Gesammelte Werke. Band 2.2 - Gerhard Rühm

Gesammelte Werke. Band 2.2

Visuelle Musik

(Autor)

Michael Fisch (Herausgeber)

Buch | Hardcover
736 Seiten
2006 | 1. Auflage
Matthes & Seitz Berlin (Verlag)
978-3-88221-526-7 (ISBN)
109,00 inkl. MwSt
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Seit mehr als fünfzig Jahren widmet sich der bildende Künstler, Autor und Komponist Gerhard Rühm den Phänomenen der Sprache mit seinen unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten. Das Zeichen- und Kommunikationssystem fasst er als ein Material mit lautlichen, musikalischen, begrifflichen, bild- und zeichenhaften Elementen auf, dessen Grenzen es zu erproben und zu erweitern gilt. Und so überschreitet er in seinem vielseitigen Werk, das bis heute kontinuierlich anwächst und weitere Wege erprobt, die konventionellen Gattungsgrenzen zwischen Literatur, bildender Kunst und Musik, zwischen Sprache, Bild und Komposition.Nachdem im Frühjahr die Ausgabe der »Gesammelten Werke« von Gerhard Rühm mit dem ersten (Doppel-)Band »gedichte« eröffnet wurde, schließt sich nun der zweite Band (Teilband 2) »visuelle musik« zwingend ergänzend an. Dieser Band erschließt chronologisch den Großteil des so vom Autor genannten visuellen Werks.Gerhard Rühm ist Zeit seines Lebens ein Grenzgänger zwischen den Künsten geblieben. Intermediale Arbeit nennt er seinen Zugang zur Kunst. Er kreiert eigene Genres wie die "visuelle Musik", die "auditive Poesie", die "gestische Zeichnung", die "Bleistiftmusik" usw. Bei ihm nimmt der experimentelle Akt das künstlerische Ergebnis oft vorweg.Seit annähernd vierzig Jahren entwickelt Gerhard Rühm als musikalisches Pendant zur "visuellen Poesie" eine spezielle Spielart der bildenden Kunst: die von ihm so genannte "visuelle Musik". Wie er dem auditiven Text den visuellen Text gegenüber stellt, so gibt er der klingenden Musik ihre Notation und Bildlichkeit in eben der visuellen Musik. Rühm, bekannt als einzigartiger Grenzüberschreiter in den Künsten, ist auf dem Gebiet seiner künstlerischen Arbeiten wohl einzigartig in der intermedialen Darstellung.Ihn zeichnet in seiner künstlerischen Praxis besonders die kreative Verknüpfung verschiedener künstlerischer Ausdrucksmittel und Ausdrucksformen aus. Ausgangspunkt für seine Arbeiten ist das Wort, und zwar sowohl das Wort als abstrakter Begriff als auch das Wort als akustische Realität.Die "visuelle Musik" Gerhard Rühms umfasst die drei Gruppen: MUSIKZEICHNUNGEN (Lesemusik, Leselieder, Bleistiftmusik, Thema mit Variationen, Melogramme, Gegenständliche Musik, Notenüberzeichnungen), MUSIKCOLLAGEN (Klangkörper, Liederbilder, Programmmusik, Musikalische Stimmungsbilder, Zyklische Bildcollagen) und VERMISCHTE ARBEITEN. In diesem Band sind über als 550 Arbeiten abgedruckt und mit Stellenkommentar versehen, davon sind 350 Arbeiten bislang unveröffentlicht.

