Mieses Karma (eBook)

(Autor)

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2009 | 1. Auflage
384 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-30261-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mieses Karma -  David Safier
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Moderatorin Kim Lange hält endlich den heißersehnten Fernsehpreis in den Händen. Schade, dass sie noch am selben Abend von den Trümmern einer Raumstation erschlagen wird. Im Jenseits erfährt Kim, dass sie in ihrem Leben sehr viel mieses Karma gesammelt hat. Zur Strafe findet sie sich mit sechs Beinen und Fühlern in einem Erdloch wieder: Sie ist eine Ameise! Da hilft nur eins: Gutes Karma muss her! «Eine irre Idee, gespickt mit kuriosen Einfällen.» (Brigitte) «Ungemein witzig, elegant geschrieben und dabei hinreißend albern.» (Max) «Ein wirklich überraschendes und witziges Buch!» (NDR) «Höchst amüsant!» (Hamburger Morgenpost)

David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter «Mieses Karma», «Jesus liebt mich», «Happy Family» und «MUH!» erreichten Millionenauflagen im In- und Ausland. Der erste Band seiner Krimireihe rund um die Ex-Kanzlerin gehört zu den bestverkauften Büchern des Jahres 2021. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

David Safier, 1966 geboren, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahre. Seine Romane, darunter «Mieses Karma», «Jesus liebt mich», «Happy Family» und «MUH!» erreichten Millionenauflagen im In- und Ausland. Der erste Band seiner Krimireihe rund um die Ex-Kanzlerin gehört zu den bestverkauften Büchern des Jahres 2021. Als Drehbuchautor wurde David Safier unter anderem mit dem Grimme-Preis sowie dem International Emmy ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Bremen, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

1. Kapitel


Der Tag, an dem ich starb, hat nicht wirklich Spaß gemacht. Und das lag nicht nur an meinem Tod. Um genau zu sein: Der schaffte es gerade so mit Ach und Krach auf Platz sechs der miesesten Momente des Tages. Auf Platz fünf landete der Augenblick, in dem Lilly mich aus verschlafenen Augen ansah und fragte: «Warum bleibst du heute nicht zu Hause, Mama? Es ist doch mein Geburtstag!»

Auf diese Frage schoss mir folgende Antwort durch den Kopf: «Hätte ich vor fünf Jahren gewusst, dass dein Geburtstag und die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises mal auf einen Tag fallen würden, hätte ich dafür gesorgt, dass du früher zur Welt gekommen wärst. Mit Kaiserschnitt!»

Stattdessen sagte ich nur leise zu ihr: «Es tut mir leid, mein Schatz.» Lilly knabberte traurig am Ärmel ihres Pumuckl-Pyjamas, und da ich diesen Anblick nicht länger ertragen konnte, fügte ich schnell den magischen Satz hinzu, der jedes traurige Kindergesicht wieder zum Lächeln bringt: «Willst du dein Geburtstagsgeschenk sehen?»

Ich hatte es selbst noch nicht gesehen. Alex musste es besorgen, da ich vor lauter Arbeit in der Redaktion schon seit Monaten nicht mehr irgendwo einkaufen war. Ich vermisste das auch nicht. Für mich gab es kaum etwas Nervigeres als in der Supermarktschlange wertvolle Lebenszeit zu vergeuden. Und für all die schönen Dinge des Lebens, von Kleidung über Schuhe bis hin zu Kosmetika, musste ich nicht einkaufen gehen. Die bekam ich dankenswerterweise als Kim Lange, Moderatorin von Deutschlands wichtigster Polit-Talkshow, von den nobelsten Firmen gestellt. Die «Gala» zählte mich dementsprechend zu den «bestangezogenen Frauen um die dreißig», während eine andere große Boulevardzeitung mich weniger schmeichelhaft als «leicht stämmige Brünette mit deutlich zu dicken Schenkeln» bezeichnete. Ich lag mit der Zeitung im Clinch, weil ich verboten hatte, Fotos von meiner Familie abzudrucken.

«Hier ist eine kleine, wunderschöne Frau, die will ihr Geschenk haben», rief ich durchs Haus. Und aus dem Garten tönte es zurück: «Dann soll diese wunderschöne kleine Frau mal herauskommen!» Ich nahm meine aufgeregte Tochter an die Hand und sagte zu ihr: «Zieh dir aber deine Hausschühchen an.»

«Ich will die nicht anziehen», motzte Lilly.

