart abzustauben. Die Gruppe wurde abgerundet durch die allgegenwärtigen Anwälte, zu denen auch Jack gehörte, einen Arzt, der etwas konservatives Flair einbringen sollte, und ein paar Vertreter öffentlicher Einrichtungen, was zum Ausdruck bringen sollte, dass die Mächtigen auch Mitgefühl für die Nöte der Durchschnittsbürger besaßen.

Nachdem Jack das Bier ausgetrunken hatte, stellte er den Fernseher an. Er streifte die Schuhe ab und warf die gemusterten Vierzig-Dollar-Socken, die ihm seine Verlobte gekauft hatte, achtlos über den Lampenschirm. Mit der Zeit würde sie ihm vermutlich Zweihundert-Dollar-Hosenträger und dazu passende handbemalte Krawatten umhängen. Scheiße!

Während er sich die Zehen rieb, zog er ernsthaft ein zweites Bier in Erwägung. Dem Fernseher gelang es nicht, seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Jack strich sich das dichte, dunkle Haar aus den Augen und machte sich zum tausendsten Mal Gedanken darüber, in welche Richtung sich sein Leben neuerdings bewegte – und zwar mit der Geschwindigkeit eines Space-Shuttles.

Die Firmenlimousine hatte ihn und Jennifer Baldwin in ihre Stadtwohnung im Nordwesten von Washington gebracht, wohin Jack nach der Hochzeit wahrscheinlich ziehen würde; denn Jennifer hasste seine Wohnung. Irgendwie hatte er sich herausgeredet, um nicht über Nacht bleiben zu müssen, weil er sie einfach keine Minute länger hatte ertragen können. Die Hochzeit lag nur noch sechs Monate in der Zukunft, was für ein Brautpaar überhaupt keine Zeit zu sein schien, und er saß hier und fragte sich, ob das wirklich alles so richtig war.

Jennifer Ryce Baldwin war so wunderschön, dass sich Frauen ebenso oft nach ihr umdrehten wie Männer. Darüber hinaus war sie klug und ehrgeizig, stammte von altem Geldadel ab und hatte die Absicht, Jack zu heiraten. Jennifers Vater leitete eine der größten Baufirmen des ganzen Landes. Einkaufszentren, Bürogebäude, Radiostationen, ganze Parzellenareale – es gab nichts, in dem er nicht die Finger hatte. Ihr Urgroßvater väterlicherseits war einer der echten Industriemagnaten des Mittelwestens gewesen, und der Familie ihrer Mutter hatte einst ein beträchtlicher Teil der Bostoner Innenstadt gehört. Die Götter meinten es schon in jungen Jahren überaus gut mit Jennifer Baldwin. Jack kannte keinen aus seiner Altersklasse, der ihn nicht zutiefst beneidete.

Er rutschte auf dem Sofa hin und her und massierte sich die steife Schulter. Seit einer Woche hatte er nicht mehr trainiert. Die Muskeln seines einsfünfundachtzig großen Körpers waren auch mit zweiunddreißig Jahren noch genauso klar definiert wie während der High-School-Zeit, wo er den anderen in praktisch jeder Sportart überlegen gewesen war, und der Zeit am College, wo die Konkurrenz dann um einiges härter wurde, er aber als Schwergewichtsringer noch gut genug für das zweite All-American- und das erste All-Academic-Team war. Diese Kombination hatte Jack an die Juristische Fakultät der Universität von Virginia gebracht. Dort schloss er als einer der besten seiner Klasse ab und wurde gleich darauf Pflichtverteidiger für Strafrecht im Gerichtsbezirk District of Columbia.

All seine Studienkollegen hatten sich nach der Uni für große Firmen entschieden. Mehr als einer von ihnen hatte ihn angerufen und ihm einen guten Psychiater empfohlen, der ihn von seiner geistigen Verwirrung heilen sollte. Jack lächelte. Fünf Jahre als Pflichtverteidiger. Er holte sich noch ein Bier. Nun war der Kühlschrank leer.

Die meisten Menschen waren sich der Tatsache nicht bewusst, dass die Pflichtverteidigerschaft aus höchst fähigen Anwälten bestand. Jack hatte Glück gehabt, gleich nach der Ausbildung in ihre Reihen aufgenommen zu werden. Wenn also ein erfahrener Pflichtverteidiger im Gerichtssaal gegen einen Anklagevertreter der Vereinigten Staaten antrat, standen sich meist zwei nahezu ebenbürtige Gegner gegenüber.

Jacks erstes Jahr, in dem er lernte, wie alles ablief, war hart gewesen. Er verlor mehr Fälle, als er gewann. Mit der Zeit ging er zu schwereren Delikten über. Und da er all seine jugendliche Energie, seine natürliche Befähigung und sein gesundes Urteilsvermögen in jeden dieser Fälle einbrachte, begann das Blatt sich zu wenden.

Und dann fing er an, einigen Leuten im Gericht heftig auf die Zehen zu steigen.

Bald entdeckte Jack, dass er ein Naturtalent für diese Rolle war, dass er für Kreuzverhöre genauso viel Begabung mitbrachte wie damals, als er viel größere Männer über eine fünf Zentimeter dicke Matte wirbelte. Er fühlte sich in die High-School-Zeit zurückversetzt, war wieder allen überlegen, sogar den erfahrensten Staatsanwälten. Die Richter wurden auf ihn aufmerksam. Sie brachten ihm, einem Anwalt, Respekt und Sympathie entgegen, das musste man sich mal vorstellen!

