Iambos

Philologische Untersuchungen zur Geschichte einer Gattung in der Antike

(Autor)

Buch | Hardcover
784 Seiten
2010
Reichert, L (Verlag)
978-3-89500-798-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Iambos - Klaus Lennartz
148,00 inkl. MwSt
Klaus Lennartz legt hier erstmalig eine Gesamtsicht der antiken Gattung des Iambos vor: Neben der „Archilochischen“ und der „Hipponaktischen Frage“ wird der truth effect Solonischer Jambik, die Integration der jambischen „Klassiker“ in Diskursformen des fünften Jahrhunderts, die Iambos-Renaissance bei Kallimachos und den Hellenisten, die Transformation des Iambos in die Epigrammatizität des Catull und die frühaugusteische Rezeption des Genres durch den „Klientel-Archilochos“ Horaz erarbeitet. „Iambos. Philologische Untersuchungen zur Geschichte einer Gattung in der Antike“ ist, als „molekulares“ Fachbuch konzipiert, zugleich doch eine über die Fachgrenzen hinaus wirkende case study generischer Proliferation.
Die Gattung des "Iambos" gehört bis in jüngste Zeit zu den meistumstrittenen Forschungsobjekten der griechischen Versdichtung: Seit der Mitte des siebten vorchristlichen Jahrhunderts treten v. a. mit Archilochos von Paros (ca. 650), Semonides v. Amorgos (jüngerer Zeitgenosse; berühmtestes Werk ist der sog. "Frauenspiegel") und dem Epheser Hipponax (ca. 500: der "Erfinder" des sog. "Hinkjambus"!) scharf konturierte Performer in bestimmten Versgattungen (Trimeter, Tetrameter, z. T. auch "halb-melische" Kurzstrophen, sog. "Epoden") in Erscheinung. Dabei treten Themen in den Vordergrund, die (nicht nur) dem neuzeitlichen Rezipenten als schonungslos "personal", als bis in Pamphletismus und Pornografik hinein explizite "Bekenntnisdichtung" erschienen sind. Martin Litchfield West leitete 1974 eine "kopernikanische Wende" in der Auffassung dieses Genres ein, indem er vermeintliche Selbstaussagen des Archilochos als ritual bedingte Rollendichtung deutete. Dieser "stock-character-These" wurde besonders in Deutschland und Italien widersprochen: Wolfgang Rösler erschloss einen symposialen Gruppenkontext, der die Jambiker als "inner circle"-Dichter verstehen ließ, bei Enzo Degani erstand der "jonische Bettelpoet", der "antike Villon" Hipponax neu als präalexandrinischer poeta doctus, der in ironisch-decouvrierender Selbstdarstellung sein literarisches Vexierspiel treibt. Vor dem Hintergrund dieser hochaktuellen Forschungsdebatten unternimmt es der Hamburger klassische Philologe Klaus Lennartz, bekannt durch seine "ikonoklastischen" (C. Rosato) Forschungen zur frührepublikanischen römischen Tragödie, erstmals ein Gesamtbild des Iambos zu zeichnen und liest die Dynamiken des Genres als Möglichkeitsselektionen und rezeptionelle Entautomatisierungen und Petrefakturen. So geraten neben der "Archilochischen" und der "Hipponaktischen Frage", die skrupulöser testimonial-sprachlicher Verifizierung unterworfen werden, der truth effect Solonischer Jambik (um 600) und die Integration der jambischen "Klassiker" in die Diskursformen des fünften Jahrhunderts ins Auge und erläutert der Autor die Iambos-Renaissance bei dem avantgardistischen "Literatur-Archäologen" Kallimachos (hierbei wird eine philologische Gesamtwürdigung und Neubewertung des Hellenistischen Iambos erreicht). Den griechischen Sprachraum verlassend, werden die Transformation des Iambos in die Epigrammatizität des Catull und in die frühaugusteische Restauration bei dem römischen "Klientel-Archilochos" Horaz erarbeitet: Hier stellt Lennartz die oft als selbstverständlich vorausgesetzten Intertextualitätsstrategien der Stücke in Frage, indem er sie rigoros an den Testimonien misst - und somit zu einer Klärung des Gattungsverständnisses eines der bedeutendsten europäischen Dichters gelangt. "Iambos. Philologische Untersuchungen zur Geschichte einer Gattung in der Antike" ist, ganz als "molekulares" Fachbuch geschrieben, zugleich doch eine über die Fachgrenzen hinaus wirkende case study generischer Proliferation.

