Vollidiot (eBook)

Der Roman | Die beste Männer-Comedy zum Lesen

(Autor)

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2009 | 1. Auflage
288 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-400046-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vollidiot -  Tommy Jaud
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Nicht alle Männer sind Idioten - manche sind Vollidioten :-) »Ich will diese Frau! Also muss ich sie ansprechen. So einfach ist das. Ich beschließe, bis zehn zu zählen, um dann festen Schrittes und mit charismatischem Siegerlächeln den Laden zu betreten. Dann werde ich sie fragen, was sie nach Feierabend vorhat. So was machen täglich Tausende von Männern. Und nicht wenige von ihnen kommen Sekunden später mit ihrer zukünftigen Ehefrau aus Cafés, Supermärkten und Bowlingcentern. Gut, danach gibt es dann oft noch ein paar kleinere Probleme wie Untreue, Erpressung und Schießereien, aber am Ende ist immer alles gut.« Der Überraschungsbestseller, die Comedysensation, das E-Book!

Tommy Jaud ist ein deutscher Schriftsteller, Satiriker und Drehbuchautor. Bereits mit seinem ersten Roman »Vollidiot« landete Jaud 2004 auf Platz 1 der Bestsellerlisten. 2006 setzte sich »Resturlaub«, ein »Hammer von Gegenwartsroman« (DER SPIEGEL) an die Spitze der Liste. Die Kino-Adaptionen beider Bücher lockten fast zwei Millionen Zuschauer an. Jauds Drehbuch für die TV-Komödie »Zwei Weihnachtsmänner« wurde 2009 mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Es folgten das Vollidiot-Romansequel »Millionär« und die Reisekomödie »Hummeldumm«, der Jahresbestseller 2010. Zwei Jahre später veröffentlichte Jaud mit »Überman« den letzten Teil seiner Simon-Peters-Reihe, 2016 die Ratgeber-Parodie »Einen Scheiß muss ich: Das Manifest gegen das schlechte Gewissen«. 2019 wurde sein Bestseller »Der Löwe büllt« zur perfekten Ferienlektüre. Auch 2022 kam Jaud seinem Unterhaltungsauftrag nach mit Alltagsstorys für unsere Zeit, »Komm zu nix - Nix erledigt und trotzdem fertig«. Das kam so gut an, dass er 2023 mit Geschichten gegen die Planeritis nachlegte, »Man müsste mal - Nichts gemacht und trotzdem happy«, und 2024 auf deutschlandweite Gute-Laune-Tour ging. Derzeit tüftelt Tommy Jaud am Drehbuch von »Hummeldumm« und weiteren Projekten. Der gebürtige Franke pendelt je nach Laune zwischen den beiden Bierstädten Köln und Bamberg.

Tommy Jaud ist ein deutscher Schriftsteller, Satiriker und Drehbuchautor. Bereits mit seinem ersten Roman »Vollidiot« landete Jaud 2004 auf Platz 1 der Bestsellerlisten. 2006 setzte sich »Resturlaub«, ein »Hammer von Gegenwartsroman« (DER SPIEGEL) an die Spitze der Liste. Die Kino-Adaptionen beider Bücher lockten fast zwei Millionen Zuschauer an. Jauds Drehbuch für die TV-Komödie »Zwei Weihnachtsmänner« wurde 2009 mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Es folgten das Vollidiot-Romansequel »Millionär« und die Reisekomödie »Hummeldumm«, der Jahresbestseller 2010. Zwei Jahre später veröffentlichte Jaud mit »Überman« den letzten Teil seiner Simon-Peters-Reihe, 2016 die Ratgeber-Parodie »Einen Scheiß muss ich: Das Manifest gegen das schlechte Gewissen«. 2019 wurde sein Bestseller »Der Löwe büllt« zur perfekten Ferienlektüre. Auch 2022 kam Jaud seinem Unterhaltungsauftrag nach mit Alltagsstorys für unsere Zeit, »Komm zu nix – Nix erledigt und trotzdem fertig«. Das kam so gut an, dass er 2023 mit Geschichten gegen die Planeritis nachlegte, »Man müsste mal – Nichts gemacht und trotzdem happy«, und 2024 auf deutschlandweite Gute-Laune-Tour ging. Derzeit tüftelt Tommy Jaud am Drehbuch von »Hummeldumm« und weiteren Projekten. Der gebürtige Franke pendelt je nach Laune zwischen den beiden Bierstädten Köln und Bamberg.

