OUR DARK MATTERS

(Autor)

Buch | Hardcover
176 Seiten
2023
Edition Bildperlen (Verlag)
978-3-96546-512-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

OUR DARK MATTERS - Bernd Lauter
38,00 inkl. MwSt
2007 - An der Abbruchkante des Braunkohletagebaus Garzweiler steht ein Mann mit seinem Dackel beim Abendspaziergang.
2023 - Hunderte Protestierende stehen an der Kante des Tagebaus, vor ihnen das riesige Schaufelrad eines Braunkohlebaggers.
»Our Dark Matters« des Kölner Fotografen Bernd Lauter beschreibt zwischen diesen beiden Extremen seine Sicht auf das Rheinische Braunkohlerevier zwischen Köln und Aachen. Über 10 Jahre hat er die Veränderungen und Konflikte in seiner Heimat mit der Kamera begleitet. Es ist eine Region geprägt von der Braunkohle, eine Region ohne Grautöne. Sie hat Schlagzeilen gemacht: Hambi, Immerath, Lützerath sind Namen, die für den Protest von zunächst einigen wenigen, dann immer mehr Menschen gegen Braunkohle, gegen die Umsiedlung und Zerstörung von Dorfgemeinschaften und für eine andere Klima- und Energiepolitik stehen.
Dieses Buch enthält mehr als 100 Schwarzweiß-Bilder aus 10 Jahren Arbeit im Revier.

Bernd Lauter (geb. 1967 in Aachen), Rheinländer von Geburt und Dokumentarfotograf aus Passion. Meine erste Kamera, eine Agfamatic, bekam ich im Alter von zehn Jahren von meinem Contaflex­begeisterten Vater. Nach vielen Jahren als Fotojournalist für natio­ nale und internationale Nachrichtenagenturen bin ich heute für die Unternehmenskommunikation von Verbänden und Unternehmen tätig. Mittlerweile ma­chen meine freien Arbeiten einen Großteil meiner Arbeit aus. Immer mehr kristallisiert sich dabei der Klimawandel als übergeordnetes Motiv heraus, das Spannungsfeld zwischen Bewahrung und Wandel, Krisen als Chance zur (persönlichen) Transformation bildet die Grundlage meiner Projekte.

