Die Tochter der Königin - Dawn Cook

Die Tochter der Königin

Roman

(Autor)

Buch | Softcover
512 Seiten
2009
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-442-26658-6 (ISBN)
9,95 inkl. MwSt
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Das perfekte Lesevergnügen für alle, die abenteuerliche und romantische Fantasy mögen!

Tess – oder auch Prinzessin Contessa von Costenpolis – kann sehr gut auf sich selbst aufpassen, denn der Kanzler des Reiches ist der Ansicht, dass eine gute Ausbildung besser schützt als jeder Leibwächter. Doch als ihre Eltern ermordet werden, muss Tess nicht nur für sich, sondern um das Schicksal des ganzen Königreichs kämpfen – auch als sie erfährt, dass ihr bisheriges Leben eine Lüge war …

Dawn Cook ist in einer kleinen Stadt in Michigan geboren und aufgewachsen. Nach ihrem "Bachelor of Science" hat sie die unterschiedlichsten Tätigkeiten ausgeübt - so hat sie sich beispielweise um die Aufzucht und Pflege steriler Korallenkolonien gekümmert -, ehe sie mit dem Schreiben begonnen hat. Mittlerweile lebt sie im Süden der Vereinigten Staaten, wo sie an einer neuen Saga schreibt.

Es mag eine glückliche Fügung gewesen sein, dass meine Aufmerksamkeit quer über die Straße auf den schlammbespritzten Zigeunerwagen gerichtet blieb, doch das bezweifelte ich. Nebulöse Zufälle wie Glück oder Fügung wurden in meinem Leben nicht geduldet, jeder Augenblick war durchgeplant, wenn ich nicht selbst für etwas Spontaneität sorgte. Nein. wahrscheinlich war es mein Durst nach etwas jenseits des bekannten Horizonts, mein Wunsch zu sehen, was um die nächste Ecke knapp außerhalb meiner Sichtweite und Kenntnis lag. Entweder das, oder ich war zu Tode gelangweilt. "Seht, Kavenlow", sagte ich und kniff die Augen gegen die Sonne zusammen, um den bunt bemalten Zigeunerwagen zu betrachten. "Eine Handleserin. Hier." Ich drückte ihm meinen letzten Einkauf, einen Ballen Stoff, in die Arme. "Ich will mir die Zukunft deuten lassen." "Tess." Schwankend fuhr der Mann herum, um mit mir Schritt zu halten, als ich loslief. "Wir sollten zurückkehren. Es ist zu gefährlich, so lange draußen zu bleiben." "Ach, möge Gott Euch retten", beklagte ich mich. "Es ist noch nicht einmal Mittag. Hier bin ich sicherer als in meinen eigenen Gemächern." Ob man das nun als Glück oder Unglück betrachtete, es stimmte jedenfalls, und ich überquerte zuversichtlich die Straße, auf der reges Treiben herrschte. Vor mir tat sich ein Weg durch die Menge auf, als ich auf den aus Holzlatten gezimmerten Wohnwagen zuhielt, der mitsamt dem Pferd davor im Schatten der dicht gedrängten Häuser abgestellt war. Unter gereiztem Schnauben hastete Kanzler Kavenlow mir nach, und ich verlangsamte meine Schritte. Mit einem unauffälligen Blick auf den stämmigen Mann versuchte ich, den Grad seiner Verärgerung einzuschätzen. Sein leicht faltiges Gesicht wirkte angespannt, die Wangen waren von der heißen Sonne gerötet. Die Finger, die meine Päckchen festhielten, waren stark, weil sie so oft ungebärdige Pferde zügelten, und die Fingerspitzen wiesen noch Flecken von der Tinte auf, die ich gestern während meiner Geschichtsstunde verschüttet hatte. Haar und Bart, säuberlich gestutzt, waren ergraut, ebenso seine dichten Augenbrauen. Doch Kinn und Kiefer drückten dieselbe beständige, verlässliche Vernunft aus wie eh und je. Er war immer noch mein lieber Kavenlow, derjenige, an den ich mich mit meinen Fragen zuerst und mit meinen Klagen zuletzt wandte. Im Augenblick waren seine Brauen verdrießlich gerunzelt. Ich verzog unwillkürlich das Gesicht - womöglich hatte ich den Punkt erreicht, ab dem der Zorn meiner Eltern, weil er mich so lange hatte draußen bleiben lassen, für ihn schwerer wog als die peinliche Szene, die es geben würde, wenn er mich hinter die Mauern zurückschleifte. Das war seit meinem dreizehnten Lebensjahr nicht mehr vorgekommen, doch die Erinnerung an diese Demütigung trieb mir noch heute die Hitze in die Wangen. Es war kalt gewesen, als wir vorhin aufgebrochen waren, und er fühlte sich in