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Ein dürrer, kleiner Ikea-Verkäufer mit lichten, roten Haaren und großer Nase tippt mich an. Lieber Gott, danke dir, dass ich nicht so aussehe!

»Kann ich Ihnen helfen?«

Kann er nicht. Es sei denn, Ikea hätte das Rasierklingen-Set Suizöd im Programm oder den Strick Hängan. Ich weiß auch nicht wirklich, warum und wie lange ich vor dem Karlanda-3er-Sofa mit Anbauelementen gestanden habe. Ebenso ist es mir ein Rätsel, warum ich überhaupt hier bin: Schließlich gibt es für einen Single nichts Ungeeigneteres, als einen verregneten Oktobersamstag bei Ikea zu verbringen. Das ist garantiert auch der Grund, warum man dort keine Singles sieht. Keinen Einzigen! Glückliche Pärchen mit und ohne Kind ziehen feixend ihre Runden und diskutieren, ob der Gullholmen -Schaukelstuhl zum Sofa Ektorp passt oder nicht. Passt er nicht, möchte ich schreien, genauso wenig wie ihr mir in den Kram passt mit euren biederen Markenpullovern und eurer stinklangweiligen Standardfamilie Vörort.

Nirgendwo auf der ganzen Welt wird einem Single sein ganz persönliches Scheitern konzentrierter und kaltblütiger vor Augen geführt als bei Ikea. Und zwar auf ganzer Linie. Ikea, das ist kein Einrichtungshaus, das ist ein ausgeklügelter, skandinavischer Lehrpfad des Versagens, der durch das eigene Nichts direkt zu einer der dreißig gelbblauen Kassen führt.

Wohnzimmer. Zusammen sein. Mit Ihren Freunden oder Ihrem Schatz. Rumms! Voll in die Fresse. Zusammen sein? Mit wem? Ich hab nur einen Freund, und der ist wehleidig und fett. Und einen Schatz hab ich schon gar nicht und deswegen auch keinen Bedarf an einem Dreisitzer. Danke schön!

Schlafzimmer. Liebesnest. Tummelplatz. Schmuseecke. Ein Ort zum Beisammensein. Zum Glücklichsein.

Ich sehe die Schlagzeile in der Bild-Zeitung schon vor mir: Massaker in Werbeagentur – frustrierter Single tötet zehn Ikea-Katalogtexter mit Bratpfannenset Bruzzlon. Textest du noch, oder stirbst du schon? Vielen verschissenen Dank. Meiner Meinung nach sollten Singles nur in Begleitung von Freunden oder professionellen Therapeuten zu Ikea. Ich jedenfalls war zum letzten Mal hier. Zwanzig verdammte Kilometer bin ich gefahren, nur um was zu finden, in das man sich setzen kann, wenn man mal keinen Bock auf Stehen oder Liegen hat. Dann endlich sehe ich den Sessel, den ich mitnehmen wollte.

Ein Musterpärchen, das ich von Seite zehn des aktuellen Katalogs zu kennen glaube, lässt sich lachend auf das Ledersofa Liegan fallen und schmust doof herum. In genau dieser Sekunde wird mir wieder bewusst, dass ich mich bereits in Singlephase vier befinde.