Gerhard Rühm, geboren 1930 in Wien, ist Schrift­steller, Komponist und bildender Künstler. Der Mit­be­gründer der Wiener Gruppe war Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und Präsident der Grazer Autorenversammlung. Seine Arbeit, die im Grenzbereich von Musik, Sprache, Gestik und Visuellem angesiedelt ist, wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2007 mit dem Poetik-Preis der Alice-Salomon-Fachhochschule.Danksworte zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität zu KölnIch möchte an dieser Stelle der Universität Köln, die sich im deutschsprachigen Raum eines hervorragenden Rufes erfreut, für die Verleihung der Ehrendoktorwürde ganz herzlich danken. Die Auszeichnung bestärkt mich in meiner Arbeit, denn ich fasse sie als Anerkennung eines Lebenswerkes auf, das in seiner Kompromisslosigkeit gewiss nicht Jedermanns Geschmack entgegenkommt und sich eher außerhalb der etablierten Literaturszene bewegt. Es ist ja nicht nur meine Arbeit, die von ihr und damit von den öffentlichen Medien weitgehend ausgeblendet wird – die ganze Richtung irritiert deren verengten Gesichtskreis. Diese Art von Literatur begnügt sich nicht mit unterhaltsamem Geschichtenerzählen, sie setzt sich vielmehr mit der Sprache selbst bis hin zu ihren Lautpartikeln kreativ auseinander, und das heißt mit grundsätzlichen Fragen des Ausdrucks und der Kommunikation.In ihrem oft analytischen Umgang mit der Sprache – nicht zu vergessen die Musik- und Bildsprache – bezieht sie durchaus wissenschaftliche Aspekte und Methoden mit ein. So verwischen sich nicht nur die Grenzen zwischen den einzelnen Kunstsparten, sondern auch die zum wissenschaftlichen Denken und Vorgehen. Ich erinnere nur an die elementare Bedeutung der Ausdrucks- und Wahrnehmungspsychologie für die gesamte künstlerische Produktion, aber auch an Einflüsse etwa der Chaostheorie, die bis in die Strukturierung des künstlerischen Materials wirksam werden kann, während Erkenntnisse der Quanten- und Astrophysik oder der Hirnforschung Konsequenzen für die eigene geistige Position und das ästhetische Selbstverständnis zeitigen können, ja sollten.Ähnlich forschenden Wissenschaftlern betreiben auch ernstzunehmende Künstler ihr Arbeit primär um der Sache selbst willen. Im Streben nach Erkenntnisgewinn und Bewusstseinserweiterung kann es kein Schielen auf die Zustimmung einer schnelllebigen Spaßgesellschaft geben. Die Marksteine der Kulturgeschichte entstammen nicht den Tagesproduktionen diverser Pop-»Ikonen« und Bestsellerautoren, wenn diese auch durchaus eine gesellschaftliche Funktion erfüllen mögen, sondern größtenteils dem Wirken unbequemer, meist missachteter Außenseiter – die Zeiten, als ein Meisterwerk wie Döblins Berlin Alexanderplatz zum Bestseller werden konnte sind leider vorbei, und ein Jahrhundertwerk wie der Ulysses von Joyce war es nie. Es mag für Exponenten umstrittener Positionen etwas Tröstliches haben, dass im historischen Rückblick gerade das, was seinerzeit auf Unverständnis und Ablehnung stieß, sich als das Charakteristische erweist, das als exemplarisch im kulturellen Gedächtnis haften bleibt. Vor Kurzem fand ich einen schönen Satz von Albert Camus: »Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen«. In diesem Sinn möchte ich meine Dankesworte mit einem gewissen Optimismus beschließen.25. Januar 2010

Monika Lichtenfeld, geboren 1938 in Düsseldorf, studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Köln, Florenz und Wien. 1963 Promotion mit einer Arbeit über Josef Matthias Hauer. Seit 1959 ist sie als Musikpublizistin (Schwerpunkt 19. und 20. Jahrhundert), Übersetzerin und Herausgeberin tätig.

Michael Fisch, 1964 in Gerolstein/Eifel geboren, ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Nach seiner Promotion über Hubert Fichte führten ihn Lehraufträge und Gastprofessuren u. a. in die Arabische Welt. Darüber hinaus schreibt er seit 2007 an einem mehrbändigen Erzähl-Zyklus mit dem Titel Eine Neue Welt, deren erste Bände khamsa (2009) und plural (2013) bereits erschienen sind

Erscheint lt. Verlag 1.7.2006
Reihe/Serie Gesammelte Werke ; 2.2
Mitarbeit Anpassung von: Monika Lichtenfeld
Sprache deutsch
Maße 166 x 244 mm
Gewicht 1540 g
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte Auditive Musik • Experiment • Hardcover, Softcover / Belletristik/Lyrik • Konkrete Poesie • Kunst • Lyrik • Lyrik/Gedichte • Musik • Visuelle Musik
ISBN-10 3-88221-526-7 / 3882215267
ISBN-13 978-3-88221-526-7 / 9783882215267
Zustand Neuware
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