mortu tombu miyi & falsche prophezeiungen - Christian Loidl

mortu tombu miyi & falsche prophezeiungen

(Autor)

Audio-CD
2011
farnblüte, edition (Verlag)
978-3-902851-03-1 (ISBN)
18,00 inkl. MwSt
  • Titel nicht im Sortiment
  • Artikel merken
Christian Loidl, "einer der kreativsten und eigenständigsten österreichischen Lyriker" (Traude Veran) und begnadeter Performance-Künstler verkörpert seine wortgewaltige Entlarvung politischer, sprachlicher und werbetechnischer "Prophezeiungen" hier selbst – mit schier grenzenlos wandelbarer Stimme und von kongenialen Musikern begleitet. Unerhörte Bilderwelten werden hier entfaltet – bizarr-archaische bis gespenstisch-platte – um am Ende, im Auftauchen aus dem apokalyptischen Maskentanz, in einer Liebespoesie auszuklingen, in deren Zärtlichkeit Atem und Zeit stillzustehen scheinen.

In seinem Streben, dem Leser jene Filter von den Augen zu nehmen, die sich durch stetig wiederholte Erfahrungen, aber auch durch gezielte Manipulation ganz automatisch im menschlichen Bewusstsein verdichten und versehentlich für wahr gehalten werden, erschafft Loidl seine Welten hier gleichsam selbst: Wieder und wieder geht es um das Neue, Unerwartete, auch um den neuen, d.h. unverstellten Blick auf die Bedingungen von Herrschaft, Gefolgschaft und kollektive Programmierung. Loidl montiert manipulative Versatzstücke so, dass sie, entlarvt, als funkelnder Scherbenhaufen zerstieben – eine radikale Art, unsere Verkrustungen in Sprache und Denken aufzulösen. Vor unseren Ohren wandelt er sich wieder und wieder und wieder – vom georgischen Götzen zum Werbesprecher, vom wahrheitszornig Denkmäler niederreißenden "Galvanisierer" Hölderlins zu einem, der hinter sich selbst zurücktritt, wenn er subtilste Poesie so in den Raum stellt, dass sie ohne seine Einmischung wirken kann.

Die Stimmung zur Stimme schaffen seine langjährigen künstlerischen Wegbegleiter Martina Cizek und Wolfgang Musil, ergänzt durch Sylvia Bruckner, Peter Leisch und Martin Singer, einige von ihnen mittlerweile Stars der Wiener Impro-Szene.

Übrigens, das Buch zur CD ist im selben Verlag erhältlich:
falsche prophezeiungen
ISBN 978-3902851-02-4