 

SINGLEPHASE EINS:

Frisch getrennt und voller Lebensmut meldest du dich wieder bei deinen fast vergessenen Saufkumpanen, nur um festzustellen, dass die inzwischen ganz andere Interessen entwickelt haben. Interessen fernab von Beck’s und Frauen aufreißen. Logisch. So hast du’s ja auch gemacht, als du noch eine Freundin hattest. Weil sie Mitleid haben, darfst du natürlich gerne vorbeikommen, zum gemütlichen Fernseh-Abhängabend. Aber natürlich hast du keine Lust, Erdnuss knabbernd zuzuschauen, wie Thomas Gottschalk seine achttausendste Saalwette vorliest, während das Wohnzimmer gerade in Schatzi-Schatzi-Harmonie absäuft. Deine Ex wird das neue Feindbild. Du gibst ihr die Gesamtschuld für das Scheitern der Beziehung, informierst Freunde, Bekannte und alle Boulevardmagazine. Und dann gibst du Gas. Du meldest dich im Fitnessclub an, gehst bis in die Puppen aus und könntest jede haben. Willst du aber nicht. Noch nicht!

 

SINGLEPHASE ZWEI:

Du findest das Leben sensationell und voller Möglichkeiten. Du warst schon zwei Mal in deinem neuen Fitnessclub und bist im Aerobic-Kurs kurz davor, den Basic Step zu erlernen. Natürlich siehst du immer noch aus wie ein Calvin-Klein-Model nach vier Wochen Bahnhofstrich, freust dich aber schon auf deine einzeln definierten Bauchmuskeln, die du im Supermarkt immer auf den Men’s-Health-Covern sehen musst. Wie du hörst, hat deine Ex auch noch keinen neuen Partner. Du schaust dich inzwischen vorsichtshalber schon mal nach einer Neuen um – wäre doch zu blöd, wenn du NACH deiner Ex Erfolg hättest.

 

SINGLEPHASE DREI:

Du HAST nach deiner Ex Erfolg. Man hat sie zusammen gesehen, und angeblich ist er sehr muskulös. Du kämpfst immer noch mit dem Basic Step und wünschst dir, dass mal ein paar scharfe Frauen in den Kurs kämen. Tun sie aber nicht. In deinem Übereifer hast du nämlich übersehen, dass du einen Zweijahresvertrag im beliebtesten Gay-Fitnessclub der Stadt unterzeichnet hast. Du buchst einen wahnsinnig teuren Urlaub in einem Single-Ferienclub und glaubst doch tatsächlich, dass du dort auf alle Fälle mal zum Zuge kommst. Insgeheim schiebst du eine tierische Angst, dass du der Einzige sein wirst, den Air Berlin ungevögelt nach Köln zurückfliegt. Natürlich glaubst du noch an deinen Erfolg, wo du doch so ein klasse Typ bist. Die Frauen können ja nicht total bescheuert sein.

 

SINGLEPHASE VIER:

Die Frauen SIND total bescheuert. Fakt ist, sie interessieren sich einen Dreck für dich, was vor allem daran liegt, dass du bei jeder halbwegs attraktiven Frau zehn verschiedene Sex-Stellungen im Kopf durchgehst und man das natürlich sofort sieht. Das Wort Ficken steht auf deiner Stirn. In 1000 Punkt Times New Roman mit diversen Leuchteffekten. Du bekommst weltweites Hausverbot bei Ikea, weil du ein Pärchen von einem braunen Ledersofa gezogen und gezwungen hast, alle Plastikbälle aus dem Kinderparadies zu essen. Wie gesagt, das ist MEINE Phase. Ach ja, und …

 

SINGLEPHASE FÜNF:

Du gehst wieder recht gerne in deinen Schwulenfitnessclub.

Doch dazu wird es nicht kommen!

 

Ich bemerke, dass der langnasige Verkäuferzwerg immer noch neben mir steht.

»Sie möchten sich setzen?«

»So sieht’s aus. Und zwar bequem!«

»Dachten Sie eher an einen Zwei- oder Dreisitzer?«

Hallo? Steht eine glückliche Familie neben mir mit einer »Wir möchten uns mit Papa setzen!«-Banderole?

