20000 Meilen unter den Meeren (eBook)

Roman

(Autor)

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2011 | 1. Auflage
510 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-401786-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

20000 Meilen unter den Meeren -  Jules Verne
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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenportät aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Der Roman über den geheimnisvollen Kapitän Nemo, der mit seinem U-Boot Nautilus durch die Weltmeere taucht, gehört zu den bekanntesten Werken Jules Vernes. Er führt den Leser in eine spektakuläre Unterwasserwelt. Schilderungen geographischer und technischer Details sowie phantastische Abenteuer - etwa der Kampf mit einem Riesenkraken oder die Entdeckung des sagenhaften Atlantis - bereiten ein atemberaubendes Lesevergnügen.

Jules Verne wurde 1828 in Nantes geboren. Er studierte Jura und schrieb schon während des Studiums Theaterstücke und Erzählungen. Seine Romane, die ab 1863 erschienen, waren von Anfang an Bestseller. Als Begründer der modernen Science-Fiction-Literatur ist Jules Verne zum Klassiker und Begründer neuer Mythen geworden. Er starb 1905 in Amiens.

Jules Verne wurde 1828 in Nantes geboren. Er studierte Jura und schrieb schon während des Studiums Theaterstücke und Erzählungen. Seine Romane, die ab 1863 erschienen, waren von Anfang an Bestseller. Als Begründer der modernen Science-Fiction-Literatur ist Jules Verne zum Klassiker und Begründer neuer Mythen geworden. Er starb 1905 in Amiens.

1. Teil


I Die geheimnisvolle Klippe


Das Jahr 1866 stand im Zeichen merkwürdiger Vorgänge, die alle Welt zutiefst bewegten. In den Hafenstädten kursierten wilde Gerüchte, welche die Gemüter erregten und insbesondere die Seeleute berührten. Aber auch Kaufleute, Reeder, Schiffsherren, Besitzer von Handelsflotten in Europa und Amerika, Offiziere der Kriegsmarinen aus aller Herren Länder und schließlich die Regierungen der Staaten der beiden Kontinente: Sie alle zeigten sich in hohem Maße besorgt.

Seit geraumer Zeit nämlich war es auf hoher See wiederholt zu Begegnungen zwischen Schiffen unterschiedlicher Herkunft und einem auffälligen Gegenstand gekommen, einem länglichen, spindelförmigen, zuweilen phosphoreszierenden Objekt, das an einen Wal erinnerte, aber viel größer und schneller war.

Sämtliche Logbucheintragungen stimmten ziemlich genau darin überein, was die äußere Form des besagten Phänomens, seine unglaubliche Wendigkeit, die erstaunliche Kraft seiner Bewegungen sowie die Lebensäußerungen betraf, die ihm eigentümlich waren. Handelte es sich tatsächlich um einen Wal, so übertraf er an Größe alle Exemplare, welche die Wissenschaftler bis dahin registriert hatten, und keiner von ihnen hätte wohl eingeräumt, daß ein solches Ungeheuer existieren könne, es sei denn, er hätte sich mit eigenen Augen davon überzeugen können.

Allzu vorsichtige Naturen schrieben dem Objekt eine Länge von zweihundert Fuß zu, wieder andere übertrieben ihre Schätzungen in die andere Richtung und behaupteten, daß es anderthalb Kilometer breit und fünf Kilometer lang sei. Doch auch wenn man diese Übertreibungen nicht berücksichtigte, so kam man aufgrund der Beobachtungen doch nicht um die Erkenntnis herum, daß dieses außergewöhnliche Wesen weitaus größere Ausmaße aufweisen mußte, als Ichthyologen sie bei Meerestieren bis dahin für möglich gehalten hatten – immer vorausgesetzt natürlich, daß es überhaupt existierte.

Nun konnte aber die Tatsache, daß es existierte, nicht weiter in Abrede gestellt werden, und wer um die Neigung des Menschen weiß, sich an phantastischen Vorkommnissen zu berauschen, der wird leicht die Erregung verstehen, welche diese übernatürliche Erscheinung in der ganzen Welt hervorrief. Niemand hätte sich mehr erlauben können, sie ins Reich der Fabeln zu verweisen.