Klaus Lennartz studierte am Institut für Altertumskunde der Universität zu Köln griechische, lateinische und mittellateinische Philologie und legte dort 1990 das Erste Staatsexamen ab. Von 1991 bis 1993 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für griechische und lateinische Philologie an der Freien Universität Berlin, 1993 wurde er mit der ein Jahr später publizierten Dissertation „Non verba sed vim. Kritisch-exegetische Untersuchungen zu den Fragmenten der archaischen römischen Tragödie“ in Köln promoviert (erschien 1994 als BzA 54). Von 1994 bis 2000 war er Wissenschaftlicher Assistent am Institut für griechische und lateinische Philologie der Universität Hamburg, seit 2000 unterrichtet er an demselben Institut als Lehrkraft. Er habilitierte sich 2007 mit der jetzt vorgelegten Gattungsgeschichte des antiken Iambos („Iambos. Philologische Untersuchungen zur Geschichte einer Gattung in der Antike“), die Verleihung einer apl. Professur erfolgte 2009. Lennartz hat eine Vielzahl von Aufsätzen, Miszellen, Lexikonartikeln u. Rezensionen auf den Gebieten der griechischen, lateinischen und mittellateinischen Philologie vorgelegt (u. a. zu Platon, Menander, Kallimachos, Ennius, Catull, Mattheus v. Vendôme u. Johannes v. Salisbury); Studien des Autors zur Dramaturgie in Platons Dialogen und zur Theoduli Ecloga werden bald fertiggestellt, daneben erarbeitet er eine kommentierte Erneuerung der Lindsayschen Nonius-Listen: Sein Hauptaugenmerk lag indes stets auf der eigenen Urteilsbildung durch plurima lectio griechischer und lateinischer Autoren sowie dem akademischen Unterricht.

Klaus Lennartz studied Greek, Latin and Mediaeval Latin Philology at the Institute for Antiquity at the University of Cologne, where he passed his MA degree in 1990. From 1991 to 1993 he worked as a specialist researcher at the Institute for Greek and Latin Philology at the Free University of Berlin, obtaining his PhD in 1993 in Cologne with his Doctoral Thesis“Non verba sed vim. Critical and exegetic investigations regarding the fragments of archaic Roman tragedies”, which was published one year later (appeared in 1994 as BzA 54). From 1994 to 2000 he was a Research Assistant at the Institute for Greek and Latin Philology in the University of Hamburg, and since the year 2000 he has been teaching there as a lecturer. He completed his habilitation in 2007 with original research, a history of the genre of the Iambos (“Iambos. Philological investigations on the history of a genre in Antiquity”), and he was awarded the title of “Professor” in 2009. Lennartz teaches Greek, Latin and Mediaeval Latin Philology, and has produced numerous philological essays, short articles, encyclopaedia articles and reviews in all three fields (e.g. on Plato, Menander, Kallimachos, Ennius, Catullus, Matthew of Vendôme and John of Salisbury). Apart from academic teaching, his main interests at the present time are two extensive studies concerning the dramaturgy of Plato’s Dialogues, and Theodulus’ Ecloga, whilst he is also working on an updated, commented edition of Lindsay’s Nonius Lists.

Erscheint lt. Verlag 29.11.2010
Reihe/Serie Serta Graeca ; 27
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 1445 g
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Latein / Altgriechisch
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Sprachwissenschaft
Schlagworte Anackreon • Archilochos • Callimachus • Catullus, Gaius Valerius • frühgriechische Dichtung • Gattungstheorie • Griechisch • griechische Elegie • griech.-röm. Iambos • Hellenistische Literatur • Hellenistischer Iambos • Hipponax • Horaz • Lateinisch • Margites • Metrik • neoteriker • Phoenix, Colophonius • Rezeption • Rezeption;Griechisch;Gattungstheorie;Archilochos;Semonides, Amorginus;Solon;Hipponax;Anackreon;Callimachus;Phoenix, Colophonius;Catullus, Gaius Valerius;Horaz;lateinisch;griech.-röm. Iambos;griechische Elegie;Margites;Metrik;Textkritik;frühgriechische Dich • Semonides, Amorginus • Solon • Textkritik
ISBN-10 3-89500-798-6 / 3895007986
ISBN-13 978-3-89500-798-9 / 9783895007989
Zustand Neuware
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