»Ich dachte eher an etwas, auf das ich mich alleine setzen kann, wenn ich weder stehen noch liegen möchte, wissen Sie?«

»Alles klar. So ’ne Art Single-Sessel, was? Die haben wir hier … «

Ich werde eine E-Mail an die Konzernleitung schreiben und sie auffordern, diesen zu kurz geratenen Aushilfs-Pinocchio fristlos zu feuern. Zuvor allerdings, so informiert mich Zwerg Zwergan, soll ich mir das Regal 30 C merken, denn dort sei mein Single-Sessel. 30 C. Warum schreibt er mir das nicht auf einen Zettel? Sind doch nur zwei Ziffern und ein Buchstabe!

30 C!

Ich sehe überhaupt nicht ein, warum ich mir das merken soll. Es gibt wichtigere Informationen als die, wo ein Sessel steht. Hat dieses besoffene Schwedenpack überhaupt eine Ahnung davon, wie viele Zahlen ich mir schon merken muss? Meine Hausnummer, meine Kontonummer, mindestens fünf Internet-Passwörter und dann noch die Telefonnummer von Flik. Entschieden zu viel. Was ist, wenn ich heute Abend meine Traumfrau treffe und wenn die mir ihre Telefonnummer gibt und ich sie mir nicht merken kann, weil diese völlig unnötige 30 C-Information wertvollen Speicherplatz blockiert? Eine Katastrophe! Und was mache ich mit dieser 30 C, wenn ich meinen Sessel gefunden habe? Schicke ich sie an das Archiv des nutzlosen Wissens? Gibt es so ein Archiv? Ganz bestimmt nicht! Deswegen sage ich:

»Ich weigere mich, mir die 30 C zu merken!«

Meine Forderung unterstütze ich, indem ich auf den Verkaufstresen Tresan poche und ergänze: »Schreiben Sie mir die Nummer bitte auf!«

»Aber Sie haben sie sich doch schon gemerkt«, poltert der dreiste Zwerg zurück und wagt es sogar, sich einfach so abzuwenden, ohne mir noch einen schönen Abend zu wünschen. Egal, ich hätte sowieso keinen schönen Abend. Deutschland geht den Bach runter, wenn man mich fragt. Und Schweden sowieso. Stinksauer mache ich mich auf den Weg ins Mitnahmelager. 30 C!

Es ist schon fast dunkel, als ich meinen neuen, flach verpackten Single-Sessel aus meinem gelben Peugeot 205 lade. Wirklich gelb ist er nicht, der Peugeot, eher landratsamtmetallic, also mit einem Spritzer Müllabfuhrorange. Der Single-Sessel hingegen ist eierschalenfarben. Mühsam schiebe ich das Paket in den Eingangsbereich meines Apartmentblocks. Die Lifttür steht offen, fast so, als erwarte mich jemand. Das ist natürlich Unsinn. Auf mich wartet nämlich keine Sau. Ich fahre hoch, schließe die Tür zu meiner überteuerten Zweizimmerwohnung auf, knipse das Licht an und schleppe mich mitsamt Sessel über das verkratzte Parkett in mein Wohnzimmer. Ich bin immer noch total angepisst, dass ich mir die 30 C gemerkt habe! Ich reiße mehrere Meter Plastik vom Sessel und kiloweise Pappe und werfe sie auf meinen Balkon. Dann zünde ich mir eine Kippe an und schalte meinen 3000-Euro-Flachbild-Plasmafernseher ein, in der Hoffnung, dass ich über die Nachrichten die beknackte Regalnummer vergesse. 30 C! So ein Scheiß! Während Peter Kloeppel verkündet, dass sich der Zoo in San Diego über Delphinnachwuchs freut, lasse ich mich in meinen Jennylund-Sessel fallen. Seltsamer Name für einen Sessel. Wahrscheinlich ist das mal wieder der Name der Designerin. Bei Jennylund könnte das...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2009
Reihe/Serie Simon Peters
Simon Peters
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Comedy • Köln • Single
ISBN-10 3-10-400046-8 / 3104000468
ISBN-13 978-3-10-400046-6 / 9783104000466
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