Pieter de Hoochs "Der Liebes-Bote" + "Die Speise-Kammer" -  Volker Ritters

Pieter de Hoochs "Der Liebes-Bote" + "Die Speise-Kammer" (eBook)

Übereinstimmungen von Architektur+ ritueller verborgener Geometrie.
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2023 | 1. Auflage
216 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-6677-8 (ISBN)
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Diese kunst-theoretische Untersuchung betrachtet die in den Kunst-Bildern enthaltenen verborgen-geometrischen Strukturen, die dem betrachtenden Auge nicht offensichtlich erscheinen, sondern erst durch die Analyse der geometrischen Strukturen - nach den Regeln der verborgenen Bauhütten-Geometrie - in ihren geometrischen Zusammenhängen zu erschließen sind. Mit den Bedeutungen der verborgenen Rituale (die einer "Königlichen Kunst" folgen) treten dem (gegenstandsbezogenen) Bild die neuen Inhalte einer (philosophisch-religiösen) Einweihung hinzu und geben so dem Bild eine grundlegend tiefgründige Bedeutung einer Menschenbildung, wie sie die Königliche Kunst der Einweihung vermittelt, so dass (mit diesen Zusätzen) aus dem Bild ein Kunst-Bild wird und die optisch erkennbare gegenständliche Bildaussage durch jene dynamische Aussage einer philosophisch-religiösen Wandlung hinterlegt, bzw. überformt. In Pieter de Hoochs Bild tritt diesem Bild als Kunst-Bild hinzu, dass in die Architektur der langen in die Raumtiefe führenden Zimmerflucht in dessen vorderste Ebene eine aufrechte Weltenachse (axis mundi) gestellt wird, welche den Tiefensog umformt in eine Erde und Himmel verbindende Achse, so dass damit ein zwischen Erde und Himmel unterbrochener Kontakt und eine entsprechend entstandene Beziehungs-losigkeit überwunden wird durch diese Weltenachse. Das Bild gibt durch seine Wandlung zum Kunstbild sein Geheimnis preis und lenkt den suchenden Kunstbild-Betrachter in Richtung auf seine von widerstreitenden Gegensätzen befreiende Heilung und Ganzwerdung.

IV. ZUR ENTSCHLÜSSELUNG DER BOTSCHAFT DES KUNST-BILDES VON P. DE HOOCH: "DER LIEBESBOTE" (um 1659)


A: BILDGEGENSTÄNDLICH.
rituell, politisch, freimaurerisch


Vor der "verborgen-geometrischen" Entschlüsselung des "Kunst-Bildes" wird dieses in seinen "rituellen " Bezügen und dann in seinen "politischen" und schließlich in seinen "freimaurerischen Bezügen" seiner bildgegenständlichen Darstellung betrachtet, um zu zeigen, wie reichhaltig dieses "Kunst-Bild" bereits als "Bild" gesehen werden kann. Sein Inhalt erfüllt sich bei weitem nicht erst durch eine "Briefübergabe mit unbekanntem Brief-Inhalt" – sondern es ist vielmehr schon bei der reinen Situation (der Personen und des Raumes) viel Aufschlussreiches erkennbar.

1. BILD-DEUTUNG. rituell


[s. Abb. 1, 2, Inhaltsangabe] Durch die geöffnete Haustür in der rechten, kurzen Südwand der Diele tritt ein Bote in leicht gebückter Haltung mit gesenktem Kopf in den Raum der Hausdiele. Er liest ein in der linken Hand gehaltenes Schriftstück, während er mit seiner Rechten den dunklen Hut mit der Öffnung in Gehrichtung zur Begrüßung nach vorne zum Boden hält.

Ihm gegenüber steht in der Mitte der linken Raumhälfte die Dame des Hauses erwartungsvoll aufrecht mit einem Schoßhündchen auf dem linken Arm, während sie mit der rechten Hand das golden glänzende, lange Brokat-Kleid vom Boden leicht anhebt.

Der Bote schaut die Dame nicht an und geht doch mit großen Schritten auf sie zu, was die Dame nicht einmal erschreckt, – hingegen den größeren, dunklen Jagd-Hund an ihrer Seite wohl schon in Hab-Acht-Stellung versetzt.

