Rabenzauber (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2009
Heyne Verlag
978-3-641-02860-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rabenzauber - Patricia Briggs
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Raben - geheimnisvoll und dunkel, Wesen voller Magie und Zauber. Überbringer mysteriöser Botschaften, gefürchtete Begleiter von Hexen und Magiern. In Patricia Briggs' phantastischem Epos werden diese Geschöpfe auf atemberaubende Weise lebendig und zum Schlüssel in einem uralten Rätsel.
Am Fuße des Schattengebirges wohnt die junge Seraph, eine jener geheimnisvollen Zauberinnen des Raben, die einst von Dorf zu Dorf und von Kontinent zu Kontinent zogen, um die Welt mit ihrer Magie vor bösen Kräften zu bewahren. Als eine Verschwörung das Geheimnis des Rabenordens bedroht, muss Seraph endlich dem Ruf ihrer Ahnen folgen...

Patricia Briggs, Jahrgang 1965, wuchs in Montana auf und interessiert sich seit ihrer Kindheit für Fantastisches. So studierte sie neben Geschichte auch Deutsch, denn ihre große Liebe gilt Burgen und Märchen. Mit ihrer Mystery-Saga um die Gestaltwandlerin Mercy Thompson stürmt sie regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten. Nach mehreren Umzügen lebt die Autorin heute in Washington State.

Patricia Briggs, Jahrgang 1965, wuchs in Montana auf und interessiert sich seit ihrer Kindheit für Phantastisches. So studierte sie neben Geschichte auch Deutsch, denn ihre große Liebe gilt Burgen und Märchen. Neben erfolgreichen und preisgekrönten Fantasy-Romanen wie "Drachenzauber" widmet sie sich ihrer Mystery-Saga um Mercy Thompson. Nach mehreren Umzügen lebt die Autorin heute gemeinsam mit ihrem Mann, drei Kindern und zahlreichen Haustieren in Washington State.