Lützerath wird in meiner Heimat das letzte Dorf sein, das „abgebaggert“ wurde. Keyenberg, Kuckum, Ber­verath, Ober­ und Unterwestrich, Morschenich blei­ben. Na ja, zumindest die Häuser. Die entweihte Kir­che St. Albanus und Leonhardus im „Schumi­Dorf“ Manheim ist nur noch ein leeres Gebäude, umgeben von größtenteils leeren Grundstücken. 2019 habe ich das letzte Schützenfest in Keyenberg fotografiert, der Verein sitzt jetzt im Neubaugebiet. Die Bäckerei im Ort ist noch an zwei Vormittagen in der Woche ge­öffnet, der Metzger hat vor zwei Jahren aufgegeben. Ich bin jetzt veganer (als früher) und trotzdem nicht begeistert. Dieses Buch markiert für mich das Ende eines Ka­pitels über zehn Jahre im Rheinischen Braunkohle­revier. Doch die Geschichte hinter den Bildern geht weiter. Die Braunkohle hat die Landschaft und die Menschen in meiner Heimat verändert. „Dark Mat­ters“ zeigt für mich, wohin Profitorientierung und eine „Ist halt so“­Mentalität führen können. Im Rhei­nischen Braunkohlerevier, im Hambi, in den Dörfern, die verschwunden sind, und in denen, die bleiben, ist viel verloren gegangen. In meiner zukünftigen Arbeit möchte ich meinen Teil dazu beitragen, dem entgegenzusteuern. Weg von Zerstörungsdokumen­tation, weg vom ausgestreckten Zeigefinger, hin zu positiven Ansätzen. Ich möchte mich in meiner Arbeit den Herausforderungen der Klimakrise stel­len und aktiv zu Lösungen beizutragen. Aber das ist noch Zukunftsmusik … Lützerath ist ein Schlusspunkt. Hoffentlich. Und doch auch nur für ein Kapitel: die Umsiedlung und Zerstörung von Dörfern im Tagebaugebiet, nicht für das Thema Braunkohle insgesamt und ihre Folgen im Rheinischen Revier. Das Ende der Kohleförde­rung ist für 2030 versprochen. Was bleibt? Riesige Löcher im Boden, aus denen bis zum Ende des Jahrhunderts Binnenseen als Naherholungsgebiet entstehen sollen. Technische Umsetzung: Schaun mer mal. Ökologische Risiken: Gleichfalls, „äwwer ett hätt noh emmer joot jejange“ (Es ist bisher noch immer gut gegangen, Paragraf 3 des Rheinischen Grundgesetzes.) Ich werde es nicht mehr erleben, meine Kinder vielleicht, meine Enkel möglicherweise – falls wir es bis dahin geschafft haben, das Kli­ma nicht komplett vor die Wand zu fahren. Es waren zehn Jahre, die mich, meine Arbeitsweise und meine Weltsicht zutiefst verändert haben. Orte immer wieder zu besuchen, bis die Bedingungen pas­sen für das „perfekte“ Bild. Tausende von Bildern auf 20 zu reduzieren, die für eine Ausstellung eine Ge­schichte erzählen. Zu entscheiden, welche Geschich­ten ich erzählen möchte aus den vielen Aspekten, die ich bearbeitet habe. Ein paar Schritte zurückzutreten, um das große Bild zu sehen (im wahrsten Sinne des Wortes). Um schließlich den Klimawandel als über­ geordnetes Thema meiner Arbeit zu finden. Je länger ich darüber nachdenke, desto eher habe ich das Gefühl, das Thema hat mich gefunden. Aber ist es nicht genau das, was eine Suche so wertvoll macht? Am Ende etwas ganz anderes als das Erwar­tete zu finden, etwas, von dem man zu Beginn nicht wusste, dass man es sucht? In diesen zehn Jahren habe ich Minimalismus, vegane Ernährung und fernöstli­che Philosophie für mich entdeckt. Ich bin emotiona­ler geworden. Ich möchte Veränderungen umsetzen, in mir selbst, dann in der Welt, die wir alle unseren Kindern und Enkeln hinterlassen. Das alles ist nicht unbedingt nur ein Resultat meiner Arbeit an „Dark Matters“. Auch persönliche, private Umbrüche ha­ben dazu beigetragen. Aber die Zeit, die ich dort im Revier verbracht habe, hat mir auf jeden Fall ein tie­feres Verständnis meiner Motivation und dem Sinn meiner Arbeit gegeben. Veränderung beginnt im Kleinen, bei mir selbst, bei jeder/m Einzelnen, vor Ort. Die Zeit wird immer knapper, um uns unserer Verantwortung zu stellen. In weiteren zehn Jahren wird es zu spät sein, das Ruder noch herumzureißen. Durch „Dark Matters“ bin ich nicht zum Aktivisten geworden. Ich bin zu einem „Bildberichterstatter“ geworden, der eine, der seine Geschichte erzählt, er­ zählen muss. Ich habe das Glück gehabt, bei der Arbeit an diesem Projekt viele wundervolle Menschen kennenlernen zu dürfen. Sie sind auch mit dafür verantwortlich, dass Sie das jetzt gerade lesen können, dass ich so lange durchgehalten habe – es gab viele Momente, in denen ich alles hinwerfen wollte. Dieses Buch ist des­ halb auch Euch gewidmet: André, Antje, Basti, David, Eva, Frank, Frauke, Freddy, Freya, Harald, Holgi, Jiri, Judith, Jürgen, Karsten, Maren, Matti, Michael, Nina, Ralf, Ralph, Sascha, Sebastian, Sebastian H., Sven, Tim, Todde, Ulli, Uwe, Vivien, Yannick und ganz vie­len Menschen in grünen Jacken: Danke Euch allen!