Zwischen beiden Personen steht ein an Sitzpolster und Rückenlehne hellrot bezogener Stuhl mit seiner Rückenlehne an der dem Bildbetrachter gegenüber liegenden Rückwand der Diele. Durch den schmalen Spalt der weit geöffneten Haus-Tür fällt der Blick auf die dem Kanal gegenüber liegende sonnenbeschienene Häuserfront.

Dagegen führt im Rücken der Dame, welche die rechte Säule der Türrahmung verdeckt, ein offener Durchgang durch eine abgedunkelte, wohl schmale Kammer in einen größeren sich zur Tiefe hin erstreckenden Raum, an dessen ferner Rückwand zur Linken die rechte Säule eines Kamingesimses und rechts daneben das linke Ende eines Virginals zu sehen sind, wobei zwischen beiden Teilen ein ebenso roter Stuhl mit seiner Sitz-Richtung nach rechts steht.

Die durch die genannten Räumlichkeiten geformten und gewiesenen Geh-Richtungen weisen von der Haustür rechts nach links zur Dame und von ihr, bzw. von ihrem Rücken als Wendepunkt ausgehend rechtwinklig in die Tiefe von Gang und ferner Stube.

In der Diele fällt an Besonderheiten das hoch hängende Ölbild mit einer Szene von dem biblischen "Lot mit seinen Töchtern" auf, von denen in dem gezeigten Bild nur eine bei Lot wei It. [1] Das Bild hängt im Dunkeln und ist auffällig groß. Das Motiv stammt von Jan Saenredam nach einer Vorlage von Hendrick Goltzius ("Lot und seine Töchter", 1597). [2]

Weiterhin ist die Rahmung der Öffnung des Ganges von der Diele in die Tiefe oberhalb der beiden Säulen mit zwei Kugeln von der Dicke der Säulen bekrönt, die auf den Kosmos des Himmlischen und auf den Kosmos des Irischen hinweisen. Und es hängt zwischen geöffneter Haustür und Zugang zur tiefengestaffelten Raumflucht ein in mehrere Glas-Scheiben unterteilter Spiegel an der Wand, der unter jenem Bild des "Lot mit seiner Tochter" angebracht ist.

Dieser (zur Diele rechtwinklig angelegte dunkle und lange Gang) verbindet das helle Tageslicht der Hausdiele mit jener hellen Rückwand des in der Raumtiefe befindlichen Musik-Zimmers über einen dunklen Durchgang, dessen möglicherweise überleitende Funktion noch nicht deutlich gerworden ist.

Die Bedeutungen dieser Situation der beiden Personen und der räumlichen Anordnung der Stuben zeigt bereits einen symbolischen Zusammenhang:

1. Die Personen müssen sich anscheinend kennen, denn es gibt keine umfängliche Begrüßungs-Zeremonie, noch eine erklärende Wechselrede über Absicht und Sinn der herbei geführten Begegnung.

2. Da die Dame des Hauses keine Hand zur Entgegennahme eines Schriftstückes frei hat, wird es sich nicht um dessen Empfang handeln, sondern um eine Nachfrage nach dem Sinn der auf dem Papier geschriebenen Zeilen. Auch scheint angesichts des knurrenden Jagdhundes der Inhalt des Briefes für den jungen Mann nicht ganz ungefährlich zu sein, und dennoch wünscht er anscheinend darüber eine Auskunft..

3. Der Mann kommt von der lichten Straße, und er hat (nach Sicht des Betrachters) die Aussicht, von der Dame des Hauses durch den "langen und teilweise dunklen und wohl auch gefährlichen Gang" in das Musik-Zimmer geführt zu werden.

Nach diesen Hinsichten wird der wohl nachfragende junge Mann in der Dame des Hauses eine für eine Beantwortung seiner Fragen kompetente Person aufsuchen. Und dieses wird dem Betrachter des Bildes einen Einblick in eine zu erwartende Auseinandersetzung über Sinnfragen ermöglichen, deren Hintergrund ein geistiges Gefälle zwischen dem Fragenden (am unteren Ende des Gefälles) und der zur Beantwortung bereit stehenden Dame (am oberen Ende des Gefälles) vermutlich freilegen wird.

