Der weiße Reiter (eBook)

Historischer Roman
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2009 | 1. Auflage
512 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40781-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der weiße Reiter -  Bernard Cornwell
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«Und ich sah ein weißes Pferd, und des Reiters Name hieß Tod.» «Sie waren wie ein dunkler Fleck in der Landschaft. Sie zogen durch grüne Felder, Reihe um Reihe von Reitern, und es schien, als entstiegen sie dem Schattenreich, wie sie langsam ins Licht der Sonne vorrückten. Speerspitzen, Helme und Rüstungen glitzerten, unzählige Male brachen sich die Sonnenstrahlen und schossen Lichtblitze, denn immer mehr Männer tauchten aus der wolkenverhangenen Zone auf.» Ende des 9. Jahrhunderts haben die dänischen Eroberer alle fünf englischen Königreiche unterjocht. Das gesamte Land der Angelsachsen ist in der Gewalt der Invasoren - mit Ausnahme eines kleinen Sumpfgebietes. Hier hält sich König Alfred von Wessex mit wenigen Getreuen versteckt. Uhtred, Krieger in Alfreds Diensten, kennt die Übermacht des dänischen Heeres genau. Dennoch will Alfred eine letzte, entscheidende Schlacht führen. Der fromme König setzt dabei auf Gottes Hilfe, Uhtred hingegen vertraut lieber seinem kampferprobten Schwert. Über eines aber sind sich die beiden ungleichen Verbündeten vollkommen einig: Eine Niederlage wäre der Untergang Englands. Die Fortsetzung des Weltbestsellers «Das letzte Königreich»: «Wieder eine absolute Spitzenleistung vom Meister des Fachs.» (Booklist) «Unterhaltung auf höchstem Niveau, packend und informativ zugleich.» (Washington Post)

 Bernard Cornwell, geboren 1944 in London und aufgewachsen in Essex, arbeitete nach seinem Geschichtsstudium an der University of London lange als Journalist bei der BBC, wo er das Handwerk der gründlichen Recherche lernte (zuletzt als «Head of Current Affairs» in Nordirland). 1980 heiratete er eine Amerikanerin und lebt seither in Cape Cod und in Charleston/South Carolina. Weil er in den USA zunächst keine Arbeitserlaubnis erhielt, begann er Romane zu schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteuerromans. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt - Gesamtauflage: mehr als 30 Millionen Exemplare. Die Queen zeichnete ihn mit dem «Order of the British Empire» aus.

 Bernard Cornwell, geboren 1944 in London und aufgewachsen in Essex, arbeitete nach seinem Geschichtsstudium an der University of London lange als Journalist bei der BBC, wo er das Handwerk der gründlichen Recherche lernte (zuletzt als «Head of Current Affairs» in Nordirland). 1980 heiratete er eine Amerikanerin und lebt seither in Cape Cod und in Charleston/South Carolina. Weil er in den USA zunächst keine Arbeitserlaubnis erhielt, begann er Romane zu schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteuerromans. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt – Gesamtauflage: mehr als 30 Millionen Exemplare. Die Queen zeichnete ihn mit dem «Order of the British Empire» aus.

Erster Teil Wikinger


Eins


Wenn ich heute Zwanzigjährige sehe, scheinen sie mir schrecklich jung und kaum der Mutterbrust entwöhnt. Doch als ich selbst in diesem Alter war, hielt ich mich für einen erwachsenen Mann. Ich hatte ein Kind gezeugt, im Schildwall gekämpft und ließ mir von niemandem Ratschläge geben. Kurz, ich war überheblich, dumm und eigensinnig. Und deshalb traf ich auch nach unserem Sieg bei Cynuit die falsche Entscheidung.

Wir hatten die Dänen in der weiten Sumpflandschaft am Rande der Sæfern-See zum Kampf gestellt, und wir hatten sie geschlagen. Es war eine große Schlacht geworden, und ich, Uhtred von Bebbanburg, hatte einen großen Anteil an unserem Sieg. Denn als sich der große Ubba Lothbrokson, der von allen gefürchtete dänische Anführer, gegen Ende der Schlacht mit seiner mächtigen Streitaxt gegen unseren Schildwall warf, bot ich ihm die Stirn, rang ihn nieder, und ich schickte ihn in die Reihen der Einherjar, jener gefallenen Krieger, die in Odins Leichenhalle feiern und schmausen.

Nach diesem Sieg hätte ich Leofrics Rat befolgen und unverzüglich nach Exanceaster reiten sollen, wo Alfred, der König der Westsachsen, Guthrum belagerte. Ich hätte, tief in der Nacht dort angekommen, den König aus dem Schlaf wecken und ihm Ubbas Rabenbanner und seine Streitaxt, an der noch Blut klebte, vor die Füße legen sollen. Ich hätte dem König die gute Nachricht bringen sollen, dass die Dänen vernichtend geschlagen und die wenigen, die überlebt hatten, auf ihren Drachenschiffen geflohen waren, dass Wessex gerettet und dass ich es war, Uhtred von Bebbanburg, der diesen großen Sieg errungen hatte.