«Du erkältest dich sonst!», warnte ich. Aber sie antwortete nur: «Ich hab mich gestern auch nicht erkältet. Und da hatte ich auch keine Hausschuhe an.»

Und eh ich ein vernünftiges Gegenargument für diese abstruse, aber in sich geschlossene Kinderlogik gefunden hatte, lief Lilly auch schon barfuß in den vom Morgentau glänzenden Garten.

Geschlagen folgte ich ihr und atmete tief ein. Es roch nach «bald ist Frühling», und ich freute mich zum tausendsten Mal mit einer Mischung aus Verblüffung und Stolz darüber, dass ich meiner Tochter so ein tolles Potsdamer Haus mit einem Riesengarten bieten konnte, war ich doch selbst in einem Berliner Plattenbau aufgewachsen. Unser Garten dort hatte lediglich aus drei Blumenkästen bestanden, bepflanzt mit Geranien, Stiefmütterchen und Zigarettenkippen.

Alex erwartete Lilly an einem von ihm selbst zusammengezimmerten Meerschweinchenkäfig. Er sah mit seinen dreiunddreißig Jahren immer noch verdammt gut aus – wie eine jüngere Version von Brad Pitt, nur dankenswerterweise ohne dessen langweiligen Schlafzimmerblick. Ich wäre wohl von seinem Aussehen hin und weg gewesen, wenn noch alles okay zwischen uns gewesen wäre. Doch leider war unsere Beziehung zu diesem Zeitpunkt so stabil wie die Sowjetunion 1989. Und sie hatte ähnlich viel Zukunft.

Alex kam nicht damit klar, mit einer erfolgreichen Frau verheiratet zu sein, und ich nicht damit, mit einem frustrierten Hausmann zusammenzuleben, den es von Tag zu Tag fertiger machte, dass er sich auf dem Spielplatz von anderen Müttern anhören musste: «Es ist ja sooo toll, wenn ein Mann sich um die Kinder kümmert, anstatt dem Erfolg hinterherzujagen.»

Entsprechend begannen Gespräche zwischen uns oft mit «Deine Arbeit ist dir wichtiger als wir» und endeten noch häufiger mit «Wehe, du wirfst jetzt den Teller, Kim!».

Früher folgte darauf wenigstens noch Versöhnungssex. Jetzt hatten wir schon seit drei Monaten keinen mehr. Was schade war, denn unser Sex war ordentlich bis großartig, je nach Tagesform. Und das will was heißen, denn mit all den Männern, die ich vor Alex hatte, war Sex nicht gerade ein Anlass gewesen, die innere La-Ola-Welle zu machen.

«Hier ist dein Geschenk, wunderschönes Mädchen», sagte Alex lächelnd und zeigte auf das mümmelnde Meerschweinchen im Stall. Lilly rief begeistert: «Ein Meerschweinchen!» Und ich ergänzte entsetzt in Gedanken: «Ein verdammt schwangeres Meerschweinchen!»

Während Lilly ihr neues Haustier voller Freude betrachtete, packte ich Alex an der Schulter und zog ihn zur Seite.

«Das Vieh ist kurz davor, sich zu vermehren», sagte ich zu ihm.

«Nein, Kim, es ist nur etwas dick», wiegelte er ab.

«Wo hast du es denn her?»

«Von einer gemeinnützigen Tierfarm», kam die pampige Antwort.

«Warum hast du es denn nicht in einem Zooladen gekauft?»

«Weil die Tiere da genauso am Rad drehen wie deine Fernsehtypen.»

Peng! Das sollte mich treffen, und das tat es auch. Ich atmete durch, schaute auf die Uhr und sagte mit gepresster Stimme: «Keine dreißig Sekunden.»

«Wie ‹keine dreißig Sekunden›?», fragte Alex irritiert.

«Du hast keine dreißig Sekunden mit mir geredet, ohne mir Vorwürfe zu machen, dass ich heute zu der Verleihung gehe.»

«Ich mach dir keine Vorwürfe, Kim. Ich stell nur deine Prioritäten in Frage», erwiderte er.

Das alles regte mich wahnsinnig auf, denn eigentlich hätte ich mir doch gewünscht, dass er mit zu der Fernsehpreis-Verleihung kommen würde. Schließlich sollte das der größte Moment in meinem Berufsleben werden. Und da hätte mein Mann verdammt nochmal an meine Seite gehört! Aber ich konnte ja schlecht seine Prioritäten in Frage stellen, denn die bestanden ja darin, Lillys Kindergeburtstag auszurichten.