Dann hatte er bei einem Empfang der Anwaltskammer Jennifer getroffen. Sie war Stellvertretende Leiterin für Entwicklung und Marketing bei Baldwin Enterprises. Unschwer war zu erkennen, dass sie ihre Sache hervorragend machte. Neben ihrer dynamischen Erscheinung besaß sie die Gabe, jedem, mit dem sie sprach, das Gefühl zu vermitteln, dass seine Meinung wichtig sei, auch wenn sie sich ihr nicht unbedingt anschloss. Kurz, sie war eine Schönheit, die sich nicht ausschließlich auf dieses Attribut verlassen musste.

Unter dem aufsehenerregenden Äußeren lag noch mehr verborgen. Zumindest schien es so. Jack wäre kein Mann gewesen, hätte er sich nicht von ihr angezogen gefühlt. Und sie hatte bereits sehr bald deutlich zu erkennen gegeben, dass diese Anziehung auf Gegenseitigkeit beruhte. Dabei zeigte sie sich zunächst beeindruckt von dem Idealismus, den er für die Benachteiligten der Gesellschaft aufbrachte, die in der Bundeshauptstadt eines Verbrechens angeklagt wurden; doch Schritt für Schritt hatte sie ihn davon überzeugt, dass er seinen Teil für die Armen, die Dummen und die Pechvögel geleistet hatte und vielleicht anfangen sollte, sich um sich selbst und die eigene Zukunft zu kümmern, und dass sie vielleicht Teil dieser Zukunft sein könnte. Als Jack schließlich als Pflichtverteidiger zurücktrat, gab das Büro der Staatsanwaltschaft ihm zu Ehren eine Abschiedsfeier mit allem Drum und Dran, ein deutliches Zeichen dafür, dass man froh war, ihn loszuwerden. Das allein hätte ihm damals zeigen müssen, dass es noch eine Menge Armer, Dummer und Pechvögel gab, die seine Hilfe benötigten. Er erwartete nicht, dass sich das erregende Gefühl, das er als Pflichtverteidiger empfunden hatte, noch steigern ließ; solche Abschnitte gab es wohl nur einmal im Leben, danach nie wieder. Aber man konnte nicht immer auf der Stelle treten. Sogar kleine Jungs wie Jack Graham mussten eines Tages erwachsen werden. Vielleicht war die Zeit wirklich reif.

Er schaltete den Fernseher aus, griff sich eine Tüte Chips und trottete ins Schlafzimmer. Dabei musste er über einen Haufen schmutziger Wäsche hinwegsteigen, der vor der Tür lag. Dass sie seine Wohnung nicht mochte, konnte er Jennifer nicht verübeln. Er war nun mal ein Chaot. Was ihn aber störte, war die Gewissheit, dass Jennifer auch dann nicht hier wohnen würde, wenn alles blitzsauber wäre. Ein Grund dafür war die Gegend. Natürlich lag die Wohnung in Capitol Hill, aber nicht im kultivierten Teil davon, weit gefehlt.

Dann war da noch die Größe. Ihre Wohnung musste knapp fünfhundert Quadratmeter groß sein, ohne dabei die Dienstunterkünfte für die Hausmädchen und die Doppelgarage zu berücksichtigen, in der ihr Jaguar und ihr brandneuer Range Rover untergebracht waren. Als ob man in den verkehrsüberlasteten Straßen von Washington, D. C, ein Auto brauchte, das in gerader Linie einen Sechstausender erklimmen konnte!

Jacks Wohnung verfügte über vier Zimmer, wenn man das Badezimmer mitzählte. Er betrat das Schlafzimmer, zog sich aus und ließ sich ins Bett fallen. An der gegenüberliegenden Wand hing eine kleine Plakette, die seinen Eintritt bei Patton, Shaw & Lord verkündete. Sie hatte zuvor in seinem Büro gehangen, bis es ihm zu beschämend geworden war, sie anzusehen. PS&L war in der Bundeshauptstadt die Nummer eins unter den Anwaltskanzleien für Körperschaftsrecht. Die Gesellschaft betreute Hunderte von Firmen besten Rufes, einschließlich der seines künftigen Schwiegervaters, die für das...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2012
Übersetzer Michael Krug
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Agent • Arlington • blutig • Blutlinie • Charlottesville • Chemie des Todes • Chris Carter • Cody McFadyen • Cody Mcfadyen Bücher • Dan Brown • Daniel Silva • Das Schweigen der Lämmer • David Baldacci Bücher • David Baldacci Camel Club • David Baldacci Camel Club Hörbuch • David Baldacci Camel Club Reihenfolge • David Baldacci Das Versprechen • David Baldacci Der Killer • David Baldacci Der Präsident • David Baldacci escape • David Baldacci Hörbuch • David Baldacci King and Maxwell • David Baldacci Psychothriller • David Baldacci Thriller • David Baldacci zero day • detective • Dexter • ethan cross • FBI • Fitzek • Gänsehaut • Geheimagent • Geheimdienst • Hannibal Lecter • Kalte Asche • Karin Slaughter • Krimi Bestseller • Krimi Hörbuch • Kriminalroman • Krimi USA • Politthriller • Polizei • Psycho • Psychothriller • Psychothriller bücher • Russell Blake • Schlitzer • Serienkiller • Serienmörder • simon beckett • Spannung • Spionageroman • Spionagethriller • Thriller • Thriller; 20. - 21. Jahrhundert; USA; Politthriller • Thriller Bestseller • Thriller Bücher • Thriller Hörbuch • Thriller kindle • todeskünstler • USA • Vatikan • Verschwörung • Verwesung • Virginia
ISBN-10 3-8387-1709-0 / 3838717090
ISBN-13 978-3-8387-1709-8 / 9783838717098
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