Die Verschwörung der Idioten

Roman
Buch | Hardcover
464 Seiten
2011 | 5. Druckaufl., 2021
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-93900-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Verschwörung der Idioten - John Kennedy Toole
25,00 inkl. MwSt

Lesen Sie diesen Roman nicht im Flugzeug oder im Wartezimmer - Sie fallen sonst unangenehm auf. Nicht durch Grinsen oder Kichern, sondern durch wieherndes Gelächter. »Jeder Leser kennt das Gefühl auf eine Goldader gestoßen zu sein.« (Alex Capus)


Die braven Bürger von New Orleans scheinen nicht besonders viel von Ignatius und seinen Ausrastern zu halten. Der aber ignoriert sie einfach, wenn er seinen massigen Körper zu den Fleischtöpfen der Stadt bewegt.
Er führt immerhin einen edlen Kreuzzug gegen das Laster, die Modernität und die Unwissenheit.
Doch seine Mutter hält eine hässliche Überraschung für ihn bereit: Nach einem Blechschaden, den sie verursacht hat, wird er von ihr gezwungen, seine rituellen Zornesausbrüche vor dem Fernseher aufzugeben und sich einen Job zu suchen, statt mit Leserbriefen die Welt zu verbessern. Unerschrocken nutzt er die neue Stelle, um seine Mission fortzuführen - und hat dafür jetzt auch noch ein Piratenkostüm und einen Imbissstand zur Hand ...

Definitiv einer der originellsten Helden, den die amerikanische Literatur im letzten Jahrhundert hervorgebracht hat.

John Kennedy Toole, geboren 1937 in New Orleans, schrieb »Die Verschwörung der Idioten« während seines Militärdienstes in Puerto Rico. Jahrelang suchte er vergeblich nach einem Verleger, 1969 nahm er sich das Leben. Elf Jahre später veröffentlichte ein kleiner Universitätsverlag das Manuskript auf Drängen der Mutter. 1981 erhielt der Autor postum den Pulitzer-Preis, und der Roman ist bis heute Kult.

Alex Capus, geboren 1961 in der Normandie, lebt heute in Olten. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Erzählungsband »Diese verfluchte Schwerkraft«, dem seitdem neun weitere Bücher mit Kurzgeschichten, Romanen und Reportagen folgten. Zuletzt erschien 2011 »Léon und Louise«.

EINS

Auf dem kugelrunden Kopf eine viel zu kleine grüne Jagdmütze mit Ohrenklappen, die wie Signalzeichen waagerecht in beide Richtungen abstanden. Darunter ein paar Haarbüschel und zwei große, borstige Ohren. Ein buschiger schwarzer Schnauzbart und volle, geschürzte Lippen, in den Mundwinkeln ein Anflug von Verachtung, gemischt mit Krümeln von Kartoffelchips. Im Schatten des grünen Mützenschirms suchten Ignatius J. Reillys verschiedenfarbige Augen - eines blau, das andere gelb - die wartende Menschenmenge unter der Uhr des D.H.-Holmes-Kaufhauses nach Anzeichen von schlechtem Geschmack ab. Manche Leute, so stellte Ignatius fest, trugen dermaßen neue und teure Kleider, dass es geradezu gegen Sitte und guten Geschmack verstieß. Der Besitz neuer und kostspieliger Dinge wies allein auf einen Mangel an Theologie und Geometrie hin, eventuell auch auf einen zweifelhaften Charakter.

Ignatius selber war bequem und vernünftig gekleidet. Die Jagdmütze schützte ihn vor Erkältungen, die strapazierfähige Tweedhose mit ihren zahlreichen Falten und Taschen bot überdurchschnittliche Bewegungsfreiheit bei optimalem Schutz vor Wind und Wetter. Das karierte Flanellhemd machte eine Jacke überflüssig, während der Wollschal die Blöße zwischen Ohrenklappen und Hemdkragen bedeckte. Insgesamt war sein Aufzug vielleicht ein bisschen ungewöhnlich, genügte dafür aber sämtlichen theologischen und geometrischen Standards und signalisierte ein reiches Seelenleben.

Tapsig wie ein Elefant verlagerte Ignatius sein Körpergewicht von einem Bein aufs andere, worauf mehrere Wellen Bauchfleisch sich in Bewegung setzten, um sich am untersten Knopf des Flanellhemds zu brechen und zum Bund der Tweedhose zurückzukehren. In der neuen Körperhaltung zur Ruhe gekommen, dachte er darüber nach, dass er schon ziemlich lange auf seine Mutter wartete. Allmählich wurde ihm unbehaglich zumute. Es schien, als wären seine Füße geschwollen und würden nächstens seine wildledernen Desert Boots sprengen, und um das zu überprüfen, richtete Ignatius seinen blaugelben Blick nach unten. Die Füße machten tatsächlich einen geschwollenen Eindruck. Er beschloss, die sich wölbenden Stiefel seiner Mutter als stummen Vorwurf für ihre Gedankenlosigkeit zu präsentieren. Als er wieder aufschaute, begann am anderen Ende der Canal Street die Sonne über dem Mississippi unterzugehen. Auf der Holmes-Uhr war es kurz vor fünf. Er legte sich ein paar sorgfältig formulierte Vorwürfe zurecht, um seiner Mutter ein schlechtes Gewissen zu bereiten oder sie wenigstens in Verlegenheit zu bringen. Ignatius musste ihr täglich aufs Neue den ihr zustehenden Platz zuweisen.

Sie hatte ihn in dem alten Plymouth in die Stadt gefahren. Während sie wegen ihrer Arthritis den Arzt aufsuchte, hatte Ignatius bei Werlein's ein paar Notenblätter für seine Trompete und eine Saite für die Laute gekauft. Dann war er in die Spielhalle an der Royal Street gegangen, um nachzuschauen, ob es neue Spiele gab. Zu seinem Bedauern war das mechanische Baseball-Spiel verschwunden. Vielleicht war es nur in der Revision. Als er das letzte Mal damit gespielt hatte, war der Schlagmann kaputt gewesen, und es hatte Ignatius einige Diskussionen mit dem Management gekostet, bis er sein Fünfcentstück zurückbekommen hatte; die Spielhallen-Leute hatten sich sogar zu dem haltlosen Vorwurf verstiegen, Ignatius selbst habe das Gerät beschädigt, indem er ihm einen Fußtritt gab.

Ignatius sann über das weitere Schicksal des Baseball-Spiels nach und entfernte sich gedanklich von der banalen Wirklichkeit der Canal Street und der Leute um ihn her. So bemerkte er nicht die zwei traurigen, hungrigen Augen, die ihn hinter einer Säule des Kaufhauses hervor sehnsüchtig und hoffnungsvoll beobachteten.

Gab es in New Orleans jemanden, der Spielmaschinen reparieren konnte? Wahrscheinlich schon. Vielleicht hatte man die Maschine aber

Erscheint lt. Verlag 22.8.2011
Nachwort Alex Capus
Übersetzer Alex Capus
Sprache deutsch
Original-Titel The confederacy of dunces
Maße 140 x 221 mm
Gewicht 636 g
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. Jahrhundert • Amerikanische Literatur • Confederacy of Dunces • Englische Literatur Amerikas • Erzählende Literatur • Gegenwartsliteratur • Ignaz • Pulitzerpreis • Pulitzer-Preis • Pulitzer Prize • Schelmenroman • Südstaaten • Südstaatenliteratur
ISBN-10 3-608-93900-8 / 3608939008
ISBN-13 978-3-608-93900-2 / 9783608939002
Zustand Neuware
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