Christian Loidl (*1957 in Linz, + 2001 in Wien) war einer der bedeutendsten österreichischen Sprach- und Performancekünstler des ausgehenden 20. Jhdts. Nach dem Studium der Germanistik und Psychologie lebte er als freischaffender Dichter in Wien. Sein Werk umfasst Beiträge für den Rundfunk, Feuilletons, Prosa und Übersetzungen, vor allem aber Lyrik, die er im Lauf seines Lebens in immer neue experimentelle Bereiche hinein weiterentwickelte. Kennzeichnend für Loidls Schaffen ist die völlige Kongruenz seiner dichterischen Intention mit seinem persönlichen spirituellen Streben. Leben und Werk verschmolzen in seiner Person zu einer existentiellen Einheit: Geschult am Buddhismus im besten Wortsinn ging es ihm in allem, was er schrieb, um ein Erwachen aus dem Zustand konditionierter Denk- und Wahrnehmungsmuster, um das Zerplatzen der aus Wiederholungen von Gewohntem, bereits Bekanntem konstruierten "Wirklichkeitsblase". Poesie war für ihn kein normiertes Schönheitsideal, sondern der Seinszustand unmittelbar er- und gelebten Lebens. Dorthin wollen seine Texte geistige Türen öffnen. Wegweisend war für ihn die im Mekka der damals florierenden Beat-Generation, der Jack Kerouac School of Disembodied Poetics in Boulder (USA) Ende der 80er-Jahre, gewonnene Erkenntnis, dass Kreativität ein lernbarer Prozess ist, und zwar im Sinn eines inneren Raums, in den der Mensch mit geeigneten Bewusstseinstechniken absichtlich eintreten kann, um "das Gedicht, das mich freut" nicht zu suchen, sondern zu finden. Dies machte Loidl zum Mitbegründer des Literarischen Salons Praterstraße (1988) sowie der Schule für Dichtung in Wien (1991). Beide Institutionen existieren bis heute. Christian Loidl war Mitglied der Grazer Autorinnen/Autorenversammlung und des Literaturkreis Podium. Als begnadetem Performer stand für ihn dem gedruckten Text von Anfang an der "aufgeführte", performte Text als gleichwertige, eigenständige Darstellungs- und Rezeptionsweise zur Seite: Neben seinen legendären Auftritten auf österreichischen Bühnen war er akklamierter Protagonist bei Poesie-Festivals in ganz Europa sowie Lateinamerika. Enge Kooperationen verbanden ihn mit Musikern wie Beat Furrer, Bernhard Lang, Christoph Herndler, Marwan Abado, Otto Lechner, Wolfgang Musil, Martina Cizek oder Helmut Neundlinger, mit denen er vielfach auch live auftrat. Am Abend des 16. Dezember 2001 verunglückte Christian Loidl im Lauf einer außer Kontrolle geratenen schamanischen Reise. Am Abend des 16. Dezember 2001 verunglückte Christian Loidl im Lauf einer außer Kontrolle geratenen schamanischen Reise. Zu Loidls Lebzeiten erschienen die Gedichtbände "weisse rede", "falsche prophezeiungen", "farnblüte" und "pupille", der Prosa "Wiener Mysterien", der Experimentaltext "ICHT" sowie auf Tonträgern "wir müssen leise sein wie pfirsiche", "mortu tombu miyi" und "bei uns dahoam", sowie vom ihm vorbereitet aber 6 Tage nach seinem Tod "schwarzer rotz – Echos auf H.C. Artmann" mit Messerschnitten von Jo Kuehn), heute alle erhältlich in der edition farnblüte, sowie die Übersetzungen "radio sermonettes" (Hakim Bey, edition selene, 1996), "Skandal. Essays zur islamischen Häresie" (Peter Lamborn Wilson, edition selene 1997, heute edition farnblüte). "Weiße Schatten. White shadows" (Lidija Simkute, edition selene, 200l; heute edition farnblüte) Nach seinem Tod erschienen die Übersetzung "Ein Kreis vollendet sich. Full circle" (von Ruth Weiss, edition exil, 2002), "Schale aus Schlaf", Gedichte aus dem Nachlass (Hrsg.: Eva Lavric, edition farnblüte 2008), "nachtanhaltspunkte. haiku, notate" aus dem Nachlass (Hrsg.: Leopold Federmair, Leykam, 2008), das Hörspiel "Das unrettbare Ich des Hermann Bahr" (edition farnblüte, 2010) sowie die Sammelbände "Gesammelte Gedichte" (Hrsg.: Eva Lavric, Jaan Karl Klasmann; Klever Verlag 2011) und "Magie im sinnlosen Universum – Gesammelte Prosa aus dem Nachlass" (Hrsg.: Eva Lavric, Klever Verlag 2017) Literaturwissenschaftliches zu Christian Loidl: Leopold Federmair / Helmut Neundlinger (Hrsg.): Christian Loidl (1957-2001). Beiträge zu Leben und Werk des Dichters

Erscheint lt. Verlag 17.9.2011
Mitarbeit Solist (Gesang): Martina Cizek
Arrangiert: Wolfgang Musil
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Maße 125 x 142 mm
Gewicht 90 g
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte Beat • Beatnik • Experimentelle Lyrik • Lyrik • Österreichische Lyrik • Politische Lyrik • Stimmperformance
ISBN-10 3-902851-03-1 / 3902851031
ISBN-13 978-3-902851-03-1 / 9783902851031
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
122 Autorinnen & Autoren, 420 Gedichte, 100 Jahre Lyrik im …

von Christiane Collorio; Peter Hamm; Harald Hartung …

Audio Disc (2022)
Der Hörverlag
35,00