Am 20. Juli 1866 war der Dampfer Governor Higginson der »Calcutta and Burnach Steam Navigation Company« der schwimmenden Masse neun Kilometer östlich der australischen Küste begegnet. Kapitän Baker glaubte zuerst, ein unbekanntes Riff vor sich zu haben. Er schickte sich gerade an, seine genaue Position zu bestimmen, als plötzlich aus dem Gegenstand zwei Wassersäulen zischend etwa hundertfünfzig Fuß hoch in die Luft gestoßen wurden. Da man nicht davon ausgehen konnte, daß auf der Klippe ein Geysir tätig war, mußte man auf der Governor Higginson unweigerlich annehmen, daß man es mit irgendeinem bis dahin unbekannten Wassersäuger zu tun hatte, der durch seine Spritzlöcher ein Gemisch von Wasser, Luft und Dampf ausstieß.

Eine ähnliche Beobachtung, ebenfalls im Pazifik, vermeldete am 23. Juli des gleichen Jahres die Cristóbal Colón der »West India and Pacific Steam Company«. Demnach mußte der außergewöhnliche Walfisch in der Lage sein, sich mit ungewöhnlicher Schnelligkeit zu bewegen, denn die Governor Higginson und die Cristóbal Colón hatten ihn im Abstand von drei Tagen an zwei Punkten gesichtet, die mehr als siebenhundert Meilen, also fast dreitausend Kilometer, voneinander entfernt waren.

Als vierzehn Tage später in zweitausend Meilen Entfernung die Helvetia der »Compagnie Nationale« und die Shannon der »Royal Mail« in entgegengesetzter Richtung den Atlantik zwischen den Vereinigten Staaten und Europa überquerten, meldeten beide Schiffe das Auftauchen des Ungeheuers auf 42° 15' nördlicher Breite und 60° 35' westlicher Länge vom Greenwich-Meridian. Als Ergebnis dieser gleichzeitigen Beobachtung des Säugetiers glaubte man Rückschlüsse auf seine Mindestlänge ziehen zu können und veranschlagte es auf ungefähr hundertzehn Meter, da es etwas größer als die Shannon und die Helvetia gewesen war, die zwischen Vorder- und Achtersteven immerhin eine Länge von hundert Metern aufwiesen. Dagegen haben die größten Wale, die in den Gewässern der Aleuten um die Inseln Kulammak und Umgullick vorkommen, kaum je eine Länge von sechzig Metern überschritten, wenn sie sie überhaupt erreichten.

Diesen Schlag auf Schlag eintreffenden Berichten folgten bald neue Nachrichten über die Erscheinung, die in der Öffentlichkeit für großes Aufsehen sorgten. Der Dampfer Le Pereire, der auf der Atlantikroute eingesetzt war, meldete, daß er das Ungetüm gesichtet habe; die Ätna der Reederei Iseman behauptete sogar, mit dem Objekt zusammengestoßen zu sein. Ferner gab es ein von Offizieren der französischen Fregatte La Normandie verfaßtes Protokoll über eine Begegnung sowie schließlich einen äußerst ernst zu nehmenden, mit detaillierten Positionsangaben versehenen Rapport durch die Offiziere der von Fitz James befehligten Lord Clyde. In den Ländern, in denen man alles mit Humor zu nehmen pflegte, machte man seine Scherze über das Monster, während ernster gesinnte und dem praktischen Denken zuneigende Nationen wie England, Amerika und Deutschland sich eingehend mit den Vorfällen beschäftigten.

Bald war das Ungeheuer zum Thema Nummer eins in allen großen Städten der Welt geworden. In den Kaffeehäusern stand es im Mittelpunkt leidenschaftlicher Debatten, in den Zeitungen erschienen spöttische Artikel, und selbst die Theater nahmen sich des Themas an. Es war ein gefundenes Fressen für alle möglichen Blätter, die fleißig ein buntes Sammelsurium an Zeitungsenten in die Welt setzten, wie es seinesgleichen bis dahin noch nicht gegeben hatte. Die Blätter wurden den Verkäufern förmlich aus den Händen gerissen, und überall erschienen Abbildungen von Fabelwesen und sagenhaften Untieren, angefangen vom furchterregenden Moby Dick, dem weißen Wal aus dem Nordmeer, bis zum gigantischen Kraken, der mit seinen gewaltigen Tentakeln ein Schiff von fünfhundert Tonnen umschlingen und in den Abgrund des Ozeans herabziehen konnte. Ja, man berief sich sogar auf Schriften aus der Antike und zitierte Aristoteles und Plinius, die von der Existenz derartiger Ungetüme sprachen. Außerdem wurden die Aufzeichnungen des norwegischen Bischofs Pontoppidan als Beleg herangezogen, die Erzählungen Paul Heggedes und schließlich noch die Notizen M. Harringtons, dessen Glaubwürdigkeit außer Frage stand: Bei ihm war die Rede von einer riesigen Seeschlange, die er 1857 gesehen hatte, als er auf der Castillan unterwegs war.