Stattdessen aber machte ich mich auf den Weg zu Frau und Kind.

Jung wie ich war, wollte ich lieber Mildrith pflügen als den Lohn für meine Taten einfordern. Das war ein Fehler, doch wenn ich zurückschaue, bedauere ich es eigentlich nicht. Das Schicksal ist unerbittlich, und Mildrith zu pflügen, die ich nicht hatte heiraten wollen und die ich eines Tages hassen sollte, war mir damals eine allzu große Verlockung.

Es war ein Samstag in jenem späten Frühjahr 877, an dem ich, statt Alfred aufzusuchen, nach Cridianton ritt. Ich nahm zwanzig Männer mit und versprach Leofric, gegen Sonntagmittag in Exanceaster einzutreffen, um Alfred wissen zu lassen, dass wir die Schlacht gewonnen und sein Königreich gerettet hatten.

«Der junge Odda wird schon dort sein», warnte mich Leofric. Leofric war doppelt so alt wie ich, ein in zahllosen Kämpfen gegen die Dänen gestählter Krieger. «Hast du mich verstanden?», fragte er, weil ich nichts sagte. «Der junge Odda wird schon dort sein», wiederholte er. «Er ist ein Stück Gänseschiss und wird dem König weismachen, dass ihm der Sieg zu verdanken sei.»

«Die Wahrheit kommt immer an den Tag», entgegnete ich hochmütig.

Leofric lachte bloß darüber. Er war ein bärtiges, gedrungenes Raubein, dem eigentlich der Oberbefehl über Alfreds Flotte zustand. Doch weil er von niederer Geburt war, hatte Alfred wider Willen beschieden, dass ich seine zwölf Schiffe kommandieren sollte, denn ich war ein Aldermann, ein Adelsspross, und es gehörte sich so, dass ein Hochwohlgeborener die westsächsische Flotte anführte, auch wenn sie viel zu kümmerlich war, um der Übermacht der dänischen Schiffe, die vor Wessex’ Südküste aufgekreuzt waren, Widerstand zu leisten. «Du bist und bleibst ein Earsling», grummelte Leofric. Ein Earsling war ein dampfender Haufen, den ein Tier gemacht hatte, und Leofric hatte für diese Beleidigung eine besondere Vorliebe. Wir waren Freunde.

«Wir werden morgen bei Alfred vorsprechen», sagte ich.

«Und Odda geht schon heute zu ihm», erwiderte Leofric geduldig.

Odda der Jüngere war der Sohn Oddas des Älteren, der meiner Frau Obdach geboten hatte. Der Jüngere mochte mich nicht, hatte er doch selbst darauf gehofft, Mildrith zu pflügen. Außerdem war er, genau wie Leofric sagte, ein Stück Gänseschiss, schmierig und glitschig, weshalb die Abneigung auf Gegenseitigkeit beruhte.

«Wir werden morgen bei Alfred vorsprechen», wiederholte ich. Und so ritten wir am nächsten Morgen nach Exanceaster, zusammen mit Mildrith, unserem Sohn und seiner Amme. Wir fanden Alfred im Norden der Stadt, wo sein grün-weißes Banner über den Zelten wehte, inmitten von anderen Fahnen, einer bunten Vielzahl von Insignien mit Tieren, Kreuzen, Heiligen und Waffen, die davon kündeten, dass sich die großen Männer von Wessex um ihren König geschart hatten. Auf einem dieser Banner prangte ein schwarzer Hirsch, was Leofrics Voraussage bestätigte: Odda der Jüngere war schon in Defnascir zugegen. Zwischen dem Südrand des Lagers und den Stadtmauern befand sich ein großer Pavillon aus Segeltuch, das über Stangen gespannt war. Ich ahnte, dass Alfred, statt gegen Guthrum zu kämpfen, mit ihm Gespräche eingeleitet hatte. Und tatsächlich liefen Verhandlungen über die Bedingungen einer Waffenruhe - jedoch nicht an diesem Tag, denn es war ein Sonntag, und wenn es sich vermeiden ließ, arbeitete Alfred sonntags nie. Ich fand ihn, auf den Knien liegend, in einer provisorischen, aus Zeltplanen errichteten Kapelle, umgeben von seinen Edelmännern und Thegn, von denen einige die Köpfe drehten, als sie die stampfenden Hufe unserer Pferde hörten. Zu ihnen zählte auch Odda der Jüngere, und ich sah, dass ihm bei meinem Anblick angst und bange wurde.

Der Bischof, der den Gottesdienst abhielt, machte eine Pause, um auf eine Antwort seiner Gemeinde zu warten. Odda nahm die Gelegenheit wahr und blickte wieder nach vorn. Er kniete unmittelbar neben Alfred, was darauf hindeutete, dass er sich der besonderen Gunst des Königs erfreute. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass er ihm das Rabenbanner und Ubbas Streitaxt überbracht und den Sieg über die Dänen für sich beansprucht hatte. «Eines Tages», flüsterte ich Leofric zu, «schlitze ich den Bastard von oben bis unten auf und tanze auf seinen Gedärmen.»