Und so sagte ich sauer: «Und das blöde Meerschweinchen ist doch schwanger!»

Alex erwiderte trocken: «Mach doch einen Schwangerschaftstest», und ging zum Käfig. Ich blickte ihm wütend nach, während er das Meerschweinchen rausholte und es der überglücklichen Lilly in die Arme legte. Die beiden fütterten es mit Löwenzahn. Und ich stand daneben. Gewissermaßen im Abseits, das mehr und mehr zu meinem Stammplatz in unserer kleinen Familie wurde. Kein schöner Ort.

Und hier im Abseits musste ich an meinen eigenen Schwangerschaftstest zurückdenken. Als meine Regel damals ausblieb, schaffte ich es sechs Tage lang mit fast übermenschlicher Verdrängungskraft, diese Tatsache zu ignorieren. Am siebten sprintete ich gleich morgens mit einem «Scheiße, Scheiße, Scheiße» auf den Lippen in die Apotheke, kaufte einen Schwangerschaftstest, sprintete zurück nach Hause, ließ den Test vor lauter Nervosität ins Klo fallen, rannte wieder zur Apotheke, kaufte einen neuen Test, rannte erneut zurück, pinkelte auf das Stäbchen und musste eine Minute warten.

Es war die längste Minute meines Lebens.

Eine Minute beim Zahnarzt ist ja schon lang. Eine Minute Musikantenstadl ist noch länger. Aber die Minute, die so ein blöder Schwangerschaftstest braucht, um sich zu entscheiden, ob er nun einen zweiten Strich haben wird oder nicht, ist die härteste Geduldsprobe der Welt.

Noch härter war es aber für mich, den zweiten Strich zu sehen.

Ich überlegte abzutreiben, aber ich konnte den Gedanken daran kaum ertragen. Ich hatte gesehen, wie meine beste Freundin Nina das mit neunzehn Jahren nach unserem Italienurlaub tun musste und wie sehr sie dabei gelitten hatte. Mir war durchaus klar, dass ich bei aller Härte, die ich mir als Talkshow-Moderatorin angewöhnt hatte, mit diesen Gewissensqualen viel schlechter klarkommen würde als Nina.

Es folgten also neun Monate, die mich sehr verunsicherten: Während ich Panik schob, kümmerte sich Alex extrem lieb um mich und freute sich unglaublich auf das Kind. Das machte mich irgendwie wütend, fühlte ich mich dadurch doch umso mehr als Rabenschwangere.

Überhaupt war für mich der ganze Schwangerschaftsprozess unheimlich abstrakt. Ich sah Ultraschallaufnahmen und fühlte Tritte gegen die Bauchwand. Aber dass da ein kleiner Mensch in mir wuchs, konnte ich nur in ganz wenigen, kurzen Momenten des Glücks begreifen.

Die meiste Zeit war ich damit beschäftigt, mich mit Übelkeiten und Hormonschwankungen herumzuschlagen. Und mit Schwangerschaftskursen, in denen man «seinen Uterus abspüren» sollte.

Sechs Wochen vor der Geburt hörte ich auf zu arbeiten und bekam auf unserem Sofa einen Eindruck davon, wie sich gestrandete Wale fühlen mussten. Die Tage waren zäh, und als meine Fruchtblase platzte, wäre ich vielleicht sogar erleichtert gewesen, dass es endlich losging, hätte ich nicht gerade in der Kassenschlange im Supermarkt gestanden.

Ich legte mich, wie von meinem Arzt für einen solchen Fall angeordnet, sofort auf den kalten Boden. Die umstehenden Kunden kommentierten das mit Sätzen wie: «Ist das nicht Kim Lange, die olle Moderatorin?», «Mir egal, Hauptsache, die machen noch ’ne zweite Kasse auf!» und «Bin ich froh, dass ich den Schweinkram nicht wegwischen muss.»

Der Krankenwagen kam erst nach dreiundvierzig Minuten, in denen ich ein paar Autogramme gab und der Kassiererin erklären musste, dass sie ein falsches Bild von männlichen Nachrichtensprechern hatte. («Nein, die sind nicht alle schwul.»)

Im Kreißsaal angekommen, begann eine fünfundzwanzigstündige Geburt. Die Hebamme spornte...

Erscheint lt. Verlag 21.12.2009
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ameise • humorvoll • Jenseits • Reinkarnation • schräg • Wiedergeburt • witzig
ISBN-10 3-644-30261-8 / 3644302618
ISBN-13 978-3-644-30261-7 / 9783644302617
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