Die Frage, ob das Monster existierte oder nicht, erhitzte die Gemüter, und in den wissenschaftlichen Gesellschaften und Fachzeitschriften kam es zu heftigen, leidenschaftlich geführten Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern und Gegnern einer solchen Theorie. Journalisten, die sich im Wettstreit mit phantasiebegabten Schöngeistern auf die Seite der Wissenschaft schlugen, vergossen in ihrem denkwürdigen Feldzug nicht nur kübelweise Tinte, sondern einige von ihnen sogar zwei, drei Tropfen echten Blutes, denn im Streit über die Existenz des ominösen Wesens wurden zuweilen Beleidigungen ausgestoßen, die eine handgreifliche Beilegung der Meinungsverschiedenheiten geradezu unvermeidlich machten.

Und so wogte dieser Krieg der Worte sechs Monate lang hin und her. Mal war die eine Seite im Vorteil, dann wieder bekamen ihre Gegner Oberwasser. Den fundierten Artikeln des Geographischen Instituts von Brasilien, der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der Britischen Gesellschaft für Naturforschung, des Smith-Instituts zu Washington, den Ausführungen im Indian Archipelago, im Cosmos des Abbé Moigno, in den Mitteilungen von Petermann und in den wissenschaftlichen Chroniken der großen Zeitungen Frankreichs und des Auslands begegneten die kleineren Blätter immer wieder mit schier unerschöpflichem Sprachwitz. »Die Natur schafft keine Dummköpfe«, parodierten ihre geistreichen Schreiber einen Satz des berühmten schwedischen Botanikers Linné und beschworen ihre Zeitgenossen, die Natur der Dinge zu akzeptieren und das Vorkommen von Kraken, Seeschlangen, Moby Dicks und anderer aus Seemannsgarn gesponnener Fabelwesen auszuschließen. Schließlich versetzte ein Artikel in einem weithin gefürchteten Satireblatt dem Monster den Todesstoß. Dieser Artikel, vom populärsten Redakteur der Zeitschrift mit beschwingter Feder niedergeschrieben, vermittelte zuerst einen Überblick über den Stand der Debatte, um dann endgültig mit der Mär vom Ungeheuer aufzuräumen und demselben unter allgemeinem, schallendem Gelächter vollends den Garaus zu machen. Der Wortwitz hatte über die Wissenschaft triumphiert.

Und so schien sich die Debatte in den ersten Monaten des Jahres 1867 erledigt zu haben, und es hatte auch nicht den Anschein, daß sie wieder aufflackern sollte, als der Öffentlichkeit plötzlich neue Tatsachen bekannt wurden. Nun hatte man es nicht mehr nur mit einer wissenschaftlichen Frage zu tun, die eine Antwort verlangte, sondern diesmal ging es um eine wirkliche und ernsthafte Bedrohung. Das Problem stellte sich jetzt unter einem ganz anderen Gesichtspunkt dar, und erneut wurde die Erscheinung je nach Standpunkt zu einer kleinen Insel, zu einem Felsen oder zu...

Erscheint lt. Verlag 5.12.2011
Reihe/Serie Fischer Klassik Plus
Fischer Klassik Plus
Übersetzer Martin Schoske
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuerliteratur • Abenteurer • Atlantis • Entdecker • Fantasy • Golfstrom • Kapitän Nemo • Nautilus • Phantasie Fantasie • Pierre Aronnax • Riesenkrake • Roman • Technologie • U-Boot • Unterseeboot
ISBN-10 3-10-401786-7 / 3104017867
ISBN-13 978-3-10-401786-0 / 9783104017860
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