2
»Siehst du diese beiden Berge dort drüben?« Tier wies mit dem Kinn zu zwei felsigen Gipfeln, die aussahen, als wichen sie voneinander weg.
Seraph nickte. Nach mehreren Tagen unterwegs kannte sie Tier gut genug, um zu wissen, dass jetzt eine neue Geschichte kommen würde, und sie irrte sich nicht.
Tier war ein guter Reisebegleiter, dachte sie, als sie mit halbem Ohr seiner Geschichte lauschte. Besser, als ihr Bruder Ushireh einer gewesen war. Er hatte meistens gute Laune und erledigte viel mehr als seinen Anteil an der Arbeit im Lager. Er erwartete auch nicht, dass sie selbst viel sprach, was ihr ebenfalls gut passte, denn Seraph hatte nicht viel zu sagen – und seine Geschichten gefielen ihr.
Sie wusste, sie sollte sich überlegen, was sie tun würde, wenn sie erst Tiers Dorf erreichten. Wenn sie einen anderen Clan fand, würde der sie nicht nur deshalb aufnehmen, weil sie eine Reisende war, sondern vor allem, weil sie als Rabe eine wertvolle Ergänzung darstellte.
Wenn Ushireh nicht so stolz gewesen wäre, hätten sie sich längst einem anderen Clan angeschlossen, nachdem ihr eigener gestorben war. Aber Ushireh hatte keine magische Weisung, die ihm Einfluss verlieh, und er wäre nicht mehr der Sohn des Clanoberhaupts gewesen, sondern nur noch ein unbedeutendes Mitglied. Da Seraph selbst ebenfalls stolz war, hatte sie seinen Zwiespalt verstanden. Sie hatte zugestimmt, dass sie erst einmal weiterziehen und sehen sollten, wohin die Straße sie brachte.
Nur sehen, wohin die Straße uns bringt, Ushireh.
Jetzt gab es keinen Grund mehr, sich nicht einem anderen Clan anzuschließen. Keinen Grund, weiter mit diesem Solsenti-Barden zu seinem Solsenti-Dorf zu ziehen. An einem solchen Ort würde man sie nicht haben wollen. Nach dem, was Tier sagte, lag das Dorf sehr nahe an Schattenfall. Es würde in der Nähe keine Clans geben.
Aber statt anzukündigen, dass sie sich auf den Weg machen würde, blieb sie auf seinem Wallach mit dem seltsamen Fell sitzen, während Tier neben ihr herging und sie beide mit seinem erstaunlichen Schatz an Geschichten amüsierte, die mit allem außer seiner Heimat zu tun hatten … Geschichten, die sie von dem schaudernden Schmerz über Ushirehs Tod ablenkten, welchen sie an einem fest verschlossenen Ort vergrub, wie den Tod des Rests ihrer Familie.
Arroganz und Selbstbeherrschung waren für alle Raben unabdingbar. Die rohe Kraft der Magie zu manipulieren war gefährlich, und die geringste Spur von Selbstzweifeln oder Leidenschaft konnte alles außer Kontrolle geraten lassen. Mit der Arroganz hatte sie keine Probleme gehabt, aber es war ihr schrecklich schwergefallen, die notwendige gefühlsmäßige Beherrschung zu entwickeln. Schließlich hatte sie gelernt, Dingen aus dem Weg zu gehen, die sie aufbrachten, und das bedeutete überwiegend, so viel wie möglich allein zu bleiben. Ihr Bruder, selbst ein einsamer Mann, hatte das respektiert. Sie hatten oft tagelang kein Wort gesprochen.
Tier mit seinen ununterbrochenen Geschichten und seiner ironischen Art stellte etwas Neues für sie dar. Sie neigte nicht dazu, Leute zu beobachten; das war bisher keine Fähigkeit gewesen, die sie brauchte. Aber wenn sie ehrlich sein wollte, wusste sie nach nur ein paar Tagen mit Tier mehr über ihn, als sie über die meisten Menschen in ihrem Clan gewusst hatte.
Er gehörte nicht zu den Soldaten, die über nichts anderes redeten als über die Schlachten, in denen sie gestanden hatten. Tier erzählte komische Geschichten über das Leben als Soldat, aber er sprach dabei nicht übers Kämpfen. Jeden Morgen stand er früh auf, suchte sich einen ruhigen Platz und übte mit dem Schwert. Das Bedürfnis, allein zu sein, war Seraph nicht fremd, also ließ sie ihn in Ruhe, während sie ihre eigenen Übungen vollzog.
Wenn er nicht redete, summte oder sang er, aber er sprach selten über wichtige Dinge, und wenn er das tat, gebrauchte er erheblich weniger Worte. Er versuchte nicht, Seraph zum Reden zu bringen, und schien sich nicht an ihrem Schweigen zu stören. Wenn sie auf der Straße anderen Leuten begegneten, lächelte er und sagte, was ihm gerade einfiel. Obwohl Seraph weiterhin schwieg, brauchte Tier nur ein wenig zu schwatzen, und die andern Leute fingen selbst an zu reden. Kein Wunder, dass Seraph ihn mochte – alle mochten ihn. Die meisten Raben blieben isoliert, selbst innerhalb des Clans, und sie hatte nie zuvor auf jemanden außerhalb der Familie genügend geachtet, um ihn zu mögen.
»Worüber lächelst du?«, fragte er, als er mit der Geschichte fertig war. »Dieser arme Ziegenhirte musste den Rest seines Lebens mit der Tochter eines reichen Mannes verbringen. Kannst du dir ein schlimmeres Schicksal vorstellen?«
»Mit einem Mann unterwegs zu sein, der ununterbrochen redet?«, versuchte sie sich darin, ihn zu necken.
Zum Glück lächelte er.
 