Jedenfalls handelt es sich hier nicht um eine statisch zu betrachtende Situation eines Zwiegespräches, sondern um eine offene Situation eines anklingenden und abzuwickelnden Ausgleiches zweier Horizonte, die bemüht seine können, ihr geistiges Gefälle auszugleichen..

Der Betrachter vor diesem Bild mag interessiert sein von diesem Gefälle mehr zu erfahren und von der Dynamik eines Ausgleiches beider Horizonte für eine Erweiterung seines Horizontes ergriffen zu werden: – Eine statische Kenntnisnahme vom unauffindbaren Inhalt des Briefes (ohne die Chance eines Bemühens um ein Auffinden des zunächst Unauffindbaren zu ergreifen) würde also im ersten Moment der Wahrnehmung vorliegender Situation schon zum Ende einer "Untersuchung eines Verstehenspotentials" fuhren.

Mit einer Erklärung einer Unerklärbarkeit würde also der mögliche fragliche Inhalt bereits zu Beginn eines sich möglicherweise entzündenden Interesses final "vor die Wand gefahren" werden. – Der Sinn der soweit angelegten Situation wird nun im Bearbeiten der sich entwickelnden Verständigung liegen.

2. BILD-DEUTUNG: politisch:


Wenn nun die Zeitumstände des Jahres der Entstehung des Bildes/ Kunstbildes (nämlich des Jahr 1670) betrachtet werden, so ist es eine Zeit der Schwäche der Republik der nördlichen Niederlande wegen der "Ersten Statthalterlosen Zeit" (1650-1672), in der Frankreich (seit 1661 von Ludwig dem XIV. regiert) 1672 einen Krieg gegen Holland begonnen hatte, der dann aber vom 1672 ernannten Statthalter Willem III. (1650-1702) erfolgreich abgewehrt wurde.

In der Zeit der Schwäche wurden die Farben der Oranier " (hellrot, bzw. orange) gerne vom Volk getragen, das damit seine Sympathie für die Oranier zeigte.

[Abb. IV A, 2,/ 1, 2, 3, 4, 5] Es gibt mit dem hellroten Stuhl im Vordergrund einen Hinweis auf die hell-rote Farbe der Oranier aus der Zeit der vorliegenden Malerei Pieter de Hoochs: Das Bild soll um 1670 gemalt worden sein. In politischer Hinischt ist für die Zeit um 1650 (und folgende) von Aufruhr in den Städten die Rede [3], in welcher Zeit auch häufig die Forderung nach einer Beförderung des jungen Oranier-Prinzen Willems III., (geb. 1650, 1702 gest.) aufkam, die aber vom Staatspensionaris Joan de Witt ständig behindert und übergangen wurde. [4] So solidarisierten sich "viele" (Einwohner) in Zeeland mit dem Haus von Oranien und trugen ihre Sympathien für den jungen Prinzen Willem III. von Oranien (im Sinne von seiner Unterstützung, zum Statthalter gewählt zu werden, der für die Landesverteidigung nach außen zuständig war [5]) mit dem Tragen von Bändern mit den Farben der Oranier (hell-rot) [6] zur Schau. [7]

In der Veröffentlichung der "Vaderlandschen Historie" (Bd. 12) wird 1755 für das Jahr 1652 berichtet: "In Zeeland, verklaarden veelen zig, door het draagen van Oranjelinten, openlyk, voor's Prinsen vrienden. 't Gemeen en de Predikanten werden hier zo sterk voor't Huis van Oranje, dat de Staaten van 'Gewest, welken de Gemeenten, gelyk iemant, ten deeze tvde, schreef, boven 7 hoofdscheen gewassen te zyn, op den voorslag van Middelburg, in Herfstmaand, een besluit ontwierpen "dat de jonge Prins behoorde voorschikt te worden tot...

Erscheint lt. Verlag 9.6.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
ISBN-10 3-7578-6677-0 / 3757866770
ISBN-13 978-3-7578-6677-8 / 9783757866778
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