«Das hättest du schon gestern tun sollen.»

Einer der vielen Priester aus Alfreds Gefolge zog sich, als er mich sah, auf den Knien rutschend möglichst unauffällig aus der ersten Reihe vor dem Altar zurück, stand auf und eilte auf mich zu. Er hatte rotes Haar und eine verkrüppelte linke Hand, er schielte, und auf seinem hässlichen Gesicht zeigte sich freudige Überraschung. «Uhtred!», rief er, während er auf unsere Pferde zulief. «Uhtred! Wir dachten, du seist tot!»

«Ich?», sagte ich grinsend zu dem Priester. «Tot?»

«Man hat dich doch zur Geisel genommen!»

Richtig. Ich war eine der zwölf englischen Geiseln in Werham, aber als einziger von Guthrums Männern verschont worden, weil ich in dem dänischen Heerführer Graf Ragnar, der mir so nah wie ein Bruder stand, einen mächtigen Fürsprecher hatte. «Ich habe überlebt, Pater», klärte ich den Priester auf, der Beocca hieß, «und es wundert mich, dass Euch das nicht zu Ohren gekommen ist.»

«Wie sollte das möglich gewesen sein?»

«Ich habe vor Cynuit gekämpft, Vater. Davon hätte Euch Odda der Jüngere berichten können und auch davon, dass ich überlebt habe.»

Beocca hörte meiner Stimme wohl an, wie zornig ich war, und sah, dass ich Odda, während wir miteinander sprachen, nicht aus den Augen ließ. «Du warst vor Cynuit?», fragte er nervös.

«Hat Euch das der junge Odda nicht gesagt?»

«Nein, mit keinem Wort.»

«Mit keinem Wort!» Ich trieb mein Pferd voran, geradewegs auf Odda und die knienden Männer zu. Beocca wollte nach meinem Zügel greifen, um mich aufzuhalten, doch ich wich ihm aus. Leofric, besonnener als ich, hielt sich zurück, während ich nach vorn drängte, bis ein Weiterkommen in der Menge nicht mehr möglich war. Den Blick unverwandt auf Odda geheftet, fragte ich Beocca: «Hat er Euch nicht beschrieben, wie Ubba starb?»

«Er sagte, Ubba sei im Schildwall gefallen», antwortete Beocca leise zischend, um die Liturgiefeier nicht zu stören, «und dass zu seinem Tod viele Männer beigetragen hätten.»

«Ist das alles?»

«Er sagte noch, dass er Ubba von Mann zu Mann entgegengetreten sei.»

«Und wer, glaubt man, hat Ubba Lothbrokson getötet?», fragte ich.

Beocca witterte Ärger und versuchte, mich zu beruhigen. «Lass uns später darüber reden», sagte er, «doch jetzt, Uhtred, solltest du mit uns beten.» Er nannte mich bei meinem Namen und verzichtete auf die förmliche Anrede, weil er mich von Kindesbeinen an kannte. Wie ich selbst war Beocca ein Northumbrier. Er hatte im Haus meines Vaters als Priester gedient, war aber, als die Dänen unser Land nahmen, nach Wessex gezogen, um sich den dort ansässigen Sachsen anzuschließen, die den Eindringlingen noch Widerstand leisteten. «Wir sollten jetzt, anstatt zu streiten, unserem Herrgott danken», erklärte er.

Mir aber stand der Sinn nach Streit, und so fragte ich ein zweites Mal: «Wer, glaubt man, hat Ubba Lothbrokson getötet?»

Beocca wich meiner Frage aus. «Wir danken Gott, dass dieser Heide tot ist», sagte er und gestikulierte mit der verkrüppelten Hand, um mich zum Schweigen zu bringen.

«Wen haltet Ihr denn für den Bezwinger Ubbas?», fragte ich und setzte, weil er mir eine Antwort schuldig blieb, nach: «Glaubt Ihr etwa, Odda habe ihn getötet?» Beoccas Miene verriet, dass er tatsächlich dieser Meinung war. Wütend und so laut, dass es jeder hören konnte, sagte ich: «Ich bin es, der Ubba gestellt hat. Wir kämpften Mann gegen Mann, nur er und ich. Mein Schwert gegen seine Axt. Und er war unverwundet, als der Kampf begann, und am Ende war er tot, Pater. Ich habe ihn zu seinen Brüdern in die Halle der Toten...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2009
Reihe/Serie Die Uhtred-Saga
Übersetzer Michael Windgassen
Zusatzinfo Mit 1 s/w Karte
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alfred der Große • Angelsachsen • Dänen • England • Frühmittelalter • Historischer Roman • König Alfred • Mittelalter • Netflix • Schlacht • Serie • Seven Kings Must Die • Uhtred • Wessex • Wikinger
ISBN-10 3-644-40781-9 / 3644407819
ISBN-13 978-3-644-40781-7 / 9783644407817
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