Highway to Heaven (eBook)

Die spirituelle Botschaft in Songs von AC/DC bis Led Zeppelin
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-298-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Highway to Heaven -  Uwe Birnstein,  Volker Eichener
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Was haben Rock, Pop und Metal mit Spiritualität und dem Glauben zu tun? »Highway to Heaven« von Uwe Birnstein und Volker Eichener bietet einen neuen Blickwinkel auf einige der beliebtesten Songs der Musikgeschichte Zwischen biblischen Geschichten und Pop- und Rockmusik gibt es zahlreiche Berührungspunkte. Die Schätze des Glaubens lassen sich in vielen Musikstücken und Songs entdecken. Seit vielen Jahren sind der Theologe und Publizist Uwe Birnstein sowie Sozialwissenschaftler Volker Eichener - beide glühende Musikliebhaber - auf der Suche nach diesen Schätzen. Ihr Antrieb ist die Neugier auf das, was hinter den Texten und Melodien steckt, die wir schon oft gehört haben und die unser Inneres auf besondere Weise ansprechen. Diese Hintergrundgeschichten teilen Birnstein und Eichener auf eine so schöne Art und gut verständlich, dass auch jene sich berühren lassen, die meinen, Gott und der Glaube spiele in ihrem Leben keine Geige. Im Buch geht es um folgende Songs: AC/DC, Highway To Hell (Hard Rock, 1979) / Black Sabbath, God Is Dead (Doom Metal, 2013) / Johnny Cash, Peace In The Valley (Gospel, 1963) / Tracy Chapman, Heaven's here on earth (Folk-Rock, 1995) / Eric Clapton, Tears in Heaven (Folk-Rock, 1991) / Leonard Cohen, Hallelujah (Folk-Pop, 1984) / Sinead O'Connor, Theology (Folk Rock, 2007) / Depeche Mode , Personal Jesus (Synthie-Rock, 1989) / Bob Dylan, Every Grain of Sand (Folk-Rock, 1980) / Genesis, Jesus He Knows Me (Rock, 1991) / Herbert Grönemeyer, Stück vom Himmel (Deutsch-Pop, 2009) / Sarah Lesch, Testament (2016) / Udo Lindenberg, Interview mit Gott (Deutsch-Rock, 2008) / Madonna, Like a Prayer (Dance Pop, 1989) / Joan Osborne, One of Us (Pop, 1995) / Rolling Stones, Sympathy for the Devil (Rock, 1968) / Rolling Stones / Lady Gaga, Sweet Sounds of Heaven (Gospel-Rock, 2023) / Patti Smith, Gloria (Rock, 1975) / Bruce Springsteen, Jesus was the only son (Rock, 2005) / U2, I Still haven't found (Rock, 1987) / Led Zeppelin, Stairway to Heaven (Hard Rock, 1971)

Uwe Birnstein, evangelischer Theologe, Jahrgang 1962, arbeitet für Fernsehen und Hörfunk, schreibt Artikel für Zeitungen und Zeitschriften, veröffentlichte bereits viele Bücher, darunter mehrere Biografien historischer und zeitgenössischer Persönlichkeiten. Seit mehreren Jahren spürt er den Geschichten von Musikerinnen und Musikern und ihren Liedern nach. www.birnstein.de

Uwe Birnstein, evangelischer Theologe, Jahrgang 1962, arbeitet für Fernsehen und Hörfunk, schreibt Artikel für Zeitungen und Zeitschriften, veröffentlichte bereits viele Bücher, darunter mehrere Biografien historischer und zeitgenössischer Persönlichkeiten. Seit mehreren Jahren spürt er den Geschichten von Musikerinnen und Musikern und ihren Liedern nach. www.birnstein.de Volker Eichener, Jahrgang 1959, ist ist Sozialwissenschaftler, promovierte 1988 und habilitierte sich 1997. Er arbeitet seit 1999 als Professor für Politikwissenschaft an der Hochschule Düsseldorf. Er war Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, hielt Gastvorträge u. a. am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, an der University of California Los Angeles, an der Kanagawa-Universität Yokohama. Pop- und Rockmusik, auch die Geschichte hinter den Songs, ist seine große Leidenschaft. Als ehrenamtlicher Konzertveranstalter ist er manchem Rockstar persönlich begegnet.

Der Pfad zum Himmel ist dornig:
Stairway to Heaven
von Led Zeppelin


Genre: Hard-Rock

Komposition/Text: Jimmy Page / Robert Plant

Interpreten: Led Zeppelin

Erscheinungsdatum: 1971 auf dem Album Led Zeppelin IV (Atlantic)

Auszeichnungen: 4x Platin (in verschiedenen Ländern); Nr. 1 bei Ten of the Best Songs Ever! von Classic Rock; Nr. 3 bei The 100 Greatest Rock Songs of All Time von VH1; Nr. 1 bei 100 Greatest Guitar Solos von Guitar World; Grammy Hall of Fame Award; The Rock and Roll Hall of Fame’s 500 Songs that Shaped Rock and Roll; Nr. 31 bei The 500 Greatest Songs of All Time des Rolling Stone u.a.