seinem Umhang sichtlich unwohl; meinen hatte er fast den ganzen Vormittag lang getragen. Seine Stiefel waren ebenso staubig wie die untere Hälfte meines Rocks - die Straßen hatten den mit Spitzen besetzten weißen Stoff von den Knien abwärts schmutzig gelb verfärbt. Als ich ihn so gereizt sah, beschloss ich, auf dem Heimweg bei einem Weinhändler haltzumachen, um seine Laune durch Bestechung zu bessern. Abgesehen davon fand ich in diesem Moment, dass er mit dem schwarzen Lederwams und dem Dolch am Gürtel eher aussah wie ein Meisterreiter denn wie ein oberster Buchhalter und bewaffneter Begleiter. "Tess", sagte er mit einem verkniffenen Zug um die blaugrauen Augen, als er sich meinem langsameren Schritt anpasste. "Ich rate Euch dringend, lasst uns heimkehren. Euer Bräutigam ist zu früh eingetroffen." Er blickte sich um, verlagerte meine vielen Päckchen auf den anderen Arm und musste trotz seines ledernen Huts die Augen gegen die Sonne zusammenkneifen. "Und er hat so viele Soldaten mitgebracht. Doppelt so viele, wie er bräuchte. Sie drängen sich in unseren Straßen." Ich zwang mich zu einem unbekümmerten Lächeln. Das war mir auch schon aufgefallen, aber da ich nichts tun konnte, außer sie zu beobachten und abzuwarten, hatte ich nichts dazu gesagt. Und ich wusste, dass Kavenlow dieser Situation wesentlich mehr Beachtung schenkte als der Fliege, die gerade auf seiner Nase zu landen versuchte. "Wahrscheinlich hat er erfahren, was Prinz Rupert zugestoßen ist", entgegnete ich. Ich hätte sicher längst schon verheiratet sein können, wenn dieser Schwachkopf sich nicht im vergangenen Jahr innerhalb eines Tagesritts unserer Grenzen hätte ermorden lassen. Umso besser. Der Mann hatte eine Nase gehabt wie eine Kartoffel. "Ich fürchte, das werden wir uns noch lange anhören müssen", fügte ich hinzu und blieb abrupt stehen, um einen Karren vorbeizulassen, dessen Fahrer mich nicht rechtzeitig erkannt hatte. Kavenlow nahm mich mit gequälter Miene beim Ellbogen. "Ich meine damit, dass es ein Fehler wäre, eine verfrühte Begegnung auf der Straße zu riskieren." "Aber natürlich will ich ihm verfrüht begegnen", erwiderte ich. "Wenn es nach meinen Eltern ginge, würde ich ihn erst in drei Wochen sehen." Mit frech hochgezogener Braue löste ich mich aus seinem Griff und ging gemessenen Schrittes auf den Zigeunerwagen zu. "Es dauert nicht lange", sagte ich über die Schulter zu ihm. "Ihr könnt Euch währenddessen in der Taverne gegenüber etwas zu trinken holen. Ich muss mich wirklich ein wenig hinsetzen", log ich. "Mein Haar macht mich bei dieser Hitze noch wahnsinnig." Ich stocherte an dem dicken Knoten herum, zu dem ich meine hüftlangen Locken hochgesteckt hatte. Abgesehen von ein paar Strähnen, die um der reizenden Wirkung willen lose herabhingen, wurde mein säuberlich aufgetürmtes Haar nicht nur von Haarnadeln, sondern auch von nadelspitzen Pfeilen zusammengehalten. Sie bestanden aus einem bestimmten Vogelknochen, und die dünne, hohle Röhre enthielt einen Tropfen Gift. Das kurze Blasrohr, aus dem sie abgeschossen wurden, steckte mitten in dem Arrangement auf meinem Kopf wie ein Stück Dekoration. Kavenlow bestand darauf, dass ich die Pfeile stets dabeihatte, wenn ich den Palast verließ, obgleich ich sie noch nie gebraucht hatte. Kavenlow sah zu, wie ich den Sitz meiner Pfeile überprüfte, einen sorgsam neutralen Ausdruck auf dem markanten Gesicht. Ich trug sie nun schon seit sieben Jahren. Meuchler suchten das Haus meiner Mutter heim. Zahlreiche Mordanschläge auf mich hatten meine ersten Lebensjahre geprägt, so dass meine Eltern schließlich Kavenlows Drängen nachgegeben hatten.

Erscheint lt. Verlag 8.12.2009
Reihe/Serie Königinnen-Zyklus ; 1
Übersetzer Katharina Volk
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Decoy Princess
Maße 125 x 183 mm
Gewicht 434 g
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy • Königinnen-Zyklus
ISBN-10 3-442-26658-0 / 3442266580
ISBN-13 978-3-442-26658-6 / 9783442266586
Zustand Neuware
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