Lützerath wird in meiner Heimat das letzte Dorf sein, das "abgebaggert" wurde. Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober und Unterwestrich, Morschenich bleiben. Na ja, zumindest die Häuser. Die entweihte Kirche St. Albanus und Leonhardus im "SchumiDorf" Manheim ist nur noch ein leeres Gebäude, umgeben von größtenteils leeren Grundstücken. 2019 habe ich das letzte Schützenfest in Keyenberg fotografiert, der Verein sitzt jetzt im Neubaugebiet. Die Bäckerei im Ort ist noch an zwei Vormittagen in der Woche geöffnet, der Metzger hat vor zwei Jahren aufgegeben. Ich bin jetzt veganer (als früher) und trotzdem nicht begeistert.Dieses Buch markiert für mich das Ende eines Kapitels über zehn Jahre im Rheinischen Braunkohlerevier. Doch die Geschichte hinter den Bildern geht weiter. Die Braunkohle hat die Landschaft und die Menschen in meiner Heimat verändert. "Dark Matters" zeigt für mich, wohin Profitorientierung und eine "Ist halt so"Mentalität führen können. Im Rheinischen Braunkohlerevier, im Hambi, in den Dörfern,die verschwunden sind, und in denen, die bleiben, ist viel verloren gegangen. In meiner zukünftigen Arbeit möchte ich meinen Teil dazu beitragen, dem entgegenzusteuern. Weg von Zerstörungsdokumentation, weg vom ausgestreckten Zeigefinger, hin zu positiven Ansätzen. Ich möchte mich in meiner Arbeit den Herausforderungen der Klimakrise stellen und aktiv zu Lösungen beizutragen. Aber das ist noch Zukunftsmusik ...Lützerath ist ein Schlusspunkt. Hoffentlich. Und doch auch nur für ein Kapitel: die Umsiedlung und Zerstörung von Dörfern im Tagebaugebiet, nicht für das Thema Braunkohle insgesamt und ihre Folgen im Rheinischen Revier. Das Ende der Kohleförderung ist für 2030 versprochen. Was bleibt?Riesige Löcher im Boden, aus denen bis zum Ende des Jahrhunderts Binnenseen als Naherholungsgebiet entstehen sollen. Technische Umsetzung: Schaun mer mal. Ökologische Risiken: Gleichfalls, "äwwer ett hätt noh emmer joot jejange" (Es ist bisher noch immer gut gegangen, Paragraf 3 des Rheinischen Grundgesetzes.) Ich werde es nicht mehr erleben, meine Kinder vielleicht, meine Enkel möglicherweise - falls wir es bis dahin geschafft haben, das Klima nicht komplett vor die Wand zu fahren.Es waren zehn Jahre, die mich, meine Arbeitsweise und meine Weltsicht zutiefst verändert haben. Orte immer wieder zu besuchen, bis die Bedingungen passen für das "perfekte" Bild. Tausende von Bildern auf 20 zu reduzieren, die für eine Ausstellung eine Geschichte erzählen. Zu entscheiden, welche Geschichten ich erzählen möchte aus den vielen Aspekten, die ich bearbeitet habe. Ein paar Schritte zurückzutreten, um das große Bild zu sehen (im wahrsten Sinne des Wortes). Um schließlich den Klimawandel als über geordnetes Thema meiner Arbeit zu finden.Je länger ich darüber nachdenke, desto eher habe ich das Gefühl, das Thema hat mich gefunden. Aber ist es nicht genau das, was eine Suche so wertvoll macht? Am Ende etwas ganz anderes als das Erwartete zu finden, etwas, von dem man zu Beginn nicht wusste, dass man es sucht? In diesen zehn Jahren habe ich Minimalismus, vegane Ernährung und fernöstliche Philosophie für mich entdeckt. Ich bin emotionaler geworden. Ich möchte Veränderungen umsetzen, in mir selbst, dann in der Welt, die wir alle unseren Kindern und Enkeln hinterlassen. Das alles ist nicht unbedingt nur ein Resultat meiner Arbeit an "Dark Matters". Auch persönliche, private Umbrüche haben dazu beigetragen. Aber die Zeit, die ich dort im Revier verbracht habe, hat mir auf jeden Fall ein tieferes Verständnis meiner Motivation und dem Sinn meiner Arbeit gegeben. Veränderung beginnt im Kleinen, bei mir selbst, bei jeder/m Einzelnen, vor Ort. Die Zeit wird immer knapper, um uns unserer Verantwortung zu stellen. In weiteren zehn Jahren wird es zu spät sein, das Ruder noch herumzureißen.Durch "Dark Matters" bin ich nicht zum Aktivisten geworden. Ich bin zu einem "Bildberichterstatter" geworden, der eine, der seine Geschichte erzählt, er zählen muss.Ich habe

Erscheinungsdatum
Verlagsort Daun
Sprache deutsch
Maße 290 x 240 mm
Gewicht 1279 g
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Fotokunst
Schlagworte Alltag • Dokumentation • Fotografie • Gesellschaft • Kohle • Kohleabbau • Lützerath • Zeitdokument
ISBN-10 3-96546-512-0 / 3965465120
ISBN-13 978-3-96546-512-1 / 9783965465121
Zustand Neuware
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