 

Es stimmt wirklich, dass es in einigen amerikanischen Musikgeschäften das Verbot gibt, Stairway to Heaven zu spielen, wenn man eine Gitarre ausprobiert. Das liegt nicht daran, dass dieses acht Minuten lange, musikalisch komplexe Stück nicht gut wäre – im Gegenteil. Stairway to Heaven ist vielleicht das bekannteste, am häufigsten im Radio gespielte und schönste Rockstück aller Zeiten – so schön, dass man es dem Verkaufspersonal nicht verdenken kann, wenn es das Lied nicht täglich mehrere Dutzend Mal aus der Hand von Hobbygitarristen hören möchte.

Schon der Titel sagt, dass es um Spirituelles geht. Die ersten Ideen zu dem Song waren Jimmy Page und Robert Plant in der walisischen Berghütte Bron-Yr-Aur gekommen, wo sie sich ohne Wasseranschluss und elektrischen Strom denkbar weit entfernt von der urbanen Glitzerwelt des Konsum-Materialismus befanden, die das Lied so heftig kritisiert. Und die mystischen Nebel der walisischen Landschaft sind auch noch in manche der mitunter rätselhaften Verse hineingewabert. Denn Robert Plant war fasziniert von dem Buch The Magic Arts in Celtic Britain, das von Druiden, dem Heiligen Gral und der Artus-Legende handelt. Auch der Herr der Ringe, den Robert Plant gern las, hatte einen Einfluss – ein Fantasy-Romanwerk des gläubigen Katholiken J. R. R. Tolkien, das die christliche Botschaft, dass das Gute über das Böse siegt, in ein fantastisches mythologisches Gewand hüllt. Plant war selbst katholisch aufgewachsen und kannte seine Bibel so gut, dass er seinen Bandkollegen den gleichen Spitznamen »Söhne des Donners« gab wie Jesus den Aposteln Jakobus d.Ä. und Johannes (Markus 3,17). Und auch Stairway to Heaven ist voller Anspielungen auf Bibelstellen.

Das Haus, in dem die Noten und der Text von Stairway to Heaven letztlich zu Papier gebracht wurden, war nicht viel komfortabler. Headley Grange im südenglischen Hampshire war ein ehemaliges Armenhaus aus dem Jahr 1795, in dem es zwar elektrischen Strom gab, wo aber die Heizung nicht funktionierte. Immerhin knisterte ein Feuer im offenen Kamin. Jimmy Page und Robert Plant saßen davor. Es herrschte eine eigentümliche, friedliche Stimmung. Page schrummte die Akkorde, die ihm schon in Bron-Yr-Aur eingefallen waren, und Plant, der eigentlich in schlechter Stimmung war, hatte einen Stift und Papier in der Hand. Und dann, sagte er später, sah er »ganz plötzlich«, wie seine Hand die Eingangsverse auf das Papier kritzelte. Und die überraschten ihn selbst, wie er sich erinnert: »Ich saß da einfach und blickte auf die Worte und ich fiel fast vom Stuhl.«1 Am Nachmittag des nächsten Tages schrieb Plant fast den gesamten Rest des Textes. Jahrzehnte später beschrieb er, wie die Inspiration über ihn kam: »Die Worte kamen zu mir, in einer Sitzung, als ob ich geführt worden wäre, das niederzuschreiben, was ich schrieb. Also war es vielleicht eine Macht. Und ich denke darüber viel nach.«2 Es war wohl so etwas wie eine Eingebung, das, was antike Künstler als »Kuss der Muse« bezeichneten. Und es war eine spirituelle Eingebung.

Bei seiner Premiere am 5. März 1971 im nordirischen Ulster fiel der Song beim Publikum allerdings noch durch. Die Menschen hatten wohl andere Erwartungen an ein Led-Zeppelin-Stück und in der aufgeheizten Bürgerkriegsatmosphäre wenig Sinn für spirituelle Ermahnungen. Der Kulturjournalist Björn Springorum erklärt die anfängliche Ablehnung damit, dass »alles« an diesem Song »revolutionär« gewesen sei: »Der mittelalterliche, folkige Tolkien-Beginn, die langsame Steigerung in einen Hard-Rock-Furor, die zwölfsaitige Gitarre, das unsterbliche Solo, der geheimnisvolle Text, zusammengenommen bilden sie alle das große Narrativ dieser Musik, vorgetragen von den Humboldts des Hard Rock […].«3

Wovon aber singt Robert Plant zu den zarten Arpeggios von Jimmy Pages akustischer Gitarre und der sanften Flötenmelodie?