Es war Abend, als Seraph Redern zum ersten Mal sah, ein mittelgroßes Dorf, das in die Felsen eines steilen Bergs geschnitten worden war, der sich dräuend über der eisigen Wut des Silberflusses erhob. Die untergehende Sonne ließ die einheitlich grauen Steine der Häuser entlang der Serpentinenstraße leicht rötlich erscheinen.
Tier wurde langsamer, um den Anblick in sich aufzunehmen, und Scheck stieß gegen ihn. Er tätschelte das Pferd zerstreut, dann ging er mit seinem normalen raschen Schritt weiter. Die Straße, auf der sie sich befanden, führte weiter am Fuß des Berges vorbei, und dann bog sie abrupt auf eine schmale Steinbrücke ab, die über den Silberfluss auf das Dorf zuführte.
»Der Silberfluss ist hier am schmalsten«, erklärte Tier. »Es gab einmal eine Fähre, aber vor ein paar Generationen befahl der Sept, eine Brücke zu bauen.«
Seraph nahm an, er wolle eine neue Geschichte beginnen, aber er schwieg. Er ging an der Brücke vorbei und nahm einen schmalen Pfad am Flussufer entlang. Ein paar Esel und Maultiere bewohnten eine Reihe von Koppeln nur ein paar Schritte hinter der Brücke.
Er fand eine leere Koppel und schirrte Scheck ab. Seraph stieg vom Pferd und half ihm.
Ein Junge kam von einer anderen Koppel. »Ich werde ihm Heu bringen«, sagte er. »Ihr könnt den Wagen in der Hütte in der letzten Koppel abstellen.« Er betrachtete Scheck ein wenig genauer und stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist ein seltsames Pferd. Ich habe nie eins mit so vielen Farben gesehen – als hätte er ein Fuchs sein sollen, und jemand hätte ihm große weiße Flecke aufgemalt.«
»Er ist ein Fahlarn«, sagte Tier. »Obwohl die meisten von ihnen Füchse oder Braune sind, habe ich auch einige gescheckte Pferde gesehen.«
»Fahlarn?«, wiederholte der Junge und sah Tier neugierig an. »Seid Ihr Soldat?«
»Ich war einer«, antwortete Tier, nachdem er Scheck in die Koppel geführt hatte. »Wohin sollen wir den Wagen bringen?«
Der Junge drehte sich zum Wagen um, und dann blieb sein Blick an Seraph hängen. »Ihr seid Reisende?« Der Junge befeuchtete sich nervös die Lippen.
»Sie ist eine«, sagte Tier und verschloss die Koppel. »Ich bin Rederni.«
Tier konnte gut mit Menschen umgehen. Seraph vertraute darauf, dass der Junge sie nicht fortschicken würde, wenn sie das Reden nur Tier überließ.
»Er sagte, wir sollen den Wagen in die hinterste Koppel bringen«, murmelte sie. »Ich übernehme das.«
Als sie zurückkehrte, war der Junge weg, und Tier hatte seinen Sattel und das Zaumzeug auf der Schulter.
»Der Junge holt Heu für Scheck«, sagte er. »Es wird ihm hier gut gehen. Sie lassen keine großen Tiere ins Dorf, und die Straßen sind sowieso zu steil.«
Das war nicht gelogen. Die kopfsteingepflasterte Dorfstraße folgte den Umrissen des Berges für beinahe eine Viertelmeile, wobei nur jeweils an der oberen Straßenseite Häuser standen, beschrieb dann eine sehr steile Kurve, so wie eine Schlange, und stieg zu einer neuen Ebene auf. Die zweite Ebene der Straße hatte immer noch Häuser an der oberen Seite, aber als Seraph zum Fluss hinunterschaute, konnte sie die Dächer der Häuser sehen, an denen sie gerade vorbeigekommen waren.
An der zweiten Biegung der Serpentinenstraße standen Steinbänke, und auf einer davon saß ein alter Mann und spielte auf einer Holzflöte. Tier blieb stehen, um zuzuhören, und schloss kurz die Augen. Seraph sah, wie der alte Mann aufblickte und ein wenig zusammenzuckte, aber er spielte weiter. Tier setzte seinen Weg fort, aber seine Schritte waren nun langsamer.
Er blieb schließlich vor einem Haus stehen, in dessen Türsturz Weizengarben gemeißelt waren und aus dem es nach frischem Brot roch.
»Mein Zuhause«, sagte er. »Ich weiß nicht, welche Art von Begrüßungskomitee ich erwarten soll. Ich habe von niemandem hier gehört, seit ich in den Krieg gezogen bin – und das war mitten in der Nacht.«
Seraph wartete, aber als er nicht fortfuhr, fragte sie: »Haben sie dich gern gehabt?«
Er nickte, ohne sich von der Tür abzuwenden.
»Dann«, sagte sie sanft, »erwarte ich, dass die Männer sich aufplustern und die Frauen weinen und schimpfen werden – und danach gibt es ein Festessen, um dich zu begrüßen.«
Er lachte. »Das könnte so stimmen. Und ich nehme nicht an, dass sich etwas ändern wird, wenn ich es noch länger aufschiebe.«
Er hielt ihr die Tür auf und folgte ihr in einen recht großen Raum, der dem Verkauf diente, aber gleichzeitig gemütlich wirkte. Hinter der Theke, die den Raum in der Mitte teilte, gab es schräge Regale mit Brot in einem...

Erscheint lt. Verlag 2.10.2009
Übersetzer Winter Translations Inc.
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ahnen • eBooks • Epos • Fantasy • High Fantasy • Magie • Raben • rabenorden • Reihe • Roman • Verschwörung • Zauber • Zauberin
ISBN-10 3-641-02860-4 / 3641028604
ISBN-13 978-3-641-02860-2 / 9783641028602
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,6 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich