Hymnen -

Hymnen

dem Morgenrot entgegen

Wolf D. Fruck (Herausgeber)

Audio-CD
2024
Buschfunk Musikvlg (Verlag)
978-3-949681-40-0 (ISBN)
16,95 inkl. MwSt
Fast vergessenen Hymnen von untergegangen Staaten, Systemen und mancher großen Idee.

Nationalhymne der DDR
Am 5. November 1949 wurde das Lied – ausgewählt aus einer Reihe anderer Auftragswerke – vom Ministerrat der DDR zur Nationalhymne erklärt. Am 6. November wurde die Hymne anlässlich einer Festveranstaltung vom Berliner Rundfunkchor unter Helmut Koch uraufgeführt.
Böse Zungen behaupteten, Eisler hätte für seine Komposition die Melodie des Liedes »Good Bye, Johnny« von Peter Kreuder gestohlen. Der Text war vom damaligen Kulturminister der DDR Johannes R. Becher. Die Textzeile »Deutschland einig Vaterland« war Anfang der siebziger Jahre aus Sicht der Regierung nicht mehr zeitgemäß. Die Hymne wurde zwar nicht verboten, aber sie wurde einfach, undenkbar für eine in der Verfassung verankerte Hymne, nicht mehr gesungen. Mit Beschluss der Volkskammer der DDR vom 3. Januar 1990 durfte der Originaltext wieder gesungen werden. Ihre Auferstehung endete allerdings bereits am 3. Oktober 1990, sie wurde durch die Hymne der Bundesrepublik abgewickelt. So existiert sie nur noch als ein schönes Lied.

Kinderhymne
(Anmut sparet nicht noch Mühe) Über die Entstehung des Textes geht die Legende, Brecht hätte Ende der 40er Jahre im Auftrag eine neue Nationalhymne gedichtet, die von den Oberen aber abgelehnt wurde. Weder dies, noch das Gegenteil ist nachzuweisen. Sein Text liegt passend auf dem Deutschlandlied von Haydn. Eine Initiative von Gewerkschaftschören aus der Bundesrepublik, den Text mit Beethovens »Ode an die Freude« zur Hymne des neuen vereinigten Deutschland zu wählen, war 1990 leider gescheiter.

Marseillaisse
In der Nacht vom 25. zum 26. April 1792 als Kriegslied für die Französische Rheinarmee von einem ihrer Offiziere geschrieben, der bis dahin auch ein dilletierender Gelegenheitsdichter war.
Als Marseiller Freiwillige am 30. Juli 1792 das Lied bei ihrem Einmarsch in Paris sangen, machten sie den Namen seines Schöpfers unsterblich. Die französische »Marseillaisse« ist seit 1795 bzw. 1879 Frankreichs Nationalhymne. In zahlreichen Übersetzungen und Nachdichtungen wurde das Lied um die Mitte des 19. Jahrhunderts Kampflied der deutschen sozialistischen- und Oppositionsbewegungen. Mit der Arbeiter-Marseillaisse schuf Jacob Audorf ein Parteilied für den von Ferdinand Lasalle gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein. Es wurde eines der beliebtesten Lieder der deutschen Sozialdemokratie.

Nationalhymne der UdSSR
Bis 1943 war die »Internationale« die offizielle Hymne der Sowjetunion. Im Krieg gegen die deutschen Faschisten wurde aber eine Hymne gebraucht, die die patriotischen Gefühle der Völker der Sowjetunion zum Ausdruck bringen sollte. Alexander Alexandrow, der Leiter des nach ihm benannten Gesangs- und Tanzensemble der Roten Armee schrieb die Melodie. Im Text heißt es: »Von Russland, dem großen, auf ewig verbündet, steht machtvoll der Volksrepubliken Bastion. Es lebe, vom Willen der Völker gegründet, die einig’ und mächtige Sowjetunion. Ruhm sei und Lobgesang dir, freies Vaterland. Freundschaft der Völker hast du fest gefügt. Fahne der Sowjetmacht, Fahne in Volkes Hand, du sollst uns führen von Siege zu Sieg«. Inzwischen haben die Völker im Staatenbund der Sowjetunion ihre eigenen Hymnen. Auch dies also, wie bei der DDR-Hymne, eine vaterlandslose Hymne.

Rodina Moja (Meine Heimat)
Nach dem Großen Vaterländischen Krieg entstand dieses patriotische Lied in der Hoffnung auf ein besseres, glücklicheres Leben. Im Lied heißt es: »Rodina moja, friedliches geliebtes Land, unbesiegbar, unzerstörbar. Von weiten blauen Himmelsbahnen ergießt die Sonne goldenen Strahl, auf Kremls feuerrote Fahnen, des Friedens und des Glücks Fanal. Der Söhne Treue stählt dich mächtig, dein Reichtum macht dich märchenhaft, dein Volk ist fleißig, kühn und prächtig, wir lieben dich mit Leidenschaft«.

Swjaschtschennaja Woina
(Der heilige Krieg) 1941, unmittelbar nach Beginn des Überfalls Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, entstand das Lied der Roten Armee. Es ist weltweit verbunden mit dem heldenhaften Kampf gegen den Faschismus. Im Lied heißt es: »Steh auf, steh auf du Riesenland! Heraus zur größten Schlacht! Den Nazihorden Widerstand! Tod der Faschistenmacht! Es breche über sie der Zorn wie finstre Flut herein. Das soll der Krieg des Volkes, der Krieg der Menschheit sein«.

Brüder, zur Sonne, zur Freiheit
Das Lied entstand 1897 in einer Zelle des Moskauer Tagansker Gefängnisses und wurde rasch populär. Der deutsche Dirigent Hermann Scherchen lernte es während seiner Internierung in Russland während der Zeit des ersten Weltkrieges kennen, übertrug es ins Deutsche und schrieb Jahre später für Berliner Arbeiterchöre eine Chorfassung. Als Chorhymne, aber auch als Marsch- und Demonstrationslied gehörte es zu den beliebtesten Liedern der deutschen Arbeiterbewegung.

Warschawjanka
In den 80er Jahren des 19.Jahrhunderts, als in Polen die ersten sozialistischen Organisationen gegründet wurden, entstand dieser Gesang nach einem polnischen Freiheitslied. Der Dichter Waclaw Swiecicki schrieb den Text 1879 als Gefangener in der War-
schauer Zitadelle. Erklungen ist die Hymne erstmals während einer Demonstration in den Straßen Warschaus am 2. März 1885. Nach dem ersten Weltkrieg begann ihre Verbreitung in Deutschland. In den zwanziger Jahren wurde das Singen der Hymne als auch ihr Textabdruck von den Behörden hin und wieder verboten. Frei nach dem Motto: Was verboten ist, das macht uns grade scharf, wurde sie erst recht populär. In einer gesonderten Verfügung vom 15. Januar 1933 hat das Landeskriminalpolizeiamt I a Berlin die Verbreitung der Warschawjanka, aufgrund ihres »strafbaren Inhalts« der zu »Gewalttätigkeiten« aufreize und damit gegen den § 86 des StGB verstoße, endgültig unter Strafe gestellt.

Bandiera rossa
Die Melodie des Liedes ist lombardischen Ursprungs. Im Deutschland der zwanziger Jahre war das Lied in mehreren Fassungen im Umlauf. Weitere Informationen zur Enstehung gibt es nicht. In Deutschland wurde durch die Singebewegung eine Fassung populär, die Peter Hacks 1960 geschrieben hat: »Steht auf, ihr Arbeiter, steht auf, Genossen, die rote Fahne weht sie- gentschlossen. Steht auf, ihr Arbeiter, steht auf, Genossen, die rote Fahne erkämpft die Macht. Vorwärts, Kommunisten, zur Freiheitsschlacht«.

Dem Morgenrot entgegen
Wie viele der deutschen Arbeiterlieder ist auch dieses auf die »klassische Melodie« eines Freiheitsliedes entstanden. »Zu Mantua in Banden« war ein sehr beliebtes Lied auf den Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer, der 1810 von napoleonischen Soldaten hingerichtet wurde.
Auf diese Melodie schrieb Johannes Most 1869 sein sozialdemokratisches Parteilied »Die Arbeitsmänner« (Wer schafft das Gold zu Tage) und 1907 schrieb der Bremer Lehrer und Sozialdemokrat Heinrich Eildermann die vorliegende Fassung, allerdings unter dem Pseudonym Heinrich Arnulf mit Rücksicht auf »mögliches Berufsverbot«. 1910 wurde dieser Text gedruckt, aber erst nach dem 1. Weltkrieg wurde er als »Lied der Jugend« bekannt.

Wir sind die erste Reihe
1922 entstanden gehörte es vor allem im kommu- nistischen Rot-Frontkämpfer-Bund (RFB) zu den beliebstesten Kampfliedern. Es war üblich bei den instrumentalen Bearbeitungen für Schalmeien- und Blaskapellen in den Überleitungen Raum zu lassen für zu rufende Textzeilen wie etwa: »Genossen zu den Waffen, heraus aus der Fabrik, Sprung auf marsch, marsch, es lebe hoch die Räterepublik«. So verbreiteten die Kommunisten schon damals Angst und Schrecken.

Unsterbliche Opfer
Seit der Jahrhundertwende ist dieses Lied in der russischen Arbeiterbewegung bekannt. Es erklang an den Gräbern der Revolutionsopfer von 1905 gegen die zaristische Herrschaft in Russland. In der internationalen Arbeiterbewegung wurde es nach 1919 zum proletarischen Grabgesang für gefallene oder ermordete Genossen.
Hermann Scherchen brachte dieses Lied, das ihn tief beeindruckt hatte, mit nach Deutschland und schuf die deutsche Nachdichtung.

Die Internationale
In den letzten Maitagen des Jahres 1871 – die Pariser Commune war gescheitert – schrieb der Kommunar- de Eugène Pottier auf der Flucht den Text. Der bekam 1888, inzwischen in einem Band »Chants Revolutionnaires« publiziert, eine Melodie. Wie andere unsterbliche Melodien, wanderte auch dieses Lied über die Grenzen und wurde zur Welthymne des Proletariats.
Im Juni 1988, während einer spontanen Demonstration Unter den Linden in Ost-Berlin, versuchten überwiegend junge Leute mit dem Singen der »Internationale« mehr als tausend ihnen feindlich gegenüberstehende Volkspolizisten an die Visionen des Liedes zu erinnern. Aber da waren die schon längst vergeigt...
Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 120 x 142 mm
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik
Schlagworte DDR • Die Internationale • Hymnen • Marseillaise
ISBN-10 3-949681-40-X / 394968140X
ISBN-13 978-3-949681-40-0 / 9783949681400
Zustand Neuware
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