Das Penckbuch
Hille, Ch (Verlag)
978-3-947654-48-2 (ISBN)
Wir befanden uns mit ihm in einem Raum, in dem das Prinzip der Gleichheit galt. Immer den Geruch der Druckerpressen im Rücken, verhinderte er öfters, dass wir einknickten und stärkte unsere selbstständige Ausdruckskraft. Seine Ehrlichkeit dabei war umwerfend, sein Humor belebte auch schwierige Gespräche und wir staunten jedes Mal, wie weit er uns vorausdachte, als ob er auf einem anderen Planeten existierte. Nur er und der Stift.
A. R. Penck war unser Hochschulprofessor an der Kunstakademie Düsseldorf. Ich war von 2003 bis 2005 bei ihm. Er war kein Lehrer im herkömmlichen Sinne. Alle vier bis sechs Wochen reiste er aus Dublin, seiner neuen selbstgewählten Heimat, zu uns nach Düsseldorf. Für zwei bis drei Tage besprachen wir mit ihm unsere Bilder. Es fühlte sich wie humorvolle philosophische Gespräche an. Penck hatte ein weitreichendes Verständnis für Zeichnen – Malen – Kunst und es ging ihm darum, jeden dort abzuholen, wo er gerade stand und ihn von dort weiterzubringen. Er zeichnete uns einmal ein Pferd im vollen ¬Galopp und es rannte fast aus dem Papier heraus. Welche Wonne ihm beim Zeichnen zuzusehen. Wir hatten jeden Monat oder alle sechs Wochen Weihnachten, als er zu uns kam. Von 9 Uhr morgens bis abends standen wir um ihn herum und lernten auch von den Bildbesprechungen der anderen. Es gibt einige Anekdoten über A. R. Penck. So zum Beispiel diese: Einmal, mitten am Tag in einer Bildbesprechungsserie, stand er auf, holte ein Stück Kreide und malte auf den Atelierboden. Er erklärte dabei den Zusammenhang zwischen Zeit, Zeitgeschichte und Denken im Zeichnen und Malen. Manches, was da stand, war uns zu hoch, aber insgesamt verdeutlichte uns diese Zeichnung eine Menge. Es sah am Schluss aus wie das Fadenspiel an den Händen der Kinder, das sich immer wieder verändern kann, geometrisch und doch frei. Irgendwann begann ich teilweise mitzuschreiben, was Penck sagte, da ich es so wertvoll fand. Im Jahr 2017, fast am Ende der 20 Uhr ARD-Nachrichten, kam die Meldung, dass Penck plötzlich und unvorhergesehen in Zürich gestorben ist. Ich saß danach einfach nur so da und weinte. Die nächsten Tage wurde mir klar, dass ich aus den gesprochenen Sätzen von Penck, die ich notiert hatte, etwas machen möchte und nach und nach kam ich zu dem Buch, das jetzt in Dresden gedruckt wird. Es erfüllt mich mit großer Freude, dass dieses Buch nun zu den Menschen kommt. Dort sieht man Penck bei den Bildbesprechungen und im Leben und ihm gegenüber in einer Sprechblase, was er uns sagte. Von seinen Denkanstößen kann ich immer noch lernen. Sie beschäftigen mich bis heute. Er ist immer noch da. A. R. Penck ist und bleibt für mich ein weiser Menschenfreund, der uns darauf aufmerksam machte, dass ein gutes Leben damit zusammenhängt, dass man sich dafür entscheidet, zufrieden zu sein.
Erscheinungsdatum | 16.02.2024 |
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Verlagsort | Dresden |
Sprache | deutsch |
Maße | 270 x 200 mm |
Gewicht | 228 g |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Malerei / Plastik |
Schlagworte | A. R. Penck • bildbesprechung • Kunstverständnis |
ISBN-10 | 3-947654-48-0 / 3947654480 |
ISBN-13 | 978-3-947654-48-2 / 9783947654482 |
Zustand | Neuware |
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