Die Stadt heisst Helsinki

Über den Dichter CLAES ANDERSSON (von Erich Schwarz)
Claes Andersson ist in vielfacher Hinsicht ein außergewöhnlicher Mensch. Im Sinne Friedrich Hölderlins erkennen wir in ihm eine Persönlichkeit, die das Credo eines Literaten verkörpert: „Was bleibet aber, stiften die Dichter.“
Claes Andersson kommt aus Helsinki. Sein Gedichtband „Die Stadt heißt Helsinki“ umfasst Gedichte aus der gesamten Zeit seines literarischen Schaffens. Andersson schreibt energetisch, das heißt, seine Sprache von poetologischer Vernunft gebiert Poesie als eine Erfindung von Wirklichkeit, als eine Aufhellung der Wirklichkeit durch Poesie. Aus der Alltagsrealität schafft Andersson eine sinnenhaft-sinnliche Wahrnehmung von Erkenntnis. In Metaphern aus Natur und Wissenschaften bleibt er bodenständig. Seine Gedanken entsprechen der Intention Heiner Müllers, der äußerte: „Denn die Worte fallen in das Getriebe der Welt, uneinholbar, kenntlich machend die Dinge oder unkenntlich. Tödlich dem Menschen ist das Unkenntliche.“ Andersson kombiniert Jazzrhythmen, umgangssprachliche Wendungen und Begriffe aus der Psychiatrie miteinander. Es entsteht so ein Gewebe aus Imagination und alltäglichem Erleben.
Dass Claes Andersson neben seiner Berufung zum Dichter auch ein Seelenkundiger ist, der die unsichtbare Psyche und ihre unsichtbaren Schmerzen, ihre Verstrickungen, Irrungen und Wirrungen begreifbar macht, muss mit seiner Kompetenz als gelernter Psychiater zu tun haben.
Für sein lyrisches Schaffen wurde ihm eine Vielzahl von Preisen und anderen Ehrungen zuteil. Seine erstaunliche Kreativität bewegt uns nachhaltig. Er lehrt uns das Staunen als eine wundersame Bereicherung von menschlicher Existenz. Neben seinen dichte¬rischen, medizinischen und auch politischen Tätigkeiten (Andersson war eine Zeit lang Minister für Kultur in Finnland), kommen noch die musikalischen dazu, Claes Andersson ist ein begnadeter Musiker, was seine zahlreich erschienenen CDs beweisen.