Die erste Strophe setzt das Thema: Wie schon der Titel des Songs sagt, geht es darum, wie man das ewige Leben erlangt, das u.a. im Johannesevangelium den Gläubigen und den Gerechten versprochen wird: »Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.« (Johannes 5,2829; ähnlich Matthäus 25,46) Robert Plant singt jedoch von einer namenlosen Lady, die wohlhabend, egoistisch, oberflächlich, fordernd und überzeugt davon ist, dass sie für ihr Geld alles bekommt, was sie will, sogar eine Treppe zum Himmel. Anspielungen an den Ablasshandel kommen in den Sinn. Wenn sie glaubt, dass alles, was glitzert, Gold ist, ist das zunächst Kritik an der Konsumgesellschaft, die in den Jahren um 1968 en vogue war und in vielen Rocksongs musikalisch-lyrisch verarbeitet wurde – etwa in Satisfaction von den Rolling Stones oder in Mercedes Benz von Janis Joplin. Es ist aber auch eine Anspielung darauf, dass, als der Song geschrieben wurde, (esoterische) Wege zur Glückseligkeit tatsächlich für teuer Geld verkauft wurden – in Form von Seminaren oder Ashrams bei geschäftstüchtigen Gurus. Die Beatles, viele Musikerkollegen und Prominente haben diesen Weg auch ausprobiert – freilich mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Die zweite Strophe beginnt mit einem Bezug auf das Menetekel aus dem biblischen Buch Daniel (5,530), das dem König Belsazar seinen Untergang ankündigte. Die Lady beschwichtigt sich jedoch selbst und ist fest entschlossen, alle Warnungen zu missachten. Und der Sänger fragt sich, ob mit der Dame alles noch stimmt.

In der dritten Strophe wird es persönlich. Der Sänger will aus der Konsumgesellschaft ausbrechen und nach Westen reisen, wo der Garten Eden lag und wo auch die keltische Mythologie die Anderswelt verortete. Und es kommen erste mythologische Anspielungen. Der Sänger sieht Rauchringe (die schon in Bob Dylans Mr. Tambourine Man erschienen), die uns an den guten Zauberer Gandalf aus Tolkiens Herr der Ringe erinnern. Es wird auch von einem Wald gesungen. Der Wald symbolisiert von alters her die Komplexität und die Gefahren der Welt, denn dort kann man sich verirren und wilden Tieren zum Opfer fallen. Der Sänger begibt sich tatsächlich auf eine spirituelle Reise, bei der er sich der Führung durch einen Flötenspieler (»piper«) anvertraut – dem historischen Urbild eines Musikers. Der Flötenspieler ist vielleicht auch eine Anspielung auf das bekannte Gedicht des englischen Poeten Robert Browning, das die Sage vom Rattenfänger von Hameln beschreibt, der die Kinder aus der Stadt ihrer knauserigen und vertragsbrüchigen Eltern in eine paradiesische Welt entführt. Plant singt jedenfalls, dass uns der Musiker zur Vernunft bringen und uns zur Erlösung führen wird. Viele Pop- und Rockmusikerinnen und -musiker waren davon überzeugt, dass in ihrer Musik etwas Göttliches liegt und dass sie mit ihrer Musik den Menschen Heilsbotschaften bringen können. Und die Hard-Rocker von Led Zeppelin reihen sich nahtlos ein: Musiker als moderne Propheten.

Die nächste Strophe leitet Robert Plant auf Live-Konzerten gewöhnlich mit der Ansage ein, »ich habe gute Nachrichten«. Dass er vom Frühjahrsputz für die Maikönigin singt – ein Mädchen, das die englischen Umzüge zum Maianfang anführt –, bereitet uns darauf vor, dass etwas Neues beginnt. Und dann kommt auch schon die zentrale Botschaft des ganzen Songs. Der Sänger greift die uralte Legende von der Wahl zwischen zwei Lebenswegen auf. Thomas the Rhymer hatte im 13. Jahrhundert eine Ballade gedichtet, in der der Held die Wahl hat zwischen einer engen, dornigen Straße der Rechtschaffenheit, die in den Himmel führt, und einer breiten, geraden Straße der Sünde, die in der Hölle endet. Robert Plant nimmt dieses alte christliche Motiv auf, betont aber, dass es nie zu spät ist, auf den dornigen Pfad der Tugend zu wechseln. Das muss man sich einmal vorstellen: Da sagt uns ausgerechnet dieser langhaarige Bürgerschreck, der mit entblößter Brust den Sexsong Whole Lotta Love gesungen hatte, dass wir auf den dornigen Pfad der Tugend wechseln sollen!

Das Motiv des prophetischen Musikers wird in der sechsten Strophe weitergesponnen. Es summt in deinem Schädel, und der Musiker ruft dazu auf, mit ihm den Weg der Guten und Gerechten zu gehen. Jetzt, wo der Sänger selbst eine Entscheidung für den Pfad der Tugend getroffen hat, spricht er die uns wohlbekannte Lady an und fragt sie, ob sie...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Musikgeschichte
Schlagworte christlicher Glaube in der Popmusik • christlicher Glaube in der Rockmusik • christliche Themen in der Popmusik • folk rock • Geschenk Musiker • geschenk musiklehrer • Geschenk Musikliebhaber • Geschichten zu berühmten Songtexten • Heavy metal • Kunst und Glaube • Lyrics • Musik Buch • musik buch erwachsene • musik buch rock • Musikgeschichte • Musik und Glaube • Popmusik • Rockmusik • Rock Musik Buch • Songtexte • Spiritualität in der Rockmusik • Spiritualität und Musik
ISBN-10 3-96340-298-9 / 3963402989
ISBN-13 978-3-96340-298-2 / 9783963402982
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